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Der »Spiegel« und die Archäologie des frühen Israel



 

Kurz vor Weihnachten 2002 veröffentlichte der „Spiegel“ (Nr. 51/2002) den Artikel von Matthias SCHULZ: „Der Leere Thron“, worin der Autor seine Leserschaft anhand von aktuellen archäologischen und historischen Ergebnissen über „die Unzuverlässigkeit der alttestamentlichen Geschichten“ aufklären will. Dabei beruft er sich mehrfach auf das neue Buch von ISRAEL FINKELSTEIN und NEIL A. SILBERMAN, „Keine Posaunen vor Jericho“1, das in jüngster Zeit in vielen Zeitungen und Zeitschriften für seine kritische Bewertung der Bibel gelobt worden ist.2 „Spiegel“-Autor Matthias SCHULZ kommentiert: „Moderne Bibelkundler klopfen schon seit längerer Zeit wie mit der Abrissbirne gegen das Alte Testament. Sichtbar wird ein Gespinst aus Legenden.“

Er geht in seinem Bericht auf viele Aspekte ein, wie auf die Historizität der Patriarchen, des Auzugs aus Ägypten, der Landnahme der Stämme Israels, der Zeit Salomos und der Zeit der „Entstehung“ des Jahweglaubens. Daß er dabei beabsichtigt, rigoros gegen die Bibel zu argumentieren, ist nicht zu übersehen.

Da anderweitig bereits auf einige dieser Argumente aus evangelikaler Sicht eingegangen wurde3, werde ich mich im Folgenden auf drei Punkte beschränken, die bisher nur wenig behandelt worden sind. Dabei will ich a) zeigen, weshalb FINKELSTEIN und SILBERMAN z.T. in ihrer Feststellung der Grabungsergebnisse recht haben, daß aber b) aus biblischer Sicht in vielen Fällen dennoch eine alternative Lösung vertretbar ist. Wer sich genauer mit den Einzelthemen befassen will, wird in dem Sammelband „Biblische Archäologie am Scheideweg?“ (hier als BAS abgekürzt) ausführliche Informationen finden.4

Inhalt

1. Keine Posaunen vor Jericho?

Das neue Buch von FINKELSTEIN und SILBERMAN liefert für SCHULZ den letzten Beweis, daß Kanaan „… nicht, wie im Buch Josua beschrieben, gewaltsam erobert“ wurde. Das Buch mit seinem provokativen Titel „Keine Posaunen vor Jericho“ habe, so SCHULZ, „…bestätigt, dass die Kerntexte der Bibel unwahr sind.“ Nicht nur „verdreht das Buch Josua die Realgeschichte total …“, sondern: „Die neuen Grabungen, die Israels Antikenbehörde derzeit durchführt, zeigen nun das ganze Ausmaß des Schwindels.“

Zurecht haben m. E. FINKELSTEIN und SILBERMAN5 festgestellt, daß die Israeliten um 1200 v. Chr. (am Ende der Spätbronzezeit) Kanaan nicht erobert haben. Viele der Städte aus dem Josuabuch existierten damals nicht. Jericho war bereits seit Ende der Mittleren Bronzezeit (kurz nach 1600 v. Chr.) keine befestigte Stadt mehr gewesen. Wichtige Städte aus der Landnahme-Überlieferung wie Horma (T. Masos), Debir (Ch. Rabud) oder Gibeon existierten damals nicht. Dagegen wurden die Metropole Hazor, Lachisch und Bethel (Beitin?) während mehreren Zerstörungswellen verwüstet, die nicht nur zeitlich weit auseinander liegen, sondern sich auch in einer Reihenfolge ereignet haben, die nicht mit den biblischen Berichten zu vereinbaren ist. Auch paßt das Städtebild im 13. Jh. v. Chr. nicht zu der biblischen Beschreibung der fast uneinnehmbaren Burgen Kanaans (u.a. 5. Mo 1,28). Denn die Städte der Späteren Bronzezeit waren in den meisten Fällen nicht befestigt!6 Es gibt auch keine guten Gründe, die Neusiedler im Bergland am Anfang der Eisenzeit (12.-11. Jh. v. Chr.) als „neu hinzugezogene Israeliten“ zu deuten, da diese Menschen kulturell eng verwandt waren mit der spätbronzezeitlichen Stadt- bzw. Landbevölkerung. Darin stimme ich also den Aussagen der Buchautoren voll zu.

Bedeutet das aber, daß die biblische Landnahme nicht stattgefunden hat? Bedeutet dies, daß es vor Jericho „keine Posaunen“ gab? Wie wir in unserem Buch BAS erklärt haben, hat bereits 1977 der britische Althistoriker Dr. John BIMSON in seiner Promotionsarbeit für die Universität Sheffield argumentiert, daß die alttestamentliche Landnahmetradition viel besser zum archäologischen Befund am Ende der Mittleren Bronzezeit um 1600-1550 v. Chr. paßt.7 Zu der Zeit war Jericho stark befestigt und durch ein schweres Beben zerstört worden. Viele andere stark befestigten Städte (bekannt aus dem Josuabuch) fanden damals ebenfalls ein grausames Ende. BIMSON vermutet auch, daß die archäologische Datierung (die sich für das 2. Jahrtausend v. Chr. hauptsächlich auf die ägyptische absolute Chronologie stützt) um wenige Jahrhunderte zu hoch ist. Zudem akzeptiert er das biblische Datum für die Eroberung Kanaans um 1410 v. Chr. und nicht das spätere Datum 1200 v. Chr., das von den meisten Wissenschaftlern bevorzugt wird (vgl. 1Kön 6,1; Ri 11,26).

2. Der Auszug aus Ägypten fand nie statt?

Die stolze Behauptung des „Spiegel“, „ein Auszug aus Ägypten fand nie statt,“ stimmt, wenn man das späte Datum im 13. Jh. v. Chr. und zudem die herkömmliche Chronologie Ägyptens akzeptiert. Der Grund, warum viele Wissenschaftler den Auszug aus Ägypten um 1250 v. Chr. und die Landnahme um 1200 v. Chr. datieren, basiert in erster Linie auf der Aussage in 2. Mo 1,11 wo berichtet wird, daß die Israeliten für Pharao Vorratsstädte bauten, darunter auch die Stadt Ra’amses. Gemeint ist wohl das von Ramses II. erbaute Pi-Ramesse aus der 19. Dynastie (13. Jh. v. Chr.). Dennoch erklären FINKEL-STEIN und SILBERMAN zurecht, daß es keinerlei archäologische Beweise dafür gibt, daß zu der Zeit ein großes Volk von Israeliten in Ägypten gelebt hat. Dafür fehlt nämlich jede Spur. Ein Auszug eines so zahlreichen Volkes wäre damals auch kaum denkbar gewesen, da die Pharaonen der 19. Dynastie besonders mächtig waren und das syro-palästinische Gebiet beherrschten. Die Frage aber , die wir stellen müssen, ist, ob der Auszug auch tatsächlich während der 19. Dynastie stattgefunden haben muß.

Abb. 1: Ausgrabung auf Tel Megiddo, die von Israel FINKELSTEIN und David USSISHKIN geführt wurde. (Foto: Richard WISKIN)

Wir haben ja bereits darauf hingewiesen, daß die Bibel selbst den Auszug nicht um 1250, sondern um 1450 v.Chr. datiert. Zu der Zeit gab es wohl noch keinen Pharao mit dem Namen Ramses.8 Dennoch existierte die Stadt Pi-Ramesse damals bereits als einflußreiche Metropole, aber unter einem anderen Namen, nämlich Avaris. Während der frühen 18. Dynastie wurde sie als wichtiger Militärstützpunkt an der ägyptischen Ostgrenze benutzt. Da das Gebiet von Avaris (das sog. Khatana Qantir-Gebiet bzw. das biblische Goschen) bereits in 1Mo 47,11 als „Land von Ramses“ bezeichnet wird, ist anzunehmen, daß der frühere Name später durch den Namen „Ra’amses“ ersetzt wurde, da wir sonst annehmen müßten, daß Jakob erst zur Zeit Ramses II. nach Ägypten gekommen wäre, also 200 Jahre nach dem biblisch terminierten Auszug aus Ägypten um 1450 v. Chr.! Akzeptiert man aber die gängige Chronologie Ägyptens, so stellt man dennoch fest, daß auch um 1450 v. Chr. Ägypten von einem äußerst mächtigen Monarchen, Thutmose III., regiert wurde, der wie Ramses II. mehrere Militärkampagnen nach Syrien und Palästina unternommen hat. Auch zu dieser Zeit gibt es weder Anzeichen für die Anwesenheit größerer Gruppen von Westsemiten in, noch für einen Massenauszug aus Ägypten, ganz abgesehen von einem möglichen Machtverlust des Herrschers, was in der Tat nach den schweren Plagen in Ägypten und dem Untergang des ägyptischen Heeres im Schilfmeer wohl zu erwarten wäre. Auch gibt es keine ausreichenden Anhaltspunkte für eine mögliche Eroberung Kanaans um 1410 v. Chr. – am Ende der sog. Späteren Bronzezeit IB-Periode.9

Wie in BAS gezeigt wurde, hat vor allem (aber nicht ausschließlich) der britische Ägyptologe David ROHL argumentiert, daß wenn die Israeliten je in Ägypten waren, dies während des Mittleren Reiches in Ägypten (c.1950-1650 v. Chr.) gewesen sein muß.10 Zur damaligen Zeit (ab Ende der 12. Dynastie – Regierung von Pharao Amenemhat III.) entstanden im Ostdelta, d.h. in „Avaris“ (d.h. Pi-Ramesse) und im gesamten Gebiet „Goschen“, Siedlungen westsemitischer Halbnomaden, deren Stammesoberhäupter nicht nur sehr wohlhabend waren, sondern auch mehrfach zu höheren Positionen am ägyptischen Hof gelangten. Diese „asiatische“ Bevölkerung dehnte sich während der 13. Dynastie weiter aus, wurde aber (wie aus verschiedenen Quellen dieser Zeit hervorgeht) z. T. unterjocht. So berichtet ein Papyrus aus der Regierungszeit Königs Sobekhotep III. (c. 1740 v. Chr.) von einer nicht geringen Anzahl von Sklaven in einem thebanischen Haushalt, mit sehr hebräisch klingenden Namen wie Menahem, Issachar, Asser und Schipra. ROHL vermutet auch, daß diese Gruppe von Westsemiten um 1650 v. Chr. (noch vor der Fremdherrschaft der Hyksos) am Ende der 13. Dynastie – als das Land von Epidemien und Anarchie heimgesucht wurde – Ägypten verlassen hat. Wie John BIMSON vermutet auch er einen chronologischen Versatz von wenigen Jahrhunderten und verknüpft dieses Geschehen mit dem biblischen Auszug um 1450 v.Chr. Auch wenn der amerikanische Archäologe Dr. Bryant WOOD die Rohlsche Chronologie nicht unterstützt, gibt auch er ROHL recht, daß wir es hier wahrscheinlich mit Spuren des israelitischen Aufenthalts in Ägypten zu tun haben.11 Vielleicht werden wir nie mit Sicherheit sagen können, ob diese Gleichsetzung zutrifft (da uns die nötigen schriftlichen Beweise dafür fehlen); eins steht aber fest, der stolzen Behauptung „der Auszug habe nie stattgefunden“ muß man mit Sicherheit nicht zustimmen.

3. Die Urreiche von David und Salomo sind Trug?

„Spiegel“-Autor Matthias SCHULZ scheint hier falsch informiert worden zu sein. Ein Haus in der Davidstadt soll zeigen, wie schlicht die Behausung zur Zeit Davids war, während die Bibel die Epoche Davids und Salomos doch als besonders glanzvoll darstellt. Aber das Haus (bekannt in der Fachliteratur als das „Haus Ahiels“ in Stratum 10 – Areal G) befindet sich am Ostrand der Davidstadt und datiert aus der Zeit von kurz vor der Zerstörung Jerusalems durch die Babylonier um 600 v. Chr., also 400 Jahre nach König David (ca. 1000 v. Chr.). Auch erklärt SCHULZ seinen Lesern, daß nach der heutigen Einschätzung der Archäologen das bronzezeitliche Jerusalem „zum Dorf bzw. zum Provinznest geschrumpft“ sei und daß die biblische Darstellung einer glanzreichen Metropole Salomos also schlichtweg falsch sein müsse. Woher SCHULZ diese Informationen bekommen hat, wird wohl ein Geheimnis bleiben. Nicht einmal FINKELSTEIN und SILBERMAN suchen das salomonische Jerusalem unter den Überresten der Späteren Bronzezeit! Nach der herkömmlichen Datierung stammen die salomonischen Bauten aus der Eisenzeit IIA (ca. 1000-900 v. Chr.), d.h. aus einer Periode, aus der wir sehr wohl einige Monumentalbauten wie Tempel-, Palast- und Toranlagen in Hazor, Megiddo, Gezer usw. kennen.12 Dennoch, und wahrscheinlich nicht zuunrecht, vermuten FINKELSTEIN und seine Kollegen des Nadler Instituts für Archäologie in Tel Aviv, daß die vermeintlichen „salomonischen“ Denkmäler der Eisenzeit IIA in Wirklichkeit von den Omridischen Königen des 9. Jhs. v. Chr. stammen, da die Baukultur wie auch die Keramikfunde genau mit denen auf Samaria und Jezreel (Städte die von den Omriden zwischen 880-850 gegründet wurden!) und der jordanischen Zitadelle H. el-Mudaynes (das biblische Jahaz?) übereinstimmt.13 Nicht erst FINKELSTEIN, sondern bereits der renommierten Archäologin Kathleen KENYON war die ungeheuerliche Ähnlichkeit dieser Funde aufgefallen.14 Wenn aber diese Denkmäler nicht Salomonisch, sondern Omridisch sind, in welchen Schichten befinden sich dann FINKELSTEINS Meinung nach die wirklichen Überreste aus der Zeit Königs Salomo? FINKELSTEIN und SILBERMAN suchen sie unter den sehr schlichten Überresten der unmittelbar davor liegenden Eisenzeit IB-Periode. Wenn diese Zuordnung zutreffen würde, so müsse man tatsächlich annehmen, daß die Größe Salomos in der Bibel weit übertrieben wurde.

Abb. 2: Eisenzeitliche Toranlage auf Tel Megiddo – aus der Zeit Salomos (10. Jh. v. Chr.) oder, wie FINKELSTEIN bevorzugt, in Wirklichkeit aus der Zeit von König Ahab (9. Jh. v. Chr.)? (Foto: Richard WISKIN)

Nach der sogenannten revidierten Chronologie ROHLs befinden sich die eigentlichen Salomonischen Bauwerke jedoch in den viel reicheren Schichten der sog. Spätbronzezeit IIA-Periode (ca. 1350-1300). So deutet ROHL in seinem Beitrag in BAS nicht nur auf prunkvolle Bauten in Megiddo, Hazor, ja sogar auf Überreste des Salomonischen Millos in Jerusalem hin, sondern auch auf Edelstein- und Elfenbeinschätze, die uns aus der sog. Spätbronzezeit IIA erhalten geblieben sind.15 Es ist allerdings nicht sicher, ob die Rohlsche Chronologie an diesem Punkt tatsächlich recht behalten wird, da sie eine sehr drastische Verkürzung der ägyptischen Chronologie an dieser Stelle (um 350 Jahre!) verlangt. Aber selbst wenn sich herausstellen würde, daß man die Chronologie „nur“ um 150-250 Jahre verkürzen könnte (und der Autor sieht z. Z. dafür Gründe), so würde die Regierung Salomos trotz allem kulturell noch dem Ende der Spätbronzezeit III (konventionell 1180-1130 v. Chr.) angehören. Allerdings wird die Suche nach dem prunkvollen Jerusalem, sei es aus der Eisenzeit oder der Spätbronzezeit, schwierig bleiben, da uns nur wenige Überreste aus dieser Epoche am Osthang der heute besiedelten Davidstadt erhalten geblieben sind. Die Behauptung des „Spiegel“ jedoch, daß das „spätbronzezeitliche“ Jerusalem kaum besiedelt gewesen ist, basiert auf den Forschungsergebnissen der niederländischen Archäologin Dr. Margreet STEINER.16 Diese Ergebnisse werden jedoch nicht von allen Archäologen geteilt, was aber nicht bedeuten muß, daß sie deshalb unbedingt falsch sind. So hat u.a. die Archäologin Jane CAHILL plädiert, daß das spätbronzezeitliche Jerusalem im Gegenteil recht umfangreich gewesen sein soll.17

Eins ist sicher: FINKELSTEIN und SILBERMAN haben aufgrund der bisher gängigen Datierung z. T. zurecht auf Diskrepanzen zwischen Bibel und Archäologie hingewiesen. Dennoch sind wir der Meinung, daß es mögliche Antworten auf diese „Problemfälle“ gibt. Noch sind viele Fragen offen. Es ist unser Wunsch, daß die Arbeit der Fachgruppe für biblische Archäologie der SG Wort und Wissen in Zusammenarbeit mit Kollegen im In- und Ausland einen wichtigen Beitrag liefern darf. Es sind deshalb auch weitere Publikationen zu diesem Themenbereich geplant.

Anmerkungen

  1. I. FINKELSTEIN & N. A. SILBERMAN, Keine Posaunen vor Jericho – die archäologische Wahrheit über die Bibel, C.H. Beck Verlag, München, 2002.
  2. Die schweizerische Tageszeitung NZZ kommentiert das Buch z.B. folgendendermaßen: „Aufgrund neuester Forschungsergebnisse stellen sie [die Autoren] das bisher von der Wissenschaft akzeptierte Geschichtsbild des Alten Testaments auf den Kopf.“ Siehe: A. GELDNER, „Armer König Salomo – Zwei Archäologen räumen mit der biblischen Geschichte auf“, NZZ 12.1.03.
  3. M. HEIDE, „Ein Sammelsurium abenteuerlicher Spekulationen“, IDEA 1-2, 8.Jan. 2003, S. 16-17. Ausführlichere Beiträge desselben Autors erscheinen demnächst in FUNDAMENTUM 1 (2003) und Factum 2 (2003). Von P. VAN DER VEEN ebenfalls in Factum 2 (2003) bez. Kritik an der These, daß Jahwe als gewöhnlicher Wettergott „angefangen“ haben soll.
  4. P. G. VAN DER VEEN & U. ZERBST, Biblische Archäologie am Scheideweg? – Für und Wider einer Neudatierung archäologischer Epochen im alttestamentlichen Palästina. Studium Integrale. Hänssler-Verlag, Holzgerlingen, 2002.
  5. Seit langem ist das Argument der Abwesenheit von Funden aus der Landnahmezeit von vielen Gelehrten dazu benützt wurden, den biblischen Bericht der militärischen Eroberung Kanaans alternativ zu deuten und sogar zu verwerfen. Für eine längere Bibliographie zu diesem Thema s. J. J. BIMSON, „The Origins of Israel in Canaan: an Examination of Recent Theories“, Themelios 15:1 (1989), S. 4-15; idem, „Merenptah‘s Israel and Recent Theories of Israelite Origins“, JSOT 49 (1991), S. 3-29.
  6. R. GONEN, „Urban Canaan in the Late Bronze Period“, BASOR 253 (1985), pp. 69-70; idem, „The Late Bronze Age“ in: A. Ben-Tor (Hg.), The Archaeology of Ancient Israel, Yale University Press/The Open University of Israel, New Haven/London, 1992, S. 217-218.
  7. Siehe den Aufsatz von BIMSON in BAS, „Auszug und Landnahme – Mythos oder Realität?“, S. 395-414. Ein weiterer Grund, die Landnahme nicht am Ende des 13. Jhs. sondern bereits früher zu datieren, dürfte in jüngster Zeit zusätz-liche Unterstützung bekommen haben. Auf einem Sockelfragment aus dem Ägyptischen Museum Berlin wird in einer fragmentarischen Liste der Ortsname j3-š3-j-r’ (=jšr’l) neben Askalon und Kanaan (=Gaza?) erwähnt, das von MANFRED GÖRG als frühe Schreibweise für Israel gedeutet wird. Es ist jedoch nicht ganz deutlich, ob der Sockel aus der frühen 19. Dynastie datiert, oder sogar noch älter ist, d.h. aus der Zeit der Thutmosiden. Wenn die Deutung des Namens zutreffen sollte, wäre damit auf jeden Fall ein wichtiger Grund gegeben die Landnahme vor der Regierung Ramses II. anzusetzen. Siehe: M. GÖRG, „Israel in Hieroglyphen“, BN 106 (2001), pp. 21-27.
  8. Der erste Pharao namens Ramses I. bestieg erst um 1295 v. Chr. den ägyptischen Thron.
  9. Die These wird von Dr. BRYANT WOOD aufgrund der Anwesenheit von deutlichen Spätbronzezeitlichen Funden (=SBZ IA-B) in Jericho vertreten. Dazu B. G. WOOD, „Did the Israelites Conquer Jericho? A New Look at the Archaeo-logical Evidence“, BAR 1990:2 (= B. G. Wood, „Eroberten die Israeliten Jericho?“ Bibel und Gemeinde 1/95, S. 15-31), und: B. WOOD „Dating Jericho‘s Destruction: Bienkowski is Wrong on all Counts“, BAR 1990:4 usw. BIMSON hält jedoch dagegen, daß andere Stätten wie Gibeon, Hebron, Zephath-Horma, Arad usw., bekannt aus den Landnahme-Geschichten zu der Zeit nicht besiedelt waren. Auch trifft die biblische Beschreibung der stark befestigten Städte in der Regel nicht auf die spätbronzezeitliche, sondern ganz klar auf die mittelbronzezeitliche Kultur zu; vgl. BIMSON: „Joshua‘s Conquest and the MB II Destructions“ – Vortrag (Fachtagung für Archäologie, Rehe 2002). Ein Studium Integrale-Band zum Thema Auszug und Landnahme ist zur Zeit. in Vorbereitung.
  10. Dazu in BAS: D. M. ROHL, „Die revidierte Chronologie auf dem Prüfstand“, S. 236-240.
  11. B. G. WOOD, „The Sons of Jacob: New Evidence from the Presence of the Israelites in Egypt “, Bible and Spade 10:2/3 (1997), S. 53-65.
  12. z.B. H. WEIPPERT, Palästina in vorhellenistischer Zeit, C.H. Beck’sche Verlagsbuchhandlung, München, 1988, S. 425ff.; W. DIETRICH, Die frühe Königszeit in Israel – 10. Jahrhundert v. Chr., Bibl. Enzyklopedie 3. Kohlhammer Verlag, Stuttgart, 1997, S. 112ff.
  13. z.B. bereits FINKELSTEIN, „The Archaeology of the United Monarchy: An Alternative View”, LEVANT XXVIII (1996).
  14. Dazu PETER J. JAMES et al., Centuries of Darkness, Jonathan Cape, London, 1991, S. 183ff. Auch: G. J. WIGHTMAN, „The Myth of Solomon“, BASOR 277/78 (1990), pp. 5ff.
  15. Dazu in BAS: ROHL [10]: S. 214-220.227-229.
  16. z.B. M. STEINER, „David‘s Jerusalem – It‘s not There – Archaeology Proves a Negative“ in: BAR 24:4 (1998), S. 26-33.62-63. In jüngster Zeit: M. STEINER, Excavations by Kathleen Kenyon in Jerusalem 1961-1967, Vol. III, Sheffield Academic Press, Sheffield, 2001, S. 24-41. Auch: mehrere pers. Gespräche/emailwechsel mit Dr. STEINER (1997-2003).
  17. Dazu J. CAHILL, „It is There – The Archaeological Evidence Proves It“, BAR 24:4 (1998), pp. 34ff. Auch: in BAS: P. V. D. VEEN, „Jerusalem – Eine Stadt während der späten Bronzezeit?“, S. 287-288.


Biblische Archäologie am Scheideweg?

Peter van der Veen & Uwe Zerbst (Hg.)

Sind biblische Ereignisse wie der Auszug aus Ägypten und die Landnahme des Volkes Israel in Kanaan ins Reich der Sage zu verweisen? Ist das Großreich König Salomos mit seiner legendären Prachtentfaltung nichts als eine Erfindung späterer Geschichtsschreiber? Eine zunehmende Anzahl von Gelehrten vertritt heute diese Meinung, weil zunehmend Diskrepanzen zwischen den biblischen Berichten und dem archäologischen Befund ans Tageslicht getreten sind. Es ist jedoch übereilt, diese Widersprüche den biblischen Berichten anzulasten. Die These dieses Buches ist, daß eine wahrscheinliche Ursache in der fehlerhaften Datierung der archäologischen Horizonte zu suchen ist, in deren Konsequenz die Forscher die Indizien alttestamentlicher Ereignisse in den falschen Schichten suchen würden. In einer Anzahl von Aufsätzen werden alternative chronologische Vorstellungen vorgestellt und deren Für und Wider diskutiert.

Peter van der Veen, Uwe Zerbst Biblische Archäologie am Scheideweg? (PDF-Download) 10,00 *

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