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Theologie, Biblische Apologetik

Widersprechen sich Schöpfung und Evolution?

Die Begriffe „Schöpfung“ und „Evolution“ müssen präzisiert werden, damit diese Frage beantwortet werden kann. Unter Evolution wird hier die Abstammung aller Lebewesen von letztlich einfachsten Vorläufern verstanden. Das schließt ein, dass der Mensch aus dem Tierreich abstammt. In der Theologie wird heute zwischen „Schöpfung“ und „Evolution“ in diesem Sinne kein Widerspruch gesehen. Begründung: Die Evolutionsanschauung sei die naturwissenschaftliche Antwort auf die Herkunftsfrage, sie gebe eine Antwort auf das „Wie?“ (Wie entstand die Welt, wie entstanden die Lebewesen?). Darauf wolle und könne die Theologie keine Antwort geben; die Theologie sei für das „Warum“ und für Sinnfragen zuständig, die wiederum die Naturwissenschaft nicht beantworten könne.

Mit dieser Antwort gibt die Theologie aber sehr viel Terrain preis, denn die Bibel antwortet – wenn auch in recht allgemeiner Form – sehr wohl auch auf die „Wie“-Frage (siehe dazu Biblische Grundlagen der Schöpfungslehre). Die biblischen Aussagen über die Ursprünge sind nicht dem typisch neuzeitlichen Denkmuster verpflichtet, das Sinnfrage und Herkunftsfrage trennt (Entflechtungsthese). Im Gegenteil nimmt gerade auch das Neue Testament in seinen Aussagen über das Wirken Jesu Christi Bezug auf die Schöpfungserzählungen der Genesis und auf andere Schilderungen der biblischen Urgeschichte (Genesis Kapitel 1-11). Die Genesistexte werden dabei als Berichte zugrunde gelegt, die nicht allein existentielle Bedeutsamkeit, sondern auch historische Wirklichkeit beschreiben. So nimmt Jesus Bezug auf die Erschaffung des ersten Menschenpaares und indirekt auch auf den Sündenfall, wenn er von der „Härte des menschlichen Herzens“ spricht, die es bei der Schöpfung („am Anfang”) noch nicht gab (Matthäus 19, besonders Vers 8). Der Apostel Paulus schlägt die Brücke vom ersten Menschen Adam, durch den die Sünde und damit der Tod in die Welt kam, zu Jesus Christus, der die Gnade und das ewige Leben gebracht hat (Römer 5; 1. Korinther 15). Dabei kommt es ausdrücklich auch auf das „Wie” der Anfänge an: Wie entstand die Menschheit, weshalb gibt es die Ehe, wie kam die Sünde und wie kam der Tod in die Welt? Werden diese Wie-Fragen evolutionstheoretisch beantwortet, ergeben sich ernsthafte Widersprüche zu Aussagen des Neuen Testaments über das Erlösungshandeln von Jesus Christus. Diese Zusammenhänge werden im Artikel Die biblische Urgeschichte im Neuen Testament behandelt. Im Artikel Evolutionsmechanismen als Schöpfungsmethode? wird auch gezeigt, dass der Evolutionsprozess eine fragwürdige Schöpfungsmethode wäre. Wenn man also Evolution und Schöpfung miteinander harmonisiert, geht das nur auf Kosten grundlegender biblischer und insbesondere auch neutestamentlicher Zusammenhänge.

Wird „Evolution“ nicht umfassend verstanden, sondern nur im Sinne von Mikroevolution (Variation, Anpassung und Spezialisierung), so kann Evolution als Teilaspekt der Grundtypenbiologie im Rahmen der Schöpfungslehre verstanden werden. Grundtypen der Lebewesen sind nach dieser Sichtweise von Anfang an mit einem erheblichen genetischen Potential ausgestattet; man spricht von Polyvalenz (vgl. Genetisch polyvalente Stammformen von Grundtypen). Mikroevolutive Veränderlichkeit der Lebewesen ist also kein Gegensatz zu „Schöpfung“, sondern ist im Gegenteil ein Ausdruck von Weisheit in der Schöpfung: Die Arten wurden flexibel erschaffen, so dass sie auf variable Umweltbedingungen durch Anpassung reagieren können. Mikroevolution ist allerdings von ganz anderer Qualität als Makroevolution. Erstere steht für Optimierung bzw. Spezialisierung, letztere für Neukonstruktion (vgl. Mikro- und Makroevolution). Im Artikel Biblische Schöpfungslehre und Grundtypenbiologie werden einige grundlegende Inhalte der Grundtypenbiologie erläutert.

Autor: Reinhard Junker, 20.09.2005

Tiefergehende Informationen zu diesem Thema

Die biblische Urgeschichte im Neuen Testament (Interessierte / Experten)

Evolutionsmechanismen als Schöpfungsmethode? (Interessierte / Experten)

© 2005, https://www.genesisnet.info/schoepfung_evolution/f76.php

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Ist der Hase ein Wiederkäuer?

Ein Beitrag zum naturkundlichen Bezug biblischer Offenbarung

„Die Bibel ist kein naturwissenschaftliches Lehrbuch“ – das ist ein Satz, mit dem viele konfrontiert werden, die an der Relevanz der biblischen Überlieferung auch für naturkundliche und geschichtliche Fragen festhalten. Und dieser Satz stimmt auch. Wäre die Bibel tatsächlich ein Lehrbuch, dann würde sie zum Beispiel definieren, was eine „geschaffene Art“ sei. Oder sie würde Naturdinge systematisch beschreiben und nicht nur beiläufig erwähnen.

Doch soll mit dem Satz, die Bibel sei kein naturkundliches Lehrbuch eigentlich etwas ganz anderes gesagt werden als die banale Tatsache, dass die Bibel nicht lehrbuchhaft die Natur beschreibt. Oft dient er als entschuldigende Begründung dafür, dass die Bibel in naturkundlichen Aussagen öfter irre und dass daher die Bibel in naturkundlichen Fragen irrelevant sei. Viele gehen noch weiter, indem sie auch den Schöpfungsbericht (1. Mose 1) oder die biblische Sintflutüberlieferung als nicht realistisch gemeinte Schilderungen ansehen und auf „die Wissenschaft“ (hier auf die Evolutionslehre) verweisen, die ja gezeigt habe, dass biblische Wahrheiten naturkundliche Aspekte nicht betreffen würden.

Als beliebte Begründung für diese Auffassung wird darauf verwiesen, dass nach der Bibel der Hase ein Wiederkäuer sei (nachzulesen in 3. Mose 11,6 und 5. Mose 14,7). Und das sei ja nun offenkundig falsch. So berichtet z. B. Dr. Gerhard Maier in einem Aufsatz über Hermeneutik (Verstehenslehre), wie sein theologischer Lehrer, Professor Käsemann, dieses Argument seinen erstaunten Studenten entgegen hielt. Mir wurde selber in meiner Doktorprüfung die Frage gestellt, was ich denn antworten würde, wenn jemand mit dem Hinweis auf den „wiederkäuenden Hasen“ die Irrtumslosigkeit der Bibel bestreitet.

Von Theologen kann man freilich nicht erwarten, dass sie sich in der Biologie der Hasenartigen auskennen. Doch sie hätten sich bei den Biologen erkundigen können. Es ist nämlich schon seit über 100 Jahren in der neuzeitlichen Biologie bekannt und veröffentlicht, dass Hasen tatsächlich Wiederkäuer sind, wenn auch in einer anderen Weise als die Rinderartigen. Diese Verhaltens- und Verdauungsweise der Hasenartigen habe ich im ersten Semester meines Biologiestudiums in der Tierphysiologie-Vorlesung kennengelernt. Ich kann mich noch daran erinnern, dass Prof. Hassenstein darauf aufmerksam machte, dass die biblische Beschreibung korrekt sei.

Mose wusste es offenbar schon viel früher, denn er bzw. seine Zeitgenossen hatten das göttliche Gebot verstanden, und dessen naturkundlichen Bezug durch genaue Naturbeobachtung nachvollzogen. Selbstverständlich haben sie ihre Beobachtungen nicht in der modernen wissenschaftlichen Fachsprache festgehalten, sondern in der Sprache der Anschauung. Tatsächlich: Die Bibel ist kein Naturkundelehrbuch, in dem systematisch wie etwa in Grzimeks Tierleben die verschiedenen Tiergruppen abgehandelt werden. Der wiederkäuende Hase wird in einem anderen Zusammenhang erwähnt, nämlich in den Verordnungen über reine und unreine Tiere. Inwiefern ist nun aber der Hase ein Wiederkäuer? Lassen wir das eben erwähnte Tierlexikon Grzimeks Tierleben zu Wort kommen. Im 12. Band wird auf S. 421f. folgendes geschildert:

„Im Jahre 1882 veröffentlichte Morot in einer französischen tierärztlichen Zeitschrift seine Beobachtungen über die schleimüberzogenen «Magenpillen» der Kaninchen. Außer der normalen festen Losung erzeugen diese Tiere nämlich eine zweite Kotform – weiche, schwachgeformte Kügelchen, die sie nach Ablage sofort aufnehmen und unzerkaut schlucken. Sie sammeln sich an einer bestimmten Stelle des Magens (in der Cardiaregion) und werden nochmals verdaut. Auf solche Weise geht ein Teil der Nahrung zweimal durch den Darm und wird dadurch besser aufgeschlossen. Diese Doppelverdauung ähnelt in gewisser Weise dem Wiederkäuen der meisten Paarhuferfamilien. Der weiche Kot (Caecotrophe) wird im Blinddarm gebildet und dort stark mit Vitamin B1 angereichert; nach den Untersuchungen von Scheunert und Zimmermann enthält er gegenüber dem normalen Kot die vier bis fünffache Menge an Vitaminen. Für die Hasentiere ist der «Blinddarm-» oder «Vitaminkot» lebenswichtig; er erleichtert ihnen vermutlich auch das Überstehen längerer Fastenzeiten bei ungünstiger Witterung“ (Hervorhebung nicht im Original).

Übrigens berichtete mir ein Freund, dass seine Kinder das Kotfressen des Hasen selber beobachteten, ohne dass sie zuvor von dieser Eigenart gewusst hatten. Es war ihnen beim Beobachten von Hasen aufgefallen. (Es braucht kaum hervorgehoben zu werden, dass sie es nicht besonders appetitlich fanden, aber Menschen sind nun mal keine Hasen.) Was Kinder beobachten können, konnten auch die Menschen vor über 3.000 Jahren feststellen. Das Wiederkäuen des Hasen haben sie nicht „erfunden“. Sie konnten es genauso beobachten wie Zoologen der Neuzeit.

Welche Schlussfolgerungen können wir ziehen? An diesem Beispiel wird exemplarisch deutlich, dass die Bibel naturkundlich sehr wohl relevant ist, auch wenn sie die naturkundlichen Bemerkungen nicht lehrbuchhaft schildert, sondern im Rahmen eines anderen Zwecks. Der Hase ist kein Mitglied der rinderartigen Wiederkäuer; er gehört zoologisch in eine andere Säugetierordnung als die anderen Wiederkäuer. Doch in 3. Mose 11 geht es nicht um eine zoologische Systematik. Das, was die Bibel aber schildert, ist korrekt in einer anschaulichen, allgemeinverständlichen Art dargestellt. Der blinddarmkotfressende Hase ist ein gutes Beispiel dafür.

Autor: Reinhard Junker, 27.09.2008

© 2008, https://www.genesisnet.info/schoepfung_evolution/f87.php

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Steht Glaube nicht im Widerspruch zu Wissenschaft?

Die Naturwissenschaft sucht allgemein gültige Gesetzmäßigkeiten zu ermitteln, nach denen sich die natürlichen Vorgänge abspielen. Ihr Untersuchungsbereich umfasst dabei nur denjenigen Teil der gesamten Wirklichkeit, der mit den zur Verfügung stehenden Messmethoden erfassbar ist. Der Erkenntnisbereich der Naturwissenschaft muss sich deshalb auf das Quantifizierbare beschränken, also auf das, was sich in Zahlen und mathematischen Formeln erfassen lässt. Sie kann deshalb keine Aussagen machen über Liebe, Wunder, Gott usw. Es kommen aber häufig Grenzüberschreitungen vor, indem die wissenschaftlichen Daten entsprechend einem vorgefassten Weltbild interpretiert werden und dabei die Auslegung der Daten mit den Daten selbst verwechselt wird. Viele sogenannte gesicherte wissenschaftliche Erkenntnisse sind nur Interpretationen wissenschaftlicher Daten, die auf einer bestimmten Weltanschauung beruhen. Man zäumt wahrhaft das Pferd mit dem Schwanz auf, wenn dann diese Auslegungen der Wirklichkeit noch dazu benutzt werden, die Gültigkeit verschiedener Weltanschauungen, zum Beispiel des christlichen Glaubens, zu beurteilen.

Übrigens kommen nicht nur in der Naturwissenschaft, sondern auch in der Geisteswissenschaft diese Überschreitungen häufig vor, ohne dass sie entsprechend gekennzeichnet sind. Es gibt zum Beispiel theologische Richtungen, denen das materialistische Weltbild zugrunde liegt. Übernatürliche Ereignisse – wie Wunder und Prophezeiungen – werden deshalb von vornherein als unmöglich eingestuft. Die Glaubwürdigkeit der biblischen Schriften, die solche “Unmöglichkeiten” enthalten, wird relativiert. Diese Deutung basiert jedoch nicht mehr auf wissenschaftlicher Vorurteilsfreiheit sondern auf “a priori” Entscheidungen. Über die benutzten Axiome (Grundvoraussetzungen) sollte dann zumindest Rechenschaft gegeben werden.

Der Glaube an Gott, Engel, Wunder und Gebetserhörungen steht nicht im Widerspruch zu wissenschaftlich gesicherten Erkenntnissen, weil er ihren beschränkten Erkenntnisbereich übersteigt. Auch die Problemstellung “Schöpfung contra Evolution” ist zum größten Teil eine methodologische, da das Modell der Evolution in darwinistischem Sinne von vornherein davon ausgeht, dass Schöpfung im Sinne eines übernatürlichen Handelns Gottes nicht erfolgt ist. Mehr und mehr Wissenschaftler sind heute der Ansicht, dass die vorliegenden Daten besser erklärt werden können, wenn man die Möglichkeit der Schöpfung miteinbezieht.

Dies heißt aber nicht, dass automatisch alle uns unverständlichen Vorgänge auf ein Einwirken Gottes zurück-
geführt werden. Solch ein Glaube würde dann nämlich ins Wanken geraten, sobald die entsprechenden Vorgänge verstanden sind. Objektiv betrachtet, ist aber lediglich eine falsche Zuordnung natürlicher Vorgänge zu Gott geschehen und keine Aussage über Gott getroffen wurden. Gott lässt sich nicht in unsere begrenzte Erfahrungsmöglichkeiten pressen. Mit naturwissenschaftlichen Methoden können wir Gott nicht erfassen; sondern lediglich die Ergebnisse seines Wirkens untersuchen. Unser Bild von Gott kann und darf sich aber nicht auf die naturwissenschaftlich erfassbaren Aspekte seines Wirkens beschränken. Es baut zuallererst auf Offenbarungen (z.B. in der Bibel) und persönlichen Erleben Gottes auf und diese sind wiederum naturwissenschaftlich nicht ergründbar.

Die Geschichte der Naturwissenschaften ist voll von Beispielen, bei denen naturwissenschaftliche Erkenntnis-
se angeblich der biblischen Darstellung widersprechen oder umgekehrt sie bestätigen. Im Laufe des ständigen Erkenntniszuwachses haben sich jedoch oft sowohl Bestätigungen als auch Widersprüche als unvollständig oder gar fehlerhaft erwiesen. Für einen Naturwissenschaftler entstehen dadurch aber keine Probleme. Schwierigkeiten ergeben sich nur für Menschen, die ihre Weltanschauung oder Lebenseinstellung auf solchen scheinbaren Wahrheiten aufbauen.

Autor: Torsten Poitzsch, 22.01.2014

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Wissenschaft und Weltanschauung (Interessierte / Experten)

Schöpfung und Wissenschaft (Interessierte / Experten)

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Kann mit dem Tod, der durch die Sünde in die Welt kam, der „geistliche Tod“ gemeint sein?

Häufig wird argumentiert, mit dem Tod, der durch die Sünde Adams in die Welt hineinkam (Röm 5,12ff.), sei der „geistliche Tod“ gemeint, also die Trennung des Menschen von Gott. So bezeichnet auch Paulus die Christen zu Ephesus als ehemals „tot in den Sünden und Übertretungen“ (Eph 2,1), obwohl sie doch körperlich und psychisch lebten. Trotz dieser Unterscheidung, die das Neue Testament vornimmt, kann in Röm 5,12ff. nur gemeint sein, dass (auch) der leibliche Tod Folge der Sünde ist. Dafür können aus dem Bibeltext folgende Gründe entnommen werden: Zum einen bezeichnet Paulus den „geistlichen Tod“ als „Sünde“. In Röm 5,12 wird der Tod aber der Sünde gegenübergestellt; der Tod ist Folge der Sünde, nicht dasselbe wie die Sünde. Daher kann nicht gemeint sein, dass nur der geistliche Tod durch die Sünde in die Welt kam. Denn sonst wäre die Aussage „Durch die Sünde (= „geistlicher Tod“) kam der Tod (vermeintlich der „geistliche Tod“) nichts sagend. Darüber hinaus ist im Zusammenhang von Röm 5,12 ständig vom leiblichen Sterben die Rede; unmittelbar davor nämlich vom Sterben Jesu am Kreuz, das ohne Zweifel leiblich war, und danach vom Sterben der Väter von Adam bis Mose (Röm 5,14).

In diesem Zusammenhang ist auch zu bedenken, welchen Tod Jesus starb. Er starb den Tod in allen seinen Schattierungen, auch leiblich, wie die Evangelien besonders betonen. Jesu Tod ist aber Sühne für die Sünde der Menschen. Jesu leibliches Sterben entspricht damit auch dem leiblichen Tod als Folge der Sünde des Menschen.

Autor: Reinhard Junker, 04.08.2004

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Die Bindung der Erdgeschichte an den Sündenfall des Menschen (Interessierte / Experten)

Biblische Aussagen zur Existenzweise der Lebewesen (Interessierte / Experten)

© 2004, https://www.genesisnet.info/schoepfung_evolution/f41.php

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Welches Gottesbild verträgt sich mit einer naturalistischen Evolution?

Es gibt und gab viele Überlegungen, ob und wie das Evolutionsparadigma mit einem Schöpfungsglauben vereinbar ist (vgl. dazu Biblische Gründe für eine theistische Evolution? und Die biblische Urgeschichte im Neuen Testament). Hier soll es nur um die Frage gehen, welcher Inhalt ein Schöpfungsglaube haben kann, wenn

  • Makroevolution als Tatsache betrachtet wird und
  • wenn eine allgemeine Evolution der Lebewesen als vollständig naturgesetzlich erklärbar angesehen wird (ungeachtet der Frage, ob dies wirklich gelungen oder möglich ist).

Ein Beitrag der ARD im Oktober 2004 über die neuen Kontroversen um die Evolutionstheorie wurde wie folgt im Internet angekündigt: „Seit mehreren Jahren stellen sich den dogmatischen Religionsideologen, die als so genannte Kreationisten bezeichnet werden, engagierte Evolutionsbiologen entgegen. Es geht dabei nicht darum individuelle ‘Glaubensbekenntnisse’ zu diskreditieren, sondern darum, dass der wissenschaftlich bewiesene Sachverhalt der Evolution nicht in Abrede gestellt wird.“ Wenn also mit Evolution eine rein naturalistisch verstehbare Gesamtevolution des Lebens (Makroevolution) gemeint ist (und auf dieses Verständnis wird von Evolutionsbiologen großen Wert gelegt), wie kann das Gottes Wirken als Schöpfer verstanden werden, wenn man dieses „Glaubensbekenntnis“ nicht „diskreditieren“ will?

Drei deutsche Autoren, die sich in der aktuellen Diskussion zu dieser Frage geäußert haben, sollen nachfolgend zu Wort kommen. Zahlreiche ähnliche Aussagen von amerikanischen oder englischen Autoren ließen sich anfügen.

Martin Neukamm (2004). Dieser Autor spielt bei den „Evolutionsbiologen” als Verfasser zahlreicher News und Artikel auf deren Homepage (http://www.evolutionsbiologen.de) eine herausragende Rolle. Seine Ausführungen können als programmatisch für die auf der genannten Webseite vertretenen Biologen gelten. Jedenfalls werden sie dort nicht kritisch diskutiert. Er schreibt: Es sei „keineswegs beabsichtigt, einem starken Naturalismus das Wort zu reden oder sogar die Nichtexistenz einer wie auch immer gearteten Übernatur kategorisch zu verneinen.“ Religiöse Überzeugungen kollidierten jedoch mit der wissenschaftlichen Erkenntnisstrategie, deren primäres Ziel darin bestehe, „auf alle Fragen nach dem Sein und Werden der Welt rationale Antworten zu finden“. Das gelte „selbst dann, wenn die Fragestellung den Urgrund allen Seins berührt.“ (Aus dem Kontext geht hervor, dass mit „rational“ „naturwissenschaftlich durch Gesetze beschreibbar“ gemeint ist.) Stütze man sich dagegen in „Erklärungen“ auf eine übernatürliche „Sonderwirklichkeit“ jenseits des Weltgeschehens, sei dies selbst für die Theologie ruinös. Denn Gott werde als Lückenbüßer an die Grenzen unseres gegenwärtigen Wissens gesetzt. Je mehr diese Grenzen aber ausgeweitet würden, desto weniger Platz bliebe für Gott. „Theologische Modelle, die hingegen eine Schöpfung als „weltimmanenten“ – naturalistisch fassbaren – Entwicklungsprozess begreifen, vermeiden von vorne herein derartige Konflikte.“ Dies mache sie zwar nicht wissenschaftlicher, jedoch mit der Wissenschaft und ihren Prinzipien grundsätzlich kompatibel.

„Schöpfung“ (und damit auch der Schöpfer) müsse also weltimmanent, naturalistisch fassbar sein, sonst sei sie nicht akzeptabel. Die Ausführungen Neukamms machen deutlich, dass Gott als souveräner Schöpfer für Naturalisten inakzeptabel ist. Ein Gott aber, der keine Wunder tun kann, die ihre Spuren in unserer Welt zeigen, ist im eigentlichen Sinne des Wortes weltfremd und nicht der Gott, der sich in der Bibel offenbart hat. In Neukamms Worten spiegelt sich die durchaus nicht neue Überzeugung, durch naturalistisch orientierte Wissenschaft könne irgendwann einmal alles erklärt werden, auch alle Ursprungsfragen. Wenn Lücken in unseren Kenntnissen Hinweis auf Gottes Wirken seien, bliebe für Gott schließlich kein Platz mehr (das ist das für die Theologie „ruinöse“ Lückenbüßer-Argument). Folgerichtig muss man fragen, welcher Platz für Gott in diesem hypothetischen Fall bliebe, auch wenn man Indizien seines Wirkens nicht an solchen Lücken erkennen wollte. Noch einmal: Für einen souverän agierenden Schöpfer, wie ihn die Bibel offenbart, bliebe so oder so kein Platz und darum geht es Neukamm im Kern. (Zum „Lückenbüßer-Argument lese man Frage „Ist Gott als Schöpfer ein „Lückenbüßer“ für Unverstandenes?“)

Weiter Neukamm (2004, Anm. 1): „Im Kontrast dazu geraten pantheistische bzw. weltimmanente Schöpfungsentwürfe, wie sie von der Mehrheit der religiös veranlagten Wissenschaftler vertreten werden, nicht mit wissenschaftlichen Lehrinhalten und Prinzipien in Konflikt. Denn anstatt mit ihnen zu konkurrieren und für den Schöpfer eine transzendente ‘Sonderwirklichkeit jenseits der Weltwerdeprozesses’ einzufordern, sind ihre Aussagen vom Stand der Forschung unabhängig, da sie Schöpfung als immanente (naturalistisch beschreibbare) Entwicklung einer ‘einheitlichen Weltwirklichkeit’ begreifen, womit der ‘Gegensatz von Transzendenz und Immanenz, (…) von Theismus und Pantheismus [Naturalismus] aufgehoben wird’ (so der Theologe Daecke 2001).“ Man beachte, dass dem Schöpfer nicht einmal eine „Sonderwirklichkeit jenseits des Weltwerdeprozesses” eingeräumt wird (zusätzlich zur vorher schon gemachten Feststellung, dass ein souveränes Eingreifen ausgeschlossen wird).

Weiter Neukamm: „Die Tatsache, dass die Naturwissenschaften ‘keinen göttlichen Fuß in der Tür gestatten können’ (selbst dann nicht, wenn es ihn gäbe!), ist demnach weder Ausdruck einer kategorischen Verneinung der Existenz einer „Übernatur“, noch das Symptom einer dogmatischen Verkrustung der Wissenschaft, wie dies Lennox (a.a.O.) beklagt, sondern schlichtweg Ausdruck methodologischer Notwendigkeit“ (Neukamm 2004, 14). Das heißt: Selbst wenn es Gott gäbe, könnte die Wissenschaft nach Auffassung von Neukamm nicht gestatten, dass ein Wirken Gottes in irgendeiner Weise Abläufe in der empirisch erfassbaren Welt tangiert. Das gilt auch, wenn es um den „Urgrund allen Seins“ geht (s. o.). Unter diesen Umständen ist Neukamms Aussage, dass die Existenz einer „Übernatur“ nicht verneint werde (s.o.) praktisch bedeutungslos.

Angesichts dieser Sachlage verwundert es nicht, dass die Evolutionsbiologen einen Link auf die Homepage von Gerd Lüdemann setzen. Lüdemann ist ein Theologe, der sich zum Atheismus gewendet hat. Auf seiner Homepage finden sich keine Ausführungen zu evolutionstheoretischen Themen. Der Link darauf muss also andere Gründe haben. Diese liegen m.E. auf der Hand.

Jochem Kotthaus (2003). Kotthaus gehört nicht zu den Mitgliedern der „Evolutionsbiologen“. Sein kreationismuskritisches Buch wird auf deren Homepage aber positiv gewürdigt. Er lässt in seiner Kreationismuskritik öfter (eher zwischen den Zeilen) erkennen, dass für ihn in irgendeiner Weise Gott existiert; er argumentiert nicht allgemein gegen Religiosität. Seine eigene Sicht legt er zwar nicht explizit dar, einiges davon kommt aber in vielen Formulierungen zum Ausdruck. So vertritt er an zahlreichen Stellen eine strikte Trennung von Glauben und Wissen (S. 17), wobei Glaube sich nach Kotthaus wohl nur auf die Innerlichkeit der eigenen Psyche beschränkt (S. 24). Für rein (natur)wissenschaftliche Überlegungen spiele es „keine Rolle, ob Gott die Welt, das Leben und den Menschen in einem gewaltigen Akt schuf“ (S. 146). Dem ist zuzustimmen. Seiner Auffassung nach können wir über Gott nichts wissen: „Wenn Gott existiert, dann ist er unfassbar“ (S. 146); wir könnten seine Natur nicht verstehen. Das ist insofern richtig, als dass die naturwissenschaftliche Methode ungeeignet ist, das Wirken Gottes unter experimentellen Bedingungen zu studieren. Wenn Gott die Welt jedoch geschaffen hat, dann ist es möglich, dass die naturwissenschaftlich zugängliche Struktur der Welt indirekte Rückschlüsse auf die Eigenschaften Gottes zulässt, auch wenn diese Rückschlüsse an sich nicht naturwissenschaftlicher Art sind.

Theologisch gesehen lässt Kotthaus’ Position außer acht, das Gott sich offenbart hat, abschließend und alles überbietend in Jesus Christus. Unausgesprochen lehnt Kotthaus damit jede Offenbarung ab; anders können seine Formulierungen nicht verstanden werden. Dazu passt, dass es für ihn Aberglaube ist, wenn Christen auf Erhörung persönlicher Gebete hoffen oder glauben, dass Gott in persönlicher Not hilft (S. 16). Kurz: Gottes Handeln findet bei Kotthaus in der Welt keinen Platz.

Ulrich Kutschera (2004). Kutschera ist Sprecher der AG Evolutionsbiologie sowie einer der Vizepräsidenten des Verbandes deutscher Biologen. In einem bemerkenswerten Beitrag befasst er sich mit dem Pfingstwunder und dem Heiligen Geist. Er zitiert darin aus einem Kirchenblatt: „Alles, was ist, ist nicht aus sich selbst heraus, sondern verdankt sich einer Kraft, die ins Dasein ruft und im Dasein erhält. Diese schöpferische Kraft wird Geist Gottes genannt.“ Dazu bemerkt Kutschera: Theorien, die z. B. auf biblischen Wundern (göttlichen „Schöpfungsakten“) basieren, sind nicht als wissenschaftlich einzustufen, da die bewusste methodische Beschränkung des Naturforschers (und -denkers) hier aufgehoben werde: die „Schöpfungstheorien“ seien pseudowissenschaftliche Konstrukte christlich-religiöser „Theo-Biologen“.

Die moderne Evolutionsforschung habe eindeutig gezeigt, dass der Spezies Homo sapiens keine biologische Sonderstellung im Reich der Organismen zukomme. „Diese durch Dokumente (Fossilfunde) und Experimente (DNA- und Protein-Sequenzanalysen) belegte Tatsache steht im Widerspruch zur postulierten (geglaubten) Sonderstellung unserer Spezies.“ Das christliche Glaubensdogma von der „göttlichen Sonderstellung“ unserer Spezies sei somit durch objektive Fakten widerlegt; bereits Charles Darwin habe in seinen Werken diese Schlussfolgerung gezogen.

Kutschera schlussfolgert: „Aus dem Gesagten folgt, dass die Evolutionsforschung (u. a. die historische Rekonstruktion von Abstammungsreihen) im christlichen Sinne ‘geistlos’ ist, da gemäß dem Prinzip des Naturalismus die Natur aus sich selbst heraus erklärt wird, ohne Einbeziehung supranaturalistischer Götter, Geister oder Designer.“ Mit anderen Worten hat auch bei ihm ein souverän agierender Schöpfer, der in den Lauf der Dinge eingreift und vor allem die Welt durch sein Wort auf übernatürliche Weise erschaffen hat, keine Existenzberechtigung.

Selbst Papst Johannes Paul II., der Evolution als „mehr als eine Hypothese“ bezeichnet hat, wird von Kutschera herb kritisiert: Johannes Paul II. habe nicht die naturalistische Evolution akzeptiert, sondern eine theistische Variante der Evolutionsanschauung; „von einer Akzeptanz der naturalistischen (,geistlosen‘) Denkweise des modernen Evolutionisten ist er weit entfernt.“ Kutschera erkennt richtig: „Das wird sich auch nicht ändern, da die Katholiken durch Akzeptanz des Naturalismus ihre Glaubensbasis aufgeben müssten.“ Kutschera beklagt, dass viele Menschen noch immer an „Schöpfungsakte des biblischen Gottes bzw. des „Intelligenten Designers“ glauben. „Dieses Faktum belegt, dass die ,geistlosen‘ Evolutionisten noch viel Aufklärungsarbeit vor sich haben.“ Diese Aussagen Kutscheras zeigen zunächst, dass er das Zeugnis von Gott als Schöpfer in aller Deutlichkeit ablehnt, selbst dann, wenn man annehmen würde, der Schöpfer habe auf dem Wege einer allgemeinen Evolution das Leben hervorgebracht. Das ist eine begrüßenswert klare Aussage und als persönliche Überzeugung zu respektieren.

Die notwendige Aufklärungsarbeit der Evolutionsbiologen besteht laut Aussage ihres Vizepräsidenten nun aber offenkundig darin, schöpfungsgläubige Menschen durch Vermittlung eines konsequent evolutionistischen Weltbildes von der Unhaltbarkeit ihrer Glaubensbasis zu überzeugen. Auch das gehört selbstverständlich zur Ausübung der Meinungsfreiheit in unserem Land. Allerdings kann man sich des Eindrucks nicht ganz erwehren, dass diese Bemühungen den missionarischen Bestrebungen nicht unähnlich sind, welche die meisten Religionen auszeichnen.

Quellen

Kotthaus J (2003) Propheten des Aberglaubens. Münster.

Kutschera U (2004) Methodischer Naturalismus und geistlose Evolutionsforschung. www.giordano-bruno-stiftung.de/Archiv/kutschera1.pdf (Zugriff am 6. 5. 05)

Neukamm M (2004) Kreationismus und Intelligent Design: Über die wissenschaftsphilosophischen Probleme von Schöpfungstheorien. http://www.martin-neukamm.de/kreation.pdf (Version vom 12. 10. 2004)

Die zitierten Internettexte sind auf http://www.evolutionsbiologen.de verlinkt

Autor: Reinhard Junker, 01.12.2007

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Biblische Gründe für eine theistische Evolution? (Experten)

Die biblische Urgeschichte im Neuen Testament (Interessierte / Experten)

Evolutionsmechanismen als Schöpfungsmethode? (Interessierte / Experten)

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Betraf laut der Bibel der Tod als Folge der Sünde auch die Tiere?

Zu dieser Frage gibt ein interessanter Text aus dem 8. Kapitel des Römerbriefs aufschlussreiche Auskunft. In den Versen 19-22 wird von einer „Knechtschaft der Vergänglichkeit“ und einem Seufzen der Schöpfung gesprochen, sowie von einem sehnsüchtigen, gespannten Warten („Harren“) auf Befreiung von dieser Situation. Der jetzige Zustand der Schöpfung entspricht nicht dem ursprünglichen: die Schöpfung wurde der Nichtigkeit bzw. der Vergänglichkeit unterworfen; sie war also früher anders. Damit wird ein früherer Zustand der Schöpfung vorausgesetzt, der das Kennzeichen der Vergänglichkeit und des Seufzens noch nicht besaß. Dabei ist ausdrücklich von der ganzen Schöpfung die Rede.

Mit der Schöpfung ist hier die außermenschliche, vernunftlose Schöpfung gemeint. Es wird nämlich gesagt, dass die Schöpfung „ohne ihren Willen“ unterworfen wurde, also nicht schuldhaft, was von den Menschen ja gerade nicht gesagt werden kann. Weiter wartet die Schöpfung sehnsüchtig auf das Offenbarwerden der Söhne bzw. der Kinder (V. 21) Gottes (auf ihre leibliche Erlösung; vgl. V. 23). Darauf warten die Nichtglaubenden jedoch keineswegs sehnsüchtig, allenfalls sehnen sie sich nach Unsterblichkeit. Auch dies zeigt, dass mit „Schöpfung“ die außermenschliche Kreatur gemeint ist.

Die Unterwerfung ist um des Menschen willen geschehen (V. 20), das heißt also, erst nachdem der Mensch geschaffen war. Das verweist auf die Tat Adams als Auslöser für den Zustand des Unterworfenseins und des Seufzens. Der Unterwerfer selber kann jedoch nur Gott sein, denn nur er kann auf Hoffnung hin unterwerfen. Auch die Verwendung des sog. „göttlichen Passivs“ („wurde unterworfen“) weist in diese Richtung. (Das „göttliche Passiv“ wird im biblischen Sprachgebrauch häufig verwendet, um das Handeln Gottes zu umschreiben.)

Aus Röm 8,19ff. folgt insgesamt, dass die ganze Schöpfung ursprünglich wesensmäßig anders beschaffen war als heute. Sie wurde erst nachträglich der Vergänglichkeit unterworfen und besaß somit ursprünglich dieses Merkmal nicht. Folglich hatte sie andere Eigenschaften, die wir uns allerdings nicht vorstellen können. Das gilt umgekehrt genauso für die verheißene zukünftige Schöpfung. Die Sehnsucht nach einer gemeinsamen Erlösung (Röm 8,19+22) wird verstehbar vor dem Hintergrund eines gemeinsamen Falles.

Interessant ist auch noch folgender Zusammenhang: Mensch und Tier sind durch den Auftrag des Menschen, über die übrige Schöpfung zu herrschen (d. h. sie zu verwalten; 1 Mose 1,28), eng verbunden. Das legt auch eine zeitliche Koppelung ihres Schicksals nahe.

Es gibt keine biblischen Hinweise dafür, dass der Zeitpunkt des Unterwerfens der Schöpfung (Röm 8,20) ein anderer als der des Sündenfalls sein könnte. Die gelegentlich geäußerte Vorstellung, dass durch den Fall Satans der Tod in eine vormenschliche Tierwelt kam, findet in der biblischen Überlieferung keine Anhaltspunkte. Es würde bedeuten, dass, während Gott die Schöpfung ins Dasein brachte (durch das Sechstagewerk), Satan bereits sein zerstörerisches Wirken ausüben konnte. Das ist unglaubhaft, denn der Schöpfungsbericht liefert dafür keinerlei Anhaltspunkte.

Autor: Reinhard Junker, 30.12.2005

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Die Bindung der Erdgeschichte an den Sündenfall des Menschen (Interessierte / Experten)

Biblische Aussagen zur Existenzweise der Lebewesen (Interessierte / Experten)

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Ist eine paradisische Welt ohne den Tod überhaupt ökologisch möglich?

Gegen das biblische Zeugnis, dass in der ursprünglichen Schöpfung der Tod noch nicht geherrscht hat (vgl. besonders die Auslegung zu Röm 8,19ff. in der Antwort zur Frage “Betraf laut der Bibel der Tod als Folge der Sünde auch die Tiere?”), wird oft eingewendet, dass es in einer Welt ohne den Tod, ohne Fressen und Gefressenwerden im Tierreich, keine Stabilität geben könne. Notwendigerweise müsse es zur Überbevölkerung kommen und der Tod sei damit unausweichlich, sei also gar nicht Folge der Sünde. Es war ja auch der Auftrag Gottes, dass sich die Lebewesen vermehren und die Erde füllen sollen.

Dieser Einwand gilt nur für unsere Welt, für diejenige Ökologie, die unserer Erfahrung zugänglich ist und die erforscht werden kann. Die Welt vor dem Sündenfall, die Welt ohne Sünde und deren Folgen (Leid und Tod) ist uns erfahrungsmäßig nicht zugänglich. Es ist daher nicht möglich, eine Aussage über deren Aussehen und deren Werdegang zu machen. Hier ist uns eine Erkenntnisschranke gesetzt. Wir können daher nicht wissen, welchen Weg die Schöpfung ohne Sünde genommen hätte, wie Gott mit ihr verfahren wäre, wenn der an den Menschen gerichtete Auftrag „Seid fruchtbar und mehret euch“ (1 Mose 1,28) erfüllt gewesen wäre. Man kann vermuten, dass die Fortpflanzungsrate erheblich geringer war als heute, da die Überproduktion von Nachkommen bereits eine Anpassung an die Existenz des Todes in der Schöpfung ist. Dennoch wäre auch unter diesen Umständen die Erde irgendwann bevölkert gewesen – der Auftrag, die Erde zu füllen, wäre ausgeführt. Welchen Weg Gott mit der Schöpfung dann gegangen wäre, können wir nicht wissen, da wir durch das Wort Gottes darüber nicht informiert werden.

Auch für die künftige Neuschöpfung von Himmel und Erde ist eine Welt ohne Tod verheißen (Offb 21,1ff.). Allerdings gibt es dort (mindestens bei den auferstandenen Menschen) keine Vermehrung mehr (vgl. Mt 22,30). Da sich die ganze Schöpfung nach der Befreiung von der Vergänglichkeit sehnt (Röm 8,19ff.), gehören zur neuen Schöpfung offenbar auch Tiere und Pflanzen. Wenn Gott für ihr Zusammenleben eine Ökologie ohne Tod, ohne „organisches Recycling“ vorgesehen hat, ist Vergleichbares auch für die noch nicht durch die Sünde gezeichnete Ursprungswelt möglich gewesen.

Autor: Reinhard Junker, 28.06.2004

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Die Bindung der Erdgeschichte an den Sündenfall des Menschen (Interessierte / Experten)

Biblische Aussagen zur Existenzweise der Lebewesen (Interessierte / Experten)

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Weshalb besitzt der Mensch am Blinddarm einen anscheinend nutzlosen oder sogar gefährlich werdenden Wurmfortsatz?

Es ist schon lange bekannt, dass der Wurmfortsatz (Appendix) des menschlichen Blinddarms nicht funktionslos ist. Er hat ähnliche Aufgaben wie die Mandeln, d. h. er ist eine Art Abwehrorgan gegen Krankheitserreger. Daher wurde er auch als „Dickdarmmandel“ bezeichnet. Bedeutsam ist, dass diese Funktion besonders in den ersten drei Lebensjahren wichtig ist, später verliert sie an Bedeutung (der Wurmfortsatz ist ja nicht das einzige Abwehrzentrum gegen Krankheitserreger).

Eine Studie der amerikanischen Forscher William Parker und Mitarbeiter brachte neuerdings bezüglich der Funktion des Wurmfortsatzes das Ergebnis, dass die Appendix des Menschen eine Art Zufluchtsort („safe house“) und Rettungsstation für symbiotische Bakterien darstellt, die das Wachstum nützlicher Darmbakterien fördert und bei durchfallbedingten Darmentleerungen die Wiederbesiedlung mit diesen Bakterien ermöglicht bzw. erleichtert (Bollinger et al. 2007). Diesen Bakterien fällt die Aufgabe zu, die Ausbreitung gefährlicher Krankheitserreger im menschlichen Verdauungstrakt zu verhindern, was besonders nach Durchfallerkrankungen sehr wichtig ist. Details werden im Newsbeitrag Der Wurmfortsatz als Rettungsstation erklärt.

Mittlerweile ist damit wohl zweifelsfrei klar, dass der Wurmfortsatz eine wichtige Funktion ausübt. Das Vorkommen des Wurmfortsatzes widerspricht keineswegs dem Schöpfungsgedanken, im Gegenteil. Die Tatsache, dass er sich entzünden kann, ist biblisch gesehen wie das Vorkommen von Krankheit allgemein mit dem Gefallensein der Schöpfung (Sündenfall; vgl. Röm 8,19-22) in Zusammenhang zu bringen.

Autor: Reinhard Junker, 17.12.2007

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Rudimentäre Organe (Interessierte)

Die biblische Urgeschichte im Neuen Testament (Interessierte / Experten)

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Jesus aß Fleisch, und: „Das Weizenkorn muss sterben“ – Gehört das Sterben nicht doch zur guten Schöpfung?

Die Tatsache, dass Jesus Christus selber das Passahlamm gegessen hat und damit das Töten von Tieren akzeptiert, ist kein Widerspruch zum biblischen Zeugnis, dass der Tod nicht zur guten Schöpfung Gottes zählt. Denn Jesus hat sich vollständig in die Bedingungen hinabbegeben, unter denen die Menschen existieren müssen, eben in eine Welt, in der der Tod regiert bzw. stark mitregiert: Jesus wurde wie ein Sklave (Phil 2,5ff.) – um des Menschen willen, nicht weil es zum Wesen der Schöpfung gehört, dass sie versklavt ist.

Das Sterben des Weizenkorns meint zum einen das stellvertretende Sterben Jesu für die Sünde der Menschheit: Jesus erlitt den Tod, weil der Tod die Menschen beherrscht und versklavt. Durch sein Sterben führt Jesus die Menschen, die an ihn glauben, aus dieser Sklaverei heraus. Zum anderen ist hier auch angesprochen, dass der einzelne Gläubige sterben muss (im Sinne von Sich-Lossagen von der Herrschaft des eigenen Ichs): auch dieses Sterben muss vor dem Hintergrund gesehen werden, dass Sünde da ist, sonst wäre es gar nicht erforderlich.

Diese Zusammenhänge schwächen im Übrigen in keiner Weise die klaren Aussagen der Heiligen Schrift zur Negativcharakterisierung des Todes als Feind Gottes (1 Kor 15,26) und als „Lohn der Sünde“ (Röm 6,23).

Autor: Reinhard Junker, 12.04.2005

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Biblische Aussagen zur Existenzweise der Lebewesen (Interessierte / Experten)

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Sind Krankheit, Leid und Tod notwendig, damit vor ihrem Hintergrund das Gute erkennbar ist?

Diese Frage beruht auf einer ähnlichen Denkvoraussetzung wie die Frage: “Ist eine Welt ohne den Tod überhaupt ökologisch möglich?”. Es geht in einem anderen Aspekt im Grunde um dasselbe: „Ist das Böse nicht einfach notwendig, damit die Welt existieren kann?“ Ist das Böse nicht eine notwendige Begleiterscheinung des Guten? Letztlich läuft diese Frage darauf hinaus, ob das Böse nicht ein notwendiger Aspekt der Schöpfung schlechthin ist. Die biblischen Zeugen verneinen diese Frage, ohne damit die mit ihr verbundenen Geheimnisse zu lüften. Das Böse gehört nicht zur Schöpfung an sich, sondern ist Ausdruck der Sünde. Gott ist aber niemals Urheber der Sünde. Die Antwort auf die Frage lautet auch hier: Nur in der Welt der Sünde gilt, dass das Widerwärtige der notwendige Kontrast für das Schöne und Gute ist. Wenn wir meinen, das Leben sei nur lebenswert und spannend, weil es auch Leid gebe, so gilt das eben nur für unsere Erfahrungswelt. Gott aber ist in seinen Ideen und Möglichkeiten daran nicht gebunden. Seine Möglichkeiten reichen entschieden weiter. Bei ihm gibt es erfülltes Leben, auch und gerade, weil Leid und Tod nicht dazu gehören (Joh 10,10b; Jes. 65,25; 1 Petr 1,6 u. a.).

Autor: Reinhard Junker, 30.12.2005

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Biblische Aussagen zur Existenzweise der Lebewesen (Interessierte / Experten)

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