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Hans-Joachim Zillmer: „Darwins Irrtum“

Vorsintflutliche Funde beweisen: Dinosaurier und Menschen lebten gemeinsam
Langen Müller, München 1998


Nachfolgend eine Rezension von Reinhard Junker und Manfred Stephan:

„Stimmt das mit den Dinosaurier-Fußspuren doch?“ – „Ist an dem Buch von Zillmer was dran?“ Solche Fragen erreichten uns in den letzten Wochen öfter. Daher geben wir an dieser Stelle eine kurze Stellungnahme zum Buch „Darwins Irrtum“ von Hans-Joachim Zillmer ab.

Wesentliche Behauptungen des Buches sind die Gleichzeitigkeit der Entstehung der geologischen Systeme (Formationen) und damit einhergehend die Gleichzeitigkeit der Einbettung der in diesen Schichten enthaltenen Fossilien. Ein weiteres wichtiges Thema des Buches ist das häufige Vorkommen menschlicher Artefakte oder Spuren in geologischen Schichtfolgen, die nach herkömmlicher geologischer Sicht bis zu mehrere hundert Millionen Jahre alt sein sollen. Der Autor schließt aus diesen Indizien auf ein Erdalter von wenigen tausend Jahren, womit aufgrund der Kürze der zur Verfügung stehenden Zeit Evolution unmöglich sei und Darwin sich geirrt habe. Der Autor plädiert allerdings nicht für Schöpfung durch den in der Bibel bezeugten Gott, sondern tendiert stärker zur Ansicht, daß die Menschen durch „Außerirdische“ erschaffen wurden.

Das Buch handelt großenteils von Deutungen geologischer Befunde. Der Autor ist als Ingenieur zwar Laie auf diesem Gebiet, doch muss ihn das nicht von vornherein disqualifizieren. Es zeigt sich allerdings deutlich, dass Zillmer grundlegende geologische Kenntnisse nicht berücksichtigt. Einige Beispiele: Im Gegensatz zu den Ausführungen Zillmers kann nichts über das Alter geologischer Schichten gefolgert werden, wenn sie an der Erdoberfläche zugänglich sind; diese Lage kann durch sekundäre Prozesse (Hebung, Faltung und Erosion) zustandekommen; solche Prozesse sind anhand der Lagerung der Gesteine in der Regel erkennbar. Ebenso ist es grundsätzlich nicht verwunderlich, wenn ganze Systeme (Formationen) fehlen; das kann gar nicht anders sein, da Abgelagertes von irgendwoher angeliefert werden musste, und das können in vielen Fällen nur zuvor schon anderswo abgelagerte und wieder erodierte (und damit „verschwundene“) Sedimentfolgen sein. Verwunderlich ist auch, dass der Autor scheinbar nichts über die neueren katastrophischen Deutungsweisen in der Geologie weiß. Die heutige Geologie ist schon länger nicht mehr so einfach uniformitaristisch wie zu Zeiten Lyells und lange Zeit danach. Das Zillmer das nicht weiß (jedenfalls nicht erwähnt und anderes schreibt), ist geradezu ein Beleg, dass er die aktuelle Fachliteratur nicht im Entfernsten kennt oder einfach ignoriert. Und ohne diese Kenntnis (bzw. Berücksichtigung) kann man über einen so anspruchsvollen Stoff unmöglich etwas schreiben, was der Realität standhält.

Übliche geologische Fachliteratur wird praktisch nicht berücksichtigt. Dies ist bei der behandelten Thematik und derart gewagten Behauptungen nicht tragbar. Wer Neues behauptet, muß sich mit dem bisherigen kritisch auseinandersetzen. Diese mühsame Arbeit kann nicht abgekürzt werden. Abgesehen von wenigen Lokalitäten, die der Autor besucht hat, scheint er auch keine wirklichen geologischen Geländekenntnisse zu besitzen.

Die Auflistung von menschlichen Artefakten in viel zu „alten“ Schichtfolgen sollte unabhängig von den gravierenden Mängeln des Buches überprüft werden. Ein Urteil darüber kann aus der Entfernung nicht abgegeben werden. Sollten sich Befunde dieser Art bestätigen, wären das sehr wichtige Indizien; sie würden aber nicht die generell vorfindliche Ordnung der geologischen Systeme und ihrer Fossilien in Frage stellen und können daher keinen Beweis für die pauschale Behauptung sein, alle Lebewesen hätten gleichzeitig exisiert. Diese Behauptung folgt zwar aus der biblischen Sicht der Geschichte des Lebens und gehört zu den Grundlagen der Arbeit der SG Wort und Wissen, aber sie kann in der Weise Zillmers nicht annähernd ausreichend belegt werden (so wünschenswert das wäre).

Ohne an dieser Stelle auf Details einzugehen, muß auch eine Beurteilung der biologischen Teile eher negativ ausfallen: sie sind ziemlich oberflächlich, und die biologisch-evolutionskritische Argumentation ist anfechtbar; diese Partien könnten viel besser und „wasserdichter“ formuliert werden.

Trotz Sympathie mit dem Anliegen des Autors, für eine junge Erde und gegen Evolution zu plädieren, kann das Buch aus den genannten Gründen nur negativ bewertet werden. Den einzelnen in die übliche geologische Abfolge nicht-passenden Funden sollte jedoch nachgegangen werden.

Aufgrund von Anfragen sei noch angemerkt, dass keine Kontakte zwischen Zillmer und der Studiengemeinschaft Wort und Wissen bestehen. Aus einem uns zugleiteten Brief des Autors geht hervor, dass er den Ansatz der Studiengemeinschaft ablehnt und sich deutlich von Wort und Wissen distanziert. Uns kann das angesichts der Aussagen über „Außerirdische“ als Schöpfer und des Umgangs mit geologischen Befunden, wie er in Zillmers Buch zum Ausdruck kommt, nur recht sein.

aus „Wort und Wissen Info 46“ (März 1999)