Manfred Stephan: „Der Mensch und die geologische Zeittafel“
Warum kommen Menschenfossilien nur in den obersten geologischen Schichten vor?Hänssler-Verlag Holzgerlingen, 2002, 230 S., 87 Abb.
Nachfolgend eine Rezension von Torsten Rossmann:
Seitdem Menschen sich für Fossilien interessieren, fiel ihnen eine markante Verteilung der Überreste pflanzlichen und tierischen Lebens in den Gesteinsschichten auf. Die Funderfahrung lehrt, daß bestimmte Überreste typisch für bestimmte Gesteinsschichten und damit Anzeiger für eine Zeitepoche sind (= Konzept der Leitfossilien). Dieser Fundumstand scheint eine evolutionäre Entwicklung des Lebens zu bestätigen. Der Mensch wäre demnach eine zufallsgemäße Spätentwicklung, belegt durch Knochen und Spuren aus den obersten geologischen Schichten.
Der Autor Manfred STEPHAN nimmt sich dieses Themas aus schöpfungstheoretischer Sicht an. Gewiß sind Schöpfungsforscher mit der dokumentierten Verteilung in einem Erklärungsnotstand. Wenn Gott tatsächlich nach dem biblischen Bericht alles Leben und damit auch den Menschen in einem sehr kurzen Zeitraum erschaffen haben soll, müßte dann nicht eine ausgeglichenere Fundsituation im Fossilbericht zu Tage kommen? Als Kern seiner Antwort dient dem Autor eine These, die auch im evolutionstheoretischen Lager häufig diskutiert wird. Das Fehlen von Organismen, die in einer Fossillagerstätte nach rezenten Vergleichsökosystemen zu erwarten wären, wird mit der Art der Überlieferung und dem Ort ihrer Lebensweise erklärt. Tiere und Pflanzen, die weit entfernt von dem Einbettungsmedium Wasser existieren, haben eine deutlich geringere Wahrscheinlichkeit, fossil überliefert zu werden, als Organismen, die am oder im Wasser leben. Der Autor nimmt nun diese These auf und wendet sie auf die Tatsache der Fundumstände menschlicher Fossilien an. Diese Ansicht versucht er stringent an Beispielen in den folgenden Kapiteln zu untermauern, die er auch in einem wissenschaftshistorischen Kontext einflechtet.
Der Autor hat in akribischer Detektivarbeit Beispiele aus dem heutigen und fossilen Tierreich zusammengetragen, um seine These zu untermauern. Dies ist in mit der von ihm selbst formulierten Einschränkung der wissenschaftlichen Unschärfe dieser These sicherlich gelungen. Auch aktuelle Befunde werden aufgegriffen, z.B. die Entdeckung der unterkambrischen „Frühfische“ aus China (S. 128). Sehr ausführlich werden die (möglicherweise tertiären) Vorkommen von Steinwerkzeugen diskutiert (ab S. 160).
In summa kann konstatiert werden, daß die kreationistische Einstellung des Autors und somit die Stellung des Menschen als Geschöpf Gottes in einer gut verständlichen, nachvollziehbaren und untermauerten Hypothese dargestellt wird. Der Leser findet hier gebündelt viele verwertbare Fakten und selten publizierte Zitate.
Die 87 Schwarzweiß-Abbildungen illustrieren in erfrischender Weise den Text, wie auch dem weiter interessierten Leser ein ausführliches Literaturverzeichnis zur Verfügung steht. Das Buch hätte es verdient, als fest gebundene Ausgabe mit einer ansprechenderen Abbildungsqualität bei einer Neuauflage gedruckt zu werden. Leider zeigen sich schon bei einem geringfügigen Gebrauch – und der interessierte Leser wird dies sicherlich häufiger tun – markante Abnutzungsspuren einer Paperback-Ausgabe. Kleinere Fehler wie die Benennung des fossilen Knochenhechtes Atractosteus als Cyclurus in Abb. 43 beeinträchtigen nicht die Sorgfalt und Kompetenz der Zusammenstellung an Daten. Dieses Werk darf in keiner Bibliothek fehlen, die einen Schwerpunkt im Themenspektrum Evolution / Schöpfung, Leitfossilien, stratigraphische Sequenzen und menschliche Fossilien besitzt.
Aus: Studium Integrale Journal, 9. Jahrgang / Heft 2 – Oktober 2002, Seite 102