Die Paradiesvögel, ihre Hybriden und die Rolle der sexuellen Selektion
Die Paradiesvögel (Paradisaeidae) sind eine faszinierende Familie schöner Vögel, die in Neuguinea und Nord-Ostaustralien vorkommen und außergewöhnliche Balzrituale zur Schau stellen. Zu ihrer Familie gehören 41 Arten in 16 Gattungen, die in 5 Gruppen eingeteilt werden. Die Vögel sind sexualdimorph*, wobei die Männchen eine außergewöhnliche phänotypische* Vielfalt aufweisen. Die Ähnlichkeit im Aussehen der Weibchen und ähnliche molekulare Sequenzen sind klare Indikatoren ihrer Verwandtschaft. Es sind zahlreiche Gattungshybriden bekannt; diese sind allerdings insofern ungewöhnlich, als es für sie zwar formale Beschreibungen und lateinische Namen gibt, ihre Abstammungsverhältnisse jedoch häufig auf bloßen Vermutungen basieren. Die phänotypischen Ähnlichkeiten der Hybriden, die zurück zu einem gemeinsamen Urtyp tendieren, unterstreichen, dass die Paradiesvögel zu einer einzigen genetischen Familie gehören.
Schon lange wurde sexuelle Auslese als Motor der bemerkenswerten Vielfalt dieser Familie angesehen, doch ist sie ein Mechanismus, der zwar die Vielfalt der Arten erhalten kann, aber nicht in der Lage ist, ihre Vielfalt zu erzeugen. Meiotische Mechanismen, die präexistente* genetische Programme umkombinieren und auswählen können, können erklären, wie diese Vielfalt entstanden ist. Präexistente genetische Programme erklären den Ursprung der phänotypischen Merkmalsvielfalt der Paradiesvögel besser als mehrfache vorteilhafte Mutationen. Es besteht ein Zusammenhang zwischen dem ausgesprochen attraktiven Schmuckgefieder der Arten einerseits und ihrem ausgeprägten Paarungsverhalten andererseits, deren Ausprägung auf die Rolle der Neuralleiste in ihrer Entwicklung hinweist. Die enorme Vielfalt der Gefieder erweckt den Eindruck, dass die Paradiesvögel der ornithologische Inbegriff des Liebeswerbens sind.
Abstract in English (via DeepL): Birds of paradise, their hybrids, and the role of sexual selection
Birds of paradise (Paradisaeidae) are a fascinating family of beautiful birds found in New Guinea and northeastern Australia that display extraordinary courtship rituals. Their family includes 41 species in 16 genera, divided into 5 groups. The birds are sexually dimorphic, with males exhibiting extraordinary phenotypic diversity. The similarity in appearance of the females and similar molecular sequences are clear indicators of their relatedness. Numerous genus hybrids are known; however, these are unusual in that, although they have formal descriptions and Latin names, their ancestry is often based on mere conjecture. The phenotypic similarities of the hybrids, which tend back to a common archetype, underscore that birds of paradise belong to a single genetic family.
Sexual selection has long been regarded as the driving force behind the remarkable diversity of this family, but it is a mechanism that can maintain species diversity but is not capable of generating it. Meiotic mechanisms that can recombine and select pre-existing* genetic programs may explain how this diversity arose. Pre-existing genetic programs explain the origin of the phenotypic diversity of birds of paradise better than multiple beneficial mutations. There is a connection between the extremely attractive plumage of the species on the one hand and their distinctive mating behavior on the other, the expression of which points to the role of the neural crest in their development. The enormous diversity of plumage gives the impression that birds of paradise are the ornithological epitome of courtship.
Das Wichtigste in Kurzform
- Umfangreiche Hybridisierungen unter Paradiesvögeln deuten darauf hin, dass viele Arten zu einem einzigen Grundtyp gehören. Weitere Daten zu DNA-Sequenzen und zu Morphologie bestätigen, dass alle Arten zu einer einzigen genetischen Familie gehören.
- Gemeinsame Ähnlichkeiten bei intergenerischen Hybriden im Vergleich zu den Unähnlichkeiten, die sich bei intragenerischen Hybriden zeigen, deuten darauf hin, dass sich die Familie von einem gemeinsamen Vorfahren über Mendel‘sche Prozesse (Meiose und Fortpflanzungsisolation) und nicht durch eine Häufung von Mutationsereignissen entwickelt hat.
- Der Ursprung einzigartiger Merkmale, die die verschiedenen Arten aufweisen (z.B. die exotischen Kopffedern des King of Saxony-Paradiesvogels), lässt sich am besten durch die Aktivierung präexistenter genetischer Programme erklären und nicht durch die Anhäufung multipler vorteilhafter Mutationen. Hinweise auf Kooptionen sind Belege für bereits existierende genetische Programme.
- Sexuelle Selektion innerhalb der Familie führt nicht zu neuen Merkmalsausprägungen, Merkmalen oder Arten. Die sexuelle Selektion begünstigt (oder auch nicht) und erhält neuartige Merkmalsausprägungen, Merkmale und Arten, „erschafft“ sie aber nicht. Präexistente genetische Information, die als Programme im Genom codiert ist, führt zu neuartigen Merkmalsausprägungen, Merkmalen und Arten.
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