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Wort-und-Wissen-Info 2/2003


Rückblick des Ehrenvorsitzenden

Liebe Freunde von Wort und Wissen!

Beim 20. Jubiläum der Hauptkonferenz der Studiengemeinschaft Wort und Wissen werden Erinnerungen wach an die Zeit der Entstehung unserer Studiengemeinschaft, an Gedanken, die als Samenkörner zur Entstehung der Studiengemeinschaft führten.

Insbesondere christliche Hochschullehrer bedrückte die Schwierigkeit, ihren Kollegen das Evangelium nahezubringen. Diese Kollegen sind in der Abwehrhaltung vielfach durch eine ausgeprägte Arroganz bei der Behandlung geistlicher Fragen sehr behindert und benötigen eine echte intellektuelle Diakonie, welche unnötige Hindernisse des Verstehens abbaut. Es sind außerordentliche Barrieren zu überwinden, wenn ein fernstehender Wissenschaftler mit wesentlichen Elementen des Christentums vertraut gemacht werden soll.

Bei einem Waldspaziergang mit Horst Beck wurde uns klar, daß in allen Wissenschaftsbereichen, speziell auf den Gebieten der Naturwissenschaften gründliche Forschung im Blick auf die Aussagen der Bibel getrieben werden müßte. Bei diesen Überlegungen kamen wir zum Schluß, daß speziell für Wissenschaftler, welche die Schöpfung ablehnen, gut fundierte wissenschaftliche Veröffentlichungen geschaffen werden sollten, welche intellektuelle Barrieren zu überwinden helfen. Dabei fragten wir uns, welchen Ausgangspunkt diese Ausarbeitungen haben sollten. Es konnte nicht die Zielsetzung verfolgt werden, in üblicher Weise zu evangelisieren.

Ergebnisse einer Befragung von Oberstufenschülern, die das Christentum bewußt ablehnten, halfen bei den weiteren Überlegungen. Als Hauptargument der Ablehnung des christlichen Glaubens wurde der Schöpfungsbericht der Bibel genannt. Man behauptete, allein die Lehre der Evolution gäbe das eigentliche Geschehen glaubwürdig wieder: Das Leben gehe von einer Ursuppe aus und entwickle sich auf ein immer höheres Niveau über Affen bis zum heutigen Menschen.

Es stellte sich klar heraus, daß der Ansatzpunkt einer geistlichen Diakonie für Intellektuelle die gründliche wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Evolutionslehre, die Frage nach der Entstehung des Lebens, sein müßte. Für uns gab es damit eine Möglichkeit, brauchbare Hilfe zu leisten und auf einen gravierenden Irrweg des Denkens, der die verschiedenen Wissensgebiete durchdringt, hinzuweisen.

Und so kam es, daß das Thema Evolution ins zentrale Blickfeld unserer Arbeit geriet. Es stellte sich die Frage, ob es logisch und begründbar sei, daß sich der Mensch aus einem primitiven Lebewesen langsam aufwärts entwickelt habe. Bei diesen Untersuchungen ergaben sich rasch interessante Einwände gegen die Evolutionslehre.

Für die Klärung der Frage, ob die Evolutionslehre eine ernstzunehmende Waffe im Kampf gegen die Schöpfungslehre darstellt, ist die Feststellellung eines Vertreters der Evolution, D.M.S. Watson, von Bedeutung: „Die Evolution selbst wird akzeptiert, nicht weil man etwas Derartiges beobachtet hätte oder weil man sie durch eine logisch zusammenhängende Beweiskette als richtig beweisen könnte, sondern weil die einzige Alternative dazu – der Schöpfungsakt Gottes – einfach unglaublich ist.“ Soweit das Zitat von Watson.

Trotz fundierter Kritik hat selbst die Gruppe der naturwissenschaftlichen Nobelpreisträger die Evolutionslehre als wissenschaftliche Theorie anerkannt. Es wurde von den für die Schulen verantwortlichen Behörden beschlossen, daß in den Schulen nicht die Schöpfungslehre, sondern die Evolutionslehre als reine Wissenschaft zu lehren sei.

So ist wohl auch der oben verwendete Begriff „Intellektuelle Diakonie“ angebracht: Veröffentlichungen, Seminare, Forschung und Vorträge sollen helfen, von einem grundlegenden Irrtum loszukommen.

Das schon in der Anfangsphase von Joachim Scheven aufgebaute Museum „Lebendige Vorwelt“ leistete eine wesentliche Hilfe zur Verbreitung des Gedankengutes der Arbeit der Studiengemeinschaft Wort und Wissen. Die Veröffentlichungen der drei Buchreihen „Wort und Wissen“, „Wissen und Leben“ und später „Studium Integrale“ stellen Ergebnisse wissenschaftlicher evolutionskritischer Forschungen dar.

Ein großes Erlebnis der Anfangszeit war eine von Werner Gitt organisierte internationale wissenschaftliche Tagung, bei der von den verschiedensten Seiten Probleme behandelt wurden, deren genauere Durchdringung mehrfach zur Kritik der Evolutionslehre führte. Dies gilt insbesondere auch für die Podiumsdiskussion mit dem Nobelpreisträger Manfred Eigen an der Universität Göttingen, die von einem mit uns eng verbundenen Theologiestudenten organisiert wurde. Der Nobelpreisträger, von dem man annahm, daß er mit seinen evolutionistischen Argumenten ohne Schwierigkeit die Masse überzeugen würde, fand bei weitem nicht die erwartete Zustimmung unter den über tausend Studenten. Seine Hinweise auf seine umfangreichen Versuche konnten nicht überzeugen. Diese Göttinger Veranstaltung war in ihrem Ergebnis wie ein Morgenleuchten, das sich immer stärker bemerkbar machte.

Von zentraler Bedeutung für die Aufnahme der Schöpfungslehre ist das Schulbuch „Evolution – ein kritisches Lehrbuch“ von Reinhard Junker und Siegfried Scherer, das schon in der Aufbaufphase der Studiengemeinschaft entstanden ist und in seiner fünften Auflage sogar Auszeichnungen erhielt.

Es ist erstaunlich, daß die Zahl der hauptamtlichen Mitarbeiter bisher ständig zunahm, und daß die erzielten Forschungsergebnisse im Hochschulbereich zunehmend Beachtung finden.

An unserem heutigen Jubiläumstag dürfen wir unserem Herrn danken, daß er unsere Arbeit gegen härteste Widerstände reich gesegnet hat. Das ursprüngliche kleine Pflänzchen „Wort und Wissen“ ist bestens gediehen.

Möge es weiter wachsen und zum Segen werden.

Theodor Ellinger

 

Biblische Archäologie am Scheideweg?

Buchbesprechung von Thomas Schirrmacher

Peter van der Veen & Uwe Zerbst (Hrsg.): Biblische Archäologie am Scheideweg? Für und Wider einer Neudatierung archäologischer Epochen im alttestamentlichen Palästina.

1. Ein ungewöhnliches sorgfältiges Buch

Gratulation! Dies Buch ist schon in der äußerlichen gebundenen Aufmachung und im Seitenbild beim reinen Durchblättern Spitzenklasse und eine einzige Einladung zum Kaufen und Lesen, was für ein wissenschaftliches Buch zu einem Spezialthema ungewöhnlich ist. Im Bereich der Schöpfungsforschung kann nur noch das Schulbuch „Evolution“ damit konkurrieren. Die äußere Aufmachung stimmt dabei mit dem Inhalt überein. Der erste Eindruck der außerordentlichen Sorgfalt, mit der das Buch erstellt wurde (ich schreibe das nicht als einer, der zum ersten Mal ein Buch in der Hand hält!), bleibt auch beim längeren Detailstudium erhalten. Erst dadurch werden die vielen Pro- und Contrabeiträge zu einem sinnvollen Ganzen vereint. Eine durchdachte Gliederung der einzelnen Streitthemen, grau unterlegte Einführungen der Herausgeber in jedes Kapitel, die die Diskus-sion zusammenfassen, die vielen Übersetzungen, Literaturangaben, Zeichnungen, Bilder, es stimmt einfach fast alles. (Damit bei all’ den lobenden Worten der Rezensent nicht in Verdacht gerät, er wolle nur Werbung machen, sei der kritische Hinweis auf die fehlenden Autorenvorstellungen erlaubt. Man hätte doch gerne gewußt, wen man jeweils vor sich hat.)

Es bleibt zu hoffen, daß dieser Einsatz ganz unabhängig davon, wie man zum Inhalt des Buches steht, dazu anregt, daß sich aus dem evangelikalen Bereich mehr jüngere Christen inspirieren lassen, Ägyptologie, Archäologie, semitische Sprachen, Altes Testament oder verwandte Fächer und Bereiche zu studieren.

2. Erwachsen geworden

Das Buch läßt einmal mehr erkennen, daß der ‚Kreationismus’ von dereinst, der eher davon lebte, der Vielfalt der wissenschaftlichen Meinungen nicht nur die biblische Offenbarung, sondern auch die eine wissenschaftliche Wahrheit entgegenzuhalten, bei uns erwachsen geworden ist. Früher taten viele „Kreationisten“ so, als wäre ihre Auslegung eines Bibeltextes oder ihre naturwissenschaftliche Interpretation derselben ebenso unfehlbar, wie die biblische Offenbarung selbst. Doch wer sich einmal anschaut, was man unter den „Schleusen des Himmels“ im Sintflutbericht so alles verstanden hat, weiß, daß man deutlich zwischen dem, was der Bibeltext tatsächlich sagt (und nicht sagt), und unseren möglichen Interpretationen oder möglichen Erklärungen unterscheiden muß.

So wie die Forschung zu den Grundtypen das alte Schwarz-Weiß-Schema „ein jedes nach seiner Art“ contra Evolution aller Arten zugunsten der Erforschung der Mikroevolution innerhalb fester Grundtypen und einer Vielfalt von wissenschaftlichen Sichtweisen auch unter Schöpfungsforschern aufgegeben hat, so kommt das vorliegende Buch weg von der Gegenüberstellung „Vertrauen in die Bibel = Chronologie X“ und „Bibelkritik = Chronologie Y“.

In diesem Buch kommen sowohl ganz unterschiedliche und sich teilweise widersprechende Vertreter einer „neuen“, alternativen Chronologie zu Wort, wie auch evangelikale Vertreter, die die ganze Diskussion für verfehlt halten, wie etwa Martin Heide (S. 373-380). Die Autoren geben selbst deutlich an, daß die vorgestellten Alternativen dringend der weiteren Erforschung und Diskussion bedürfen (z. B. S. 20, 519, 524). Nur erbitten sie von der Gegenseite dieselbe Bereitschaft, auf andere zu hören und nicht per Dekret andere Auffassungen gar nicht erst zum Gespräch zuzulassen.

3. Eine neue Chronologie?

Bis in die 60er Jahre war es vorherrschende Meinung, daß die syro-palästinische (auch levantische) Archäologie das Alte Testament im großen Stil bestätigt habe („Und die Bibel hat doch recht“). Seitdem aber die historisch-kritische Theologie die Abfassung bzw. Redaktion der alttestamentlichen Bücher zunehmend und immer radikaler in eine Zeit lange nach den dort geschilderten Ereignissen gelegt hat, gilt das Alte Testament als historisch unergiebig.

Die Chronologie Israels wird heute wie andere antike Kulturen in Ermangelung absolut datierbarer Fixpunkte an der mit solchen reichlich versehenen ägyptischen Chronologie „geeicht“. Eine Veränderung der gegenwärtig vorherrschenden ägyptischen Chronologie hat deswegen automatisch die Veränderung der Chronologie der umliegenden Kulturen zur Folge.

Richard Wiskin hatte in seinem populärwissenschaftlichen Buch „Die Bibrl und das Alter der Erde“ (Hänssler: Neuhausen, 1. Auflage 1994) unter anderem die offizielle sog. ägyptische Chronologie in Frage gestellt und der biblischen Chronologie auch gegenüber der Ägyptologie den Vorrang eingeräumt. Daß er dabei nur unterschiedliche Alternativmodelle vorstellen konnte, liegt eben daran, daß auch die Schöpfungsforschung als Wissenschaft in der Entwicklung begriffen werden muß. Daß er neben die von mir seinerzeit [Bibel und Gemeinde 91 (1991) 4: 390-427; Factum 5/1992: 40-46 & 6/1992: 33-41; abgedruckt in „Galilei-Legenden und andere Beiträge zur Schöpfungsforschung …“ Bonn, 1995. S. 73-139] vorgestellte Sicht Courvilles neuere und abweichende Ergebnisse von Rohl, Bimson, James und van der Veen u. a. stellte, habe ich damals an dieser Stelle ausdrücklich begrüßt. Mit Courville habe ich damals das letzte geschlossene Modell einer alternativen ägyptischen Chronologie vorgestellt, das jedoch von 1971 stammt und natürlich längst durch bessere Modelle überholt ist, die nur noch nicht zu einer wirklich umfassenden Alternative ausgebaut wurden.

Die zerstörten Mauern von Jericho gehören derzeit der falschen Zeit an, im alternativen Modell werden aus ihnen wie von unsichtbarer Hand gesteuert die unter Josua zerstörten Mauern. Die Paläste und Pferdestelle in Megiddo aus der späten Bronzezeit sind keinem bekannten Herrscher zuzuordnen, in der alternativen Chronologie sind es wohl die im Alten Testament beschriebenen Bauten Salomos. Plötzlich scheinen Mose, Josua, Josef, David u. a. greifbar zu werden. Grund genug, daß sich nicht nur konservative Bibelwissenschaftler fragen, ob nicht vielleicht einfach die Datierungen falsch sind. Denn immerhin ist das Alte Testament die einzige lückenlose Geschichtsschreibung eines Volkes des Altertums, ja eine der Hauptquellen für das Geschichtskonzept, das den historischen Wissenschaften zugrunde liegt.

Sollte ein Fehler in der Gesamtchronologie vorliegen, würden unweigerlich biblische Berichte mit den falschen Sichten der Ausgrabungen in Verbindung gebracht und als unglaubwürdig angesehen werden. Wo könnte ein solcher Fehler liegen? Vor allem in dem sog. „dunklen Zeitalter“, einer Zeit, die in Ägypten ebenso wie in den Nachbarkulturen nur durch wenige historische Zeugnisse erhellt wird und schon lange zu Diskussionen Anlaß gibt. Der Unterschied zwischen der traditionellen und der alternativen Chronologie kommt nun zustande, wenn man davon ausgeht, daß die 21. und 22. Dynastie in der sog. Dritten Zwischenzeit der ägyptischen Geschichte nicht vollständig nacheinander regiert haben, sondern sich überlappten.

Im vorliegenden Buch kommen Vertreter unterschiedlicher Modelle zu Wort, die jeweils eine Verkürzung der ägyptischen Chronologie irgendwo zwischen 200 und 350 Jahre andenken oder fordern, auch wenn die Thesen von David Rohl im Mittelpunkt stehen, weniger, weil die Herausgeber sie für die besten halten, sondern vielmehr deswegen, weil sie in ihrer Präsentation am weitesten fortgeschritten ist. Die Übereinstimmung von Altem Testament und Quellen der ägyptischen Geschichte scheint bei Rohl so verblüffend, daß Versuche evangelikaler Alttestamentler, mit der gängigen Chronologie die Glaubwürdigkeit des Alten Testaments zu verteidigen, demgegenüber verblassen – was alleine Rohls Thesen natürlich noch nicht für richtig erklärt, aber Grund genug ist, diese Thematik genauer zu untersuchen.

Man darf jedenfalls gespannt sein, wie die Diskussion weitergeht.

Peter van der Veen, Uwe Zerbst Biblische Archäologie am Scheideweg? (PDF-Download) 10,00 *

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Springspinnen – winzige Meisterwerke

Man übersieht sie gerne und doch sind sie überall zu finden wo es warm und sonnig ist. Mit etwas Übung und Geduld kann man die kleinen Sprungkünstler an sonnigen Tagen vom Frühjahr bis zum Herbst an den unterschiedlichsten Orten umherhuschen sehen. An Hauswänden findet man häufig die hübsche Zebraspringspinne (Salticus scenicus; Abb. 2) und in Süddeutschland auch die kleinere, dunkler gefärbte Gallische Springspinne (Pseudeuophrys lanigera). Marpissa muscosa gehört mit über 10 Millimetern schon zu den „Riesen“ in Deutschland. Besonders viele Arten entdeckt man auf sonnigen, felsdurchsetzten Trockenrasen, dem idealen Lebensraum für diese agilen Tierchen. Ein echter Winzling ist hier beispielsweise die hübsche Talavera aequipes mit ihren leuchtend gelben Kiefertastern und den schwarz-gelb geringelten Beinchen. Trotz einer Körperlänge von nur 2 Millimetern hat sie alles, was eine perfekte Springspinne braucht.

Abb. 1: Weibchen von Evarcha arcuata

Spinnen haben im Verhältnis zum Körpergewicht ein erstaunlich großes Gehirn, wie man es sonst nur bei Wirbeltieren findet. Und das hat seinen Grund. Jede Menge Hightech ist auf kleinstem Raum zusammengedrängt und muß exakt gesteuert werden. Da sind beispielsweise die Spinnwarzen mit ihren Spinnspulen, die hochkomplexe Eiweißmoleküle vom flüssigen Zustand in den festen überführen. Die Materialeigenschaften von Spinnseide sind technisch unerreicht. Insbesondere die Elastizität bei gleichzeitig hoher Festigkeit und geringem Gewicht lassen Ingenieure vor Neid erblassen. Diese Spinnenseide würde sich beispielsweise hervorragend für schußsichere Kleidung eignen, die im Gegensatz zu herkömmlichen Westen kaum auftragen würde. Springspinnen nutzen dieses Material als Sicherheitsleine, um beim Sprung nicht unkontrolliert abzustürzen. Sie stellen aus diesem Superwerkstoff den Konkon für die Eier her und kleiden damit ihren Schlupfwinkel aus, in den sie sich bei unpassender Witterung zurückziehen. Ein Fangnetz webt die Springspinne nicht. Das hat sie als aktiver Jäger auch nicht nötig. Die kleinen Tiere sind nützliche Räuber, denn sie erbeuten verschiedene „Schädlinge“ wie Fliegen, Käfer und Mücken (auch Stechmücken). Es ist eine spannende Angelegenheit, eine Springspinne beim Beutefang im Gras oder an der Hauswand zu beobachten. Äußerst vorsichtig schleicht sich die Spinne mit fast zeitlupenartigen Bewegungen bis auf ca. drei cm Entfernung an. Dann springt sie blitzschnell nach vorne und ergreift ihr Opfer, das sie mit einem Giftbiß zur Strecke bringt. Selbst vorbeifliegende Insekten werden ergriffen!

Die genauen Bewegungen werden mittels eines hydraulischen Systems erreicht. Die Spinne kann mit der entsprechenden Muskulatur den Druck der Hämolymphe (Körperflüssigkeit) so gezielt steuern, daß sich die Beine exakt in dem Maße strecken bzw. beugen, wie es für einen präzisen Sprung erforderlich ist. Mikrosystemtechniker versuchen sich bisher vergeblich an dermaßen fein steuerbaren Hydrauliksystemen.

Die Springspinne reagiert sehr genau auf kleinste Bewegungen der Beute. Dazu nutzt sie die hervorragende optische Ausstattung, die ihr gegeben ist.

Abb. 2: Weibchen der Zebraspringspinne (Salticus scenicus)

Acht unterschiedlich große Augen in drei Querreihen sorgen für den nötigen Rundum- und Nahblick. Dabei fallen bei größeren Exemplaren wie der Zebraspringspinne bereits mit bloßem Auge die verhältnismäßig großen, pechschwarzen vorderen Mittelaugen auf. Mit ihnen sind Springspinnen in der Lage, farbig und dreidimensional zu sehen. Versuche an der University of Cincinnati haben außerdem ergeben, daß sogar Darstellungen auf einem Bildschirm erkannt werden. Der völlig starre Blick der Spinne täuscht! Diese Augen sind zweilinsige optische Meisterwerke, die praktisch wie ein Fernrohr aufgebaut sind. Und das lange bevor Menschen ein solches Gerät erfunden haben. Das ist jedoch noch nicht alles. Die Springspinne besitzt bewegliche Netzhäute, die sowohl in der Linsenachse als auch seitlich verschiebbar sind. Die Spinne kann so die richtige Entfernung einstellen und erhält ein scharfes Bild ihrer Umgebung. Die seitliche Beweglichkeit versetzt die Spinne zusätzlich in die Lage, trotz völlig starrer „Pupille“, quasi im Hintergrund, die Blickrichtung zu wechseln. Sie kann also die Bewegung ihres Opfers innerhalb gewisser Grenzen verfolgen, ohne sich durch hin- und herzuckende Pupillen zu verraten! Ihr Blickwinkel wird dadurch auf ca. 70 Grad erweitert. Diese seitliche Beweglichkeit der Netzhaut wurde jüngst von Wissenschaftlern des California Institute of Technology für die Entwicklung leistungsfähiger Mikrokameras als geniale Idee technisch umgesetzt. Eine schwingende Linse vor einem Mikrochip, der mit entsprechenden Fotosensoren ausgestattet ist, erhöht die Leistungsfähigkeit der Kamera bei gleichem Durchmesser der Optik um ein Vielfaches. Die Schärfeleistung eines 256×256 Chip kann auf diese Weise annähernd mit einem nur 32×32 Chip erreicht werden. Weniger Platzbedarf, weniger Rechenkapazität und weniger Energie sind die Folge.

Wer zur Kenntnis nimmt, daß hochintelligente Bioniker und Techniker selbst bei scheinbar simplen Lebewesen Konstruktionen entdecken, die allen menschlichen Entwicklungen weit überlegen sind, der muß sich verstärkt die Frage stellen, ob die verbreitete Annahme, daß es keinen äußeren Planer gibt, wissenschaftlich sinnvoll ist. Solche erstaunlichen Details, wie die Sinne einer Springspinne, lassen sich durch einfache Selbstorganisationsprozesse kaum erklären. Die Realität hochkomplexer Technik bei Lebewesen spricht für sich. So bemerken Horst Stern und Ernst Kullmann in ihrem legendären Buch „Leben am seidenen Faden“ (S. 42): „So stellt alles in allem gesehen der gesamte Spinnenkörper mit seinen Einzelabschnitten ein optimal aufeinander eingestelltes System dar, an dem eben nichts zufällig ist, obwohl es durchaus in manchen Bereichen noch schwer fällt, eine Erklärung dafür zu geben, warum etwas so und nicht anders ist“ (ebd. S. 255).

Deshalb ist es durchaus plausibel, wenn Wissenschaftler, die täglich neue und phantastische Details des Lebens entdecken, darin einen Hinweis auf den biblischen Schöpfer erkennen, statt ihn grundsätzlich aus ihrem naturwissenschaftlichen Denken zu verbannen.

Winfried Borlinghaus

Literatur

  • Bellmann H (1997) Kosmos Atlas Spinnentiere Europas. Stuttgart.
  • Kullmann E & Stern H: Leben am seidenen Faden. München.
  • Nachtigall W (1992, ed.) BIONA Report 8 u. 9, 1. Bionik-Kongress, Wiesbaden.
  • >Zeitschriften u. Zeitungen
  • Technik in Bayern 3/1998: Hermann Heywang; Technik der Sinnesorgane
  • Blum W (1999);Elektronik mit Spinnenaugen. DIE ZEIT 30/1999.
  • Moffett, MW (1996) Springspinnen – Jagd am Seidenfaden. GEO 12/1996.
  • „Kameras für Marsroboter“: www.weltraumforschung.de/archiv/wissennew1457.html, Link inaktiv, Stand 2019
  • „Spinnen aus dem All“: www.discovery-channel.de/de/pub/tv/natur/itempageN.cfm/item_ID/2924, Link inaktiv, Stand 2019

 

14. Fachtagung Informatik

Bericht von der 14. Fachtagung Informatik
vom 10. bis 12. Januar 2003 auf Gut Holmecke in Hemer-Ihmert

Am Freitagabend eröffnete die Kunsthistorikerin Melanie Mayr die Vortragsreihe mit dem Thema „Die Bibel in der Kunstgeschichte“. Bevor sie an Ereignissen des Alten Testaments die visuellen Erzählstrukturen aufzeigte, ging sie auf das Verhältnis zwischen Wort und Bild ein. Einerseits finden wir schon sehr früh in den ersten christlichen Kirchen bildliche Darstellungen, andererseits wurde in der Reformationszeit diese Art der Botschaft von den „Bilderstürmern“ total abgelehnt. In den Kirchen dienten die Bilder auch als Ersatz für das gelesene Wort, solange den Menschen die Bibel nicht zur Verfügung stand. An unterschiedlichen Darstellungen des gleichen biblischen Themas zeigte Frau Mayr, wie die literarische Vorlage ins Bild umgesetzt wurde, und wie Künstler die Bildteile anderer Künstler „zitierten“. Frau Mayr führte die Zuhörer mit hervorragenden Dias von Bildern und Gemälden zu den Themen Adam und Eva/Sündenfall, Kain und Abel, die Opferung Isaaks, Joseph und die Frau des Potiphar, David und Goliath und (aus den Apokryphen) Judith und Holofernes mit spannenden Details durch die Kunstgeschichte und erklärte die unterschiedlichen Intentionen der Künstler.

Der Dipl.-lnformatiker Roger Wimbert führte unter dem Thema „Vernetzte Welt – Totale Information“ in die Welt des Internet ein. Beim historischen Rückblick erfuhr man, daß die Voraussetzung dazu bereits 1858/1866 mit der Verlegung des ersten Telefonkabels durch den Atlantik geschaffen wurde. Der nächste Meilenstein war 1957 der Satellit Sputnik, mit dessen Nachfolgern der Funkverkehr über Satellit möglich wurde. 1969 wurde das Arpa-Net zur Kommunikation unter Universitäten in den USA eingeführt. Die rasante Weiterentwicklung führte bis zu jenen Beispielen hin, bei denen Menschen über einen Sender in einer Fußfessel oder in einem Körperteil ständig unter Kontrolle gehalten werden können. Die Gefahren liegen vor allem im Machtmißbrauch der Anbieter, in den Überwachungsmöglichkeiten; weiterhin darin, daß Unverschlüsseltes unbemerkt von Fremden gelesen werden kann, daß gefälscht werden kann, daß Fälschungs-sicherheit auch bei Verschlüsselung nicht beweisbar ist. Die Zukunftsaussichten wirken sehr erschreckend. Schon heute hat sich unser Kommunikationsverhalten verändert, die Verschmelzung des Realen mit dem Virtuellen kann zur Orientierungslosigkeit führen. Bei aller Informationsfülle ist außerdem zu beachten, daß die heutigen Datenträger im Unterschied zu den Steintafeln der Antike schnell vergänglich sind (die elektronischen Informationen können nur mit den dazugehörigen speziellen Programmen gelesen werden). Das Fazit in Stichworten: Das Ende der Anonymität, Leben in zwei Welten, Globalisierung der Unternehmen, immer größere Macht der Wirtschaft über die Politik, Informationsmüllhalde (Information ist nicht gleich Wissen), Sexualisierung der Welt. Die Hoffnung mancher Philosophen auf Cyberspace als neuen Himmel erweist sich als falsch. Trotzdem sollten wir die Entwicklung nicht dämonisieren, sondern lieber die Möglichkeit zur weltweiten Verbreitung des Evangeliums nutzen.

Der Samstagnachmittag begann mit dem bewegenden Zeugnis von Horst Krüger, dem Leiter des in Argentinien, Brasilien, Paraguay und Kuba tätigen Missionswerks „Glaube – Hoffnung – Liebe“. Er berichtete von seinem Vater, der als Angehöriger der Wehrmacht während des 2. Weltkrieges russischen und jüdischen Kindern in Minsk das Leben gerettet hat, indem er sie mit Nahrung versorgte und sie vor den Übergriffen der SS schützte.

Danach führte Andreas Holzhausen von den Wycliff-Bibelübersetzern mit dem Vortrag „Bibel trotz Babel – Mit der Bibel über alle Sprachgrenzen hinweg“ in die Wycliff-Missionsarbeit ein. Die Historie der Bibelübersetzung begann mit der Übersetzung des Alten Testaments ins Griechische, der Septuaginta, und führte über die Vulgata des Hieronymus, die Übertragung ins Ostgotische durch Wultila und die reformatorischen Übersetzer Wycliff und Luther im 15./16. Jahrhundert bis zur heutigen Arbeit von Wycliff. Andreas Holzhausen zeigte den oft sehr mühsamen Weg der Übersetzung an vielen Beispielen auf. In den jeweiligen Kulturen gibt es häufig keine entsprechenden Begriffe für die biblischen Wörter. So müssen diese erst gefunden und mitunter auch die Schriftzeichen entwickelt werden. Das Ziel der Übersetzer ist die inhaltliche Gleichwertigkeit zum Original. Der Übersetzer ist Vermittler zwischen drei Sprachen: Vom Urtext über die eigene Muttersprache (zum Vergleich) zur Neuformulierung in der Zielsprache. Der erste Schritt ist immer die Exegese, d. h. es gilt zu verstehen, was der biblische Autor gemeint hat. Unter Mitarbeit einheimischer Christen ist der zweite Schritt die Übersetzung im Spannungsfeld zwischen „wortgetreu“ und „sinngetreu“. Die Wycliff-Mitarbeiter sind linguistisch ausgebildet und können heute die schwierige Aufgabe mit Computerunterstützung bewältigen. Schon zu Beginn der Arbeit werden einheimische Christen eingebunden und ausgebildet. Es wird außerdem Unterrichtsmaterial für den Leseunterricht erstellt, mit dessen Hilfe aus Analphabeten Leser werden können. Hier geschieht beides – Mission und Entwicklungshilfe!

Am Abend berichtete Prof. Werner Gitt in gewohnt anschaulicher und spannender Weise von der Vortragsreise, die er im September 2002 im Dreierteam mit Dr. Harry Tröster und Gerhard Perteck in Weißrußland durchgeführt hatte. Die Dias unterstrichen deutlich, mit welchem Interesse und mit welcher Begeisterung die Vorträge von Jung und Alt angenommen und die Bücher mitgenommen wurden.

Die Sängerin Heidi Bieber umrahmte, von ihrer Cousine Petra Becker am Klavier begleitet, das gesamte Programm und den Gottesdienst am Sonntag mit geistlichen Liedern. Prof. Werner Gitt predigte zum Thema „Warum gibt es Leid und Tod in unserer Welt?“ Die Frage, wie ein Gott, der gut und allmächtig ist, das Leid zulassen kann, hat schon Viele zum Abfall vom Glauben gebracht. Die heute übliche vom Evolutionsgedanken geprägte Geschichtsauffassung macht den Tod letztlich zum Schöpfer. In der Bibel werden wir von Gott selbst informiert. Der Tod ist seit dem Sündenfall unser Feind und Gott ist der Schöpfer und Erhalter der Welt. Leid ist erklärbar durch das Gericht Gottes auf der Erde. Auf die „Warumfrage des Leides“ im Allgemeinen nennt die Bibel die Sünde; auf das individuelle Leid des Einzelnen gibt es in der Bibel keine Antwort. Die Erklärung, die Jesus zu dem Unglück in Siloah gibt (Luk 13,1-5), besteht lediglich in der eindringlichen Mahnung zur Umkehr. Die Betrachtung des Leides darf nicht losgelöst von der Ewigkeit betrachtet werden (Röm 8,18).

Gunda Perteck

 

Herkunft und Entwicklung der Sprachen.
Linguistik contra Evolution

Roger Liebi: Herkunft und Entwicklung der Sprachen. Linguistik contra Evolution

Weltweit werden heute über 6000 verschiedene Sprachen (ohne Dialekte) gesprochen. Der Mensch besitzt die Fähigkeit, sich durch artikulierte Laute differenziert auszudrücken. Im Tierreich gibt es dazu keine Parallelen. Diese Feststellungen wecken Fragen: Woher kommen die Sprachen? Hat es eine Sprachevolution von Urlauten bis hin zu modernen Sprachen gegeben? Sind die ältesten Sprachen der Welt primitiver als moderne Sprachen des 21. Jahrhunderts? Sind Sprachen von Eingeborenenvölkern im Vergleich zu den Sprachen des Abendlandes „unterentwickelt“? Kann man in den Sprachen, deren Geschichte über Jahrtausende hinweg dokumentiert ist, eine allmähliche Aufwärtsentwicklung feststellen? Der Autor zeigt: Die dokumentierten Fakten der Sprachwissenschaft widersprechen einer Sprachentwicklung im Sinn der Evolutionslehre. Die Geschichte von der Sprachenverwirrung in Babel (Genesis 11) ist kein Mythos. Sie muß von der Linguistik ernst genommen werden.

 

Aus dem Inhalt:

      • Zur Geschichte des Evolutionismus
      • Einführung in das Phänomen der menschlichen Sprachen
      • Der Ursprung der Sprachen aus der Sicht der Evolutionslehre
      • Der Ursprung der Sprachen aus der Sicht der Bibel
      • Methodik einer Konfrontation zwischen Schöpfung und Evolution
      • Erste Untersuchung: Die ältesten Sprachen der Welt
      • Zweite Untersuchung: Sind die Sprachen der Eingeborenen primitiv?
      • Dritte Untersuchung: Zur Geschichte der Sprachen: Evolution oder Devolution der Formenlehre?
      • Diskussion: Große Zeiträume in der Sprachgeschichte / Zyklische oder spiralische Entwicklung / Einfachheit und Intelligenz / Morphologie woher? / Sprachentwicklung im Bereich der Syntax und der Semantik
      • Zum Phänomen des Sprachenredens im NT
      • Ergebnisse der vorliegenden Forschungsarbeit
      • Im Anfang war das Wort

 

Sintflut und Geologie – Erweiterte Neuauflage

Manfred Stephan & Thomas Fritzsche: Sintflut und Geologie. Schritte zu einer biblisch-urgeschichtlichen Geologie.

Welcher Zusammenhang besteht zwischen dem biblischen Sintflutbericht und geologischen Befunden? Dieses Buch führt in die aktuelle Modelldiskussion ein. Die Autoren plädieren für eine „biblisch-urgeschichtliche Geologie“, die auch Bezug auf die Zeit vor und nach der Sintflut nimmt.

 

Neu gegenüber der 1. Auflage: Ausführlichere Darlegungen über die biblischen Grundlagen; zwei weitere Bausteine für eine junge Erde.

Aus dem Inhalt:

      • Lehrt die Bibel eine junge Schöpfung ?
      • Inwiefern ist der Sintflutbericht geologisch bedeutsam?
      • Einführung in die Diskussion der verschiedenen Modelle
      • Die geologische Schichtenabfolge; historischer Rückblick über ihre Rekonstruktion
      • Zur Geschichte der Sintflutmodelle
      • Aktuelle Modelldiskussion
      • Bewertung der Modelle
      • Konsequenzen für die weitere Arbeit
      • Mögliche Bausteine für ein biblisch-urgeschichtliches Geologie-Modell – Arbeitsansätze bei Wort und Wissen
Sintflut und Geologie
Manfred Stephan Sintflut und Geologie 9,95 *

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Studium Integrale Journal

Studium Integrale Journal Aktuell, kompetent, vielseitig, evolutionskritisch

In Heft 10/1 (Mai 2003) finden Sie

  • Baum, Baukasten, Netzwerk. Ist die evolutionäre Systematik zirkelschlüssig?
  • Zur Bildungsdauer des Nusplinger Plattenkalks. Teil 3: Mikroevolution der Ammoniten, Massenvermehrungen von Kalkbildnern und Gesamtresultat
  • Schnelle Erdölbildung durch hydrothermale Prozesse – Naturnahe Modellierung der Hydro-Pyrolyse und Beispiele aus der Lagerstättenkunde
  • Noch immer im Dunkeln: Die Dunkle Materie
  • Primitiv oder fortschrittlich? Neue Befunde an fossilen Schildkröten stellen bisherige Vorstellungen auf den Kopf
  • Neues zur Systematik und Evolution der Kernobstgewächse (Rosaceae: Maloideae)
  • „Evo-Devo“: Bisher keine Lösung für Makroevolution. Neuer Trend in Richtung mikroevolutive Forschung
  • Merkmalsmosaike bei Wasservögeln: Morphologische und molekulare Ähnlichkeiten passen nicht immer zusammen
  • Der Tod des Tyrannen
  • Wie explosiv ist die „kambrische Explosion“?
  • Nektarsaugende Spinnen
  • Verwesungsgeruch als Attraktion
  • Faszination der Pflanzengallen
  • Der universelle Code – nahezu
  • Dem Schalenbau von Kieselalgen auf der Spur
  • Diskrepanz zwischen Radiokarbondaten und historischen Altern bekräftigt
  • u. a.