Skip to main content

Wort-und-Wissen-Info 2/2022


Grußwort von Boris Schmidtgall

Liebe Freunde von Wort und Wissen,

begeisterte Wissenschaftler machen sich hin und wieder auch über Wissenschaft an sich ihre Gedanken. Denn der Umstand, dass und wie wir Wissenschaft betreiben, ist keine Selbstverständlichkeit. Warum das systematische Betreiben verschiedener Forschungsdisziplinen nur in Europa zur Blüte gelangt ist, kann anhand historischer Dokumente nachvollzogen werden. Schriftzeugnisse aus dem 12. bis 17. Jahrhundert belegen klar, dass diese Entwicklung vor allem der wörtlichen Auslegung der Bibel zu verdanken ist. Der Glaube, dass Gott die Welt gut geschaffen hat, motivierte zu deren Erforschung ebenso wie die Erwartung, dass der Schöpfer Gesetze in die Natur hineingelegt hat. Männer wie Roger Bacon oder Johannes Kepler stellten anhand ihrer Beobachtungen und Experimente Gesetzmäßigkeiten fest und legten so auch den Grund für eine segensreiche kulturelle Entwicklung. Ihre Überzeugungen waren der Ausgangspunkt der „wissenschaftlichen Revolution“. Vishal Mangalwadi gibt diesen Zusammenhang in seinem Werk „Das Buch der Mitte“ in folgenden Worten wieder: „Die Wissenschaftsbegeisterung des Westens setzte erst ein, als Menschen, inspiriert von der Bibel, sich wieder Gottes vergessenem Auftrag zuwandten, sich die Erde untertan zu machen.“ Auf den Rückblick folgt der Ausblick. Es stellt sich unmittelbar die Frage: Wie sehen die Ziele und Prioritäten der heutigen wissenschaftlichen Community aus und mit welcher Entwicklung können wir künftig rechnen?

Auf zu einer neuen „wissenschaftlichen Revolution“?

Um ein Bild davon zu erhalten, lohnt sich der Blick in die Schlagzeilen hochrangiger wissenschaftlicher Zeitschriften. Dabei fällt das häufige Klagen über soziale Ungerechtigkeit in wissenschaftlichen Berufen auf – besonders über „rassistische Voreingenommenheit“ oder „mangelnde Geschlechtergerechtigkeit“. Titel wie „Defizit in der Wahrnehmung rassenbedingter Ungleichheiten“ (Science 2022), „Fördern der Geschlechtergleichstellung in der Wissenschaft“ (Science 2021) oder „Einbindung von LGBT+-Forschern ist entscheidend“ (Nature 2020) sind inzwischen keine Seltenheit. Der Inhalt folgt stets dem gleichen Muster: Statistische Ungleichheiten in der Verteilung von Geldern für die Forschung oder Gelegenheiten für angesehene Veröffentlichungen etc. werden festgestellt und anschließend gefordert, diese „Missstände“ durch Maßnahmen zu beseitigen. Das Ziel dieses moralischen Drucks kann folgenden Worten eines Science-Artikels entnommen werden: „Trotz des langen Kampfes um die Förderung der Vielfalt und die Schaffung von Chancengleichheit sind die zentralen Institutionen der Gesellschaft nach wie vor von rassischen [oder anderen] Unterschieden geprägt.“ Während die Gründungsväter motiviert von der Heiligen Schrift nach dem Schönen, Wahren und Guten forschten, wird gegenwärtig vermehrt auf formale Gleichheit gepocht. Blühte die Wissenschaftskultur zur Zeit der Gründungsväter auf, dürfte sie künftig welken. Wir hoffen, mit unserer Arbeit bei der SG W+W die Motivation der frühen Forscher gemäß Röm. 12,2 bewahren und erneuern zu können.

Herzlich, Ihr Boris Schmidtgall

„Und Gott schuf die Evolution“

Das umstrittene Buch von Matthew Nelson Hill ist vor kurzem im Gerth Medien Verlag erschienen. Benjamin Scholl hat dazu eine Rezension verfasst.

Eine grundsätzliche Frage, vor der jeder Nachfolger Jesus Christi steht, lautet: Will ich akzeptieren und glauben, was Gott uns in seinem Wort sagt, oder öffne ich mich für alternative Deutungen aus einem ungläubigen Umfeld?
Für die ersten Christen war es – je nach Herkunft – eine besonders starke Versuchung, sich der beliebten griechischen Philosophie zuzuwenden, wie z. B. der Gnosis (z. B. 1. Tim 6,20). Auch einige Kirchenväter der ersten Jahrhunderte, denen wir ohne Zweifel vieles verdanken, waren vor dieser Versuchung nicht gefeit und deuteten die Bibel teilweise mit einer „hellenistischen Brille“. Es ist daher nicht verwunderlich, wenn Verfechter der Theistischen Evolution (d. h. Gott schuf durch Evolution) auch selektiv die Interpretationsvorschläge bestimmter Kirchenväter anführen, um daraus Argumente für ihren Umgang mit dem Schöpfungsbericht abzuleiten.
So schreibt auch Matthew Nelson Hill in seinem Buch mit dem Titel Und Gott schuf die Evolution: Warum Glaube und Wissenschaft Hand in Hand gehen können über die angeblich freien Interpretationen des Schöpfungsberichts durch die Kirchenväter: „dann dürfen wir uns doch auch einen unverkrampften Umgang damit [dem Schöpfungsbericht] zugestehen“ (Kindle Version, 63 f.). Allerdings scheint Nelson Hill dabei eine Minderheit der Kirchenväter einseitig in seinem Sinne anzuführen. So findet beispielsweise die direkte Erschaffung Adams durch Gott als Stammvater aller Menschen (z. T. zusätzlich zu typologischen Deutungen) eine sehr breite Basis bei den Kirchenvätern[1] – im Gegensatz zu Vorstellungen der Theistischen Evolution, die häufig von einer Evolution des Menschen aus dem Tierreich ausgehen (wie bei Hill, ebd. 104).

Die entscheidende Frage ist jedoch nicht, wie viele Freiheiten man sich bei der Interpretation von Bibeltexten herausnehmen darf. Die Frage ist viel mehr, ob wir den biblischen Text als solches stehen lassen und ihn in seiner Sprache, seinem Kontext, seiner literarischen Gattung und auch seinen innerbiblischen Bezügen selbst zum Sprechen lassen kommen.
Das ist aber natürlich insbesondere dann eine Herausforderung, wenn der wissenschaftliche Mainstream aktuell der Bibel entgegenstehende Behauptungen vermittelt. So argumentiert dann auch Hill einseitig (ebd. 55): „Angesichts der Vielzahl von Disziplinen, die auf die Evolution hindeuten – von der Physik bis zur Chemie und von der Astronomie bis zur Biologie –, glaube ich, dass es einen ehrlichen und authentisch christlichen Weg gibt, wie man dieses Rätsel lösen kann.“ Vor diesem Hintergrund widmet sich Hill intensiv der Erklärung, warum man den Schöpfungsbericht in Anbetracht der heute vorliegenden wissenschaftlichen Hinweise anders lesen kann. Das Bemühen des Autors um eine intellektuell redliche Deutung der Bibel aus wissenschaftlicher Perspektive heraus ist sehr unterstützenswert. Es ist allerdings zu bezweifeln, dass es für einen Christen der bessere Weg ist, den vermeintlichen wissenschaftlichen Erkenntnissen blind zu vertrauen, und dann die textgetreue Interpretation des Bibeltextes zu kritisieren.
In den abschließenden Sätzen des ganzen Buches zeigen sich dann auch einige seltsame Früchte dieses Ansatzes: „Wenn wir nur versuchen, dem Thema auszuweichen und unsere evolutionären Wurzeln zu ignorieren, sind wir den anderen Christen gegenüber unehrlich und wir schaden damit auch, wie Augustinus schon im vierten Jahrhundert feststellte, unserem christlichen Zeugnis.[2] Wenn wir die Evolution zu einem Teil unseres christlichen Weltbildes machen, kann das viel mehr bedeuten als die bloße Akzeptanz der wissenschaftlichen Erkenntnisse. Dieser Schritt hat das Potenzial, uns in dem Bemühen, ein heiliges Leben zu führen, zur Hilfe und zum Segen zu werden.“ (ebd. 192). Das Eintreten für die Akzeptanz von Evolution wird nach Hill also zur Christenpflicht und zur Quelle von Heiligung und Segen – ein Prozess, der laut Nachwort auch die Übersetzerin erfasste und sie ganz allgemein von einem wörtlichen, textgetreuen Schriftverständnis abwandte (vgl. ebd. 196–199).
Bei der Studiengemeinschaft Wort und Wissen verfolgen wir einen anderen Ansatz und wollen – motiviert durch die Heiligen Schrift als Fundament (vgl. Eph 2,20) – kritisch prüfen, ob die wissenschaftlichen Daten tatsächlich eine evolutionäre Weltsicht stützen. Oft stellt sich dabei in mühevoller Detailarbeit heraus, dass unter dem Einfluss naturalistischer Ideologien einseitige oder spekulative Deutungen der Daten hervorgebracht wurden, wodurch ein Widerspruch zum wörtlichen Verständnis von Bibeltexten entstand. Ein aktuelles Beispiel dafür stellt die angeblich „menschliche“ Wirbelsäule bei Australopithecus sediba dar, die Lee Berger zufolge ein Indiz für einen menschlichen Gang sein soll. Eine genauere Untersuchung der Daten zeigt aber, dass die Wirbelsäule von A. sediba auch als typisch für Australopithecinen oder als gorillaähnlich bezeichnet werden könnte und dass darauf basierende Schlüsse auf eine Evolution des menschlichen Ganges hochgradig spekulativ und selektiv sind (vgl. Scholl 2022).[3]
Auch Hill kann in seinem Buch keine überzeugenden Belege für Makroevolution liefern, da er unkritisch oberflächliche naturalistische Narrative präsentiert (z. B. „Als Folge der Großen Sauerstoffkatastrophe vor 2,3 Milliarden Jahren […] entstand komplexes organisches Leben“ oder „Weil alles, was auf der Erde lebt, DNA besitzt, können wir davon ausgehen, dass auch alles, was lebt, irgendwie miteinander verwandt ist“; ebd. 88, 102). Schließlich behauptet Hill sogar (ebd., 99): „Aber vielleicht würden wir uns mit der Makroevolution nicht so schwertun, wenn wir uns klarmachen würden, dass sie auch nichts anderes ist als die Mikroevolution, außer dass es darin um größere Zeiträume geht.“ Leider übersieht Hill, dass Mikroevolution nur auf der Basis (erschaffener) vorhandener Strukturen, Baupläne und Genwirkketten ablaufen kann, welche durch Makroevolution erst ganz neu hervorgebracht werden müssten. Genau an diesem entscheidenden Problem scheitern alle Evolutionstheorien bis heute. Für die Berechtigung der Extrapolation von Mikroevolution auf Makroevolution fehlen bisher die Belege. Wenn nun aber evolutionäre Deutungen bei genauer Betrachtung nicht logisch oder zwingend aus den Daten folgen, wieso sollte man dann mit diesen Deutungen ein textgetreues Bibelverständnis in Frage stellen?

Benjamin Scholl

Eine weitere Rezension Markus Till zu dem gleichen Buch ist hier verfügbar.

Anmerkungen

1 Zum Beispiel: Irenäus von Lyon, Hippolyt von Rom, Tertullian und Origenes von Alexandria im zweiten und dritten Jahrhundert n. Chr.; sowie Epiphanius von Salamis, Gregor von Nyssa und Ambrosius von Mailand im vierten Jahrhundert; und schließlich Augustinus von Hippo und anderen Autoren im fünften Jahrhundert. Vgl. Sibley A (2014) Adam as the protoplast—views from the early church in response to the archetypal view. Journal of Creation 28.

2 Anmerkung: Augustinus bezog sich damit nicht auf theistische Evolution, sondern auf Fälle, in denen Christen über Themen der Natur sprechen und dabei offenkundig Falsches sagen und sich darin nicht korrigieren lassen. Dies kann man umgekehrt auch auf die unkritische Übernahme naturalistischer Narrative anwenden.

3 Scholl B (2022) Eine modern menschliche Wirbelsäule bei Australopithecus sediba? Veröffentlicht am 19.02.22 auf www.genesisnet.info

Neuerscheinung: Moral ohne Gott?

Markus Widenmeyer hat ein neues Buch über die Frage nach der Grundlage für eine objektive Moral verfasst.

Markus Widenmeyer: Moral ohne Gott? Eine Verteidigung der theistischen Grundlegung objektiver Moral. SCM Hänssler, Holzgerlingen 2022, Hardcover, 16,5 x 24, 167 S., 14,95 Euro/22,50 SFr.

 

Unsere Entscheidungsfindung und Lebensführung sind ganz wesentlich abhängig von grundlegenden moralischen Wertungen. Diese zu begründen ist allerdings nicht einfach – wie Philosophen schon früher bezeugt haben. Schopenhauer schrieb im 19. Jahrhundert: „Moral predigen ist leicht, sie zu begründen schwer.“ Viele Denker der westlichen Zivilisation hielten Gott für die einzig schlüssige Quelle objektiver moralischer Tatsachen. Als Konsequenz ihres Fehlens erkannten sie die drohende Beliebigkeit von Werten. Fjodor Dostojewski brachte dies in einem bekannten Zitat zum Ausdruck: „Ohne Gott ist alles erlaubt – sogar die Menschenfresserei.“ Heute behaupten allerdings viele Philosophen, dass eine objektive Moral auch ohne Gott möglich wäre. Warum es sich nicht so verhält und weshalb eine theistische Grundlage für eine objektive Moral notwendig ist, zeigt das vorliegende Buch.

Moral ohne Gott?
Markus Widenmeyer Moral ohne Gott? 14,95 *

Zum Shop

„Wer A sagt muss auch B sagen “

Zwei Tagungen zu komplexen chronologischen Themen

Im Jahr 2021 fanden gleich zwei wissenschaftliche Tagungen im Rahmen unserer Archäologie-Arbeit statt. Beide konnten wegen der Corona-Maßnahmen nur digital durchgeführt werden, da anderenfalls mehrere internationale Referenten nicht hätten teilnehmen können. Bei der ersten Tagung handelte es sich um unsere Archäologie-Tagung von Wort und Wissen. Sie fand am 8./9. Oktober statt und stand fast gänzlich im Zeichen der radiometrischen Datierung. Die zweite Tagung war diejenige des internationalen Chronologie-Arbeitszweigs BICANE (d. h. Bronze to Iron Age Chronology of the Ancient Near East). Sie fand eine Woche später am 16./17. Oktober statt, und beschäftigte sich primär mit der Chronologie Assyriens und der Gebiete, die während des 2. und 1. Jahrtausends v. Chr. unter die Herrschaft Assyriens gerieten. Dazu gehörten auch Israel und Edom. Beide Tagungen waren gut besucht. Die Relevanz der Tagungsthemen für unsere Arbeit bei Wort und Wissen bedarf allerdings einer Erklärung, die im Folgenden gegeben werden soll.

Abb. 1: Jehu von Israel (841–814 v. Chr.) kniend vor König Salmanassar III. von Assyrien im 18. Regierungsjahr des assyrischen Monarchen (= 841 v. Chr.). Die Chronologie der Könige Israels basiert im frühen 1. Jahrtausend v. Chr. weitgehend auf Synchronismen mit Assyrien (Bild: P. van der Veen, Schwarzer Obelisk, British Museum, London).

Wie Sie vielleicht aus unseren archäologischen Publikationen wissen, datieren wir den biblischen Auszug aus Ägypten und die Landnahme Kanaans auf die zweite Hälfte des 15. Jhs. v. Chr. Dieses Datum basiert auf 1. Könige 6,1, wo geschrieben steht, dass das vierte Regierungsjahr Salomos zugleich auch das 480. Jahr nach dem Auszug aus Ägypten war. Das Datum wird zudem von Aussagen in Richter 11,26 gestützt. Basierend auf Synchronismen der Könige Israels mit Assyrien (deren Chronologie zurück bis 910 v. Chr. als gesichert gilt), kann der Anfang von Salomos Regierung auf ca. 970 v. Chr. datiert werden. Eine Ausführung dazu findet sich im Anhang A unseres Buches Keine Posaunen vor Jericho? (Zerbst & van der Veen: 20183). Trotz des biblischen Datums konnten jedoch bisher aus den konventionell datierten Schichten des 15. Jhs. (die der Spätbronzezeit I) keine klaren Indizien für den Auszug und die Landnahme erhalten werden. Dagegen finden wir sie während der zweiten Hälfte der Mittleren Bronzezeit, die nach der traditionellen Chronologie 100–150 Jahre früher endete. Wie wir in unseren Büchern Volk ohne Ahnen? (2013) und Keine Posaunen vor Jericho? (2018) erörtert haben, finden wir nämlich während dieser Epoche Hinweise auf viele Vorderasiaten im östlichen Nildelta Ägyptens (Goschen), Sklaven mit hebräischen Namen in ägyptischen Papyri und Verwüstungsschichten in Kanaan (u. a. in Jericho und Hazor), die mit dem biblischen Bericht konsistent sind.
Akzeptieren wir das biblische Datum und setzen wir die biblischen Ereignisse mit denen der Mittleren Bronzezeit gleich, so steht die Frage im Raum, ob die traditionelle Datierung der archäologischen Schichten (die im 2. Jt. v. Chr. auf der Chronologie Ägyptens beruht) korrigiert werden muss. Denn wie ließe sich die zeitliche Diskrepanz anders erklären? Tatsächlich gibt es überzeugende Hinweise, die für eine Verkürzung der ägyptischen Chronologie sprechen. Dies kann jedoch vorerst nur eine Arbeitshypothese bleiben, da geprüft werden muss, ob auch andere Aspekte der Chronologie zufriedenstellend geklärt werden können.
Auf einige dieser Aspekte sind wir in unseren Publikationen eingegangen, wo das Für und Wider einer solchen Rekonstruktion abgewogen wird (für eine Zusammenfassung: s. U. Zerbst, Spurensuche: Zum Verhältnis von Datierung und biblischer Archäologie, 2021). Wie wir dort zeigen, reicht es eben nicht aus, wenn wir nur die Chronologie Ägyptens revidieren. Auch die Zeitrechnung Assyriens und Babylons, die der Hethiter usw. müsste entsprechend angepasst werden. Denn zwischen diesen Kulturen gab es einen regen Austausch. Eine umfassende Revision der antiken Chronologie ist somit ein komplexes Unterfangen. Kurz und gut: die Chronologie Ägyptens kann nicht von den Chronologien der anderen Kulturen des Nahen Ostens losgelöst werden. „Wer also A sagt, muss auch B sagen.“ Es muss eine zufriedenstellende Lösung gefunden werden.

Die BICANE-Tagung

Abb. 2: „Mikroarchäologische” Probenentnahme in einer Grabung am Osthang der Davidstadt in Jerusalem (Bild: J. Regev, mit freundlicher Genehmigung).

Nun noch einige Erläuterungen zu Assyrien, dem Hauptthema der BICANE-Tagung: Die assyrische Chronologie gilt nur zurück bis zum Jahr 910 v. Chr. als gesichert, da erst ab diesem Datum eine auf das Jahr genaue Chronologie mit Hilfe von Jahresnamen und einer Sonnenfinsternis aus dem Jahr 763 v. Chr. erstellt werden konnte. Für die Zeit davor ist es schwieriger, da uns viele Informationen fehlen. Meistens wird jedoch davon ausgegangen, dass die aus der assyrischen Spätzeit stammenden linearen Königslisten etwa der Wirklichkeit des 2. Jts. v. Chr. entsprechen. Auch wenn diese Vermutung von einigen „Distanzdaten“ unterstützt wird, so ist doch festzuhalten, dass diese Daten auf Regierungslängen in der bestehenden Königsliste selbst zurückgehen. Es handelt sich also nicht um unabhängige Angaben.
Unabhängige Quellen deuten dagegen darauf hin, dass das von den späteren Chronisten verfasste Bild für das 2. Jt. nicht unbedingt stimmen muss, da manche Herrscher in der Königsliste fehlen, während andere vermutlich nie existiert haben. Auch dürfte es zeitweise Paralleldynastien gegeben haben, die über verschiedene Landesteile regierten. Diese Vermutungen (!) reichen jedoch nicht aus, um eine alternative Chronologie zu erstellen, weshalb auch während der BICANE-Tagung gleich mehrere Rekonstruktionen vorgeschlagen wurden.
Zudem wurden Argumente präsentiert, die dafür sprechen, dass bisher sicher geglaubte zeitliche Übereinstimmungen nicht stimmen müssen, da Königsnamen teilweise stark rekonstruiert und vielleicht falsch gelesen worden sind. Auch tauchen in den Randgebieten des Reiches „Geisterkönige” bzw. Dopplungen auf, die durch eine überdehnte Chronologie entstanden sein dürften. Die Beiträge der Tagung werden in einem Tagungsband erscheinen.

Radiometrische Datierung

Wie verhält es sich nun mit der radiometrischen Datierung, dem Hauptthema der ersten Tagung? Die C14-Methode hat sich in den letzten Jahrzehnten zunehmend stärker als Problem für jede bisherige historische Chronologie entpuppt, da sie für das 2. Jt. teils 100 und für das 3. Jt. teils bis zu 300 Jahre höhere Daten liefert, die aus historischer und archäologischer Sicht nicht einfach erklärt werden können. Deshalb haben wir führende C14-Experten zur Archäologie-Tagung eingeladen, um die heute deutlich verfeinerte Methode (u.a. der Bayes’schen Statistik) zu erklären und die daraus entstandenen Fragen zu diskutieren.
Nach einer längeren Einführung von Uwe Zerbst erklärte ein israelisches Forscherehepaar, wie heute einem stratigraphisch sicheren Kontext „mikroarchäologisch” Proben entnommen werden können, um bisherige Ungenauigkeiten auszuschließen. Ihre Ergebnisse lieferten in jüngster Zeit Datierungen für das Ende der Mittleren Bronzezeit, die bis ins 15. Jh. v. Chr. zurückreichen und nur noch wenige Jahrzehnte vom biblischen Datum der Landnahme entfernt sind. Es bleibt abzuwarten, ob sich dieses Bild künftig erhärten wird.
Es wurden auch Bedenken geäußert, ob ältere Zweifel an der Unabhängigkeit der dendrochronologischen Eichkurven endgültig ausgeräumt wurden. So wiesen Uwe Zerbst und Peter van der Veen auf Unstimmigkeiten bei C14-Daten hin, die mit der sicheren Chronologie des 1. Jahrtausends v. Chr. unvereinbar sind, wie dies z. B. bei Proben aus der Zerstörungsschicht Ninives (612 v. Chr.) und aus späteisenzeitlichen Schichten in Süd-Jordanien der Fall zu sein scheint. In beiden Fällen ergaben die Messungen Daten, die bis zu 200 Jahre höher sind, als die historischen Daten es erlauben. Es bedarf jedoch einer deutlich größeren Datenmenge, bevor man von einem systematischen Fehler ausgehen könnte.
Das Fazit beider Tagungen stimmt hoffnungsvoll, dass auch im Bereich der Assyriologie und der C14-Methode Lösungen gefunden werden können.

Peter van der Veen

Fachtagung Geowissenschaft

2. – 4. September 2022

Ort: Diakonissen-Mutterhaus Elbingerode, Unter den Birken, 38875 Elbingerode

Referenten und Themen u. a.:

  • Dr. Martin Ernst : Die Auslegung der Bibel und die Abwägung der Geologie
  • G. Gerard : Das French-River-Eiszeitprojekt – ein Update (Englisch)
  • Dr. Boris Schmidtgall : Die „Sauerstoffkatastrophe“ (Great Oxygenation Event)
  • Michael Kotulla: Waren die Tage vorzeiten kürzer?
  • Predigt: Dr. Harald Binder

Genaues Programm und Flyer

Dresdner Frühjahrstagung

Nach drei Jahren endlich wieder live – das „Urgestein“ der Regionaltagungen von Wort und Wissen

Dr. Henrik Ullrich bei der Dresdner Frühjahrstagung auf unserem Wort und Wissen Livestream.

Als Vorbild für viele später folgende Regionaltagungen von Wort und Wissen ist die Dresdner Frühjahrstagung mit nun 37 Jahren schon ein richtiges Urgestein im schönen Osten Deutschlands. Mehr als drei Jahrzehnte lang hat unser Vorsitzender Dr. Henrik Ullrich mit viel Fleiß und Herzblut nun diese Frühjahrstagung organisiert. Vielen herzlichen Dank dafür, lieber Henrik!
Nach dreijähriger Live-Pause sind wir Gott umso dankbarer, dass wir uns nun wieder mit über 100 Besuchern am 23. April 2022 in Farbe und 3D unter dem Thema „Mikro- und Makrokosmos –Botschafter des Schöpfers“ in Dresden treffen durften.
Stefan Riedel, Mitorganisator der EFG Dresden Süd-Ost, beschrieb die Tagung so: „Endlich konnte die Dresdner Frühjahrstagung wieder vor Ort stattfinden! Neben den spannenden Vorträgen, wie sich auch an zahlreichen Rückfragen zeigte, war auch der persönliche Austausch erfrischend und bereichernd.“
Dr. Peter Trüb gab uns im Bereich Makrokosmos einen Überblick zum kosmologischen Argument für die Existenz Gottes und erläuterte Erklärungsansätze zum Alter des Sternenlichts aus der Perspektive einer jungen Schöpfung.
Dr. Boris Schmidtgall nahm uns mit in die Geschichte der Bioethik und in den genial konstruierten Mikrokosmos der Zelle. Mein absolutes Highlight der Tagung war sein Bericht über flexible Proteine, die wie ein Schweizer Taschenmesser nicht nur eine, sondern gleich mehrere Aufgaben auf einmal erfüllen können und dabei Platz sparen – ein geniales Schöpfungsindiz.
Wen die Inhalte interessieren, dem sei unsere Aufzeichnung der Tagung wärmstens empfohlen, der auf unserem Youtube-Kanal nachgeschaut werden kann (den Startzeitpunkt der Vorträge findet man bequem über die Kapitel in der Videobeschreibung).
Nur Folgendes kann man online leider nicht nachholen: Die gute Gemeinschaft, die anregenden Diskussionen mit vielen interessanten Besuchern und die herzliche Gastfreundschaft der Dresdner (EFG Dresden Süd-Ost) mit leckerem Essen. Das alles sind bestimmt gute Gründe für eine Teilnahme bei der nächsten Dresdner-Frühjahrstagung im Jahr 2023 vor Ort.

Benjamin Scholl

Die einzelnen Vorträge der Tagung stehen auf unserem YouTube-Kanal unter folgendem Link zur Verfügung: Dresdner Frühjahrstagung | Wort und Wissen

„Rekordflug“ einer Zwergfledermaus?

Abb. 1: Fledermaus Pipistrellus nathusii (Bild: Adobe stock)

Von manchen Vögeln wissen wir, dass sie zwischen Winterquartier und Brutgebiet z. T. erhebliche Strecken zurücklegen. Fliegende Säuger, die Fledermäuse, sind dagegen eher für ihre spektakulären nächtlichen Flugmanöver und ihre Echoortung unter Nutzung von Ultraschall bekannt.
Dass auch Fledermäuse vereinzelt weitere Strecken zurücklegen können, wurde in der Vergangenheit schon vereinzelt dokumentiert, aber insgesamt liegen vergleichsweise wenig systematische Daten vor. In den Tropen wurde von Fledermäusen berichtet, die sich von Nektar und Früchten ernähren und dabei bis zu 2000 km zurücklegen können. Der bisherige Rekord von 2224 km wurde 2021 von einer Fledermaus dokumentiert, die 2015 in Lettland beringt und 2017 in Spanien gesichtet worden war.
Nun berichten Vasenkov et al. (2022) von einer Rauhautfledermaus (Pipistrellus nathusii; aus der Familie der Glattnasen: 5–6 cm Körperlänge, einer Spannweite bis zu 25 cm und einem Körpergewicht von 6–10 g), die sie in Nähe der Stadt Borok, im Bezirk Wologda (Vologda Oblast), im Nordwesten von Russland, am 25. Juli 2009 beringt hatten und die 63 Tage später tot in einem Wassertank in Lully (Haute-Savoie; Frankreich) gefunden und gemeldet worden war. Die direkte Distanz zwischen den beiden Orten beträgt 2486 km, wobei die Autoren vermuten, dass die tatsächlich zurückgelegte Distanz über 3000 km liegen dürfte, da Fledermäuse typischerweise Küstenlinien und Flusstälern folgen und nicht den kürzesten Weg wählen. Das Flugverhalten von Fledermäusen sowie der dabei benutzten Routen ist auch wegen deren Gefährdung durch Windkraftanlagen von Bedeutung.
So verstärken Vasenkov et al. in ihrer Veröffentlichung die Forderungen nach systematischen Untersuchungen. Intensivere Studien zum Fernflug von Fledermäusen werden vermutlich noch größere Langstreckenflüge dokumentieren. Aber bereits jetzt kann man über die Leistungsfähigkeiten dieser kleinen Säugetiere staunen. Da klimatisch vergleichbare Lebensräume für Brut- und Überwinterung mit viel weniger Aufwand, in deutlich geringerer Entfernung für die Fledermäuse verfügbar sind, gibt es über die reine Dokumentation von weiten Flügen hinaus weitere bedeutsame Fragen: Wie kommt es zur Fixierung des Zielortes? Wie orientieren sich die Tiere während des Fernflugs? Auf welche Weise lösen die Fledermäuse die Herausforderung der physiologischen Energiebereitstellung? Ohne dass diese und andere Fragen bisher geklärt sind, wird deutlich, dass dazu sehr unterschiedliche und komplexe Sinnes – und Lernleistungen erforderlich sind.
Diese sind im Rahmen einer Schöpfungsvorstellung sehr viel leichter zu erklären, wohingegen sie evolutionäre Erklärungsversuche vor große Herausforderungen stellen.

Harald Binder

Vasenkov D, Desmet J-F, Popov I & Sidorchuk N (2022) Bats can migrate farther than it was previously known: a new longest migration record by Nathusis’pipistrelle Pipistrellus nathusii (Chiroptera: Vespertilionidae). Mammalia

Neues auf unseren Internetseiten

YouTube
Das neue Buch von Reinhard Junker „Schöpfung oder Evolution? Ein klarer Fall!?“ wird nunmehr auch in Form einer Videoserie auf unserem Youtube-Kanal verfügbar sein. Ein besonderer Fokus des Buchs und der gleichnamigen Videoreihe liegt auf Schöpfungsindizien. Zuletzt ist das dritte Video bereitgestellt worden. Es bietet sehr anschauliche Beispiele dafür, wie Schöpfungsindizien in der Biologie erkannt werden können. Eigenschaften wie Robustheit, Modularität und Optimalität sprechen eine eindeutige Sprache und bezeugen das Handeln eines genialen Schöpfers. Es wird deutlich, dass Leben das Resultat umfassender und tiefgründiger Planung ist. Das Video ist unter folgendem Link abrufbar:

wort-und-wissen.org

genesisnet.info

  • Epigenetik und programmierte Anpassungen (Dr. Peter Borger) Schnelle plastische Umgestaltungen von Organismen können nicht mehr als „schnelle Evolution“ bezeichnet werden, da es sich um programmierte Abläufe handelt.
  • Mutationen sind doch nicht so zufällig (Dr. Peter Borger) Die lange geglaubte Annahme, Mutationen würden sich gleichmäßig verteilt ereignen, ist inzwischen widerlegt.

STUDIUM INTEGRALE JOURNAL

Das evolutionskritische Magazin

Themen Heft 1 / 2022

  • M. Kotulla: Wie entstanden die Kohlenablagerungen?
  • B. Scholl: Schimpansen leben außerhalb der Steinzeit. Überraschende Neuigkeiten aus der Verhaltensforschung
  • S. Freiburghaus: Das kosmologische Argument für die Existenz Gottes
  • B. Schmidtgall: Die „Sauerstoffkatastrophe“. 3. Biologische Schutzvorrichtungen gegen oxidativen Stress
  • P. Borger: Krabbenaugen-Design: Optimale Nanotechnologie
  • B. Scholl: Schlaue schwäbische Neandertaler
  • R. Junker: Die Gegenvögel der Kreide – Vögel 1.0
  • P. Borger: Evolution der Mehrzelligkeit im Labor: programmierte Anpassung gegen Fressfeinde?
  • H. Binder: Verhaltensänderung bei Ameisen – welchen Einfluss haben Gene?
  • M. Kotulla: „Die schönste Überschiebung der Welt“
  • B. Schmidtgall: Fossile Mikroorganismen in sehr alten Sedimentschichten?

Streiflichter: Moostierchen – willkommen im „explosiven“ Kambrium-Club • Ausgefeilte flugtaugliche Konstruktion eines Flugsauriers • Bienen-Nahrung – es darf auch Fleisch und Aas sein • Bei Wolfsrudeln in freier Wildbahn gibt es keine Alpha-Tiere • Fliegen geht auch anders • Mini-Schnecke wirft Fragen auf • Gletscher- oder Wassererosion? • Erinnerungen eines Einzelzellers – Gedächtnis ohne Gehirn • Es gibt nichts Besseres als die DNA, um Information zu speichern

Jahresabo (2 Ausgaben; je 56–64 S.): 15,– € (außerhalb D: 19,–) / SFr 23,– (Studenten/Schüler: 10,– €; außerhalb D: 12,– / SFr 15,–); Einzelheft: 8,50 €; älteres Kennenlernexem-plar € 4,– € / SFr 6,– (jeweils inkl. Versandkosten; Bestellung mit beiliegendem Coupon)

Regionaltagung Schweiz

30. September – 2. Oktober 2022

Ort: Sbt Beatenberg, Spirenwaldstraße 356, CH-3803 Beatenberg

Referenten und Themen

  • Dr. Peter Trüb : Schöpfungsindizien in der Astronomie
  • Dr. Peter Borger : Wer bin ich – und woher weiß das mein Körper? Unser erstaunliches Immunsystem
  • Dr. Harald Binder : Vom ersten Versuch bis zu den jüngsten Entwicklungen
  • Dr. Boris Schmidtgall : Moderne Bioethik: Rolle rückwärts zur Antike
  • Richard Wiskin : Fünf Strategien, um das Leben zu meistern – Gleichnisse aus den Alpen

Wahlseminare

  • Dr. Peter Trüb : Hinweise auf eine junge Schöpfung im Weltall
  • Dr. Peter Borger : Sieben klare Design-Merkmale in der DNA
  • Dr. Reinhard Junker : Schöpfungsindizien in der Biologie entdecken – Tipps für den Unterricht

Predigt

Dr. Boris Schmidtgall : Nur auf Gott wartet still meine Seele (Psalm 62)

Mit Parallelprogramm für Kinder

Weitere Informationen und online-Anmeldung

Seminar für Schüler und Interessierte

11. – 13. November 2022

Ort: Bibel- und Erholungsheim Hohegrete, Hohegrete 7-11, 57589 Pracht

Themen und Referenten

Dr. Boris Schmidtgall :

  • Glaube und Wissenschaft! Warum Schöpfung glaubwürdig ist.
  • Schöpfung und Evolution – passt das zusammen?
  • Wie alt ist die Menschheit? Die Befunde fordern eine drastische Verkürzung der Menschheitsgeschichte.

Dr. Peter Borger :

  • Das Erbgut von Menschen und Affen – wie groß ist der Unterschied wirklich?
  • Das Genom im 21. Jahrhundert – Beweis für Evolution oder für Schöpfung?
  • Was sind Grundtypen? Gibt es dafür Belege?
  • Was sind Viren, und wie passen sie in Gottes gute Schöpfung?

Andachten & Predigt: Herrmann Geller

Es ist eine Ausstellung zum Thema Erdgeschichte/Fossilien vorgesehen.

Tagungskosten

Erwachsene, berufstätig: 120,– €

Schüler, Studenten, Arbeitslose: 90,– €

Tagesgäste: 25,– €

Einzelzimmer-Zuschlag: 20,– €

Bettwäsche: 10,– €

Online-Anmeldung oder E-Mail an sg@wort-und-wissen.de