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Kretazische Insekten im Gestein und als Einschlüsse


Artikel als PDF-Datei (19 Seiten, 1752 KB, Stand: 18.06.2021)

Im geologischen System Kreide zeigen die zeitliche Verteilung von Insektenfossilien und die jeweilige Art der Dokumentation (zusammengepresst oder als Einschlüsse in Bernstein) auffällige Muster. Die fossile Überlieferung in Bernstein und als Gesteinsabdruck ist markant unterschiedlich. Diese Unterschiede sind im Rahmen kurzer Zeiträume besser zu verstehen als in einem Langzeitkonzept.

Unterzieht man die zeitliche Verteilung sowie die Konservierungsmodi von fossilen Insekten einer einfachen statistischen Betrachtungsweise, so stößt man auf mehrere Auffälligkeiten:

  • Bei Insekten findet – auf der Ebene der Familie – nach Abschluss des Perms nur noch am Ende des Aptiums (Stufe der Unterkreide) eine wesentliche Auslöschung statt. Während diese bei sedimentären Einschlüssen sehr markant hervortritt, wird sie merkwürdigerweise von den Inklusen des Bernsteins kaum widergespiegelt.
  • Viele der heute noch lebenden Familien, die man vor dem Albium (ebenfalls Stufe der Unterkreide) allein aus Sedimenteinschlüssen kennt, sind in der Oberkreide gar nicht oder allein als Bernsteineinschlüsse nachgewiesen.
  • Während die Familienvielfalt bei sedimentären Einbettungen an der Aptium-Albium-Grenze einen deutlichen Rückgang wenigstens bis zum Beginn des Tertiärs erkennen lässt, zeichnet sich bei den Bernsteineinschlüssen in der mittleren Phase der kretazischen Sedimentation eine starke Zunahme ab.

Diese gegenläufigen Tendenzen in der fossilen Überlieferung von Insektenfamilien im Bernstein einerseits und in Sedimenten andererseits sowie die offensichtliche Allochthonie [1] der kretazischen [2] Inklusen (Einschlüsse) lassen vermuten, dass diese Inklusen schon im Voralbium entstanden und später umgelagert wurden. Diese Sichtweise zusammen mit einer über die gesamte Oberkreide wahrnehmbaren starken Unterbrechung sedimentärer Fossilisierungsprozesse stellen die sehr langen der Oberkreide zugeschriebenen Zeiträume in Frage. In einem kurzen Zeitrahmen sind Deutungen der Fundsituation fossiler Insekten insgesamt weniger problematisch. Sehr viele Familien treten im Fossilbericht erstmals in den oberhalb des Albiums gefundenen Inklusen auf. Es wird dargelegt, weshalb eine voralbische Entstehung der kretazischen Inklusen dadurch nicht in Frage gestellt wird.

Abstract in English (via DeepL): Cretaceous insects in rock and as inclusions

If we subject the temporal distribution and preservation modes of fossil insects to a simple statistical analysis, we encounter several striking features:

  • In insects, at the family level, after the end of the Permian period, a significant extinction only occurred at the end of the Aptian (Lower Cretaceous stage). While this is very prominent in sedimentary inclusions, strangely enough, it is hardly reflected in amber inclusions.
  • Many of the families still living today, which are known from sedimentary inclusions alone before the Albian (also Lower Cretaceous stage), are not found at all in the Upper Cretaceous or are found only as amber inclusions.
  • While the diversity of families in sedimentary inclusions at the Aptian-Albian boundary shows a clear decline at least until the beginning of the Tertiary period, amber inclusions show a sharp increase in the middle phase of Cretaceous sedimentation.

These opposing trends in the fossil record of insect families in amber on the one hand and in sediments on the other, as well as the obvious allochthony of the Cretaceous inclusions, suggest that these inclusions originated in the Pre-Albian and were later relocated. This view, together with a strong interruption of sedimentary fossilization processes noticeable throughout the entire Upper Cretaceous, calls into question the very long periods attributed to the Upper Cretaceous. In a short time frame, interpretations of the fossil insect find situation are less problematic overall. A large number of families appear for the first time in the fossil record in inclusions found above the Albian. It is explained why this does not call into question the pre-Albian origin of the Cretaceous inclusions.

 

Inhalt

Einleitung
Datenmaterial
Räumliche und zeitliche Unstetigkeiten
Die Fossilüberlieferung bezüglich der Familien
C-Fossilien und A-Fossilien
Die C-Dokumentation
Diskussion der C-Dokumentation
Rahmenbedingungen
     Ein naheliegendes Szenario
     Wie lange währte die C-Lücke?
Die A-Dokumentation
Diskussion der A-Dokumentation
     Die Allochthonie kretazischer Inklusen
Kasten: Beispiele möglicher Einschwemmung
     Wann und wo gab es harzreiche Biotope?
Wie neu sind neue Inklusenfamilien der C-Lücke?
Der Fossilbericht unterliegt Selektionsprozessen
Der Einfluss von Größenverteilung und geographischer Verbreitung auf den Zeitpunkt des fossilen Erstnachweises
     1. Der Parameter „Größenverteilung“
     2. Der Parameter „geographische Verbreitung“
     3. Prüfung des Einflusses der genannten Parameter
     4. Diskussion des Befundes
Der Aptium-Albium-Übergang aus der Perspektive alter Gesteinsabdrücke
Was die Taphonomie nicht leistet: Fehlende Gesteinsabdrücke
Zur Datierung der Inklusen
Schlussbetrachtung
Literatur

Anmerkungen

[1] allochthon: nicht am Fundort entstanden

[2] zur geologischen Periode der Kreide gehörend

 

 

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