Joachim Krause: „Was Charles Darwin geglaubt hat“
Wartburg-Verlag Weimar und Eisenach. Tb., 70 Seiten, 9,95€Nachfolgend eine Rezension von Reinhard Junker:
Über das Leben kaum eines anderen Naturwissenschaftlers dürfte mehr geschrieben worden sein als über Charles Darwin, dem Begründer der Evolutionstheorie. Das liegt nicht nur an der Bedeutung dieser Theorie, sondern auch daran, dass man ungewöhnlich viel über Darwin als Mensch weiß. Seit einiger Zeit sind der komplette überlieferte Schriftwechsel und andere schriftliche Hinterlassenschaften von Darwin veröffentlicht. Unter http://darwin-online.org.uk kann man sehr viel davon finden. Darwins Autobiografie liegt auch in Deutsch vor. Sie war ursprünglich von seiner Familie gekürzt veröffentlicht worden, weil einige Teile als anstößig empfunden werden konnten. Es gibt zahlreiche Biographien über Darwin, unbestritten am lebensnahesten ist der sehr empfehlenswerte und trotz seiner Länge kurzweilige 800-Seiten-Wälzer von Adrian Desmond & James Moore. Wem dieser Lesestoff zuviel ist, kann auch das Buch „Charles Darwin: Der große Naturforscher und seine Theorie der Evolution“ von David Quammen empfohlen werden.
Bei dieser Fülle sieht man leicht vor lauter Wald die Bäume nicht mehr. Daher ist ein kleines Büchlein von Joachim Krause interessant, in dem einige bekannte und weniger bekannte Zitate von Charles Darwin unter dem Titel „Was Charles Darwin geglaubt hat“ auf etwa 50 Seiten zusammengefasst sind. Darwin hat sich an verschiedenen Stellen zu seiner Auseinandersetzung mit der Bibel und dem christlichen Glauben geäußert, etwa in seiner bereits erwähnten Autobiografie und in seiner Korrespondenz. Aber auch in seinem Hauptwerk „Über den Ursprung der Arten“ finden sich Bezüge zum christlichen Glauben, vor allem zum Thema „Schöpfung“. Der Autor hat solche Zitate in kommentierter Form unter verschiedenen Rubriken zusammengefasst. Im Einzelnen geht es um „Familiäres Erbe“, über „Entwicklung und Schöpfung“, über Darwins Verhältnis zu Religion allgemein und speziell zum christlichen Glaube, bei dem er vieles entschieden ablehnt, während er zu Religion im Allgemeinen ein positives Verhältnis hatte. Weiter geht es um „Darwins Kampf gegen die ‚Theorie von unbhängigen Schöpfungsakten‘“ sowie über seine Vorstellungen über die Allmacht und die Güte Gottes. Das Kapitel „Darwins lebenslange Beschäftigung mit religiösen Fragen im Spiegel seiner Autobiografie“ schließt das Büchlein ab. Es folgt noch ein ausführliches Quellenverzeichnis.
Leider ist das Buch gemessen an seinem Umfang relativ teuer. Die thematisch geordnete Zusammenstellung der Darwin-Zitate ist dennoch für jeden interessant, der speziell wissen möchte, wie dieser einflussreiche Forscher Inhalte des christlichen Glaubens gesehen hat und warum das so war. Das Büchlein gibt damit durchaus auch Anregungen, über die eigenen Glaubensüberzeugungen und ihre Begründung nachzudenken. Außerdem macht man die Entdeckung, dass viele Fragen und Antworten von Darwin sich bis heute nur wenig geändert haben.