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Wort-und-Wissen-Info 3/1998


Liebe Freunde von Wort und Wissen

Als hauptamtlicher Mitarbeiter der Studiengemeinschaft Wort und Wissen sind mir vor allem zwei Aufgabenfelder zugewiesen. In der Öffentlichkeitsarbeit bin ich immer wieder neu herausgefordert, unsere Themen und Anliegen in Gemeinden verständlich vorzutragen. Im Spannungsfeld zwischen dem, was Inhalt des Glaubens ist, und dem, was als aktuelle Erkenntnisse über Schulen und Medien verbreitet wird, soll Orientierungshilfe angeboten werden. Dort, wo Menschen die Gott nicht kennen, in Gemeinden eingeladen werden, helfe ich gerne mit, daß diese etwas davon hören, daß wissenschaftliche Erkenntnis die Beantwortung der Frage nach Gott und woher wir kommen und wohin wir gehen, nicht überflüssig macht. In diesen Bereich fällt auch, mit Studenten an Hochschulen Fragen anzudenken und zu diskutieren oder auch Menschen in verantwortlichen Positionen zu bezeugen, daß unser Gott sich in der Bibel zu erkennen gibt. Dabei erweist sich das biblische Wort auch dort als zuverlässig, wo wir uns bemühen, Aspekte unserer Wirklichkeit denkend zu erfassen.

Meine zweite Aufgabe, konkrete Fragestellungen in Schöpfungszusammenhängen forschend zu bedenken, kommt meiner Neugierde und Faszination als Naturwissenschaftler sehr entgegen. Ich bin dankbar für den Platz, den mir Gott zugewiesen hat.

Eine Frage treibt mich im Nachdenken über meine Arbeit immer wieder um: Stimmen die Gewichte, die Prioritäten, die ich einzelnen Bereichen zuordne, stimmt das Maß, nach dem ich sie bemesse? Die Frage gewinnt dort an Schärfe, wo meine eigene Person ins Blickfeld kommt: Sehe ich mich selbst richtig in diesen Aufgabenfeldern, stimmt meine Selbsteinschätzung?

In dieser Reflexion bewegt mich ein Gedanke, den Paulus im Brief an die Gemeinde in Rom formuliert hat (Röm 12,3): Denn ich sage durch die Gnade, die mir gegeben ist, jedermann unter euch, daß niemand höher von sich halte als sich’s gebührt zu halten, sondern daß er von sich mäßig halte, ein jeglicher, wie Gott ausgeteilt hat das Maß des Glaubens.

Paulus fordert hier dazu auf, im Denken über sich selbst das rechte Maß zu benützen, mäßig zu sein. Wenn wir etwas messen, eine Größe genau bestimmen wollen, dann müssen wir an den verwendeten Maßstab hohe Anforderungen stellen. Für die Längenmessung beispielsweise konnte man sich auf einen vereinbarten „Urmeter“ beziehen und daran sein Maß eichen. Heute benützen wir dazu die Wellenlängen von Licht einer bestimmten Farbe.

Wenn wir also eine Länge sehr genau messen wollen, ist uns klar, daß das Maß dafür nicht in uns selbst liegt, wir sind auf eine (vereinbarte) Größe außerhalb von uns gewiesen.

Paulus führt seinen von Gott gegebenen Gedanken in einer vergleichbaren Richtung aus, wenn er sagt, Gott hat ausgeteilt das Maß des Glaubens. Wir müssen unser Maß nicht selbst finden, das können wir gar nicht, es ist uns gegeben. Dieses Maß ist jedem gegeben. Nicht so, daß auf einer Skala ein für jeden exakt ablesbarer Wert zu ermitteln wäre. Wenn ich Paulus recht verstehe, zeigt er uns den Bezugspunkt, den Ort, an dem ich mein mir zugeteiltes Maß finde; die Beziehung, von der aus ich mich im rechten Maß messen und einschätzen kann.

Ich wünsche Ihnen, auch im Namen des Leitungskreises, daß Sie in dieser Advents- und Weihnachtszeit, aber auch gerade im Blick auf die Herausforderungen des neuen Jahres Ihr von Gott gegebenes Maß erkennen,

Ihr Harald Binder

 

„Hat die Bibel doch recht? Der Evolutionstheorie fehlen die Beweise“

Anmerkungen von Henrik Ullrich zu einer Filmdokumentation

Ein Sonnenuntergang weckt in uns oft Gefühle von Wehmut und provoziert Gedanken, die mit Abschied oder der Vergänglichkeit verknüpft sind. Die Filmdokumentation von Fritz Poppenberg „Hat die Bibel doch recht?“ erzeugt zur Begrüßung beim Zuschauer eine solche Stimmung, die durch das Jaulen von Hunden und dem Knacken brennenden Holzes zusätzlich um die Komponente des Unheimlichen erweitert wird. Wovon heißt es also Abschied nehmen aus dem Blickwinkel des Filmemachers? Was ist so Unheimliches daran, wenn, wie im Titel vorgegeben, die Bibel doch recht haben sollte und der Evolutionslehre die Beweise ausgehen?

Evolution: wissenschaftlich gesichert?

Fritz Poppenberg konfrontiert sein Publikum in diesem Film mit einer Fragestellung, die im Alltagsgeschäft populärwissenschaftlicher Abhandlungen, in unseren Schulen und Universitäten gewöhnlich nicht mehr zur Diskussion steht. Ist die Evolutionstheorie eine wissenschaftlich gesicherte Darstellung der Geschichte des Lebens? Geradlinig und schonungslos offenbart er Unsicherheiten und Unzulänglichkeiten des evolutionären Theoriengebäudes anhand einer ausgewogenen Auswahl wissenschaftlicher Detailargumente, die von Wissenschaftlern unterschiedlicher biologischer Disziplinen selbst erklärt und interpretiert werden.

Neben Vertretern der Evolutionslehre, die z.T. selbstkritisch die betreffenden Probleme ihres Fachgebietes ansprechen, kommen auch Gegner des Evolutionsmodells wie Prof. Dr. Siegfried Scherer (TU München), Dr. Wolf-Ekkehard Lönnig (Max-Planck-Institut Köln) und Dr. Sigrid Hartwig-Scherer (Freising) zu Wort. Ihre ausführlichen Beiträge bilden das inhaltliche Gerüst des Films. Dem Zuschauer wird dabei vor allem die für die wissenschaftliche Forschung nicht überwundene Grenze zwischen Mikro- und Makroevolution entfaltet. (Zur begrifflichen Unterscheidung vgl. Info 3/98). Anhand der Hundezucht wird z.B. verdeutlicht, welch erstaunliches Variationspotential innerhalb einer biologischen Art verborgen liegt. Ca. 300 Rassen sind aus dem Wolf im letzten Jahrhundert gezüchtet worden. Aber brachte dies wirklich Verbesserungen für die Art „Hund“? Kein Artensprung konnte beobachtet werden, dagegen sind Deformationen, Funktionsverluste, die Herabsetzung der Widerstandsfähigkeit und Krüppelzüchtungen der Preis für ein nach menschlichem Ermessen reinrassiges Tier. Gleiches belegen die wissenschaftlichen Ergebnisse entsprechender Forschungen an der Zuckerrübe, der Erbse (vgl. Abb. 1), den Fruchtfliegen, den Bakterien und den Darwinfinken. Mikroevolutive Prozesse führen in ihrer Addition nicht zu makroevolutiven Veränderungen.

Abb. 1: Normales (oben) und mutiertes Erbsenblatt – ein Beispiel, auf das im Film eingegangen wird. Das mutierte Blatt hat außer den am Blattgrund stehenden Nebenblättern nur noch Ranken, was den Halt der einzelnen Pflanzen untereinander verbessert, nicht jedoch zu einer neuen Struktur führt.

Ein Miniaturmotor wirft Fragen auf

Ein zweiter inhaltlicher Schwerpunkt liegt auf der Bewertung der propagierten Evolutionsmechanismen. Weder Darwins Vorstellungen von der Vererbung erworbener Merkmale im Zusammenhang mit Variation und Selektion noch die Integration genetischer Zusammenhänge durch die modernere Synthetische Evolutionstheorie können in langen Zeiträumen das Entstehen neuer Baupläne erklären, so das Fazit. Der Geißelmotor eines kleinen Bakteriums genügt, um die Unzulänglichkeit der vorgeschlagenen Mechanismen offenzulegen.

Eindrucksvoll in diesem Zusammenhang ist eine Computeranimation, welche die zufällig agierenden evolutiven Prozesse hinsichtlich ihrer funktionellen Kapazitäten einschätzt, um den langen Hals, die großen Extremitäten und das Blutdruckregulationssystem von Giraffen hervorzubringen. Mutationen können danach keine Quelle für neue und funktionell überlegene Merkmalskombinationen sein.

Auch Fossilien helfen nicht weiter

Daß das fossile Datenmaterial für die Evolutionslehre nicht als Belegmittel eines kontinuierlich sich aufzweigenden Stammbaums dienen kann, wird im Film mehrmals hervorgehoben. Die kambrische Explosion des Lebens, der Archaeopteryx oder der aufrechte Gang einiger fossiler Formen ausgestorbener Affen und die Überraschungen im Hinblick auf menschliche Funde sind dafür exemplarisch.

Ein Ausflug in die Geschichte

Wissenschaftshistorische und politische Zusammenhänge bezüglich der Wirkgeschichte des evolutionären Denkens finden neben den wissenschaftlichen Betrachtungen zusätzliche Beachtung. Fritz Poppenberg stellt einige Konsequenzen des politischen Mißbrauchs darwinistischer Lehren vor. Die Verwurzelung des nationalsozialistischen Rassenwahns in den sozialdarwinistischen Lehren Haeckels oder die Ermordung sowjetischer Wissenschaftler, welche in den dreißiger Jahren die Berücksichtigung der evolutionskritischen Mendelschen Vererbungsregeln forderten, werden dazu aufgeführt.

Bewertung

Aus meiner Sicht gelingt es Poppenberg mit seinen Film, durch punktuelle Darstellung einzelner Forschungsergebnisse die provokative Behauptung von fehlenden Beweisen für die Evolutionslehre zu belegen. Das fordert aber vom Zuschauer Unvoreingenommenheit und die Bereitschaft zum Mitdenken. Evolutionskritisch eingestellte Leute werden mit Freude und Gewinn diese Dokumentation aufnehmen. Der wissenschaftlich Uneingeweihte wird bei der Vielzahl der Details, dem häufigen Wechsel der Argumentationsebenen und durch die Verknüpfung mit politischen Themen hier und da die Übersicht verlieren. Gut wären mitlesbare Einblendungen der vorgestellten zentralen Aussagen einzelner Wissenschaftler. Die Bezugnahme auf Haeckel nur unter dem Blickwinkel seiner Rassenideologie beim Menschen ist, was seine Bedeutung für die Evolutionslehre betrifft, zu eng. Hier wären zusätzliche Erläuterungen zu seinem Biogenetischen Grundgesetz sicherlich eine sinnvolle Ergänzung.

Ob überzeugte Evolutionstheoretiker Poppenbergs Arbeit als akzeptable Kritik einstufen werden, sei dahingestellt. Alle aufgelisteten Anfragen, die gegen die verbreiteten Evolutionsmodelle sprechen sind dem Eingeweihten bekannt und es mangelt nicht an hypothetischen Alternativen, um diese zu beantworten. Darauf geht Poppenberg nicht ein; das würde eine einführende Darstellung allerdings auch überfordern. Ungenaue Aussagen, wie z.B. die Evolutionslehre spreche von „einer Abstammung des Menschen von den Affen“ erwecken eventuell den Verdacht einer nicht ganz zeitgemäßen Evolutionskritik. (Genau müßte man sagen: Die heutigen Affen und die Menschen haben nach der Evolutionslehre gemeinsame ausgestorbene affenartige Vorfahren gehabt.)

Die Bibel – ein Neuanfang!

„Hat die Bibel doch recht?“ – Der im Film am Ende gezeigte Griff in ein Bücherregal und der Verweis auf den biblischen Schöpfungsbericht mit seiner Betonung getrennt geschaffener Arten kann nur als Einstieg verstanden werden, um diese Frage zu beantworten.

Das Schlußbild des Films wird erneut von einem Sonnenuntergang bestimmt. Um in diesem Bild zu bleiben: jedem Abschied folgt ein Neuanfang. Die begründete Kritik Poppenbergs am Paradigma unserer Zeit – Evolution – fordert die Menschen heraus, die Bibel vom Deckmantel aufklärerischer Überheblichkeit zu befreien und sich dem Wahrheitsanspruch des Wortes Gottes neu zu stellen. Wünschen wir dem Film, daß viele Fernsehanstalten den Mut aufbringen, ihn auszustrahlen.

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„Entweder Schöpfung durch Gott, oder aber Evolution“

Gespräch mit dem Filmproduzenten Fritz Poppenberg

W+W-Info: Weshalb haben Sie diesen Film gemacht?

Poppenberg: Es ist kaum zwei Jahre her, daß ich auf die Frage „Schöpfung oder Evolution“ gestoßen wurde. Und zwar nahm ich damals an einem Seminar mit esoterischer Ausrichtung teil, wo der Hauptvortragsredner immer wieder von „Millionen Jahren der Evolution“ sprach, in denen sich die Formen des Lebens höher entwickelt hätten. Kurz vorher hatte er aber erklärt, daß das Leben auf der Erde durch Gott geschaffen wurde – so, wie es in der Schöpfungsgeschichte der Bibel steht.

Für mich waren diese Darstellungen miteinander unvereinbar: Entweder Schöpfung durch Gott, oder aber Evolution.

In einer Pause sprach ich ein paar Teilnehmer darauf an, aber niemand fand den Widerspruch beunruhigend.

Ich hingegen wollte mehr über diese Frage wissen. Etwas später lernte ich Dr. Henning Kahle kennen. Im Gespräch kam heraus, daß er ein kritisches Buch zur Evolutionstheorie geschrieben hatte. Nachdem ich dieses Buch und einige andere gelesen hatte, war der Entschluß, einen Film zu drehen, gefaßt. Und als der Redakteur des Fernsehens es auch interessant fand, einmal einen kritischen Blick auf die Evolutionstheorie zu werfen, stand nichts mehr im Wege.

W+W-Info: Wie stehen Sie selbst zum Inhalt?

Poppenberg: Ich finde die Argumente gegen die Wirksamkeit der Selektion und Mutation außerordentlich spannend und bei etwas näherem Hinsehen auch überzeugend. Z.B. hat mich beeindruckt, daß Prof. Scherer darauf hinweist, daß es bis heute im wissenschaftlichen Experiment nicht gelungen sei, die Darwinsche Evolutionstheorie zu bestätigen. Es sieht also so aus, als wenn sich die Evolutionstheorie im Gegensatz zu den meisten anderen naturwissenschaftlichen Theorien auf ziemlich fragwürdigem Grund befindet.

Für mich ist außerdem bedeutsam, was Darwin schon irritiert hat (warum also wimmelt nicht jede geologische Schicht von Zwischengliedern?), nämlich das Fehlen von massenhaften Übergangsformen, sowohl im Fossilbereich, als auch unter lebenden Organismen. Denn wenn die Evolutionstheorie zuträfe, dann sollten wir doch nicht nur in fragwürdigen Einzelfällen, sondern in Hülle und Fülle sich zum Höheren entwickelnde Organismen erwarten dürfen.

Durch die Arbeit an diesem Film und die damit verbundene Demontage der Evolutionstheorie bin ich so ziemlich an den Rand meines Vorstellungsvermögens geraten. Denn wenn die ununterbrochen aufsteigende Linie der Evolution nicht zutrifft, ja, was dann?

Wie und wo und wann war das, als die ersten Menschen erschaffen wurden, die erste Feder entstand, oder die ersten Giraffen zu leben begannen? Es ist schon sehr beunruhigend, darauf keine Antwort zu haben.

Dieser Rätselhaftigkeit des Lebens hat Goethe mit seinem Gedicht Parabase, das am Schluß des Films zitiert wird, sehr schöne Worte verliehen:

„Freudig war, vor vielen Jahren,
Eifrig so der Geist bestrebt,
Zu erforschen, zu erfahren,
Wie Natur im Schaffen lebt.
Und es ist das ewig Eine,
Das sich vielfach offenbart;
Klein das Große, groß das Kleine,
Alles nach der eignen Art;
Immer wechselnd, fest sich haltend,
Nah und fern und fern und nah,
So gestaltend, umgestaltend –
Zum Erstaunen bin ich da.“

W+W-Info: Welche Reaktionen gab es?

Poppenberg: Nach der ersten Ausstrahlung im Sender Freies Berlin meldenen sich bei der Redaktion ungewöhnlich viele Zuschauer, die dankbar bis begeistert waren und mehr über den Film wissen wollten. Darunter sind Geistliche, Lehrer und interessierte Laien. Aber es gab auch einige Zuschriften von Zuschauern – mehrheitlich Wissenschaftler –, die den Film „entsetzlich“ fanden, oder sich als „maßlos entsetzt“ äußerten.

Darunter war ein Zoologe, der einige Sachargumente für die Evolutionslehre vorbrachte. Daraufhin habe ich den Genetiker Wolf-Ekkehard Lönnig, der sich im Film zu den Mutationen äußert, gebeten, ihm zu antworten. Bisher habe ich noch keine Erwiderung des Zoologen vorliegen.

W+W-Info: Wird der Film noch in anderen Programmen zu sehen sein?

Poppenberg: Geplant ist, daß der Film in allen dritten Programmen der ARD ausgestrahlt wird. Doch wann diese Ausstrahlungen sein werden, kann ich im Moment nicht sagen.

W+W-Info: Vielen Dank für diese Informationen.

 

Der neue „Biologie Linder“ 1998: Beim Thema „Evolution“ bleibt alles beim alten

Anmerkungen von Reinhard Junker

Dieses Jahr erschien nicht nur „Evolution – ein kritisches Lehrbuch“ in völliger Neubearbeitung, sondern auch der altehrwürdige „Biologie-Linder“ in der 21., neu bearbeiteten Auflage. Wort-und-Wissen-Freunde interessiert darin natürlich besonders das Kapitel über Evolution. Eine erste Durchsicht zeigt, daß die im W+W-Diskussionsbeitrag 1/1993 („Fehler in Evolutions-Lehrbüchern?“) angemerkten einseitigen Darstellungen inhaltlich nicht geändert wurden. Es fehlen darüber hinaus auch in der neuen, überarbeiteten Auflage jegliche Hinweise darauf, daß es kritische Aspekte zur Evolutionslehre gibt. Stattdessen wird der Eindruck vermittelt, bei der Evolutionstheorie handle es sich um eine mit den Fakten rundum stimmige Erklärung.

„In keinem Fall wurde die Evolutionshypothese falsifiziert.“

Vor diesem Hintergrund kann es nicht überraschen, wenn im Abschnitt über „Naturwissenschaftliches Weltbild“ behauptet wird, daß kein Ergebnis der Biologie im Widerspruch zur Hypothese der Evolution stehe (S. 455). Dagegen seien mit dieser Hypothese zahlreiche Voraussagen gemacht worden, die in keinem Fall die Evolutionshypothese falsifiziert (widerlegt) hätten.

Ist die Evolutionshypothese überhaupt falsifizierbar?

Man muß hier nachfragen: Was würde denn die Evolutionshypothese falsifizieren? In der Vergangenheit wurden durchaus (wenn auch selten) Daten genannt, die zu einer Falsifizierung führen könnten. Doch, wenn solche Daten dann tatsächlich gefunden wurden, führte das nicht zur Widerlegung, sondern zur Modifizierung der Evolutionstheorie. In schwereren Fällen wird auch gerne darauf verwiesen, daß man noch zu wenig Daten habe, um das betreffende Phänomen erklären zu können, oder einfach abwarten müsse, bis in Zukunft neue Erkenntnisse erzielt worden seien.

Zwei Beispiele: 1. Kein geringerer als Charles Darwin hat das systematische Fehlen evolutionär passender Übergangsformen beklagt und vorhergesagt, daß solche Lebewesen in der Zukunft gefunden werden müssen, wenn seine Theorie nicht zu Fall kommen soll. Diese zu erwartenden Übergangsformen wurden in der Regel nicht gefunden (vgl. Abb. 1).1 Die Evolutionstheorie geriet dadurch aber nicht ins Schwanken, sondern wurde von manchen Biologen erheblich modifiziert2 (viele hielten selbst eine Anpassung der Evolutionstheorie nicht für erforderlich).

Abb. 1: Typisches Beispiel für das systematische Fehlen evolutionärer Übergangsformen: Fossildokumentation der Paarhuferfamilien. Die Überlieferung fossiler Reste reißt ohne Verbindungen durch Übergangsformen zwischen den Familien ab. (gestrichelte Linien). Im Tierreich sind Familien sehr häufig mit Grundtypen identisch. Die meisten Familien sind ausgestorben. Nur die bekannteren heute lebenden Familien sind beschriftet. (Aus ‚Evolution – ein kritisches Lehrbuch‘)

2. Der genetische Code galt lange Zeit als ausnahmslos für alle Lebewesen gültig. Das evolutionstheoretische Argument lautete: Eine Veränderung des genetischen Codes sei im evolutionären Rahmen faktisch unmöglich (sie könnte sich nicht durchsetzen, da sie viele funktionslose Proteine zur Folge haben müßte). Umgekehrt sei die (vermeintliche) Tatsache der Universalität des Codes ein herausragender Beleg für die Abstammung aller Lebewesen von einem einzigen Vorfahren: der einmal entwickelte3 Code sei auf alle späteren Lebewesen vererbt worden und habe danach nicht mehr verändert werden können. Man hätte früher also gesagt: Eine Abwandlung des genetischen Codes steht zumindest im Widerspruch zur Evolutionshypothese.

Mittlerweile sind so viele Abwandlungen des genetischen Codes entdeckt worden, daß eine vielfach unabhängige Änderung des Codes in verschiedenen evolutionären Linien postuliert werden müßte4 – meines Erachtens für die Evolutionslehre schon fast ein GAU. Doch es bleibt dabei: Nichts spricht im „Linder“ gegen Evolution. Dort wird dazu im Genetik-Kapitel lediglich festgestellt: „An der grundlegenden Universalität ändern einige geringfügige Äbweichungen nichts“ (S. 331).

Falsche Eindrücke und Irreführungen

Kurzum: Die Behauptung, die Evolutionshypothese sei nie falsifiziert worden, ist leer, mindestens so lange nicht klar angegeben wird, wodurch sie denn falsifizierbar wäre. Walter J. ReMine nennt in seinem sehr anregenden Buch „The Biotic Message“5 zahlreiche Beispiele, wonach Daten, die vor ihrem „Auftreten“ als falsifizierend gewertet wurden, danach nur zur Anpassung der Evolutionshypothese an die neue Situation geführt haben.

Es wird also mit dieser Behauptung der Nicht-Falsifizierung der Evolutionshypothese der falsche Eindruck erweckt, es sei im Wesentlichen alles klar. Tatsächlich verbirgt sich hinter diesem Satz die Tatsache, daß die Evolutionslehre gegen Widerlegung immunisiert wird. Es ist daher nur folgerichtig, daß der Evolutionslehre als Gesamtanschauung von wissenschaftstheoretischer Seite gelegentlich der wissenschaftliche Charakter nur eingeschränkt zugestanden wurde.

Ein weiteres gravierendes Beispiel einer Irreführung ist folgende Passage: „Gelegentlich wird die Ansicht vertreten, beim Evolutionsgeschehen handele es sich um experimentell nicht zugängliche Ereignisse, welche die Naturwissenschaft prinzipiell nicht behandeln könne. Dies trifft nicht zu, denn die Artbildung – die den Evolutionsvorgängen zugrunde liegt – ist ein häufiger und in einigen Fällen (bei Pflanzen und Mikroorganismen) beobachtbarer und experimentell nachvollzogener Vorgang“ (S. 455). Ein Teil der zitierten Sätze stimmt: Artbildung ist empirisch nachgewiesen. Doch solche Vorgänge beweisen nur Mikroevolution und sind auch mit der Grundtypenbiologie (Schöpfungslehre) voll kompatibel. Die Frage nach der experimentellen Überprüfbarkeit evolutionärer Vorgänge zielt aber – davon abgesehen – darauf, daß der angenommene Evolutionsverlauf vom Einzeller bis heute nicht beobachtbar, weil einmalig und vergangen, und daher experimentell unzugänglich ist. Und daran ändert die Beobachtbarkeit heutiger mikroevolutiver Prozese wie Artaufspaltungen in den Grenzen von Grundtypen nichts. Wieder wird also ein falscher Eindruck erweckt, hier nämlich, daß der historische Prozeß der hypothetischen Evolution mit empirischen Methoden der Naturwissenschaft überprüfbar sei. Doch das ist er genauso wenig wie der Schöpfungsakt Gottes.

Falsches über den „Kreationismus“

Die auf S. 456 folgenden Ausführungen über die Schöpfungslehre sind nicht nur irreführend, sondern teilweise sogar falsch. So wird behauptet, daß nach der Schöpfungslehre Mutation und Selektion nur Variationen innerhalb von Arten erzeugen. Wie oben erwähnt, wird dagegen in der Schöpfungslehre davon ausgegangen, daß es innerhalb von Grundtypen zu sehr viel Artbildung (vor allem durch Spezialisierung) kommt. Der Satz im „Linder“: „Die Lebewesen wurden in der jetzt bekannten Vielfalt geschaffen“ ist also wieder irreführend; er würde zutreffen, wenn dies für „Grundtypen“ (die „geschaffenen Arten“) gesagt würde. Doch die seit 20 Jahren in der deutschsprachigen Schöpfungsforschung vorgenommene Unterscheidung zwischen „Arten“ und „Grundtypen“ scheint den Autoren unbekannt zu sein.

Unerfreulich sind auch folgende Sätze: „Der Kreationismus erkennt die im Vorstehenden dargestellten Grundprinzipien der Naturwissenschaften nicht an und kann daher keine naturwissenschaftlichen Hypothesen liefern. Nimmt man eine Schöpfung im Sinne des Kreationismus an, so ist daraus keine falsifizierbare Hypothese abzuleiten; daher ist diese Ansicht wissenschaftlich leer.“ Hier ist fast alles falsch. Die Schöpfungslehre arbeitet mit Hypothesenbildung, mit Vorhersagen schöpfungstheoretischer Theorien und ihrer Überprüfung und Korrektur usw. Beispielsweise wird vorhergesagt, daß als Grundtypen definierte Schöpfungseinheiten auch unter den heutigen Lebewesen abgrenzbar sind, daß es „programmierte Variabilität“ innerhalb der Grundtypen gibt, daß die ursprünglichen Grundtypen (die „geschaffenen Arten“) genetisch polyvalent (vielseitig, flexibel) waren u.v.a. Alle diese Vorhersagen sind prüfbar, wurden Tests unterzogen und haben hier und da auch zu Modifizierungen der Grundtypenbiologie geführt.

Die Grundtypenbiologie arbeitet freilich in einem vorgegebenen Rahmen, nämlich dem der biblischen Überlieferung. Aber das ist nichts Besonderes, denn dies gilt unter veränderten Vorzeichen auch für die Evolutionslehre.6

Gesamteindruck

In „W+W-Praxistips 2“7 stellte Jethro Lamprecht fest, daß sich bei der Darstellung schöpfungstheoretischer Standpunkte seitens der Kritiker immer wieder ein vierfaches Schema feststellen läßt:

  1. Ein Teil der Darstellung ist zutreffend.
  2. Ein Teil ist falsch.
  3. Ein weiterer Teil beschreibt den Sachverhalt verzerrt und unfair.
  4. Die wichtigsten Argumente der Evolutionskritik werden verschwiegen.

Die Darstellung im „Biologie Linder“ zum Kreationismus belegen diese Beobachtung auf eindrucksvolle, aber auch traurige Weise. Die Notwendigkeit, Aufklärungsarbeit zu leisten, ist offenkundig. Wenn Sie, liebe Info-Leserinnen und -Leser dazu beitragen wollen, könnten Sie dies beispielsweise dadurch tun, daß Sie das evolutionskritische Werk „Evolution – ein kritisches Lehrbuch“ den Lehrern und Schulbibliotheken schenken, die Sie kennen. Das wäre sicher wirkungsvoller als Proteste beim Verlag oder den „Linder“-Autoren.8

 

Anmerkungen

  1. Ausnahmen wären gesondert in einzelnen zu diskutieren. Als Gesamteindruck bleibt bis heute das systematische Fehlen von evolutionär interpretierbaren Übergangsformen, das auch von vielen Evolutionstheoretikern ausdrücklich eingeräumt wird. (Vergleiche: Junker R & Scherer S (1998) Evolution – ein kritisches Lehrbuch, Giessen, Kapitel VI.13)
  2. Hierzu ist vor allem der sog. Punktualismus zu rechnen, wonach Evolution meistens sehr langsam verläuft und nur in kurzen Phasen sprunghaft Fortschritte macht.
  3. Dabei soll hier die eigene Problematik der Entstehung des genetischen Codes nicht diskutiert werden. (Vgl. Gitt W (1996) Am Anfang war die Information; Evolution – ein kritisches Lehrbuch, Kap. VII.16.1)
  4. Siehe Evolution – ein kritisches Lehrbuch, Kap. VII.17.5.2.
  5. ReMine WJ (1993) The Biotic Message. St. Paul, Minnesota. Ausführliche Buchbesprechung in Studium Integrale Journal 5 (1998), S. 45-48.
  6. Vgl. Evolution – ein kritisches Lehrbuch, Kap. I.1.3.
  7. Das vierseitige Blatt „Praxistips 2“ wurde mit dem letzten W+W-Info verschickt.
  8. Frühere Bemühungen in dieser Richtung sind völlig fehlgeschlagen.

 

„Evolution“ in der Schule

-> Bedauern Sie, daß an den Schulen Evolution als Tatsache unterrichtet wird und daß kritische Aspekte sowie Alternativen der Schöpfungslehre gewöhnlich nicht thematisiert werden?

-> Wie erfahren die Lehrer Ihrer Kinder, daß die Evolutionslehre auf wissenschaftlicher Basis kritisiert werden kann? Über die Massenmedien erfahren sie es nicht. Schenken Sie den Lehrern das evolutionskritische Lehrbuch „Evolution – ein kritisches Lehrbuch“. Vielleicht ist das die einzige Chance, daß Lehrer an solche Informationen herankommen.

-> Darüber hinaus sollte das Buch in jedem Haushalt sein, in dem Kinder sind, die ein Gymnasium besuchen.

-> Mit einer Bestellung bei Wort und Wissen unterstützen Sie zugleich die wissenschaftliche Arbeit der Studiengemeinschaft. Als kleines Dankeschön berechnen wir keine Versandkosten. Sie bezahlen nicht mehr als in einer Buchhandlung.

Adressen der Medienstellen:

W+W-Medienstelle, Rosenbergweg 29, D-72270 Baiersbronn, Tel. 0 74 42 / 8 10 06, Fax 8 10 08

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