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Stefan Gustavsson: „Kein Grund zur Skepsis!“

Acht Gründe für die Glaubwürdigkeit der Evangelien.
Institut für Glaube und Wissenschaft, Neufeld Verlag, Cuxhaven, 2018. Pb., 188 Seiten

Nachfolgend eine Rezension von Peter van der Veen:

Informatives und hilfreiches Buch zur historischen Glaubwürdigkeit der Evangelien

Der schwedische Apologet und Journalist Stefan Gustavsson will in diesem Buch Mut machen an der Glaubwürdigkeit der Evangelien festzuhalten. Im spannend verfassten und verständlich geschriebenen Buch geht er dieser Fragestellung wie ein richtiger Detektiv nach, indem er versucht, alle „Steine umzudrehen“. Bereits als Theologiestudent an der Uni Lund und später beim Unterrichten seiner Studenten hat er sich eingehend mit der Thematik befasst (Kap. 1).

Gustavsson eröffnet seine Diskussion in Teil 1 („Jesus und seine Kritiker“) mit der Fragestellung, warum es wichtig ist, die Evangelien als historische Zeugnisse zu verstehen und nicht als „diffuse Ideen und Spekulationen“ der frühen Christenheit (Kap. 2). Denn die Schreiber der Evangelien haben das Leben und Sterben Jesu (von seiner Geburt in Bethlehem an bis zu seiner Kreuzigung in Jerusalem) geschichtlich und geografisch eingebettet und somit überprüfbar gemacht, „als würde der christliche Glaube zur öffentlichen Begutachtung seinen Kopf freiwillig auf den Henkersblock legen“ (Zitat von J. Dickson, auf S. 18).  Nach der Erörterung der zentralen Rolle Jesu Christi für die Weltgeschichte in Kap. 3 beklagt Gustavsson in Kap. 4, dass dennoch während der letzten Jahrzehnte die Kritik an der Historizität Jesu zugenommen habe.

In Teil 2 („Geschichtswissenschaft und die Analyse der Quellen“) beschäftigt er sich mit der Frage, was man überhaupt über Geschichte wissen kann (Kap. 5). Dabei betont er, dass unser Wissen begrenzt ist und dass wir darum die Forschung brauchen. Wichtig ist dabei, eine „konvergierende Beweiskette“ zu kreieren. Diese setzt sich aus Textquellen und archäologischen Funden zusammen. Denn nicht auf das, was wir nicht wissen (viele Kritiker nützen allzu oft die Lücken in unserem Wissen, um Zweifel zu schüren), sondern auf das, was wir wissen, kommt es an. Nur so wird Wissen überprüfbar. Erstaunlich ist jedoch, wie oft Kritiker „mit zweierlei Maß“ messen (Kap. 6.), wenn es um die Zuverlässigkeit der Evangelien geht. Gerade von den Evangelien fordert man eine zeitliche Nähe zu den Ereignissen, während die zeitliche Distanz bei anderen klassischen Autoren akzeptiert wird.

Die Tatsache, dass viele außerbiblische Quellen Jesus nicht erwähnen, ist zudem mehrfach dazu verwendet worden, die Evangelien zu hinterfragen. Dieses vermeintliche Schweigen der Texte, so Gustavsson, beweist jedoch keineswegs, dass es diese Hinweise nie gegeben hat, denn sie könnten ja verloren gegangen sein. So gingen gerade die Bücher des römischen Geschichtsschreibers Tacitus verloren, die sich mit den relevanten Jahren 29 bis 32 n. Chr., in denen Jesu Wirken und seine Kreuzigung stattfanden, befassen (Kap. 8).

Die Frage, warum sie Jesus aber überhaupt hätten erwähnen sollen, ist genauso berechtigt, denn die Geschichtsschreiber gingen bei ihrer Darstellung selektiv vor, indem sie nur das beschrieben, was sie für wichtig hielten. Und wenn sie doch auf Ereignisse und Personen der Evangelien hinwiesen, taten sie das oft nur beiläufig, weil dies eben gut zu dem passte, worüber sie gerade berichteten. Es gibt nach Gustavsson noch weitere Gründe, warum die meisten antiken Quellen schweigen. Die Zeit des Wirkens Jesu war kurz. Auch trat Jesus vorwiegend im politisch wenig relevanten Hinterland Palästinas auf. Zudem verstand er sich gut mit den Römern und vermied politische Konflikte.

Vieles von dem, was vielleicht je darüber in jüdischen Quellen gestanden haben mag, dürfte 70 n. Chr. bei der Zerstörung Jerusalems verloren gegangen sein. Umso erstaunlicher ist es, dass wir dennoch Hinweise auf die Existenz Jesu finden (Kap. 9). So erwähnt der jüdische Geschichtsschreiber Josephus Flavius, dass im Jahre 62 n. Chr. der Hohepriester Ananus Jakobus den Bruder des Jesus („der Christus genannt wird“) steinigen ließ (Altertümer 20,9,1 §200). Auch der römische Historiker Tacitus erwähnt Jesus (wenn auch nur beiläufig), als er vom großen Brand Roms zur Zeit Neros spricht, da das Gerücht verbreitet worden war, dass die Christen (eben die Jünger des unter Pilatus hingerichteten Christus) das Feuer entfacht hatten (Annalen). Auch wenn es nur wenige solche Hinweise gibt, bestätigen sie dennoch „die Existenz Jesu“ und zerstören keineswegs das Bild, das wir aus den Evangelien kennen. Dagegen sind es gerade die modernen Autoren, wie Dan Brown und James Tabor, die versucht haben, anhand von zweifelhaften, späten Schriften ein abweichendes, fiktives Bild zu kreieren.

Die neutestamentlichen Texte bleiben weiterhin die ältesten uns bekannten Texte über Jesus. Denn Josephus schrieb erst um das Jahr 93/94 und Tacitus um 116 n. Chr. (Kap. 10). Die frühesten Quellen des NTs sind die Briefe von Paulus. Die meisten davon entstanden während der 50er-Jahre des ersten Jhs. Als anfänglicher Gegner der Christen hatte er sich eingehend mit der jungen Gemeinde in Jerusalem befasst und war Zeuge der Hinrichtung des Stephanus. Drei Jahre nach seiner Bekehrung traf er sich mit Petrus und Jakobus. Sein enger Mitarbeiter, der Evangelist Lukas, stellte genaueste Nachforschungen über Jesus an. Paulus selbst nennt in seinen Briefen mehrere Details über Jesu Abstammung, Wirken und Kreuzestod und beruft sich für die Auferstehung zudem auf noch lebende Augenzeugen. Alles, was er sagt, stimmt mit dem überein, was wir ohnehin schon aus den Evangelien über Jesus wissen. In Kapitel 11 nennt Gustavsson Personen und Ereignisse bezüglich der Geburt Jesu (u.a. Augustus, Quirinius, Herodes d. Gr., den Stern von Bethlehem) und seiner Hinrichtung (u.a. Kaiphas, Pilatus, Antipas, die Sonnenfinsternis des Jahres 33 n. Chr.). Während alle diese Personen in antiken Quellen belegt sind, sind auch die astronomischen Ereignisse wissenschaftlich verifizierbar.

Im dritten Teil des Buches („Acht Argumente für die Glaubwürdigkeit der Evangelien“) geht der Autor auf weitere spannende Details ein, wie z.B. die Datierung der Evangelien (Kap. 13), ihre Vorgeschichte (Kap. 14), Augenzeugenberichte (Kap. 15) wie auch das zeitliche und geografische Vorkommen von Eigennamen (Kap. 18).

Im abschließenden 4. Teil des Buches („Einwände und ihre Erwiderung“) scheut sich der Autor nicht, auch brenzlige Themen, wie z. B. Unterschiede zwischen den Evangelien (Kap. 22), anzusprechen, und hebt hervor, dass „Unterschiede“ nicht unbedingt Fehler sein müssen. Auch hier dürfte das Problem vordergründig auf unser begrenztes Wissen über die damalige Zeit zurückzuführen sein.

Dieses Buch ist tatsächlich sehr empfehlenswert. Stefan Gustavsson versteht es hervorragend, komplexe Themen verständlich zu vermitteln. Dabei bleibt er immer sachlich und korrekt.

Kein Grund zur Skepsis!
Kein Grund zur Skepsis! 9,90 *

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