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Entmythologisierung für Evangelikale: Haben Adam und Eva wirklich nicht gelebt? – Anmerkungen zu einem Text von Siegfried Zimmer


Artikel als PDF-Datei (10 Seiten, 184 KB, Stand: 11.12.2014)

Zusammenfassung

Die ersten Kapitel der Bibel wollen nicht über die zeitlichen Anfänge der Menschheit berichten, sondern den tiefsten Grund des menschlichen Daseins erklären. Adam und Eva seien entsprechend nicht als bestimmte Personen zu verstehen. Der Theologieprofessor Siegfried Zimmer (ehemals PH Ludwigsburg) begründet diese Auffassung damit, dass es in der Antike kaum ein historisches Interesse gegeben habe, weiterhin dass die biblischen Begriffe für “Anfang” nicht zeitlich, sondern im Sinne von “grundsätzlich” gemeint seien, und schließlich mit verschiedenen Beobachtungen an den Texten von Genesis 1-5. Außerdem würde ein historisches Verständnis von Genesis 2 und 3 zahlreiche Unstimmigkeiten beinhalten und sei daher auszuschließen.

Demgegenüber wird in diesem Artikel zunächst darauf hingewiesen, dass es in der Antike sehr wohl ein Interesse an der Historie gab, erst recht bei den Verfassern der alttestamentlichen Bücher. Im Weiteren wird anhand zahlreicher Beispiele gezeigt, dass in den Texten, in denen es um den “Anfang” geht, der zeitliche Aspekt wichtig ist und dass die für einen “Anfang” verwendeten Begriffe in den biblischen Sprachen ausdrücklich und in erster Linie den zeitlichen Aspekt beinhalten. Das Wort “Adam” wird im Alten Testament zwar mehrheitlich im Sinne von “Menschheit” gebraucht, kann aber in 1. Mose 1-5 an mehreren Stellen nur im individuellen Sinne verstanden werden, und in diesem Sinne wird “Adam” auch an prominenten Stellen des Neuen Testaments als erster Mensch verstanden. Schließlich wird gezeigt, dass der Verlust der biblischen Aussagen über einen zeitlichen Beginn und über historische Veränderungen zu einem Verlust des Verständnisses des Menschen als Geschöpf und erlösungsbedürftigen Sünder führen. Es geht also nicht darum, die biblischen Texte über die Anfänge auf historische Aspekte einzuschränken. Vielmehr werden viele wichtige Aspekte der Gegenwart und des Soseins des Menschen erst von der Geschichte her verständlich.