Die großen Trends in der Fossilüberlieferung der Lebewesen

Fossile Abfolgen, Abgrenzbarkeit, frühe Verschiedenartigkeit, Mosaikformen und Merkmals-Netzwerk
Zusammenfassung
Eine allgemeine Abstammung aller Arten von Lebewesen von einem gemeinsamen Vorfahren gilt in der Evolutionsforschung als Tatsache. Dies lässt bestimmte Merkmale des Fossilberichts erwarten: 1. ein evolutiv passendes Übereinander verschiedener Lebensgemeinschaften, 2. zahlreiche Funde, die als Bindeglieder gedeutet werden können, 3. eine allmähliche Zunahme an Verschiedenartigkeit, 4. eine Darstellung der Abstammungsabfolgen in Baumform, 5. eine relativ gleichmäßige Verteilung der Fossilfunde im Formenraum möglicher Baupläne zwischen den bekannten heute lebenden und fossilen Formen. Eine systematische Analyse zeigt jedoch, dass 1. nur die erste (nicht sehr spezifische) Erwartung durch die fossilen Befunde bei höheren Taxa gestützt wird, alle anderen dagegen nicht. Im Einzelnen: 2. Die Formen, die als evolutionäre Bindeglieder interpretierbar sind, sind aufs Ganze gesehen sehr gering an Zahl, gemessen an der großen Zahl von Bindegliedern, die existiert haben müssten. Es gibt zwar viele Mosaikformen, diese sind in der Regel aber wegen Merkmalswidersprüchen nicht als Bindeglieder interpretierbar, sondern vergrößern die Zahl fehlender Bindegliedern in der Regel noch. 3. Es gibt eine klare Tendenz, wonach die maximale Verschiedenartigkeit größerer Gruppen (Ordnungen und höhere Taxa) zu Beginn der Fossilüberlieferung zu verzeichnen ist. Daher zeichnet sich kein von einfach zu komplex evolvierender Stammbaum ab (abgesehen von einem ganz groben Blick auf die Fossilüberlieferung gemäß 1.). 4. Anstelle stammbaumartiger Ähnlichkeitsbeziehungen finden sich gehäuft ausgeprägt netzartige Verbindungen zwischen Taxa* oberhalb des Familienniveaus. Das eingeschachtelte System der Merkmalsbeziehungen wird regelmäßig mehr oder weniger von Querverbindungen durch gemeinsame Merkmale gestört; manche Gruppen erlauben kaum eine Darstellung in Form einer Einschachtelung. 5. Die Verteilung der heute lebenden und fossilen Formen im Formenraum ist auffällig diskontinuierlich. Alle diese Beobachtungen (2.–5.) entsprechen nicht den Erwartungen oder den Vorhersagen im Rahmen evolutionstheoretischer Modellierungen. Es wird diskutiert und kritisch analysiert, wie diese Befunde dennoch im Rahmen des Evolutionsparadigmas gedeutet und welche evolutionären Prozesse dabei vorgeschlagen werden, die zu den unerwarteten systematischen Befunden geführt haben könnten. Außerdem wird diskutiert, wie die Befunde alternativ im Rahmen eines Schöpfungsparadigmas interpretiert werden können.
Inhalt
Einleitung
Zu wenige oder zu viele Zwischenformen?
Abgrenzbarkeit größerer Gruppen
Frühe Verschiedenartigkeit
Netzwerk von Ähnlichkeitsbeziehungen
Ursachenforschung und „Experimentierung“
Fazit
Glossar
Anhang
Literatur