Gary Parker: „Entdeckungsreise in die Urzeit“
Schwengeler-Verlag Berneck; Neuauflage 1993, 80 S.Nachfolgend eine Rezension von Reinhard Junker:
Das in der Sprache und den Illustrationen kindgerecht aufgemachte Buch behandelt vor allem das Thema der Fossilüberlieferung. Die Inhalte werden in kurzweiliger Dialogform präsentiert. Wenn der Autor auch sehr stark und m. E. in zu einseitiger Weise (was die Fakten angeht!) für den Schöpfungsgedanken plädiert, stellt er am Ende doch klar, daß das Zeugnis der Fossilien nur Hinweis und kein Beweis für Schöpfung sein kann. Die Schöpfung gibt Anstöße zum Glauben, ohne Gott beweisen zu können. Ob jemand zum persönlichen Glauben an Gott durchdringt, bleibt seiner persönlichen Entscheidung überlassen und wird nicht durch Fakten erzwungen (S. 72). Fossilien werden meistens in einen unmittelbaren Zusammenhang mit der Sintflut gestellt. Erfreulich, daß viele Aussagen über Fossilien und die Einbettungsumstände mit der notwendigen Vorsicht und Zurückhaltung gemacht und Denkmöglichkeiten angeboten werden, wo die Fakten keine zwingende Belege für die bevorzugte Sichtweise darstellen (z. B. S. 16, 18). Diese Bescheidenheit wird aber auf der anderen Seite oft aufgegeben. Zu vieles wird doch definitiv behauptet, wie etwa: Die Bibel “berichtet, daß sich gegen Ende der Flut die Berge hoben und die Täler absenkten” (S. 16; die betreffende Belegstelle Ps 104,8 wird dabei nicht genannt; ihre Auslegung ist nicht so eindeutig). Erwähnung finden auch die berühmten Paluxy-Fußabdrücke von “Menschen”, die zusammen mit Dinosaurier-Fußabdrücken überliefert worden seien. Der Film: “Spuren im Stein”, auf den in diesem Zusammmenhang verwiesen wird, wurde aber aufgrund neuerer Befunde aus dem Verkehr gezogen (S. 26, 48). Unklar ist, wieso einerseits behauptet wird, die Dinosaurier seien in der Sintflut ertrunken (S. 26), dann aber gesagt wird, sie seien in der Arche gerettet worden (S. 28).
Fragwürdig ist weiter der Dialog: “Sind Fossilien Tiere und Menschen, die bei der Sintflut umkamen?” – “Wahrscheinlich ist es so” (S. 18). Menschenfossilien kommen nämlich in Schichten vor, die aufgrund geologischer Indizien nicht am Ende der Sintflut entstanden sein können (wie S. 51 behauptet), sondern erst zu einer wesentlich späteren Zeit.
Überhaupt entsteht insgesamt der Eindruck, als ob fast alle tierfossilführenden Schichten direkt durch die Sintflut entstanden seien; das ist aufgrund der bekannten Daten kaum haltbar. Die als Begründung herangezogene Zuordnung von geologischen Formationen zu Lebensräumen (S. 38f.) stellt vermutlich durchaus einen wichtigen Schlüssel zum Verständnis der Abfolge der Fossilablagerungen dar, ist aber sicher bei weitem nicht ausreichend. Ebensowenig genügt die weitere Erklärung, daß die Verschüttungsreihenfolge der Abfolge der geologischen Systeme entspreche (S. 42f.). Das Argument von (evolutionär gesehen) verkehrten Reihenfolgen kann entkräftet werden und ist ebenfalls nicht zwingend.
Sicher sind grobe Vereinfachungen für Kinder notwendig. Dennoch: der Tenor der Ausführungen muß dem Stand der Deutungsmöglichkeiten entsprechen. Die didaktische Vereinfachung darf nicht grob tendenziös werden. Es ist zweifellos keine einfache Kunst, das komplexe Thema in redlicher Form Kindern nahezubringen und ihnen einen ersten kritischen Umgang mit der Materie zu ermöglichen. Nur, wenn die Kinder später bei wachsendem Wissen feststellen müssen, daß sie entschieden zu einseitig informiert wurden, kann das Pendel leicht auf der anderen Seite ausschlagen.