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Warum Willam L. Craigs „Historical Adam” nicht überzeugt



Ein kritischer Diskussionsbeitrag von Benjamin Scholl zum Buch „In Quest of the Historical Adam: A Biblical and Scientific Exploration”

 

Zusammenfassung

William Lane Craig widmet sich in seinem Buch der theologischen und paläoanthropologischen Spurensuche nach dem historischen Adam. Dabei geht er zuerst vom biblischen Befund aus und bejaht prinzipiell das traditionelle, textgetreue Verständnis der Urgeschichte. Allerdings sucht er in seiner Ablehnung des Kurzzeit-Kreationismus nach einer Alternative: Sein Vorschlag lautet, dass Genesis 1 bis 11 lediglich „mythohistorisch“ sei, sodass Details keine reale Bedeutung aufweisen, auch wenn das Neue Testament klar macht, dass es einen historischen Adam samt Sündenfall an sich gegeben haben muss. Eine Analyse zeigt jedoch, dass seine Argumentation in Bezug auf die Urgeschichte im Alten und Neuen Testament nicht stringent ist und historisch-kritischer Bibelkritik ähnelt. Craig kann nicht konsistent zeigen, dass die biblische Urgeschichte wirklich mythohistorisch ist und als solcher verstanden werden will, weshalb seine Einteilung biblischer Aussagen in historisch und mythohistorisch letztlich nicht aus den biblischen Daten begründet werden kann.
Zudem widmet sich Craig der Paläoanthropologie und versucht, die passende Spezies für Adam zu finden – das ist in seiner Sicht der späteste Zeitpunkt, bei dem Affenmenschen zu echten Menschen wurden. Für Craigs theistisch-evolutionären Standpunkt, den er zumindest als Arbeitshypothese im Buch vorschlägt, ist überraschend, dass er Neandertalern und Heidelberger Menschen eindeutig echte menschliche kognitive Fähigkeiten zugesteht. Daher verortet er Adam als Heidelberger Mensch und begründet dies auch ausführlich. Homo erectus spricht er hingegen die Menschlichkeit ab, kann dies aber nicht ausreichend begründen.
Craigs Werk liefert viele lehrreiche und zum Teil geradezu erschlagende Details. Aber in seinen Hauptargumentationslinien bleibt er zu oberflächlich und Agenda-getrieben.

 

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung
2. Gemeinsame Ergebnisse mit konservativen Bibelgelehrten
3. Craigs Ablehnung des Junge-Erde-Kreationismus
4. Craigs Definition von Mythen
5. Kritik an Craigs Ansatz
6. Welcher Spezies wird Adam zugeordnet?
7. Biblische Einordnung
8. Fazit
Anhang
Anhang 1: Kritische Analyse der Mythenkriterien und ihre Anwendung auf Genesis 1–11
Anhang 2: Phantastik in der Urgeschichte?
Anhang 3: Craigs Argumentation im Gegensatz zu Genesis 1–11
Anhang 4: Neutestamentliche Zitate zur Urgeschichte
Anhang 5: Vollmenschliche Intelligenz bei Neandertaler und Heidelberger Mensch
Literatur