Matthias Mross: „Das Geheimnis der Planeten“
Johannes Kepler – sein Leben und Forschen.CV Dillenburg, in Kooperation mit dem VEBS. Taschenbuch, 160 Seiten mit Abbildungen, 7,95 Euro
Nachfolgend eine Rezension von Reinhard Junker:
Matthias Mross gibt in diesem Buch spannende Einblicke in das Leben und die wissenschaftliche Arbeit des berühmten Astronomen Johannes Kepler. Der Schöpfungsglaube beflügelt Wissenschaft.
Ein lesenswertes Buch! Der Autor Matthias Mross, Mathematiklehrer an der Freien Evangelischen Schule in Lörrach, nimmt seine Leser mit auf eine spannende und bewegende Reise durch das Leben des berühmten Naturforschers und Astronomen Johannes Kepler (1571–1630). Das Buch führt in eine für Menschen von heute fremde Welt. Beispielsweise spielten damals konfessionelle Unterschiede innerhalb der Christenheit eine immens große Rolle; wir können uns das heute kaum vorstellen. Kepler hatte sehr darunter zu leiden und verließ deswegen sogar seine erste Wirkungsstätte Graz. Denn es kam für ihn nicht in Frage, in Gewissensdingen zum Heuchler zu werden. Seiner Mutter wurde der Hexenprozess gemacht und nur mit viel Mühe und großem Einsatz konnte er mithelfen, sie vor der Hinrichtung zu retten. Eindrücklich schildert der Autor, wie Kepler in vorbildlicher Weise mit den schweren Wegführungen und Schicksalsschlägen umgegangen ist, und wie ihn sein christlicher Glaube dabei angeleitet hat. „Kein Schicksalsschlag konnte ihm den Lebensmut rauben“ (S. 7).
Die Überzeugung, dass Gott die Dinge in der Welt lenkt, prägte nicht nur Keplers persönliches Leben, sondern gleichermaßen auch sein wissenschaftliches Arbeiten. Die von ihm entdeckten drei Gesetze der Planetenbewegungen haben heute noch ihre Nützlichkeit. Auch wenn natürlich viele damalige Erkenntnisse längst überholt sind, kann man von Keplers Arbeitsweise auch heute noch lernen. Der chronologische Durchgang durch Keplers Leben stellt in lebendiger Weise vor Augen, unter welchen immer wieder belastenden und einschränkenden Lebensbedingungen der Forscher seine wissenschaftliche Arbeit vorantrieb und sich nicht entmutigen ließ. Trotz seiner wissenschaftlichen Erfolge und Anerkennung blieb er demütig und erkannte die Verdienste anderer Wissenschaftler an.
Ein starker Antrieb für seine geduldige, akribische und oft mühsame Forschung war für Kepler seine Überzeugung von Gott als dem Schöpfer, der alle Naturdinge schön, harmonisch und verständlich eingerichtet hat (S. 44). Er schrieb: „Alles folgt göttlichen Gesetzen, die schön sind und aufs Beste zusammenpassen“ (S. 93). Das Erforschen der Gestirne war für ihn Gottesdienst.
Kepler ist ein Beweis dafür, dass der Glaube an den Schöpfer Wissenschaft beflügelt. Er wollte wissen, warum die Dinge so sind wie sie sind, z. B. warum es – nach damaligem Kenntnisstand – gerade sechs Planeten gab, und suchte dabei zugleich die Spuren von Gottes schöpferischem Geist. Dabei war ihm empirisches Arbeiten wichtig. Hypothesen mussten auf Beobachtungen fußen – nicht auf bloßen Ideen oder auf Schriften von Gelehrten – und sie mussten sich entsprechend bewähren. Er wollte „keine wilden Spekulationen treiben, es musste alles mit den Beobachtungen übereinstimmen“ (S. 94). Und wenn das nicht der Fall war, war er bereit, seine bisherigen Ergebnisse zu verwerfen. Auf diese Weise konnte er das Flickwerk von komplizierten Hypothesen über Epizyklen, mit denen damals die Planetenbewegungen erklärt wurden, durch einfache Naturgesetze ersetzen (S. 50).
Kepler legte Wert darauf, Dinge von verschiedenen Seiten zu betrachten. Das handhabte er in den Beziehungen zu anderen Menschen und ihren Überzeugungen ebenso wie in den wissenschaftlichen Fragen. Dabei ging es ihm besonders auch um Gottes Perspektive; er wollte Gottes Gedanken verstehen, um sie anderen Menschen zu erzählen (S. 122f.). Mit seiner wissenschaftlichen Arbeit hinterließ er nachhaltige Spuren bei nachfolgenden Wissenschaftlern, über die der Autor im Abschnitt „Nachwirkungen“ berichtet.
Keplers Forschungsinteresse richtete sich nicht nur auf die Himmelskörper, sondern auch auf physikalische Aspekte der irdischen Schöpfung. So beschäftigte er sich zum Beispiel mit der Sechseckigkeit von Schneekristallen und Bienenwaben. Mit der von ihm entwickelten und nach ihm benannten Fassregel gelang es ihm, Volumina verschiedenster Gebilde zu berechnen. Außerdem entwickelte er das sogenannte „Keplersche Fernrohr“, das besser als sein Vorläufer war, so dass man Kepler aufgrund seiner Forschungen auf diesem Gebiet auch als „Vater der Optik“ bezeichnen könnte.
Das Buch von Matthias Mross enthält am Schluss eine Sammlung von Hinweisen für Gemeindeveranstaltungen und den Schulunterricht in den Fächern Mathematik, Physik, Geschichte und Religion. Dazu gehört eine Sammlung von Zitaten von Kepler und aus der Bibel zu den Themen „Glaube und Naturforschung“, „Astrologie“, „Bedrängnis und Verfolgung“, „Hexenprozesse“ und „Berufung“. In diesem Abschnitt geht der Autor auch auf die für heutige Christen irritierende Praxis der Astrologie ein, die auf der Vorstellung beruht, dass der Lauf der Himmelskörper Einfluss auf die irdischen Dinge habe (während es in der Astronomie um Aufbau und Gesetzmäßigkeiten der Himmelswelt geht). Auch Kepler betrieb Astrologie und war überzeugt, dass „eine Prägung des Menschen durch die Gestirne“ erfolgt und forschte in diesen Fragen nach Zusammenhängen. Allerdings lehnte er „den Großteil der astrologischen Regeln“ ab und „warnte davor, sich von astrologischen Prophezeiungen schrecken und lähmen zu lassen“ (S. 139). Der Autor des Buches hält es für naheliegend, dass Keplers unbiblische „Zugeständnisse an die Astrologie“ zeitbedingt waren – Gott schreibt seine (Wissenschafts-)Geschichte eben immer auch mit unvollkommenen Menschen, wenn sich diese ihm mit ihrem Leben anvertrauen.
Matthias Mross beschreibt in seinem durchweg kurzweilig und interessant geschriebenen Buch Johannes Kepler insgesamt als einen in verschiedener Hinsicht vorbildlichen Menschen und Wissenschaftler. Orientierung an der Empirie in Wissensfragen anstelle bloßer Mutmaßungen, differenziertes Abwägen verschiedener Sichtweisen und Bereitschaft zur Korrektur eigener Vorstellungen sind zeitlos nachahmenswert.