Wort-und-Wissen-Info 1/2022
Inhalt
Grußwort von Boris Schmidtgall
Liebe Freunde von Wort und Wissen,
was sind Gemeinsamkeiten zwischen dem Wort Gottes und Vitaminen? Eine erste liegt auf der Hand: Beide bewirken Vitalität, wenn auch auf unterschiedlichen Ebenen. Eine ausreichende Versorgung des Körpers mit Vitaminen gewährleistet eine gute Leistungsfähigkeit und schützt vor körperlichen und seelischen Leiden, während ein Mangel Müdigkeit und diverse Krankheiten zur Folge hat. Ebenso ist eine ausreichende Versorgung mit dem Wort Gottes notwendig für geistliche Vitalität. Dessen beständige Einnahme bewirkt eine Zunahme an Zuversicht, Gelassenheit, Freude und innerer Kraft, ein Mangel fördert dagegen geistliche Krankheiten wie Ängste, Zweifel und Unentschlossenheit. Doch abgesehen von ihrer Wirkung haben das Wort Gottes und Vitamine eine weitere Gemeinsamkeit: Sie sind nach einem genialen Plan angelegt. Wer Gott liebt, empfindet große Freude beim Aufdecken des weisen Plans, nach dem Gott die Heilsgeschichte angelegt und den er in seinem Wort mitgeteilt hat. Diese faszinierende Erkenntnis veranlasste Menschen immer wieder zu tiefem Staunen (z. B. Paulus in Röm 11,33ff). Allerdings sind solche Einblicke ausschließlich denjenigen vorbehalten, die den Heiligen Geist empfangen haben. Menschen ohne Gottes Geist sind diese Dinge verborgen (1. Kor 2,14; Paulus nennt sie „natürliche Menschen“).
Gott schenkt auch Ungläubigen Freude an seinen Gedanken.
Dennoch hat Gott in seiner Barmherzigkeit dafür gesorgt, dass auch sie große Freude am Nachvollziehen seiner Gedanken haben können – durch die Schöpfung. Diese Freude gönnt der Schöpfer auch Menschen, die gar nicht an ihn glauben bzw. nicht glauben wollen. Ein interessantes aktuelles Beispiel hierfür ist ein vor wenigen Jahren veröffentlichtes Buch über Vitamine: „The Chemical Biology of Human Vitamins“ (C. T. Walsh & Y. Tang 2019). Die Autoren sind Experten auf dem Gebiet der Biochemie, die an weit mehr als der bloßen Wirkung der Vitamine interessiert sind – sie wollen die Mechanismen ihrer Wirkung nachvollziehen. Auch wenn die Autoren selbst überzeugte Befürworter der Evolutionslehre sind und das Buch in keiner Weise der Debatte um Schöpfung & Evolution gewidmet ist, sprechen der Inhalt und die verwendeten Begriffe eine deutliche Sprache. Schon beim Lesen der ersten ca. 40 Seiten fällt auf, dass bei den Beschreibungen der Vorgänge im Vitaminstoffwechsel praktisch auf jeder Seite von einer „dahinter stehenden Logik“, einem „umfassenden Plan“, von „Programmen“ und „Strategien“ die Rede ist. Die Begeisterung der Autoren ist dabei unübersehbar. Gelegentlich kommen auch Bezugnahmen auf die Evolutionslehre vor, wie etwa: „… Humane Vitamine sind Moleküle, die der menschliche Körper im Zuge der Evolution verworfen hat, obwohl sie paradoxerweise für seine Ernährung unverzichtbar sind.“ In der Gewissheit, dass eines Tages alle Wahrheit ans Licht kommt, freuen wir uns gemeinsam mit diesen Wissenschaftlern über den weisen Plan des Schöpfers, auch wenn sie seine Werke der Evolution zurechnen.
Herzlich, Ihr Boris Schmidtgall
DVD „Gottes Schönheit & Darwins Ärger“
Rezension von Reinhard Junker
DVD, 65 Minuten, 11 Kurzfilme aus dem „John 10:10 Project“, zusammengetragen zu einem Film. € 14,95 (A: 16,00) / SFr 22,50
„Schönheit, um ihrer selbst willen geschaffen, wäre absolut fatal für meine Theorie“, wird Charles Darwin eingangs dieser DVD zitiert.1 Warum ist das so? Der Grund ist, dass der zentrale Mechanismus gemäß Darwins Evolutionstheorie die natürliche Auslese ist.2 Natürliche Auslese hat aber nur einen „Sinn“ für das kurzfristig Vorteilhafte, für Dinge, die das Überleben fördern und die Zahl der Nachkommen erhöhen. Schönheit, die dem Überleben nicht dient, oder rein künstlerische Details bei Lebewesen sind daher ein Problem für die Evolutionslehre und ein klares Indiz für einen Schöpfer, der einen Sinn für Ästhetik hat. Dieser Gedanke wird zu Beginn des Films anhand der Pfauenfedern eindrucksvoll illustriert.
Extravagante Schönheit, Kunst, Laune, Humor, Raffinesse – all das sind Merkmale einer hohen Intelligenz und gehen weit über das hinaus, was Lebewesen für das Überleben brauchen. Das Pfauenfederkleid ist ein Paradebeispiel für Schönheit ohne erkennbaren pragmatischen Zweck. Es spielt selbst bei der Balz keine besondere Rolle, sodass auch Darwins Konzept der „sexuellen Auslese“ versagt.3 Kein Wunder, dass Darwin schrieb: „Schon vom bloßen Anblick der Schwanzfeder eines Pfauen wird mir übel.“ Es sind nicht nur die einzigartigen „Augen“ der Federn, die beeindrucken, sondern auch das Muster aller Augen insgesamt, wenn der Pfau das Rad schlägt. Es folgt einem mathematischen Prinzip.
Dem Beispiel der Pfauenfeder folgen neun weitere bunt zusammengewürfelte Episoden über unterschiedliche erstaunliche Phänomene in der Schöpfung: Die faszinierenden Früchte des Reiherschnabels, die sich selbst in den Boden einpflanzen; die Wanderung und das Orientierungsvermögen der Lachse; der ausgeklügelte Bau der Schirmchen der Pusteblume; die Unwahrscheinlichkeit einer zufälligen Entstehung des Lebens; die Zapfen einer Pinienart, deren Samen erst nach Öffnen der Zapfen durch Feuer entlassen werden; Eiskristalle mit ihrem unerschöpflichen Formenreichtum; der Lebenszyklus eines Schmetterlings mit der atemberaubenden Metamorphose; die Rolle des Schnees und der Schwarmflug der Stare, der eine kaum vorstellbare Koordination unter Tausenden Vögeln erfordert.
Der abschließende elfte Beitrag fällt etwas aus dem Rahmen, denn hier geht es unter der Überschrift „Meine einzige Hoffnung“ um die biblischen Aussagen darüber, wie sich Gott als Schöpfer im Buch Hiob (Kapitel 38) offenbart. Der Film endet mit dem Satz aus Psalm 39,8: „Deshalb, Herr, worauf richte ich meine Hoffnung. Meine einzige Hoffnung bist Du.“
Damit wird schon deutlich, dass diese DVD anders als die anderen Werke von „Illustra Media“ nicht nur von einem nicht näher bestimmten Designer spricht, sondern diesen ausdrücklich mit dem Gott der Bibel identifiziert. Im Abschnitt über den Schnee kommen weitere biblische Wahrheiten zur Sprache. So wird aufgriffen, dass Schnee in der Bibel auch ein Sinnbild für die Sündenvergebung ist: „Wasche mich völlig von meiner Ungerechtigkeit, und reinige mich von meiner Sünde … Entsündige mich mit Ysop, und ich werde rein sein; wasche mich, und ich werde weißer sein als Schnee“ (Psalm 51,2+7). Der Zuschauer wird aufgerufen, den Herrn zu suchen, solange er sich finden lässt (gemäß Jesaja 55,6).
Das Thema „Schönheit“ tritt in den meisten Episoden zwar in den Hintergrund, ist aber durch die eindrucksvollen Bilder immer präsent, auch wenn es dann doch auch um zweckvolle Einrichtungen geht. Schönheit und Kunst wird besonders noch am Beispiel der Eiskristalle vor Augen gestellt: „Schneeflocken müssten keine Kunstwerke sein, um ihren Zweck zu erfüllen.“
Die insgesamt elf Kurzfilme sind allesamt sehenswert. Sie entstammen dem „John 10:10-Projekt“ (https://thejohn 1010project.com), durch welches unter anderem mit kurzen Videos die Menschen auf ihrem Weg mit Gott ermutigt werden sollen, wie es auf der Homepage heißt.
Anmerkungen
1 Das Zitat findet sich sinngemäß im 8. Kapitel von Darwins Hauptwerk „Über den Ursprung der Arten“.
2 Das ist weitgehend bis heute so: „Allein die natürliche Selektion ist der Hebel, der Mechanismus oder Prozess, der das evolutionäre Geschehen auf der Erde bestimmt“ (Axel Lange, Evolutionstheorie im Wandel. Berlin: Springer, 2020, S. 4).
3 Ein instruktiver Text dazu findet sich hier: „Der Schönheit auf den Zahn gefühlt. Geheimnisse des Pfauenrades“, https://mare mundi.org/forum/viewtopic.php?t=551
Neuer Mitarbeiter bei W+W
Benjamin Scholl, Lehrer für Biologie und Sozialwissenschaften, stellt sich vor.
Liebe Freunde und Mitglieder von Wort und Wissen,
gerne möchte ich hier die Gelegenheit nutzen, um mich vorzustellen. Mein Name ist Benjamin Scholl und ich bin 31 Jahre alt. Gott hat es mir geschenkt, dass ich ab Februar 2022 als hauptamtlicher wissenschaftlicher Mitarbeiter mit einer 80%-Stelle im Bereich Biologie arbeiten darf. Wie es dazu gekommen ist und was die Schwerpunkte meiner Tätigkeit bei Wort und Wissen sein werden, darüber möchte ich nun berichten.
Ich hatte das Privileg, in einer gläubigen Familie geboren worden zu sein und das Wort Gottes durch meine Eltern kennenzulernen. Mit ca. 13 Jahren habe ich mich dann entschlossen, mein ganzes Leben Jesus Christus als meinem Herrn und Heiland zu übergeben. Da mein Großvater ein gläubiger Biologielehrer war, bin ich von Klein auf mit biologischen Inhalten und auch der Arbeit der Studiengemeinschaft Wort und Wissen in Kontakt gekommen. Die Genialität in Gottes Wort und seiner Schöpfung begeisterten mich schon in meiner Grundschulzeit.
Damals keimte in mir der Wunsch auf „irgendwas mit Biologie“ zu machen – ob als Lehrer, Biologe oder gar bei Wort und Wissen …? Dieser Wunsch verstärkte sich bei meiner Zeit im Biologiekurs am Gymnasium. Mein damaliger Biologielehrer war sowohl begeistert von seinem Fach als auch offen für Diskussionen – sogar über „Intelligent Design“. Das steckte mich an und ich entschied mich, ebenfalls Biologielehrer für den Unterricht an Gymnasien zu werden.
Als zweites Studienfach wählte ich Sozialkunde (mehrere Sozialwissenschaften) für mein Studium an der Universität Jena. Ich war sehr neugierig, ob der biblische Glaube sich auch unter Berücksichtigung neuer Forschungsergebnisse als tragfähig erweisen würde – was ich im Nachhinein insbesondere aufgrund der Lektüre der Literatur von Wort und Wissen bejahen kann.
Nach dem Staatsexamen mit einer Arbeit über „Evolutionsbiologie in Lehrbüchern“ absolvierte ich ein Referendariat als Gymnasiallehrer, das ich mit dem zweiten Staatsexamen über „Youtube als Lernplattform“ abschloss.
Anschließend führte mich Gott an das Evangelische Schulzentrum als Lehrer für Biologie sowie Diakonie und Sozialwissenschaften in Chemnitz, wo ich auch heute noch mit meiner Familie wohne. Rückblickend betrachte ich diese Zeit als wunderbare Führung Gottes, weil ich hier meine Leidenschaft für das Evangelium mit Biologie, Sozialwissenschaften und praktischer Pädagogik miteinander verbinden konnte. Ich durfte viele evangelistische Andachten und Schulgottesdienste mitgestalten und immer wieder auch spannende Diskussionen mit Schülern über den Bereich Glaube und Wissenschaft führen. Dadurch kam es fast „von ganz alleine“, dass ich immer mal wieder zu Vorträgen über diese Themen eingeladen wurde.
In diesem Zeitraum ergab sich auch ein engerer Kontakt mit der Studiengemeinschaft Wort und Wissen. Ich fragte damals beim Geschäftsführer Reinhard Junker an, welche Arbeitsfelder aus meinen Interessensbereichen bei Wort und Wissen gerade offen sind. Und so engagierte ich mich ehrenamtlich für W+W im Bereich der Verhaltensbiologie. Dies stellte sich als unglaublich ergiebiges Arbeitsfeld heraus, da hier sowohl die Einzigartigkeit des Menschen als Ebenbild Gottes als auch Gottes unglaublich kreative Genialität in der Tierwelt besonders sichtbar werden. Mit Reinhard Junkers vielfältigen Hilfestellungen war so auch bald die Veröffentlichung eines ersten Special Papers möglich.
Meine zweite Leidenschaft gilt den Fossilien – insbesondere der Paläoanthropologie, also der Spurensuche fossiler Hinweise nach der Herkunft des Menschen. Hier bin ich seit einiger Zeit mit Michael Brandt im Austausch, der diesen Bereich seit vielen Jahren intensiv für Wort und Wissen bearbeitet. Aber der eigentliche Auslöser meines Wechsels von der ehrenamtlichen in die hauptamtliche Tätigkeit bei Wort und Wissen war eine ausgebrochene Immunstörung, die durch Infektanfälligkeit und Stimmprobleme das weitere Unterrichten unmöglich machte.
Das hat mich schwer erschüttert, weil ich unglaublich gerne Lehrer am Evangelischen Schulzentrum in Chemnitz war. Nach langen Monaten des Wartens auf Gottes Führung, eröffnete Gott mir schließlich die Gelegenheit als wissenschaftlicher Mitarbeiter in den Bereichen Paläontologie, Verhaltensbiologie und Pädagogik ab Februar 2022 tätig zu werden.
So ist beispielsweise eine Reihe von Erklärvideos für Schüler zu Evolution und Schöpfung für den Youtube-Kanal „Wort und Wissen“ geplant. Für mich ist es ein wahres Wunder, dass sich eine so spannende berufliche Tätigkeit ergeben hat, die ich trotz Erkrankung noch ausüben kann. Ich freue mich riesig auf die Zusammenarbeit mit den ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeitern, der Leitung und vielen Freunden und Mitgliedern von Wort und Wissen.
Mit herzlichen Grüßen
Benjamin Scholl
So geht Forschung
Es heißt, Langeweile sei wichtig für die Kreativität. Hier hat es sich bestätigt: Teenies beobachten im Lockdown ein interessantes Verhalten bei Ameisen und machen eine wissenschaftliche Untersuchung daraus.
Ein Jugendlicher vertrieb sich am Rande von Panama-Stadt die Zeit damit, mit einer Schleuder getrocknete Lehmkügelchen auf schmale junge Triebe eines sogenannten Ameisenbaumes (Cecropia) zu schießen. Es gelang ihm sogar ein glatter Durchschuss durch einen Trieb. Ameisenbäume bilden oberhalb der Blattansätze Hohlräume aus, an dieser Stelle gelang der Treffer. Die Hohlräume werden gerne von symbiotisch lebenden Ameisen der Gattung Azteca bewohnt, die „ihre“ Bäume mit Klauen und Zähnen gegen Fressfeinde beschützen und dafür von deren Pflanzensäften profitieren. Am nächsten Tag stellte der Schütze fest, dass der Durchschuss auf beiden Seiten fast komplett geschlossen worden war, und zwar nicht, wie die späteren Beobachtungen zeigten, von der Pflanze selbst, sondern von den auf ihr lebenden Ameisen!
Dieser Zufallsbefund brachte den Schüler und einige Klassenkameraden dazu, im Pandemie-Lockdown das Reparaturverhalten der Ameisen systematisch zu untersuchen. Ein Akkubohrer, die Handykamera und ein Lineal genügten erst einmal, um Wissenschaft zu betreiben. In definierter Größe wurden Löcher gebohrt und das Ausmaß der Reparatur durch die Ameisen nach 2,5 und nach 24 Stunden gemessen und ihr Verhalten studiert.
Es zeigte sich, dass die meisten, aber nicht alle Ameisenkolonien Löcher reparierten. Die Gründe für dieses unterschiedliche Verhalten blieben unklar. Die Ameisen transportierten kein Material aus größerer Entfernung heran. Offensichtlich benutzten sie als Stoff zur Reparatur Pflanzenfasern aus dem Inneren des Triebes. Vielleicht spielten auch antibakterielle Absonderungen der Ameisen eine Rolle bei der Wundheilung, wie sie aus anderen Untersuchungen bekannt sind. Um diese Hypothese zu untersuchen, fehlten den Nachwuchsforschern allerdings die erforderlichen Apparaturen. Es liest sich erfrischend ehrlich, wie die Jungforscher beschreiben, dass sie die Bäume nur bis zu einer Höhe von ca. 2 m über Grund untersuchen konnten: Schlicht, weil ohne Hebebühne die Arme halt nur so weit reichen. Etwas Anleitung und Statistik war dann doch noch nötig, die die Schüler des Freiwilligenprogramms des Smithsonian Tropical Research Institute (STRI) in Panama City bekamen.
All das mündete in einer Publikation im „Journal of Hymenoptera Research“. So geht Forschung! Wer mit wachen Augen durch die Natur geht, findet immer etwas Interessantes, und auch mit einfachen Mitteln können ganz neue Erkenntnisse über die Wunder der Schöpfung gewonnen werden.
Aber auch Unterstützung ist wichtig: Die Danksagungen am Ende der Publikation erwähnen keine Fördergelder, wohl aber die örtliche Polizei, die netterweise ein Auge zudrückte und den Pandemie-limitierten Aktionsradius für die Forscher eher weiter als enger auslegte.
Literatur
Hans-Bertram Braun
Der Wert einer Mutter für die Gehirnentwicklung ihres Babys
Wie wichtig ist die Anwesenheit und Aufmerksamkeit einer Mutter für eine gesunde soziale Entwicklung ihres kleinen Kindes? Diese Frage stellt sich auch in Anbetracht steigender Zahlen von Ganztagesplätzen bei Kindern unter 3 Jahren. In Deutschland gab es vom Jahr 2006 bis zum Jahr 2016 einen Anstieg von 13,6 auf 32,7 Prozent Betreuungsanteil der 0- bis 2-Jährigen. Über 80 Prozent dieser Kleinkinder sind über 25 Stunden pro Woche in einer Betreuungseinrichtung angemeldet. Selbst bei Säuglingen unter einem Jahr nutzen 2,1 Prozent der Eltern aus den alten Bundesländern und 3,9 Prozent der Eltern aus den neuen Bundesländern ein bezahltes Kinderbetreuungsangebot (BMFSFJ 2016, S. 4–10).
Ein Forscherteam um Yaara Endevelt-Shapira aus Israel hat in einer aktuellen Studie in Science Advances den Einfluss der Anwesenheit einer Mutter auf die Entwicklung von Säuglingen anhand von 65 Paaren von Müttern und ihren vier- bis zwölfmonatigen Säuglingen untersucht. Zur Messung von Gehirnaktivitäten wurden bei den Untersuchungen EEG-Elektroden verwendet, um Spannungsschwankungen des Gehirns an der Oberfläche in den jeweiligen Hirnregionen aufzuzeichnen.
Die Untersuchungsergebnisse
Zuerst testete das Forscherteam, ob die Interaktion von Angesicht zu Angesicht zwischen Mutter und Kind eine stärkere „neuronale Kopplung“ als ohne direkten Sicht- oder Hörkontakt hervorruft. Dabei wurde das Verhalten des Säuglings beobachtet, wenn er der Mutter gegenübersaß und mit ihr kommunizierte, im Vergleich dazu, wenn er in einer Rücken-zu-Rücken-Position in der Nähe zur Mutter saß und sie weder sehen noch hören konnte.
Das Ergebnis zeigte, dass es einen „signifikanten“ Effekt für eine erhöhte „Konnektivität“ zwischen den Gehirnen bei der Interaktion von Angesicht zu Angesicht gab, verglichen mit der Situation, in der beide einander mit dem Rücken zugewandt waren. Die stärkste Synchronisation der Gehirne war im rechten Zentralareal der Mutter und im rechten Frontal-Hinterhauptlappen-Bereich des Kindes anhand von Theta-Wellen mittels EEG messbar.
In einer weiteren Untersuchung wurde jedem Säugling eine fremde Frau gegenüber gesetzt, die ungefähr genauso alt war wie die Mutter des Säuglings. Es zeigte sich mit einem „signifikanten“ Effekt, dass sich das Gehirn eines Säuglings deutlich stärker mit dem Gehirn seiner Mutter als mit dem einer fremden Frau synchronisierte – was ja eigentlich auch zu erwarten war.
Für einen letzten Test mussten die Mütter je zwei Nächte lang ein T-Shirt tragen, welches so ihren Geruch aufnahm. Anschließend wurde mithilfe dieses T-Shirts untersucht, ob die Säuglinge nun stärker mit einer fremden Frau interagieren würden als ohne diesen Geruch. Tatsächlich fand das Forscherteam einen „signifikanten“ positiven Einflusses des mütterlichen Geruchs auf die Synchronisierung des Gehirns einer fremden Frau mit dem Gehirn des Säuglings. Dies könnte man so deuten, dass der Geruch der Mutter dem Säugling signalisiert, dass er gerade in der sicheren Nähe der Mutter ist und er sich somit offen auf andere Personen im „familiären“ Umfeld einlassen kann.
Außerdem zeigte sich in Anwesenheit des mütterlichen Geruchs eine erhöhte visuelle Aufmerksamkeit des Babys auf die Mimik einer fremden Frau. Zudem waren in Anwesenheit einer fremden Frau sowohl mehr positive Gefühlsäußerungen wie Lachen und Lautäußerungen als auch ein größeres Bemühen um soziale Annäherung und ein erhöhtes Sicherheitsgefühl beim Baby feststellbar, sofern es den Geruch der Mutter wahrnahm.
Schlussfolgerungen
Endevelt-Shapira und Kollegen (2021) schlussfolgern: „Die Sozialisierung von Säuglingen in das Leben in sozialen Gemeinschaften erfordert die Integration von multisensorischen Signalen der Mutter […] – darunter Geruchssignale, die Sicherheit vermitteln, die eigene Gruppe markieren und Annäherung ermöglichen.“ Die neuronale Synchronisation des Gehirns eines Säuglings mit seinem Gegenüber wird also von der geruchlichen Wahrnehmung der Mutter im Prozess der Gehirnreifung beeinflusst. Dies sorgt dafür, dass sich Säuglinge durch dieses „Sicherheitssignal“ auf ihre soziale Umwelt einlassen und sich so neuronal mit Mitmenschen „verbinden“ können.
Weiter schreiben die Autoren, dass „Momente der direkten Interaktion zwischen Mutter und Kind dauerhafte Auswirkungen auf das sich entwickelnde Gehirn haben und die Konsolidierung komplexer sozialer Verhaltensweisen wie fokussierte Aufmerksamkeit, Emotionsregulation, soziale Zusammenarbeit und Empathie fördern“.
Das Autorenteam bezeichnet diese gemeinsamen Interaktionen zwischen Mutter und Kind sogar als möglicherweise essenzielle Umwelteinflüsse für die Entwicklung des hinteren Schläfenlappens, die später nicht nachgeholt werden können. Insbesondere Nachahmungsspiele (wie z. B. das „Guck-guck-Spiel“) zwischen Mutter und Säugling helfen dabei, dass sich soziale Kognition sowie eine differenzierte Wahrnehmung des eigenen Selbst und des Gegenübers bei einem Säugling entwickeln können.
Auf den Punkt gebracht zeigen diese Forschungsergebnisse, wie wichtig nicht nur die spürbare Anwesenheit der Mutter inklusive ihres Geruchs, sondern auch ihre ganz konkrete Aufmerksamkeit und direkte Interaktion mit ihrem Säugling für dessen neuronale Entwicklung in vielen sozialen und emotionalen Bereichen ist. Für weitere Forschungen bleibt aber offen, für wie viel Zeit am Tag die Anwesenheit der Mutter für die Entwicklung des Gehirns und des sozialen Lernens besonders entscheidend ist. Auch der Einfluss des Vaters und anderer Familienmitglieder sowie die diesbezüglichen Unterschiede in verschiedenen Altersgruppen bei Kleinkindern müssen noch untersucht werden.
Auf jeden Fall spricht die Bibel deutlich von der unglaublich wichtigen Rolle der Mütter (und natürlich auch der Väter) für die Entwicklung ihrer Kinder. Die Mutter vermittelt einem Kind (Ur-) Vertrauen (Psalm 22,10-11), Ruhe (Psalm 131,2), Trost (Jesaja 66,13) und Wegweisung für das ganze Leben (Sprüche 1,8 und 31,1).
Benjamin Scholl
Literatur
Endevelt-Shapira Y, Djalovski A, Dumas G & Feldman R (2021) Maternal chemosignals enhance infant-adult brain-to-brain synchrony. Science Advances 7, 50, doi: 10.1126/sciadv.abg6867.
Reindl V, Gerloff C, Scharke W & Konrad K (2018) Brain-to-brain synchrony in parent-child dyads and the relationship with emotion regulation revealed by fNIRS-based hyperscanning. NeuroImage 178, doi: 10.1016/j.neuroimage.2018.05.060.
Fotowettbewerb für den Neuen W+W-Kalender
Gottes Schöpfung zu betrachten ist eine große Freude. Zur Förderung dieser Freude haben wir für das Jahr 2022 einen illustrierten W+W-Kalender gestaltet und haben vor, dies für das Jahr 2023 zu wiederholen – mit Ihrer Hilfe!
Wir laden Sie ein, an unserem Fotowettbewerb teilzunehmen und uns interessante Fotos zukommen zu lassen, die auf die Arbeitsbereiche von W+W Bezug nehmen: Archäologie/Geschichte, Biologie, Geowissenschaften, Kultur und Geschichte, Philosophie, Physik/Kosmologie und Wirtschaft. Zur Teilnahme am Wettbewerb schicken Sie Ihre Fotos bitte an die folgende E-Mail-Adresse: fotowettbewerb@wort-und-wissen.de. Pro Teilnehmer können maximal drei Bilder (im JPG-Format mit je einer maximalen Dateigröße von 5 MB) eingeschickt werden. Die Voraussetzungen sind, dass Sie selbst Urheber und somit Fotograf der Fotos sind und dass die Bilder im Querformat aufgenommen wurden. Bitte vermerken Sie des Weiteren in der E-Mail, was auf den jeweiligen Fotos dargestellt ist, z. B. Name, Bezeichnung oder Ortsangaben. Der Teilnahmeschluss ist der 1. Juni 2022; der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Die Jury wählt aus allen Einsendungen zwölf Bilder für den Wort und Wissen-Kalender 2023 aus. Neben ästhetischen und qualitativen Kriterien spielen auch die Originalität sowie die Verknüpfung zu den W+W-Fachbereichen eine zentrale Rolle. Sollte Ihr Foto für den kommenden Kalender ausgewählt werden, erhalten Sie drei Kalender kostenlos und für jedes im Kalender verwendete Foto einen Büchergutschein über 20 EUR, einlösbar im Webshop von Wort und Wissen. Wir freuen uns über eine rege Teilnahme und sind gespannt auf neue Einblicke in Gottes wunderbare Schöpfung.
„Wunderbar sind deine Werke, und meine Seele erkennt es sehr wohl.“ Psalm 139,14b
Jahrestagung 16. – 19. Juni 2022
Christliches Erholungsheim Rehe/
Westerwald
Themen und Referenten
- Dr. Bernhard Kaiser : Gott und die Schöpfung – was vermag der Mensch vor seinem Schöpfer?
- Prof. Dr. Andy McIntosh : Die erstaunliche Konstruktion des Bombardierkäfers
- Prof. Dr. Thorsten Attendorn : Zwischen Anthropozän und Zauneidechse – was ist die goldene Mitte der Umweltverantwortung?
- Dr. Peter Trüb : Schwarze Löcher: An der Grenze von Raum und Zeit.
- Prof. Dr. Alfred Krabbe : Die Suche nach Leben im Weltall und die christliche Botschaft
Parallelprogramme
- Dr. Reinhard Junker : Botanische Führung
- Dr. Peter Borger : Was sind Viren?
- Prof. Dr. Andy McIntosh: Das Wunder des Vogelzugs (auf Englisch)
- Peter v. d. Veen : Antike Ikonographie und Bibel
- Dr. Harald Binder: Parasiten – Fragen zu Gut und Böse in der Natur (geändert)
Predigt: Hartmut Jäger : Der erste Mensch – Gottes geniale Idee (1. Mo 1, 26 +27)
Weiteres : Aktuelles aus der Arbeit von W+W und Antworten auf Ihre Fragen zu Wissenschaft & Bibel; Extraprogramm für Kinder und Jugendliche
STUDIUM INTEGRALE JOURNAL
Das evolutionskritische Magazin
Themen Heft 2 / 2021
- B. Scholl: Verhaltensähnlichkeiten sind kein gutes Evolutionsargument
- R. Junker: Vögel aus der Kreide – Busch statt Stammbaum
- M. Kotulla: Erdgeschichte: Die Erfindung der Zeit
- B. Schmidtgall: Die „Sauerstoffkatastrophe“. 2. Forschen nach den Ursachen des „great oxygenation event“
- H.-B. Braun: Inspiriert vom Zufall?
- R. Junker: Vogelflug mehrfach entstanden?
- H. Ullrich: Fossilien widersprechen dem Biogenetischen Grundgesetz
- P. Borger: Ganz oder gar nicht: Die sich teilende Zelle benötigt mindestens 492 Gene
- B. Schmidtgall: Ursprung der Bakterien – aktuelle Versuche „evolutionäre Bäume“ zu retten
- M. Brandt: Homo naledi einzigartig – aber ein Mensch?
Streiflichter: Gelbe Pilzblüte – täuschend echt • Gelenkschmiere in Beingelenken von Käfern • Dem Magnetsinn beim Rotkehlchen auf der Spur • Primitivität kein Wegweiser für Evolution • Sequenzielle Mauser – „modernes“ Vogelmerkmal bei einem Dinosaurier • Die Frage nach der Entstehung der Arten • „Total unsichere“ Phylogenie an der Basis der Vögel • Das Urknallmodell unter Zeitdruck • Planeten ohne Stern • Kaum einzigartige DNA-Sequenzen im Erbgut des Menschen • 14 „computergesteuerte“ Glieder beim Wimpertierchen • Fischflosse als Inspiration für die Roboterhand
Jahresabo (2 Ausgaben; je 56–64 S.): 15,– € (außerhalb D: 19,–) / SFr 23,– (Studenten/Schüler: 10,– €; außerh. D: 12,– / SFr 15,–); Einzelheft: 8,50 €; älteres Kennenlernexem-plar € 4,– € / SFr 6,– (jeweils inkl. Versandkosten; Bestellung mit beiliegendem Coupon)
Neues auf unseren Internetseiten
- Mammutzähne – die bisher älteste DNA identifiziert (Dr. Harald Binder)
- Eine moderne menschliche Wirbelsäule bei Australopithecus sediba? (Benjamin Scholl)
- Rezension zu „Evolutionstheorie im Wandel“ von Axel Lange (Dr. Reinhard Junker)
- Rezension zu „Darwin in der Stadt“ von Menno Schilthuizen (Dr. Reinhard Junker)
- Rezension zu „Was ist Leben?“ von P. Nurse (Dr. Boris Schmidtgall)
- Entgegnung auf „Streitthema Evolution“ von Ernst Lutz und Joe Aguirre (Michael Kotulla)
- Kap. 1 und 2 aus dem Buch „Schöpfung oder Evolution – ein klarer Fall!?“ sind als Videos verfügbar.
- Vorträge vom Schülertag Süd:
Schöpfungsindizien in der Biologie (Dr. Reinhard Junker)
Schöpfungsindizien in lebenden Zellen (Dr. Boris Schmidtgall)
Schöpfungsindizien in der Astronomie (Dr. Peter Trüb)