Wort-und-Wissen-Info 3/2002
Inhalt
Schöpfung aus Menschenhand
Liebe Freunde von Wort und Wissen!
“Je planmäßiger die Menschen vorgehen, desto wirksamer vermag sie der Zufall zu treffen”, lautet eine von Dürrenmatts Thesen zu seinen “Physikern”. Die heutigen Biologen scheinen das nicht auf sich beziehen zu wollen. Besser gesagt: Molekularbiologen, Genetiker, aber auch Politiker und viele andere Menschen haben sich in unseren Tagen vorgenommen, dem Zufall entgegenzuarbeiten und die weiteren Evolutionsschritte mindestens der eigenen Spezies selbst zu planen. Das scheint manchen der sicherere und raschere Weg zum Ziel. Die Problematik, das Ziel zu definieren, soll hier nicht Thema sein. Sondern die Überraschung des Schöpfungsgläubigen über einen solchen Paradigmenwechsel. Zugegebenermaßen vollziehen ihn nicht alle Evolutionsgläubigen mit, interessanterweise aus Angst vor dem, was ihre Göttin, die NATUR, zuletzt hervorgebracht hat: den Menschen.
Da Zufall bedenklich wie Unfall klingt, sind die englischen “chance” oder “contingency” beliebter. Aber das ändert nichts an der Grundlage des Evolutionsglaubens: unvorhergesehene (weil angeblich niemand da ist, der “sehen” kann), ungeplante (weil es angeblich keinen Planer gibt) Ereignisse sollen die Welt hervorgebracht haben. Oft werden “Bedingungen” und “Notwendigkeiten” angeführt, die aus den Zufallsergebnissen selektiert hätten. Aber die Bedingungen und Notwendigkeiten sind ja auch wieder zufällig.
Nun ändern sich die Verhältnisse. Die Götter der Evolution (Natur, Zufall, Tod, Kampf, …) haben einen noch jungen Denker und Täter hervorgebracht: den Menschen. Er dankt den alten Göttern noch einmal, bevor er sie zu überwinden versucht. Götterdämmerung. “Wir dürfen die Zukunft des Menschen nicht länger Gott überlassen” (James Watson). Schöpfung, vor allem Selbst-Schöpfung, aus Menschenhand. Der Mensch versucht alle Fesseln einer theistisch oder naturalistisch verstandenen Prägung zu verstehen und abzulegen. Wenn es gelänge, würden wir nicht frei, sondern Sklaven, und zwar Sklaven unser selbst. Homo hominis faber – der Mensch des Menschen Schmied. Und nicht nur Schmied des Menschen, sondern er schmiedet Pläne für den ganzen Gang des Lebens. Der Mensch, angeblich eines der Produkte des “blinden Uhrmachers” und seiner gesichtslosen Kollegen, will diese nun aufs Altenteil schicken. “Was man an der Natur Geheimnisvolles pries, das wagen wir verständig zu probieren, und was sie sonst organisieren ließ, das lassen wir kristallisieren.” (Goethe, Faust 2. Teil, II. Akt, “Laboratorium”)
Eigentlich haben wir das ja schon immer versucht: den Zufällen abhelfen, wo sie uns wenig Brauchbares hervorgebracht zu haben scheinen. In den letzten Jahrhunderten sind die technischen Möglichkeiten dazu massiv angewachsen. Die uralte Natur-Kultur-Debatte lebt in der aktuellen Diskussion um Chancen und Risiken menschlichen Eingreifens in die Natur und ins Genom heftig wieder auf. Das Dilemma läßt sich zugespitzt wie folgt formulieren: Ist Freiheit Einsicht in evolutionäre Notwendigkeit (also: Laßt Zufälle passieren, denn das ist besser so!)? Oder ist Freiheit der Ausgang des Menschen aus seiner von Zufällen beherrschten Unmündigkeit?
Ein Dilemma der Evolutionsgläubigen. Kann ein bibelgläubiger Christ und Chemiker hier helfen? Ich kann darauf hinweisen, daß der Mensch und sein Zufall sich in dieser Frage nicht werden weiterhelfen können; denn beide sind blind im Sinne von: Sie haben keinen Plan, wissen nicht, was die nächste Planck-Zeit bringen wird, obwohl 10-43 Sekunden ziemlich kurz sind. Das ist nicht herablassend gemeint. Ich bin auch ein Mensch und von Natur und Kultur so blind wie wir alle. Aber ich spüre die gestaltende Kraft eines Gottes in der Schöpfung. Die spüren wir alle. Ich habe von Ihm erfahren und von Seiner Schöpfung und uns Menschen: wer wir sind, warum es uns gibt. Als Christ, der die Bibel von Genesis 1 bis Offenbarung 22 für das inspirierte Wort Gottes hält, habe ich das durch Glauben an die Inhalte der Bibel erfahren. Diesen Glauben wünsche ich allen Menschen. Nur Gott findet den schmalen Weg der Vielfalt des Lebens zwischen Chaos und Uniformiertheit, zwischen lebensunfähigen Mutationen und Degeneration durch genetische Verarmung.
Also wir Christen haben einen Weg aus der Angst des Skeptizismus gezeigt bekommen. Es ist die berechtigte Angst vor unserem Halbwissen. Halbwissen reicht aus, etwas zu tun. Aber es reicht nicht, etwas sicher gut zu tun oder sicher das Gute zu tun.
Unser Ausweg des Glaubens an Gott ist auch ein Ausweg aus der Angst vor Manipulation an unserem Erbgut. Angst vor Manipulation ist eigentlich unsere Angst voreinander, die Angst, daß einer Hand an mich legt. Als Christen kennen wir den Planer und dadurch auch uns selbst besser. Wir können froh, vertrauensvoll und vorsichtig an unser Werk gehen und wissen, daß – Gott sei Dank! – nicht wir das letzte Wort, die letzte Tat haben. Der Glaube an die Bibel befreit zu verantwortungsvoller, tatkräftiger Wissenschaft.
Als Chemiker kann ich darauf hinweisen, daß die “Moleküle des Lebens” sich aus Materie und Geist herstellen lassen. Aminosäuren, Proteine, Zucker, DNS – alle diese für Lebewesen typischen Bausteine kann man heute im Labor herstellen. Bei der Herstellung muß man sich davor hüten, die Systeme sich selbst zu überlassen; denn dann kommt nur etwas dabei heraus, was im Laborjargon “Schlunz” heißt. Die chemische Ebene ist die einzige, wo man derzeit Evolution nicht als Geschichtsphilosophie, sondern als Naturwissenschaft betreiben kann, wo man also nicht über Ereignisse in der Vergangenheit spekuliert, sondern reproduzierbare Experimente macht. Das Ergebnis jahrzehntelanger chemischer Forschung über die Entstehung der für Leben notwendigen Bausteine ist eindeutig und hat sich immer wieder bestätigt: Man kann sie herstellen. Aber von allein, also ohne planendes und regulierendes Eingreifen des Experimentators, bilden sie sich nicht.
Schade eigentlich, daß es sowohl für Laien als auch für Angehörige anderer Fachdisziplinen so mühsam ist, diesen Sachverhalt im Detail nachzuvollziehen. Ich will es gern weiter zu vermitteln versuchen. Meine Entscheidung vor einigen Jahren, bei Wort und Wissen mitzuarbeiten und vor einem Jahr, mich gern in den Leitungskreis wählen zu lassen, sind unter anderem daher motiviert. Vor allem aber dadurch, daß ich Gott auch als Wissenschaftler die Ehre geben möchte, indem ich bekenne und bezeuge, daß ER der Schöpfer und Erhalter der Welt ist. “In Jesus ist alles geschaffen, was im Himmel und auf Erden ist, … es ist alles durch ihn und zu ihm hin geschaffen. Und er ist vor allem, und es besteht alles in ihm. … Es hat Gott wohlgefallen, daß in ihm alle Fülle wohnen sollte und er durch ihn alles mit sich versöhnte, es sei auf Erden oder im Himmel, indem er Frieden machte durch sein Blut am Kreuz” (Kolosser 1).
Liebe Freunde von Wort und Wissen, lassen Sie sich ermutigen, diesen Schöpfer und Erlöser zu ehren. Lassen Sie sich auch zur Mitarbeit ermutigen: ehren Sie Gott mit Ihrem Wissen und Fachwissen. Lassen Sie uns gegenseitig dabei die Hände, Herzen und Hirne stärken, nehmen Sie die Angebote (Tagungen, Bücher …) von W+W wahr und ermutigen Sie auch andere Christen in Ihrer Umgebung, dem Wort Gottes zu vertrauen. Der Feind Gottes und des Lebens ist stark. Aber unser Gott, der den Herrn Jesus in einem mächtigen Schöpfungsakt aus dem Tod auferweckte, ist stärker.
Peter Imming
Mitglied im Leitungskreis von W+W
Die kleine Spinne spinnt und schweigt
So hat der Kinderbuch Autor Eric Carle ein schönes Bilderbuch über eine Spinne betitelt. Aus Begegnungen mit Spinnen haben wir unterschiedlichste Erfahrungen gesammelt. Wer hätte nicht schon staunend an einem Herbstmorgen an Sträuchern und auf Wiesen die verschiedensten mit Tautröpfchen behängten und dadurch sichtbar gewordenen Netzkonstruktionen der kleinen achtbeinigen Akrobaten bewundert? In Wohnräumen sind die luftigen Gebilde dagegen deutlich weniger beliebt. Wenn es dort gar zu unerwarteten Begegnungen mit deren Erbauern kommt, reichen die Reaktionen von Panik bis zu neugieriger Annäherung und Untersuchungen.
Die Spinnenseide, aus der die filigranen Gliederfüßer ihre Netze erstellen, ist schon seit langer Zeit Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen. Im Gegensatz zur Seide, aus der die Larve des Maulbeerspinners (Bombyx mori) ihren Kokon herstellt – zum Zweck der Gewinnung dieses Materials züchten Menschen diese Nachtschmetterlinge seit mehr als 4000 Jahren – ist die Seide der Spinnen bisher vergleichsweise unzugänglich. Es ist bisher nicht gelungen, diese Tiere in entsprechender Weise zu züchten und hinsichtlich der Produktion ihrer Seide zu optimieren.
Die Spinnenseide besteht ebenso wie diejenige der Seidenraupe aus einem Material, das dem von Haaren, Horn und Federn ähnlich ist, aus Kreatin, einem Protein. Die bisherigen Untersuchungsergebnisse zeigen, daß ein Spinnfaden typischerweise aus wenigen bausteinartig miteinander kombinierten Modulen aufgebaut ist. Ein Modul besteht aus Aminosäureketten, die ungeordnet oder teilweise auch spiralförmig gewunden (a-helikal) vorliegen, während andere Proteinabschnitte eine so genannte b-Faltblattstruktur aufweisen. Diese Faltblattstruktur bewirkt, daß sich diese Abschnitte zu kristallähnlichen Bereichen anordnen können. Durch entsprechende Kombination der Seidenkomponenten kann eine Spinne die physikalischen Eigenschaften der Spinnseide variieren.
Von der Gartenkreuzspinne (Araneus diadematus) sind bisher etwa sieben verschiedene Spinnseidentypen beschrieben, die in ihren Eigenschaften stark voneinander abweichen können, je nachdem, ob die Spinne den Faden zur eigenen Sicherung, zum Bau von Speichen, der klebrigen Spirale oder anderen Komponenten beim Aufbau eines Netzes oder zum Einwickeln von Beutetieren benützt. Eine ganze Batterie von sieben entsprechenden Drüsen steht der Gartenkreuzspinne zur Verfügung, um den Aufbau des Fadens zu variieren. Zur Verarbeitung der Spinnseide besitzt sie drei Paare von Spinnwarzen.
Für detaillierte Untersuchungen ist die verfügbare Menge an Spinnseide ein grundlegendes Problem. In jüngster Zeit ist es Forschungsteams gelungen, durch gentechnische Manipulation Pflanzenzellen so zu verändern, daß sie Komponenten der Spinnseide produzieren. So existieren Tabak-, Tomaten- und Kartoffelpflanzen, die Seidenproteine erzeugen; zu Beginn dieses Jahres wurde erstmals die Herstellung von Spinnseideproteinen in Säugerzellen beschrieben.
Die bisher vorliegenden Untersuchungsergebnisse zeigen aber, daß die Materialeigenschaften nur zum Teil auf die Komposition entsprechender Pro-teinkomponenten zurückzuführen ist. Ein erheblicher Anteil geht auf den Spinnprozeß zurück. Hier sind die Versuche, die natürlichen Prozesse durch technische zu simulieren sehr wenig befriedigend, selbst die kleinste Spinne kann das viel besser.
Ein Vergleich zwischen verschiedenen Spinnen zeigt, daß sie klebrige Fangfäden nach ganz unterschiedlichen Prinzipien erstellen. Die cribellaten Spinnen (cribellum: kleines Sieb), haben in ihrem Spinnapparat eine entsprechende Konstruktion, mit der sie sogenannte Fadenwatte erzeugen können. So vermögen diese Spinnen mit trockenen Fangfäden aufgrund deren verfilzter Struktur Beutetiere zu fangen. Die uns vertraute Kreuzspinne gehört zur Gruppe der Ecribellaten; diese hüllen ihre Fangfäden in einen wasserhaltigen Mantel und erzielen damit ebenfalls den klebrigen Effekt.
Spinnenseide ist ein Material mit außerordentlichen Eigenschaften, ihr bisheriger Einsatz ist aber vergleichsweise unbedeutend: die Bewohner der Salomoninseln setzen Spinnnennetze beim Fischfang ein, auch als Pflaster zur Wundversorgung fanden sie Anwendung; einzelne Fäden dienen zur Herstellung von Fadenkreuzen in optischen Instrumenten. Die bisher mit synthetischen Produkten nicht erreichte Kombination von Materialeigenschaften: hohe Reißfestigkeit und Elastizität bei sehr geringer Masse machen Spinnenseide zu einem hochinteressanten Forschungsgegenstand, an dem – wie jüngste Arbeiten zeigen – auch militärische Institutionen hohes Interesse haben.
So führt uns die Betrachtung eines so alltäglichen Gegenstandes wie der Spinnenseide dazu, daß wir erkennen, wie auch so kleine und teilweise wenig geliebte Tiere uns in Erstaunen versetzen angesichts ihrer Fähigkeiten, Materia-lien zu produzieren, die ihnen einen sehr vielfältigen Lebensraum erschließen. Dabei weist die Spinnenseide eine technische Perfektion auf, die optimal zu ihrem Einsatz paßt und Ingenieure vor Neid erblassen läßt. Wenn wir immer neu lernen genau hinzusehen, dann schweigt auch die kleinste Spinne nicht, sondern weckt und verstärkt unser Staunen über den phantastischen Einfallsreichtum Gottes, den er uns als Fingerzeig hinterlassen hat. Wir stoßen aber auch auf die Frage, warum diese tollen Möglichkeiten in der Natur und auch speziell bei uns Menschen so häufig mit destruktiven Absichten eingesetzt werden.
Harald Binder
Der Rotmilan (Milvus milvus)
Etwas schwerfällig gleitet ein großer Greifer anhaltend, kaum mit Flügelschlag, sanft schwimmend durch die Lüfte, die thermischen Aufwinde nutzend. Der tief gegabelte Schwanz macht uns darauf aufmerksam, daß es der Rotmilan ist. Bauch, Brust und Hosen sind rostrot und durch mäßig breite schwarze Schaft-striche geziert. Handschwingen sind schwarz und an der Wurzel weiß, die Armschwingen dunkelbraun mit schmalen, dunklen Querbinden. Rostrot sind die Schwanzfedern, bei denen durch stellenweise schmale, dunkle Querbinden eine dunkle Bänderung zustande kommt. Seine Gesamtlänge beträgt 65-72 cm, der Schwanz ist 38 cm lang. Das Jagdrevier mit einem Umkreis von 5 km hält er streng ein. Auf einmal läßt sich der Rotmilan tiefer gleiten – er hat eine Maus erspäht, doch diese rettet sich noch schnell in ihr Loch. Vielleicht gelingt es ihm noch, eine Eidechse, eine Schlange, Frösche, Käfer, Regenwürmer oder einen flugunfähigen Vogel zu erhaschen. Hat er hier aber kein Glück, wird er dem Habicht, dem Wanderfalke oder einem Fischadler seine Beute durch anhaltendes Betteln abtreiben.
In unserem Gebiet konnten wir eines von ca. 30-50 Brutpaaren im Saale-Orla – Kreis beobachten. Diese kehrten am 21. 4. 1997 aus dem Winterrevier zurück. Den Horst, der in ca. 16 m Höhe am 12. 5. entdeckt wurde, hatten sie aus kleinen Zweigen in eine Kiefer gebaut. Sogar Plastikfetzen fügten sie ein. Vielleicht waren schon Eier gelegt. Sehr oft kreisten die Altvögel über dem Horst, auf welchem erstmals ein Vogel am 24. 5. gesehen wurde. Am 11. 6. waren die Jungvögel schon etwa eine Woche alt. Sie wurden jetzt nicht mehr vom Alten gehudert. Alle 3 Junge, von denen nur zwei erkennbar waren (sie hatten sich tief ins Nest geduckt) waren weiß geflaumt. Acht Tage später hatten sie schon Federansätze. Am 20. 6. waren Flügel und Deckfedern leicht bräunlich, der Schwanzbereich und Kopf, sowie die Flügelunterseiten aber noch flaumig. Der Schwanz war noch sehr kurz. Die drei Jungen wurden am 22. 6. beringt. Vier Tage später war ihr Gefieder schon dunkel gefärbt, Flügelunterseiten und -spitzen waren flaumig, der Kopf nur noch leicht. Einer der Jungen hatte am 29. 6. bereits keinen Flaum mehr, Brust und Bauch waren fast so gefärbt wie bei den Altvögeln. Der zweite Vogel war jünger, weil Brust, Hals und Flügelunterseiten noch leicht geflaumt waren und er eine hellere Farbe hatte, die am folgenden Tag verschwunden war. Die Schwanzspitzen waren am 6. 7. noch abgerundet.
Der erste Jungvogel flog am 13. 7. aus, einen Tag später saß der zweite neben dem Horst auf einem Ast. Am nächsten Tag flog auch er aus. Der letzte verließ das Nest am 18. 7. Er hatte 44 Tage dort zugebracht. Ein bis zwei Wochen später konnten die Milane nicht mehr beobachtet werden. Wahrscheinlich hatten sie das Revier verlassen. Am 16. 8. befand sich aber nochmals ein Vogel auf einem Baum sitzend im Gebiet. Kurze Zeit später fanden wir direkt unter dem Horst eine Rupfung. Der Habicht hatte hier seine Beute geschlagen. Der Ring, der in der Nähe gefunden wurde, deutete auf einen der drei Jungvögel hin. 1999 wurde ein einzelner Vogel im ehemaligen Revier gesichtet, der aber nicht brütete.
E. Hempel
Einblicke in das “Baukastensystem” des Schöpfers
Wenn ein Konstrukteur verschiedene, aber teilweise ähnliche Fabrikate konstruiert, dann kann er effektiv vorgehen, indem er Einzelbauteile einer Maschine so konstruiert, daß sie in verschiedenen Modellen oder Geräten eingesetzt und kombiniert werden können. Bei der Planung neuer Modelle kann er somit auf Bewährtes zurückgreifen und muß mit den Planungen nicht jedes Mal ganz von vorne anfangen.
Ob der Schöpfer ähnlich vorgegangen ist, als er die Vielfalt der Tiere und Pflanzen hervorbrachte? Das ist zweifellos sein Geheimnis, und es soll hier nicht der Versuch gemacht werden, es zu lüften. Aber beim Betrachten der Lebewesen sind Verteilungen von Strukturen zu entdecken, die zum Nachdenken anregen, ob hier nicht gezielt bestimmte Konstruktionsprinzipien zur Geltung gekommen sind.
Auffallend ist dabei, daß identische oder ähnliche Bauteile in großer Zahl in nicht näher verwandten Formen vorkommen. “Nicht näher verwandt” soll hier nur heißen, daß die verglichenen Arten bezüglich vieler Merkmale (außer eben einem bestimmten) sich nicht besonders ähnlich sind udn daher zu verschiedenen Familien gehören. Es scheint so zu sein, daß bestimmte Bauteile frei in verschiedenen Grundtypen (den Schöpfungseinheiten des Lebens) kombiniert sind. Sind die Lebewesen nach einem “Baukasten-system” aufgebaut worden? Schauen wir uns einige Beispiele an:
Die Pusteblume kennt jedes Kind. Wußten Sie aber, daß das Schirmchenprinzip auch bei ganz anderen Arten als beim Löwenzahn und seinen Körbchenblütler-Verwandten verwirklicht ist? So hat z. B. auch der Baldrian seine “Schirmchen”, obwohl er ganz andere Blüten besitzt (Abb. 1). Die Schöpfung zeichnet sich einerseits durch eine schier grenzenlose Vielfalt aus, andererseits zeigt sich in ihr auch eine Wiederholung gleicher bewährter Bauprinzipien.
Doch ist kein Einerlei angesagt: Statt mit einem Schirmchen können Samen und Früchte auch durch einen Federschweif verbreitet werden (Abb. 2). Auch dieses Verbreitungsmittel ist bei nur entfernt verwandten Arten anzutreffen, so bei der Küchenschelle, einem Hahnenfußgewächs, oder bei einigen Nelkenwurz-Arten, die zu den Rosenartigen gehören.
Viele Pflanzen lassen ihre Früchte nicht durch den Wind verbreiten, sondern durch Tiere. Um den Verbreitern diese Arbeit etwas schmackhaft zu machen, bieten manche Samen ein öliges Anhängsel an, das sog. Elaisosom. Ameisen finden sie ausgesprochen lecker. Sie verzehren diese “Kraftnahrung” und verbreiten dabei die Samen. Auch diese Einrichtung findet sich bei einigen nur entfernt verwandten Formen (Abb. 3).
Statt auf Tiere oder den Wind zu bauen, um die Verbreitung zu ermöglichen, sorgen manche Arten selber dafür, daß ihre Früchte wenigstens ein Stück weit weg vom eigenen Standort befördert werden. Diese Selbstverbreiter sind in der Lage, Samen bis zu einige Meter weit wegzuschleudern, z. B. durch plötzliches Aufplatzen und Drehen von Fruchtwänden (Abb. 4). Auch dieses Prinzip ist öfter unabhängig verwirklicht worden, so bei einigen Schmetterlingsblütlern wie z. B. dem Besenginster (im Hochsommer kann man das Aufplatzen als deutliches Knacken im Gebüsch hören) oder beim allseits bekannten Wiesenschaumkraut, dem Frühjahrsboten, dessen interessante Früchte jedoch kaum bemerkt werden.
Zahlreiche weitere Beispiele könnten genannt werden.1 Auf Schritt und Tritt werden wir an ein Baukastensystem erinnert. Ein solches “Baukastenprinzip” ist leicht verständlich, wenn wir die Welt als Schöpfung verstehen. Der Schöpfer ist frei, geeignete Bauelemente in beliebiger Kombination zu variieren – Hauptsache, es entsteht dabei ein lebenstauglicher Organismus. In der Sichtweise der Abstammungslehre hingegen muß angenommen werden, daß nahezu identische oder sehr ähnliche Bauteile mehrmals unabhängig voneinander entstanden sind. Oft ist es schon schwierig nachzuvollziehen, wie eine komplexe Struktur durch schrittweise Veränderungen und Auslese ein einziges mal entstanden sein könnte, denn erst im fertigen Zustand sind sie nützlich. Umso unglaubwürdiger ist die Vorstellung einer mehrmals unabhängigen Entstehung gleicher Konstruktionen ohne Planer.
Reinhard Junker
Orientierungshilfe in unübersichtlichem Gelände
Ulrich Eibach: Gentechnik und Embryonenforschung. Leben als Schöpfung aus Menschenhand? Eine ethische Orientierung aus christlicher Sicht. R.Brockhaus-Verlag 2002, ISBN: 3-417-24359-9;
Die gegenwärtigen Diskussionen über den Spannungsbereich zwischen biotechnischen Entwicklungen, deren Anwendung in der Humanmedizin und den damit verbundenen ethischen Fragen ruft bei vielen Zeitgenossen ein Gefühl der Überforderung, Verwirrung, Angst und Hilflosigkeit hervor. Die vielen, oft hochkarätig besetzten Gremien, in welchen die ethischen Herausforderungen reflektiert und aufbereitet werden sollen, können die meist unrealistisch überhöhten Erwartungen der Öffentlichkeit nicht erfüllen und verstärken nicht selten die dort empfundene Orientierungs-losigkeit.
Mit der vorliegenden Buchveröffentlichung meldet sich ein Autor (Professor für Systematische Theologie an der Universität Bonn und Krankenhauspfarrer an den dortigen Kliniken) zu Wort, der in der Vergangenheit bereits mehrfach kompetent zu medizin-ethischen Fragen Stellung genommen hat. Schon seit vielen Jahren begleitet er medizinische Entwicklungen und deren gesellschaftlichen Auswirkungen kritisch (Recht auf Leben – Recht auf Sterben (1974), Gentechnik – der Griff nach dem Leben (1986) u.a.).
Einleitend skizziert der Autor zunächst den geistig-kulturellen Hintergrund der aktuellen (bio-) ethischen Dis–kussion und stellt dabei vor allem die in der Aufklärung wurzelnde Autonomie des Menschen und die durch moderne Entwicklung realisierbar scheinende umfassende Planbarkeit des Lebens und die daraus erwachsenden Probleme heraus.
Im zweiten Kapitel steht der Begriff der Menschenwürde im Blickfeld. Eibach zeichnet dazu in wenigen Strichen philosophische und rechtliche Aspekte, bevor er christliche Wurzeln der Menschenwürde und deren gesellschaftliche Einflüsse beleuchtet.
Die beiden folgenden Kapitel reflektieren konkrete ethische Fragestellungen zunächst anhand der verbrauchenden Embryonenforschung: Wann beginnt Leben? Welche Konsequenzen haben verschiedene Antworten auf diese Frage? Ethische Bewertung von reproduktivem und therapeutischem Klonen. Verschiedene Anwendungsbereiche genetischer Diagnostik (PND: pränatale Diagnostik, PID: Präimplantationsdiagnostik) und Ansätze zu Gentherapien werden auf ethische Probleme untersucht und Bewertungen aus christlicher Sicht vorgenommen.
Im fünften Kapitel zeigt der Autor die Schwierigkeiten einer “Ethik des Heilens” auf, wo sie in Konflikt mit der Menschenwürde führt. Ein Kapitel thematisiert einige grundsätzliche ethische Probleme der Gentechnik aus dem nichtmenschlichen Anwendungsbereich. Im abschließenden Abschnitt fasst Ulrich Eibach seine Ausführungen noch einmal in Form von Thesen zusammen.
In diesem Buch geht es dem Autor vor allem um die Darstellung ethischer und theologischer Positionen. Die biotechnischen Verfahren werden dabei nur im Vorübergehen erwähnt, hier müssen andere Informationsquellen herangezogen werden. Die sehr kurze Behandlung der Stammzellenthematik wird durch einen Nachtrag zum Bundestagsbeschluss zum Import von Stammzellen teilweise kompensiert. Eibach ermutigt in seinen Ausführungen: Christen und Kirchen sollten “aber nicht darauf verzichten, ihre spezifische Sicht eindeutig und verständlich in die öffentliche Diskussion einzubringen und – im Interesse aller Menschen, insbesondere der schwächsten Glieder der Gesellschaft – für Zustimmung zu werben.” (S. 50) Der Autor argumentiert wohltuend differenziert und man spürt seinen Ausführungen sowohl das Ringen in Diskussionen mit anderen Theologen und den Kollegen aus der medizinischen Forschung als auch die konkrete Erfahrung als Pfarrer im Krankenhaus ab.
Dem Buch ist eine großer Leserkreis zu wünschen. Dem Autor ist für seine Stimme in einem heiß diskutierten Themenfeld bei extrem schneller und unabsehbarer Entwicklung zu danken. Das Institut für Glaube und Naturwissenschaft, Marburg darf man zur Aufnahme dieses Titels in die Reihe “Glaube und Wissenschaft” beglückwünschen.
Harald Binder
Neue W+W-Bücher 2002
“Der Turmbau zu Babel” – Überarbeitete Neuauflage
Fred Hartmann: Der Turmbau zu Babel – Mythos oder Wirklichkeit? Hänssler-Verlag Holzgerlingen, 2002; 94 S., 28 Abb., EUR 5,50 / sfr 9,95.
Für die historische Zuverlässigkeit der biblischen Urgeschichte gibt es bemerkenswerte Hinweise. Ihnen geht Fred Hartmann beispielhaft anhand der Erzählung vom Turmbau zu Babel nach. Die biblische Überlieferung vom Turmbau erweist sich als aus dieser Persoektive als glaubwürdig.
Tragfähige Stützen?
Reinhard Junker: Ähnlichkeiten – Rudimente – Atavismen. Design-Fehler oder Design-Signale? Hänssler-Verlag Holzgerlingen, 2002. Reihe Studium Integrale. 204 Seiten, 100 Abbildungen, Format 16,5 x 24
Das Ähnlichkeitsmuster der Lebewesen gilt als Hauptstütze der Evolutionstheorie. Reinhard Junker untersucht sie auf ihre Tragfähigkeit. Dabei geht er u. v. a. folgenden Fragen nach:
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Können bestimmte Ähnlichkeiten (Homologien) objektiv als Indizien für Evolution erkannt und ausgewertet werden?
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Entsprechen die Verteilungen der Ähnlichkeitsmuster den Erwartungen der Evolutionstheorie? Wie können sie alternativ durch Schöpfung gedeutet werden?
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Gibt es “unvollkommene Organe” und sind diese ein Beleg für eine allgemeine Evolution der Lebewesen?
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Läßt sich an den Abfolgen der Embryonalentwicklungen die postulierte Stammesgeschichte nachzeichnen (Haeckels Gesetz)?
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Gibt es rückgebildete, nutzlose (rudimentäre) Organe und wie können sie ggf. im Schöpfungsmodell verstanden werden?
Das Buch ist grundlegend für die Diskussion um die “Evolutionsbeweise”.
Biblische Archäologie
Peter van der Veen & Uwe Zerbst (Hrsg.)
Biblische Archäologie am Scheideweg?
Für und Wider einer Neudatierung archäologischer Epochen im alttestamentlichen Palästina.Hänssler-Verlag Holzgerlingen, 2002. Reihe Studium Integrale, 536 Seiten, zahlreiche Abbildungen, Format 16,5 x 24, Hardcover
Biblische Ereignisse wie der Auszug aus Ägypten und die Landnahme des Volkes Israel in Kanaan und viele andere werden heute weithin ins Reich der Sage verwiesen. Die Autoren zeigen anhand archäologischer Befunde, daß dies nicht gerechtfertigt ist und bestätigen damit die Aussagen der Bibel.
Pro und Contra verschiedener Auffassungen werden fair diskutiert. Ein Meilenstein in der biblischen Archäologie.
Lebendige Geologie
Manfred Stephan: Der Mensch und die geologische Zeittafel. Warum kommen Menschenfossilien nur in den obersten geologischen Schichten vor? Hänssler, Holzgerlingen, 2002. Paperback, 230 Seiten, 87 Abbildungen, EUR 9,95 / sfr 18,95.
Für die Sintflut und ihre geologischenFolgen interessieren sich viele; doch fehlen meist die Kenntnisse aus der Geologie. Hier ist Manfred Stephans neues Buch eine große Hilfe, da er es versteht, geologische Sachverhalte zugleich fundiert und verständlich zu vermitteln. Informative Abbildungen und Tabellen helfen dabei. So wird Geologie lebendig!
Manfred Stephan hat viele Details gesammelt und in diesem Buch zu einem Erklärungsversuch zusammengefügt, der auf eine der wichtigsten Fragen der schöpfungstheoretisch orientierten Paläontologie eingeht: Warum fehlen menschliche Fossilien in tieferen geologischen Schichten, wo der Mensch doch seit Abschluß des Sechstagewerks auf der irdischen Bühne existierte?
Das Buch stellt eine wichtige Etappe in unseren Bemühungen dar, eine biblisch-urgeschichtliche Geologie zu begründen. Die Lektüre bringt Sie auf den aktuellen Stand der schöpfungstheoretischen Diskussion im Bereich der biblisch-urgeschichtlichen Geologie.