Wort-und-Wissen-Info 4/2025
Inhalt
- Grußwort von Boris Schmidtgall
- Nachruf auf unseren Mitarbeiter Dr. Harald Binder
- Wort-und-Wissen-Klassiker in englischer Übersetzung
- Superschnelle Anpassung – aber keine Höherentwicklung
- Das Geheimnis der Langlebigkeit von Grönlandwalen
- W+W-Kalender 2026 und neuer Fotowettbewerb
- Grußwort des Schatzmeisters
- Studium Integrale Journal – das evolutionskritische Magazin
- Veranstaltungen
- Neues auf unseren Internetseiten
Grußwort von Boris Schmidtgall
Liebe Freunde von Wort und Wissen
die Geschichte um Noah, die Flut und die Arche ist nicht nur Bibellesern bekannt. Ihr Inhalt diente als Vorlage für Romane und filmische Umsetzungen und inspirierte Abenteurer zur Suche nach den Spuren des Schiffs in der heutigen Türkei. Das Interesse an der uralten Geschichte um die größte Flut aller Zeiten und die Rettung von acht Menschen mit allen Landtieren scheint keineswegs abzuebben, sondern gerade in den letzten Jahren wieder zuzunehmen. Allein in diesem Jahr widmeten der SWR und die ARD der Geschichte ihre Aufmerksamkeit im Rahmen kurzer Berichte, in denen wie so oft die längst widerlegte Auffassung verbreitet wurde, die biblische Version sei babylonischen Sagen entlehnt. Einen deutlich schärferen Ton schlug kürzlich ein Spiegel-Journalist an. In der September-Ausgabe des auflagenstarken Magazins verfasste er einen Artikel mit dem Titel „Vor uns die Sintflut“. Passend zum reißerischen Cover der Ausgabe mit der Aufschrift „Gottesstreiter“ und einigen ausgesucht unvorteilhaften Abbildungen amerikanischer Regierungspolitiker ist auch der Artikel zum Thema „Arche“ in einem schrillen Ton gehalten. Dabei enthält der Artikel nichts Überraschendes: den üblichen beißenden Spott, den man sich in Bezug auf andere Glaubensrichtungen lieber verkneift, leere Unterstellungen wie „Fundamentalismus“, „Wissenschaftsfeindlichkeit“ oder „Indoktrination“ und verkürzte oder falsche Darstellungen wissenschaftlicher Sachverhalte oder biblischer Inhalte.
Die Spannung zwischen Daten und Glauben aushalten
Die im Artikel aufgestellte Behauptung, die Bibel erwähne Dinosaurier nicht, greift viel zu kurz: Sie gehören zu den am 6. Schöpfungstag geschaffenen Landlebewesen (1. Mose 1,24) und stellen die beste Erklärung dar, welche Tiere Gott in Hiob 40 und 41 beschreibt. Im Sinne der Glaubwürdigkeit wäre es angebracht, zu diesem Thema genauer nachzuforschen. Veröffentlichungen zu der Frage, wie Mensch und Tier ein Jahr auf der Arche überleben konnten, scheinen bei der Recherche ebenfalls nicht berücksichtigt worden zu sein. Und das Argument, es gäbe einen Baum, der deutlich älter sei, als der biblische Zeithorizont, wurde unvollständig präsentiert. Denn das Alter des erwähnten Baums ist nicht zwingend eine Tatsache, sondern ein berechneter Wert, der auf radiometrischen Datierungen seines Wurzelwerks beruht. Aber das sind alles nur lästige Details, die bei der „Meinungsbildung“ der Leser hinderlich sein könnten. Wir sind uns im Klaren, dass die bisher gegebene Datenlage auf den Fachgebieten der Geowissenschaften und der Paläontologie es uns noch nicht ermöglicht, ein stimmiges Sintflut-Modell zu präsentieren und das geben wir auch freimütig zu. Es sei hier allerdings erwähnt, dass es auch sonst bisher kein stimmiges Modell zur Erdgeschichte gibt – auch kein evolutionäres.
Dennoch vertrauen wir darauf, dass es die Sintflut gegeben hat, wie sie in der Bibel beschrieben worden ist. Ergebnisoffenheit setzt die Bereitschaft voraus, die Spannung zwischen den vorliegenden Daten und dem Glauben an den biblischen Bericht auszuhalten. Dazu verpflichtet uns unser Gewissen vor Gott und Ihnen, liebe Leser.
Herzlich, Ihr Boris Schmidtgall
Nachruf auf unseren Mitarbeiter Dr. Harald Binder
Am 22. 10. 2025 ist unser langjähriger Mitarbeiter und lieber Bruder, Dr. Harald Binder, im Alter von 66 Jahren im Kreise seiner Familie verstorben.

Abb. 1: Harald Binder im Jahr 2020.
„Für ihn gilt jetzt schon: Keine Krankheit, keine Schmerzen, keine Tränen und kein Leid in Gottes Reich – sein Ziel hat er erreicht.“ So schrieb seine Frau Elisabeth, als sie uns über den Heimgang von Harald Binder informierte. Auch wenn es für alle, die ihm nahe standen, in den letzten Wochen immer deutlicher wurde, dass Harald bald heimgerufen wird, schmerzt uns die nun zur Realität gewordene Tatsache seines irdischen Todes über alle Maßen. Es tröstet uns aber, wie Harald selbst und seine tapfere Frau Elisabeth die lebendige Hoffnung auf die himmlische Herrlichkeit bezeugten, die stärker war und ist als aller irdischer Verlust und als alles irdische Verzagen. Wir wünschen Haralds Familie und allen um ihn Trauernden von Herzen Gottes durchtragenden Segen und seinen allen Verstand übersteigenden Trost.
Gern möchte ich an dieser Stelle an einige wichtige Wegmarken erinnern, die dokumentieren, wie eng das Leben von Harald Binder mit dem Anliegen verwoben war, Jesus Christus als den Schöpfer des Himmels und der Erde zu bezeugen. Dieses Anliegen verknüpfte er mit der Verpflichtung an sich selbst, immer so mit unseren Mitmenschen als Geschöpfen Gottes umzugehen, dass es dem Bekenntnis zum Schöpfer entspricht.
Zum ersten Mal in Kontakt zur Studiengemeinschaft Wort und Wissen trat Harald 1983 im Rahmen von Tagungen in Baiersbronn und ab 1983 im Studienkolleg Röt. Prägend für ihn waren dabei die Begegnungen mit Horst W. Beck und Siegfried Scherer. Als umfänglich ausgebildeter Chemiker (Studium an der Fachhochschule Reutlingen und den Universitäten Tübingen und Konstanz) war er ein begeisterter und vom Gegenstand seiner Untersuchungen faszinierter Naturwissenschaftler. Er staunte immer wieder darüber, wie Gott uns Einblicke in die Wunder seiner Schöpfung gewährt, in denen Er sich auch nach dem Sündenfall zu erkennen gibt. Haralds frühe ehrenamtliche Mitarbeit fand ihren Niederschlag in verschiedenen Beiträgen auf den Biologie-Fachtagungen, in seiner Mitarbeit am Lehrbuch „Entstehung und Geschichte der Lebewesen“ (dem Vorläufer von „Evolution – ein kritisches Lehrbuch“, an dem er bis zuletzt kontinuierlich mitgearbeitet hat) sowie in zahlreichen Vorträgen. Ein besonderer Schwerpunkt seiner wissenschaftlichen Arbeit lag im Bereich der kritischen Bewertung von Experimenten und theoretischen Modellen zum Ursprung des Lebens (präbiotische Chemie).

Abb.2: Harald Binder (2009) bei einer Bergtour in Vorarlberg mit Henrik Ullrich, dem 1. Vorsitzenden von W+W.
Dr. Harald Binder wurde im April 1993 hauptamtlicher Mitarbeiter bei der Studiengemeinschaft Wort und Wissen. Mehr als drei Jahrzehnte prägte und repräsentierte er wesentlich das Bild der Studiengemeinschaft mit. Sei es durch seine zahlreichen und inhaltlich breit gefächerten und gern gehörten Vorträge, seine Einsätze mit dem Infostand von Wort und Wissen bei Studenten, auf Tagungen und Konferenzen christlicher Gemeinden und Vereine oder im persönlichen Gespräch; niemals ging es Harald um sich selbst. Er wollte immer den einzelnen Menschen für Christus gewinnen und ihn nicht durch intellektuellen Übermut verlieren, er wollte Türen offenhalten und es ihnen ermöglichen, unseren Herrn und Heiland als Schöpfer und Erretter kennenzulernen. Seine verbindende Art half uns in vielen konfliktbeladenen Situationen, Auswege und Neuanfänge zu suchen und zu wagen. Diese geistliche Begabung erwies sich von unschätzbarem Wert für viele unserer Leitungskreissitzungen in den letzten drei Jahrzehnten. Eine weitere besondere Gabe lag in seiner Fähigkeit, Tagungen und Konferenzen zu organisieren und zu moderieren. Unseren Jahrestagungen (die früheren Hauptkonferenzen) hat er in dienstbereiter Weise seinen Stempel aufgetragen und so bleiben sie auch für viele Teilnehmer in guter Erinnerung.
Harald hat immer wieder bezeugt, „dass Gott mir eine wunderbare Frau an die Seite gestellt und uns vier gesunde Kinder geschenkt hat“. Wir bedanken uns von Herzen für den unermesslichen Segen, der durch seine Familie in das Werk der Studiengemeinschaft eingeflossen ist. Gott beschenke sie dafür! In einem Beitrag im W+W-Info im Oktober 1993 aus Anlass des Beginns seiner hauptamtlichen Tätigkeit bei der Studiengemeinschaft Wort und Wissen schrieb Harald Binder: „Ich möchte meine Arbeit, für die ich Gott dankbar bin, bei allem Wissen um deren Vorläufigkeit und Begrenzung so tun, dass Er dadurch geehrt wird.“
Wir dürfen bezeugen, dass dieses Anliegen durch das Wirken und den Dienst von Harald Binder zur Ehre Gottes umgesetzt wurde. Wir sind Harald Binder von Herzen dankbar dafür. Sein Leben ist für die Arbeit der Studiengemeinschaft ein gutes Vorbild, ganz im Sinne von Hebräer 13,7: „Gedenkt eurer Lehrer, die euch das Wort Gottes gesagt haben; ihr Ende schaut an und folgt dem Beispiel ihres Glaubens.“
Henrik Ullrich
Wort-und-Wissen-Klassiker in englischer Übersetzung
Sanders, Roger W.: Basic Types of Life. 404 Seiten, Format 15,3 x 22,9; zahlr. Abb. und Tab., Tulsa, Oklahoma: Blyth Institute Press, 2025. ISBN 978-194491-824-8; 52,50 Euro
„Basic Types of Life“ ist die englische Übersetzung des Wort-und-Wissen-Klassikers „Typen des Lebens“, der im Jahr 1993 von Siegfried Scherer in der Fachberichtsreihe „Studium Integrale“ herausgegeben wurde. Das deutsche Original kann als Meilenstein der Literatur über Grundtypen gelten und wird bis heute noch in der internationalen Schöpfungsforschung als Referenz angeben. Grundtypen werden im Rahmen der biblischen Schöpfungslehre als Schöpfungseinheiten interpretiert.
Das Original wurde teilweise aktualisiert und durch einige Beiträge erweitert. Der Sammelband enthält in seiner nun vorliegenden englischen Version 19 Beiträge von 12 Autoren. Nach einführenden Artikeln über den Artbegriff, über Artbildung und eine historische Betrachtung werden Grundtypen aus dem Tier- und Pflanzenreich beschrieben: Funariaceen (eine Familie der Moose), Streifenfarngewächse, Weizenartige, Nelkenwurzartige (die nur einen Teil eines mutmaßlich größeren Grundtyps bilden), Kernobstgewächse, Entenartige, Hühnerartige, Stieglitzverwandte und die Prachtfinken, Greifvögel, Hundeartige, Pferdeartige und Meerkatzenartige. Neu hinzugekommen sind die sogenannten Lebenden Steine sowie ein Überblick und einige Anhänge über weitere mögliche Grundtypen.
Der englische Band wurde herausgegeben vom mittlerweile leider verstorbenen Botaniker Roger W. Sanders. Die Autoren von „Basic Types of Life“ charakterisieren Verwandtschaftsbeziehungen durch artübergreifende Kreuzungen, was experimentell überprüft werden kann. Die darauf basierende genetisch fundierte Kategorie der Grundtypen ist der Kategorie der Arten übergeordnet und liegt bei den hier präsentierten Organismengruppen auf Tribus-, Unterfamilien- oder Familienebene (kann in anderen Fällen auch darüber liegen). Grundtypen stellen klar abgegrenzte Gruppen dar.
Evolutionäre Artkonzepte basieren in der Regel auf der Annahme, dass die Artbildung durch allmähliche Änderungen auf der Basis neuer Mutationen erfolgt. Im Gegensatz dazu wird in „Typen des Lebens“ die Verteilung der Merkmale innerhalb der Arten einzelner Grundtypen im Rahmen der Hypothese genetisch polyvalenter Vorläuferformen interpretiert, aus denen durch Prozesse der Artbildung genetisch tendenziell weniger variable Nachkommen hervorgegangen sind.
Manche Beiträge sind allerdings – was die Datenbasis angeht – nicht mehr auf dem aktuellen Stand. Sie sind deswegen nicht falsch, aber ergänzungsbedürftig. 30 Jahre Forschung seit dem Erscheinen der deutschen Ausgabe sind in der Wissenschaft auf diesem Gebiet enorm lang. So gesehen bietet der englische Band auch einen Einblick in die Geschichte der Forschung über Grundtypen. Mittlerweile wurde in der Zeitschrift „Studium Integrale Journal“ und auf unserer Website eine Reihe weitere Grundtypen auf der Basis des heutigen genetischen und taxonomischen Wissens beschrieben. Daraus geht klar hervor, dass sich das Grundtypenkonzept auch auf aktuellem Kenntnisstand bewährt hat. Die Spur, die „Typen des Lebens“ bzw. nun „Basic Types of Life“ gelegt hat, ist nach wie vor vielversprechend.
Reinhard Junker
Literatur
- Einen Überblick zum aktuellen Stand kann man sich hier verschaffen: https://www.wort-und-wissen.org/artikel/grundtypentabelle/und hier: https://www.wort-und-wissen.org/artikel/data-collection-basic-types/.
Superschnelle Anpassung – aber keine Höherentwicklung
Ein kritischer Blick auf ein neues ARTE-Video zu „Darwins Express: Evolution in Rekordzeit“ zeigt: Was aussieht wie Evolution ist das Abrufen programmierter Optionen.
In einem aktuellen Video des Fernsehsenders ARTE (2025)* wird eindrucksvoll dargestellt, wie rasch Tiere und Pflanzen auf Umweltveränderungen reagieren können. Veränderungen und Anpassungen vollziehen sich in kürzester Zeit – in einigen Fällen innerhalb weniger Generationen. ARTE spricht in diesem Zusammenhang von einem „Darwins Express“ – von superschneller Evolution. Doch so faszinierend diese biologischen Anpassungen auch sind: Sie haben nichts mit Evolution im klassischen, darwinistischen Sinn zu tun – also mit der Entstehung neuer Baupläne, Funktionen oder genetischer Information.
Schnelle Reaktionen statt Neuerfindungen

Abb. 1: Aus Südamerika stammende Aga-Kröte (Rhinella marina, Bildquelle: Wikipedia, Froggydarb, CC BY-SA 3.0).
Das Video zeigt eine Reihe gut dokumentierter Fälle: In Australien hat sich die aus Südamerika eingeschleppte Aga-Kröte innerhalb weniger Jahrzehnte an neue Bedingungen angepasst. Die Tiere bewegen sich schneller, ermüden langsamer und verbreiten sich effizienter als ihre Vorfahren. In Kanada schrumpfen bei Mufflons die Hörner, weil Tiere mit größeren Hörnern stärker bejagt werden. In Alaska werden Lachse kleiner, weil die großen Exemplare durch den Fischfang aus der Population entfernt wurden. In Mosambik bringt Wilderei vermehrt Elefanten ohne Stoßzähne hervor – ein klarer Überlebensvorteil für Tiere ohne dieses auffällige Merkmal. Und auf Puerto Rico haben Anolis-Echsen in kurzer Zeit größere Krallen und kräftigere Vorderbeine entwickelt, um sich auf glatten Oberflächen besser festhalten zu können.
Diese Beispiele sind eindrucksvoll, doch genetisch gesehen entsteht hier nichts grundlegend Neues – veränderte Umweltbedingungen sind Auslöser dafür, Merkmalsausprägungen abzurufen, die bereits im Genpool vorhanden sind. In vielen Fällen spielt auch Genregulation eine Rolle: Die vorhandene DNA wird unterschiedlich genutzt, je nach Umwelteinfluss.
Grob irreführend ist im Video in diesem Zusammenhang der Sprung von einem Beispiel zur Farbveränderung zur Entstehung des aufrechten Gangs, der durch ein Transposon (springendes Gen) begünstigt worden sein soll. Das ist ungefähr so, als würde man sagen, die Entstehung des Fernsehers wurde durch Implementierung des An/Aus-Knopfes begünstigt.
Ein fragwürdiges Darwin-Bild
Das Video bemüht immer wieder Darwin – doch oft auf fragwürdige Weise. So wird behauptet, Darwin sei durch die „Darwin-Finken“ zur Evolutionstheorie inspiriert worden. Tatsächlich hatte Darwin gar nicht systematisch dokumentiert, von welchen Inseln die gesammelten Vögel stammten. Die spätere korrekte Bestimmung verdankt sich der Arbeit anderer Forscher.

Abb. 2: Unter anderem auf Karibik-Inseln beheimatete Anolis- Eidechse (Anolis sagrei, Bildquelle: pixabay).
Noch problematischer ist die Behauptung, dass vor Darwin „alle“ an die Unveränderlichkeit der Arten geglaubt hätten. Schon im 18 Jahrhundert hatte Carl von Linné eine gewisse Entwicklungsfähigkeit innerhalb von Gattungen angedeutet. Lamarck entwickelte sogar eine eigene Theorie, in der erworbene Eigenschaften vererbt werden – eine Idee, die Darwin später wieder aufgriff. Der Gedanke der Veränderung war also längst im Umlauf, bevor Darwin seine These formulierte.
Evolution sollte eindeutig definiert werden
In der Definition von „Evolution“ bleibt das Video äußerst vage – oder irreführend. Eine Aussage lautet sinngemäß: Wenn eine Eigenschaft erfolgreicher ist als eine andere, wird sie sich durchsetzen – das sei Evolution. Doch dies beschreibt lediglich das Prinzip der Selektion, nicht die Entstehung neuer Merkmale. Es wird nichts „entwickelt“, sondern nur angereichert. Selbst die oft zitierte genetische Vielfalt wird im Video falsch erklärt: „Transkriptionsfehler“ werden als Quelle der Vielfalt bezeichnet – obwohl diese Fehler nur während der RNA-Bildung auftreten und nicht vererbbar sind. Tatsächlich entstehen erblich relevante Veränderungen nur durch Mutationen während der DNA-Replikation, insbesondere in Keimzellen. Ein wesentlicher Unterschied, der in einer seriösen Darstellung nicht unter den Tisch fallen sollte.
Epigenetik – wirklich Evolution?

Abb. 3: Acker-Stiefmütterchen (Viola arvensis, Bildquelle: Wikipedia, AnRo0002, CC0)
Gegen Ende des Videos wird ein faszinierendes Phänomen angesprochen: sogenannte „Evolution ohne Mutation“. Gemeint ist damit etwa das Verhalten der Spitzen Blasenschnecke, die bei erhöhter Gefahr, von Fressfeinden erbeutet zu werden, eine dickere Schale ausbildet. Diese Reaktion kann sogar an die nächste Generation weitergegeben werden – ohne Veränderung des Erbguts. Verantwortlich sind hier epigenetische Mechanismen: Die Aktivität bestimmter Gene wird durch Umweltreize beeinflusst. Das Erbgut selbst bleibt unverändert, lediglich seine Nutzung wird geändert. Auch das ist biologisch interessant, doch es bleibt bei einer (kurzfristigen) Anpassung innerhalb gegebener Grenzen. Mit echter Höherentwicklung hat das nichts zu tun.
Ein weiteres Beispiel ist das Acker-Stiefmütterchen (Viola arvensis), das bei Insektenmangel zur Selbstbefruchtung übergeht – ein Anpassungsschritt, der allerdings zu reduzierter genetischer Vielfalt und damit zu langfristiger Schwächung führt. Auch hier zeigt sich: Anpassung kann auch Rückbau bedeuten – nicht Fortschritt, sondern Spezialisierung.
Fazit: Anpassung ≠ Evolution
Das Fazit ist eindeutig: Die im Video gezeigten Beispiele belegen keine Evolution im klassischen Sinne. Sie zeigen Selektion, Genregulation, epigenetische Reaktionen – aber keine Entstehung neuer biologischer Information, keine neuen Strukturen, keine Neuerfindungen. Die „Express-Evolution“ beruht auf dem Abrufen vorhandener Programme. Das ist keine gute Nachricht für Evolutionsbiologen, denn woher kommen diese Programme? Interessant ist auch die Formulierung: Transposons als „Zauberstäbe der Evolution“ (29:15). Es ist schon erstaunlich, dass in einem naturalistischen Szenario Zauberei als Bild verwendet wird. Das Video verfehlt damit sein eigentliches Ziel: Statt die Stärke der Evolutionstheorie zu demonstrieren, illustriert es unbeabsichtigt deren Grenzen. Anpassung ist Realität – doch sie ist nicht gleichzusetzen mit der Entstehung neuer Baupläne. Wer solche Prozesse unterschiedslos als „Evolution“ bezeichnet, verwischt nicht nur wissenschaftliche Begriffe, sondern verzerrt auch die öffentliche Wahrnehmung.
Peter Borger
* Darwin Express: Evolution in Rekordzeit
Das Geheimnis der Langlebigkeit von Grönlandwalen
Die Lebenserwartung von Grönlandwalen liegt bei 200 Jahren. Die Ursache dafür ist eine besonders effektive Reparatur des Erbguts (DNA). Handelt es sich dabei um ein Produkt der Evolution?
Einer der bemerkenswertesten Unterschiede zwischen verschiedenen Arten ist ihre Lebenserwartung. Sie reicht von weniger als einer halben Stunde bei einigen Arten der Eintagsfliege bis zu 400 Jahren beim Grönlandhai (Somniosus microcephalus) – dem langlebigsten Tier auf unserem Planeten. Der Gedanke, dass die Erforschung der Ursachen von Langlebigkeit neue Perspektiven für die Erhöhung der menschlichen Lebenserwartung eröffnet, ist naheliegend. Zuletzt hat sich eine Gruppe von Wissenschaftlern in den USA mit den möglichen Ursachen der Langlebigkeit des Grönlandwals befasst.
Um zu verstehen, weshalb der Grönlandwal so lange lebt, ließen die Forscher um Denis Firsanov und Vera Gorbunova von der Universität in Rochester (New York) zunächst Zellen des Wals im Labor wachsen. Dann untersuchten sie verschiedene mögliche biochemische Vorgänge, die als Kandidaten für die Ursache der Langlebigkeit in Frage kommen. Sie stellten dabei fest, dass die Zellen des Grönlandwals im Unterschied zu den Zellen anderer Tiere und des Menschen besonders große Mengen des Proteins CIRBP herstellen (CIRBP = kälteinduzierendes RNA-bindendes Protein). Dieses Protein bindet gezielt an Doppelstrangbrüche (DSB) im Erbgut und veranlasst DNA-Reparaturproteine dazu, an der gleichen Stelle zu binden und den Strangbruch zu reparieren. DSB zählen zu den häufigsten Ursachen für Krebs. Das CIRBP wird auch in vergleichsweise kleinen Mengen in menschlichen Zellen hergestellt, unterscheidet sich aber ein wenig von demjenigen des Wals (fünf Aminosäuren von insgesamt 172 sind anders). Hinsichtlich der Funktion bedeutet dies keinen Vorteil – entscheidend ist lediglich die deutlich größere Menge des Proteins in den Zellen des Wals.
Neben der ausführlichen Analyse des Befunds führen die Autoren auch eine weltanschauliche Interpretation aus Sicht der Evolutionslehre an. Die besonders effektive DNA-Reparatur des Grönlandwals sei das Ergebnis eines „evolutionären Experiments“, wovon es viel mehr gegeben habe, als Menschen jemals ausprobieren könnten. Demnach, so folgern die Autoren, sei es für die Entwicklung einer effektiven Krebstherapie erfolgversprechend, die „evolutionäre Strategie“ des Grönlandwals zu befolgen und die Menge an CIRBP in den menschlichen Zellen zu erhöhen. Dabei kommt allerdings nicht zur Sprache, dass nahezu alle bei Reparaturprozessen beteiligten Proteine komplexe Nanomaschinen sind, die analog zu technischen Maschinen Arbeit verrichten. Zudem handelt es sich bei biochemischen Reparaturvorgängen um die komplexesten orchestrierten Maschinerien überhaupt. Bisher gibt es keine auch nur ansatzweise plausible Erklärung für die evolutionäre Entstehung der Selbstreparatur von Zellen. Zudem steht der Evolution selbstverständlich kein „Experimentator“ zur Verfügung. Daher ist es irreführend, von „evolutionären Experimenten“ zu sprechen. Und was an einem durch Wissenschaftler gezielt bewirkten Erhöhen der Menge an CIRBP in Zellen „evolutionär“ sein soll, erscheint völlig rätselhaft.
Literatur
- Firsanov D et al. (2025) Evidence for improved DNA repair in long-lived bowhead whale, Nature, https://doi.org/10.1038/s41586-025-09694-5
- Ledford H (2025) This whale lives for centuries: its secret could help extend human lifespan, Nature, https://www.nature.com/articles/d41586-025-03511-9
W+W-Kalender 2026 und neuer Fotowettbewerb
Der neue W+W Kalender für das Jahr 2026 ist verfügbar. Er ist aus zwölf hochwertigen Fotoaufnahmen erstellt worden, die im Rahmen des diesjährigen Fotowettbewerbs ausgewählt worden sind. Für die aktive Mitarbeit und die vielen Einsendungen aller Teilnehmer möchten wir uns an dieser Stelle ganz herzlich bedanken.
Auch im nächsten Jahr ist ein Fotowettbewerb für den neuen Kalender 2027 vorgesehen. Wir freuen uns auf vielseitige Aufnahmen, die die unterschiedlichen Arbeitsbereiche von W+W beleuchten: Archäologie/Geschichte, Biologie, Geowissenschaften, Kultur und Geschichte, Philosophie, Physik/Kosmologie und Wirtschaft.
Zur Teilnahme am Wettbewerb 2026 schicken Sie Ihre Fotos bitte mit vollständiger Angabe Ihrer Postanschrift an die folgende E-Mail-Adresse: fotowettbewerb@wort-und-wissen.org. Pro Teilnehmer können maximal drei Bilder eingeschickt werden. Die Voraussetzungen sind, dass Sie selbst Urheber und somit Fotograf der Fotos sind und dass die Bilder im Querformat aufgenommen wurden. Bitte vermerken Sie des Weiteren in der E-Mail, was auf den jeweiligen Fotos dargestellt ist, z. B. Name, Bezeichnung oder Ortsangaben. Der Teilnahmeschluss ist der 1. Mai 2026; der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Die Jury wählt aus allen Einsendungen die Bilder für den neuen Kalender aus. Neben ästhetischen und qualitativen Kriterien spielen auch die Originalität sowie die Verknüpfung zu den W+W-Fachbereichen eine zentrale Rolle. Sollte Ihr Foto für den kommenden Kalender ausgewählt werden, erhalten Sie drei Kalender kostenlos und für jedes im Kalender verwendete Foto einen frei wählbaren W+W-Artikel aus dem Onlineshop im Wert von max. 20 EUR.
Im Vorfeld vielen Dank für Ihre Teilnahme – wir freuen uns auf Ihre Bildbeiträge.
„Hoheit und Pracht sind vor ihm, Macht und Herrlichkeit in seinem Heiligtum. Ihr Völker, bringet dar dem HERRN, bringet dar dem HERRN Ehre und Macht!“ Psalm 96,6-7![]()
Grußwort des Schatzmeisters
Empfängerverifikation bei Überweisungen – eine neue Gurkenkrümmungs-Verordnung?
Die Älteren unter uns erinnern sich sicher noch an die 1988 von der EU erlassene Gurkenverordnung, die unter anderem festlegte, dass eine Gurke der Handelsklasse „Extra“ maximal eine Krümmung von zehn Millimetern auf zehn Zentimetern Länge aufweisen durfte. Diese Gurkenkrümmungsverordnung diente Kabarettisten 21 Jahre lang (bis zu ihrer Abschaffung 2009) als ein Beispiel für den zügellosen Regelungswahn der europäischen Verwaltung.
Alle Bankkunden (und damit auch unsere Spender) werden seit dem 9. Oktober durch die Umsetzung einer anderen, neuen EU-Verordnung mit der Aufgabe der Empfängerverifikation konfrontiert. Die Funktion verpflichtet Banken, vor Ausführung einer Transaktion zu prüfen, ob der eingegebene Empfängername zur IBAN passt. Bankkunden erhalten in einem Ampelsystem einen Hinweis, ob der bei der Bank hinterlegte Empfängername ganz, weitgehend oder nicht übereinstimmt. Sofern der Empfängername nicht exakt übereinstimmt, muss der Bankkunde entscheiden, ob er die Überweisung dennoch freigegeben möchte. Ohne Freigabe keine Überweisung. Das Ziel ist klar: Fehlüberweisungen und Betrug sollen verhindert, der Verbraucherschutz gestärkt werden.
Wir als „Studiengemeinschaft Wort und Wissen e.V.“ (die genaue Empfängerbezeichnung für die unterschiedlichen Konten finden Sie auf unserer Webseite) sind dankbar, dass bisher die meisten Überweisungen auf unseren Spendenkonten angekommen sind.
Bis Ende September standen 389.400 € Einnahmen (-7 % gegen Vorjahr) 440.160 € Ausgaben (-9 % gegen Vorjahr) gegenüber. Für einen ausgeglichenen Haushalt fehlten somit 50.760 €. Insbesondere die Tagungseinnahmen und die Spenden von Gemeinden nach Vorträgen unserer Mitarbeiter sind dieses Jahr etwas niedriger als in 2024. Wir bitten Gott darum, dass er uns die Spenden und Medienstelleneinnahmen schenkt, die nötig sind, um am Jahresende das Budget von 711.000 € zu decken. Beten Sie mit dafür, dass möglichst viele Freunde und Förderer unseres Werkes uns in den letzten Monaten des Jahres finanziell unterstützen.
Zum Schluss noch eine gute Nachricht von der Front der Empfängerverifikation: Daueraufträge werden nur einmal – bei der Anlage – auf den korrekten Empfängernamen überprüft. Sie könnten also lästige Bestätigungen umgehen, indem Sie einen Dauerauftrag einrichten und ihn einmal freigeben.
Ihr Schatzmeister Stephan Schmitz
Studium Integrale Journal – das evolutionskritische Magazin
Themen Heft 2 / 2025
- R. Junker: Steht der „Urvogel“ Archaeopteryx auf dem Abstellgleis?
- P. Borger & B. Scholl: Der genetische Unterschied zwischen Mensch und Schimpanse beträgt 15 %
- B. Scholl: Sahelanthropus – zweibeiniger Vormensch oder vierfüßiger Großaffe?
- B. Schmidtgall: Nutzung von Lichtenergie in der Natur. Lichtreaktionen in Organismen
- P. Korevaar: Ist das anthropische Prinzip widerlegt?
- B. Scholl: Vom urtümlichen Fossil zur Bienenwabe. Wenn es auf 500 Millionen Jahre nicht ankommt.
- H. Ullrich: Was Ohren über unsere Herkunft verraten
- P. Borger: Buntbarsche und Supergene: Ein Mechanismus für Artbildung im Schöpfungsmodell
- B. Schmidtgall: Vitamin B12 – ein Molekül wie aus einem anderen Universum
- J. Göcking: Symmetrien als Schöpfungsindiz?
Streiflichter:
Perfekte Illusion – wie eine Motte zum Blatt wird • Ein einzigartiger Fangmechanismus
im Bernstein • Spinnentier aus dem Kambrium mit „modernem Gehirn“ • „Sauschnelle“
Evolution im Schweinestall • Urwaldriesen – Wenn der Blitz zum Lebensretter wird •
Vogelfedern woher? • Überraschend alte fossile Spuren von Reptilien • Warum eine Larve unter
Fressfeinden nicht entlarvt wird • Ostafrikanischer Graben reißt schneller auf als gedacht • Die
Qumranrollen bestätigen die Zuverlässigkeit des Alten Testaments • Ist das Danielfragment aus
Qumran älter als der darin beschriebene Makkabäeraufstand?
Jahresabo: (2 Ausgaben; je 64–72 S.): 16,– € (außerhalb D: 19,– €) / 23,– SFr (Studenten/
Schüler: 11,– €; außerh. D: 14,– €/ 15,– SFr); Einzelheft: 9 €; älteres Kennenlernexemplar 4,–
€ / 6,– SFr ( jeweils inkl. Versandkosten)
Veranstaltungen
Fachtagung Biologie
20.–22. 3. 2026
Ort: Freizeitheim Friolzheim, Mühlweg, 8, 71292 Friolzheim
Referenten und Themen u. a.:
- Prof. Dr. Nigel Crompton: Mendel’sche Merkmale und nichtreduzierbare Komplexität
- Dr. Markus Widenmeyer: Nichtreduzierbare Komplexität – Anwendbarkeit und Grenzen eines Kernarguments für Schöpfung
- Dr. Stefan Koppi: Substanzgebundene Abhängigkeiten aus Sicht der modernen Medizin und der Bibel (zwei Vorträge)
Tagung für Pädagogen und Interessierte
13.–16. 2. 2026
Jesus – Herr des Lebens und Hoffnung im Leiden
Ort: Haus Oase des Diakonissen-Mutterhauses Lachen,
Flugplatzstraße 91, Neustadt an der Weinstraße
Referenten und Themen:
- Dr. Boris Schmidtgall
- Warum die Schöpfungslehre für den christlichen Glauben wichtig ist – Schöpfung vs. Theistische Evolution;
- Photosynthese als Schöpfungsindiz ;
- Reparaturmechanismen in Zellen als Schöpfungsindiz
- Dr. Reinhard Junker:
- Daten und Deutungen in Ursprungsfragen – wie kann man dieses Thema Jugendlichen nahebringen? (Podiumsdiskussion);
- Schöpfung vs. Theistische Evolution – wie gibt man das Jugendlichen weiter?
- Lebensentstehung als Thema vermitteln
- Matthias Mross:
- 1Grausame Gliederfüßer: Überlebensstrategien von Sandwespen, Krabbenspinnen & Co;
- Leiden und leidenschaftliches Forschen als Christ: Blaise Pascal;
- Andachten anhand von Impulsen aus der Schöpfung erstellen (Workshop)
- Prof. Dr. Peter Imming:
- Mit Jugendlichen/Schülern im Gespräch über Glaubensthemen (Workshop);
- Predigt: Umgang mit Leid
- Benjamin Scholl: Diskussion des Films „Macht Leid Sinn?“
Neues auf unseren Internetseiten
wort-und-wissen.org/publikationen/
- Die großen Trends in der Fossilüberlieferung der Lebewesen (Artikel, R. Junker)
- Testfall für die Glaubwürdigkeit der Heiligen Schrift: Die biblische Urgeschichte (Artikel, R. Junker)
- Darwin-Express: Evolution in Rekordzeit (Rezension, P. Borger)
- Warum Willam L. Craigs „Historical Adam“ nicht überzeugt (Diskussionsbeitrag, B. Scholl) genesis-net.de (Auswahl)
- Von der Kapelle zum Klo: Altar zu Toilettenstein in Lachisch (P. van der Veen & A. Späth)
- Degenerative Ursprünge von Viren (P. Borger)
- Erneut Hinweise auf außerirdisches Leben? (B. Schmidtgall)
- Alte fossile Echse entspricht nicht den Erwartungen (R. Junker)
- Häufige Irrtümer zum Alter der Erde (B. Scholl)
Youtube (Auswahl)
- „Die Aufklärung“ gab es nicht! (Vortrag, Prof. Dr. Dr. Daniel von Wachter)
- Viele kleine Schöpfungshinweise – Schöpfung durch das Wort (Vortrag, Dr. Reinhard Junker)