Schöpfungslehre, Evolution & Wissenschaft
Was bedeutet Kreationismus?
„Kreationismus“ leitet sich vom lateinischen „creatio“ = Schöpfung ab. Es gibt zwar sehr verschiedene Schöpfungsvorstellungen; mit „Kreationismus“ wird aber gewöhnlich nur die Sichtweise verbunden, dass Gott durch sein Allmachtswort das Weltall und insbesondere die Lebewesen und den Menschen direkt aus dem Nichts erschaffen hat und dass eine allgemeine Evolution aller Lebewesen ausgeschlossen ist (Grundzüge der Evolutionslehre). Meist wird mit „Kreationismus“ eine bibelorientierte Vorstellung von der Schöpfung verbunden, doch gibt es kreationistische Organisationen auch im Islam.
„Kreationismus“ wird unterschiedlich weit gefasst. Gewöhnlich beinhaltet die kreationistische Weltsicht auch die Vorstellung von einer jungen Erde bzw. einem jungen Kosmos, außerdem werden die Schöpfungstage der Genesis als reale Tage verstanden (vgl. Der kurze Zeitrahmen der Urgeschichte: Nur einige Jahrtausende) und die biblische weltweite Sintflut wird als Realität angesehen. Kurz: Die gesamte biblische Urgeschichte wird als tatsächlich stattgefundene Geschichte betrachtet (vgl. Die biblische Urgeschichte – wirkliche Geschichte).
Der Begriff „Kreationismus“ wird manchmal erheblich weiter gefasst und auch die „Intelligent Design“(ID)-Bewegung darunter subsummiert, obwohl sehr viele ID-Vertreter die o.g. Positionen nicht vertreten. Vielmehr beinhaltet der ID-Ansatz nur die Auffassung, dass neben bekannten Evolutionsmechanismen auch ein (oft nicht näher bestimmter) intelligenter Urheber angenommen werden müsse, um die Konstruktionen des Lebens verstehen zu können (vgl. Einführung in „Intelligent-Design“).
Die Motivation des Kreationismus im engeren Sinne ist von der christlichen Heilslehre bestimmt: Die Ursprungsfrage hängt eng mit zentralen Inhalten des Neuen Testamentes zusammen, insbesondere mit der Person und dem Wirken Jesu Christi. Für den Kreationismus zerstört die Evolutionsanschauung den biblisch-heilsgeschichtlichen Zusammenhang und impliziert darüber hinaus ein fragwürdiges Gottesbild (vgl. Die biblische Urgeschichte im Neuen Testament und Evolutionsmechanismen als Schöpfungsmethode?). Dagegen wendet sich der Kreationismus, indem zum einen die biblischen Zusammenhänge deutlich gemacht werden, zum anderen überzogene Behauptungen seitens der Evolutionstheoretiker mit naturwissenschaftlichen Argumenten zurückgewiesen werden. Darüber hinaus wird an Alternativen zur Evolutionsanschauung gearbeitet, die zeigen sollen, dass die wissenschaftlichen Daten auch zur (biblischen) Schöpfungsvorstellung passen. Kritiker des Kreationismus mutmaßen nicht selten auch andere Motive wie z. B. politische oder gesellschaftliche Interessen. Für manche kreationistische Gruppen trifft dies tatsächlich zu, bei weitem aber nicht für alle.
Mit dem Kreationismus werden von kritischer Seite oft auch polemische Vorgehensweisen in der Öffentlichkeit und inadäquates methodisches Arbeiten verbunden. Dazu gehören das selektive Herausgreifen von Daten aus komplexen Zusammenhängen oder das Übergehen offener Fragen. Angesichts der Vielfalt dessen, was unter „Kreationismus“ bzw. „creationism“ weltweit vertreten wird, sind diese Kritikpunkte teilweise nachvollziehbar. Eine pauschale Berechtigung haben sie freilich nicht, genauso wenig wie diese Vorwürfe auf die Evolutionsbiologen pauschal zutreffen. Im deutschsprachigen Raum bemüht sich insbesondere die Studiengemeinschaft Wort und Wissen (http://www.wort-und-wissen.de) um sachliche und faire Diskussion. Aufgrund der negativen Assoziationen mit dem Begriff „Kreationismus“ wird diese Bezeichnung im deutschsprachigen Raum oft vermieden und von „Schöpfungslehre“ gesprochen.
Kreatianismus: Vom Kreationismus zu unterscheiden ist die katholische Lehre des Kreatianismus, die besagt, dass die einzelne menschliche Seele jeweils von Gott unmittelbar geschaffen werde.
Autor: Reinhard Junker, 23.10.2010
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Worin unterscheiden sich Kreationismus und „Intelligent Design“?
Im „Wissenschaftlichen Kreationismus“ amerikanisch-australischer Prägung wird eine sogenannte „Creation Science“ betrieben, welche die Zielsetzung verfolgt, auch ohne Bezug auf biblische Aussagen ein Schöpfungsverständnis der Welt (junge Erde, keine Makroevolution, katastrophische Bildung aller geologischen Schichten) mit naturwissenschaftlichen Daten und wissenschaftlicher Argumentation zu begründen. Meist ist damit auch der Anspruch verbunden, eine bessere wissenschaftliche Antwort zu bieten als die konkurrierende Evolutionsanschauung. Nicht selten wird dabei die eigene Sicht als einzig wissenschaftlich plausible Theorie betrachtet. Diese Sicht firmiert auch unter dem Schlagwort „Scientific Creationism“, der von einem „Biblical Creationism“ unterschieden wird. Letzterer formuliert den biblischen Bezug in eindeutiger Weise, wobei die biblische Urgeschichte als historisch zuverlässig betrachtet wird.
Ob nun ein Bezug zur Bibel ausdrücklich formuliert wird oder nicht: Kreationismus beinhaltet folgende Sicht von der Geschichte der Schöpfung: Der Kosmos ist jung (größenordnungsmäßig um 10.000 Jahre alt), die Lebewesen sind als fertige Grundtypen geschaffen worden, und es gab eine weltweite Sintflut, die für die Entstehung des größten Teils der fossilführenden Schichtgesteine verantwortlich ist. Dies schließt ein, dass eine allgemeine Evolution der Lebewesen (alle Lebensformen stammen letztlich von sehr einfach gebauten Vorläufern ab; Makroevolution) abgelehnt wird.
Im deutschsprachigen Raum vertritt die Studiengemeinschaft Wort und Wissen eine biblische Schöpfungslehre. Mit dem Kreationismus im oben beschriebenen Sinne gibt es viele Gemeinsamkeiten: Die biblische Urgeschichte wird ebenfalls als historisch zuverlässig betrachtet, demnach wird auch hier davon ausgegangen, dass am Anfang der Geschichte der Lebewesen fertige, polyvalente Grundtypen standen (siehe Genetisch polyvalente Stammformen von Grundtypen). Der Kosmos (und damit auch die Erde auf ihr die fossilführenden geologischen Schichten) ist jung, und es gab eine erdweite Sintflut. Allerdings bleibt hier offen, welche Auswirkungen die Sintflut auf die Geologie hatte, und es wird (im Unterschied zum amerikanischen Kreationismus) mit der Möglichkeit umfangreicher geologischer Veränderungen auch vor und zum Teil nach der Sintflut gerechnet. In diesem Sinne wird eine sogenannte „biblisch-urgeschichtliche Geologie“ vertreten. (Näheres in Stephan & Fritzsche (2003) sowie in Stephan (2005).)
Die Evolutionsanschauung wird aus theologischen Gründen abgelehnt, weil sie mit der biblischen Heilsgeschichte nicht kompatibel ist (siehe hierzu Die biblische Urgeschichte im Neuen Testament). Der Evolutionslehre wird dennoch auf der Basis empirischer Befunde teilweise Plausibilität zugebilligt, besonders, was die Mikroevolution betrifft (vgl. dazu Evolutionsparadigma und Naturwissenschaft; zu „Mikroevolution“ siehe Mikro- und Makroevolution). Doch werden die Indizien für eine das gesamte Leben umfassende Evolution (Makroevolution) als nicht stichhaltig betrachtet. In verschiedenen Fachbereichen werden Daten und Sachverhalte, die einer evolutionären Interpretation entgegenstehen, publiziert und zur Diskussion gestellt. Eine zusammenfassende Darstellung bietet das Lehrbuch von Junker & Scherer (2001). Detailliertere Kritik findet sich in den Veröffentlichungen der Fachberichtsreihe „Studium Integrale“ (http://www.wort-und-wissen.de/si) und in zahlreichen Beiträgen von „Studium Integrale Journal“ (http://www.wort-und-wissen.de/sij). Die naturwissenschaftliche Argumentation wird nicht mit einem Absolutheitsanspruch vertreten, da sie – wie es generell bei Hypothesen im Rahmen der Wissenschaft der Fall sein sollte – nur hypothetisch formuliert werden kann (auch hierin liegt häufig ein Unterschied zum amerikanischen Kreationismus). Auch die theologische Position bezüglich des Verständnisses der biblischen Schöpfungsaussagen wird (ebenfalls im Unterschied zum amerikanischen Kreationismus) nicht verabsolutiert.
Der Ansatz des Intelligent Design (ID; siehe Einführung in „Intelligent-Design“) nimmt dagegen keinen Bezug auf die biblische Offenbarung, auch wenn die meisten (aber nicht alle!) ID-Vertreter Christen sind. Die ID-Bewegung will durch wissenschaftliche Analyse nachweisen, dass aus der komplexen Struktur des Kosmos und des Lebens auf das Wirken eines intelligenten Urhebers („Designers“) rückgeschlossen werden kann. Über Identität oder Attribute des Designers wird keine Aussage gemacht. Daher ist der ID-Ansatz mit sehr verschiedenen Gottesvorstellungen kompatibel und damit religiös ziemlich neutral. Der ID-Ansatz steht – geistesgeschichtlich gesehen – in der abendländischen philosophisch-theologischen Denktradition der „allgemeinen Offenbarung“ bzw. der „natürlichen Theologie“ (vgl. Kaiser 2005, S. 27f.). Viele ID-Vertreter akzeptieren eine allgemeine Evolution der Lebewesen und das damit verbundene hohe Kosmosalter ausdrücklich (womit sie sich klar vom Kreationismus und der oben beschriebenen biblischen Schöpfungslehre unterscheiden). Die Vorstellung einer ungelenkten, ausschließlich naturalistisch bzw. materialistisch zu deutenden Evolution wird jedoch eindeutig abgelehnt. Aufgrund der erheblichen Unterschiede zwischen ID und Kreationismus ist die häufig vorgebrachte Behauptung, es handle sich bei ID um versteckten Kreationismus, nicht haltbar. Die beiden Denkansätze von ID und Kreationismus sollten deutlich voneinander unterschieden werden.
Quellen
Junker R & Scherer S (2001) Evolution – ein kritisches Lehrbuch. Gießen, 5. Auflage. (http://www.wort-und-wissen.de/lehrbuch/main.html)
Kaiser B (2005) Studien zur Fundamentaltheologie, Bd. 1, Nürnberg.
Stephan (2005) Entgegnung auf einige Aspekte der Kritik an der biblisch-urgeschichtlichen Geologie. 66 S. http://www.wort-und-wissen.de/aufsaetze/a01/a01.pdf.
Stephan M & Fritzsche T (2003) Sintflut und Geologie. Schritte zu einer biblisch-urgeschichtlichen Geologie. Holzgerlingen, 2. Auflage 2003. (http://www.wort-und-wissen.de/buecher/geo/sintflut.html)
Autor: Studiengemeinschaft Wort und Wissen, 22.10.2005
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Einführung in „Intelligent-Design“ (Interessierte / Experten)
Weitere Fragen zu diesem Thema
Ist das Fehlen eines Mechanismus ein Argument gegen „Intelligent Design“?
Ist Gott als Schöpfer ein „Lückenbüßer“ für Unverstandenes?
Ist „Intelligent Design“ wissenschaftlich testbar und widerlegbar?
Fördert der Ansatz der Schöpfungslehre und des „Intelligent Design“ Forschung?
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Kann man unter der Vorgabe von Schöpfung ergebnisoffene Wissenschaft betreiben?
Wissenschaft, die sich mit Ursprungsfragen beschäftigt, muss mit bestimmten Vorannahmen arbeiten. Im Rahmen des Schöpfungsparadigmas, wie es bei Genesisnet definiert wird, werden Schöpfungsakte Gottes vorausgesetzt. Konkret bei den Lebewesen wird zum Beispiel hypothetisch davon ausgegangen, dass am Anfang der Geschichte des Lebens polyvalente Stammformen standen (Genetisch polyvalente Stammformen von Grundtypen). (Das Schöpfungsparadigma könnte aber auch auf andere Weise konkretisiert werden.) Dies ist eine noch sehr allgemein gehaltene Hypothese. Ob und wie gut sich diese Hypothese bewährt, muss Forschung zeigen, und diese Forschung ist ergebnisoffen. Zum Beispiel wird sich zeigen müssen, ob Grundtypen nach geeigneten Kriterien abgrenzbar sind, ob es Belege für programmierte Variabilität gibt usw. (siehe dazu die Liste prüfbarer und falsifizierbarer Hypothesen im Artikel Biblische Schöpfungslehre und Grundtypenbiologie). Da es letztlich um historische Fragen geht, sind allerdings strenge Falsifizierungen kaum möglich; es können meist nur Plausibilitätsabschätzungen gemacht werden. Dies gilt aber auch für Hypothesen, die im Rahmen des Evolutionsparadigmas aufgestellt werden (vgl. Methodik der historischen Forschung und Evolutionsparadigma und Naturwissenschaft). Die allgemeinen Aussagen des Paradigmas stehen sowohl beim Schöpfungs- als auch beim Evolutionsparadigma nicht zur Disposition; auf dieser Ebene gibt es in beiden Paradigmen keine Ergebnisoffenheit.
Eine ergebnisoffene Wissenschaft hält grundsätzlich die Möglichkeit offen, dass es Grenzen der Erforschbarkeit gibt, wenn die Ursprünge erforscht werden. Niemand weiß von vornherein, ob es solche Grenzen gibt und ggf., wo sie liegen.
Autor: Reinhard Junker, 21.07.2005
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Methodik der historischen Forschung (Interessierte / Experten)
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Evolutionsparadigma und Naturwissenschaft (Interessierte / Experten)
Schöpfung und Wissenschaft (Interessierte / Experten)
Biblische Schöpfungslehre und Grundtypenbiologie (Interessierte)
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Ist Gott als Schöpfer ein „Lückenbüßer“ für Unverstandenes?
Der Ansatz der Schöpfungslehre und auch des „Intelligent Design“ (Einführung in „Intelligent-Design“) wird häufig mit dem theologischen Argument kritisiert, dass Gott zum Lückenbüßer unverstandener Phänomene degradiert werde. Früher oder später würden durch Forschung ungelöste Fragen beantwortet werden, was zu einer „Wohnungsnot“ Gottes führen müsse, wenn offene Fragen als Hinweise auf Gottes Wirken betrachtet würden.
Wird also Gott als Schöpfer immer dann bemüht, wenn wir Phänomene nicht verstehen? Wenn das so wäre, könnte man mit Recht eine zunehmende Einengung des „Handlungsspielraums“ Gottes anprangern, denn unser Wissen nimmt zu. Die Begründung für das Schöpfungsparadigma und für „Intelligent Design“ braucht offenkundig eine andere Basis als unser Nichtwissen.
Wenn man der Bibel folgt, ist die Begründung für Schöpfung die Offenbarung, die uns in der Heiligen Schrift gegeben wird (vgl. dazu Biblische Grundlagen der Schöpfungslehre). Von da aus wird weitergefragt, wie die Daten der Naturwissenschaften damit in Beziehung gesetzt werden können. Dass Gott Schöpfer ist und was dies bedeutet, ist also durch Offenbarung vorgegeben und hat mit Verstehenslücken nichts zu tun. Die Vorgabe der Offenbarung ist allerdings relativ allgemein gehalten und muss konkretisiert werden, damit darauf aufbauend Forschung betrieben werden kann. Wie das funktioniert, wird in den Artikeln Schöpfung und Wissenschaft und Biblische Schöpfungslehre und Grundtypenbiologie gezeigt.
Geht man von Schöpfung im biblischen Sinne (durch Gottes Wort) aus oder lässt man diese Option wenigstens offen, stellt sich die Frage, ob Spuren seines Wirkens an klar definierten Merkmalen der Schöpfung festgemacht werden können. Dieser Fragestellung widmet sich der Ansatz des „Intelligent Design“. Dabei geht es darum, anhand positiver Evidenzen „Design-Signale“ zu erkennen (vgl. Einführung in „Intelligent-Design“). Dieses Vorhaben muss sich in der Forschung bewähren; es könnte aber auch scheitern. In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass der Wissenszuwachs über Evolutionsmechanismen und über die Komplexität biologischer Phänomene das Design-Argumente eher bestätigt als geschwächt hat (vgl. dazu Nichtreduzierbare Komplexität). Es ist daher auch für die Zukunft keineswegs gesagt, dass mehr Wissen die Hinweise auf einen intelligenten Urheber auslöschen wird. Es kann auch das Gegenteil eintreten. Aber das wird die weitere Forschung zeigen müssen.
Aus biblischer Sicht ist die Suche nach „Design-Signalen“ und das damit verbundene Intelligent Design-Argument legitim. Paulus schreibt nämlich im 1. Kapitel des Römerbriefs: „Denn was man von Gott erkennen kann, das ist unter ihnen wohlbekannt; Gott selbst hat es ihnen ja kundgetan. Sein unsichtbares Wesen lässt sich ja doch seit Erschaffung der Welt an seinen Werken mit dem geistigen Auge deutlich ersehen, nämlich seine ewige Macht und göttliche Größe“ (Römer 1,19-20; nach Menge). Die Wendung „mit dem geistigen Auge“ kann auch mit „denkend“ übersetzt werden. Gemeint ist also, dass ein aufmerksames Beobachten der Schöpfung unter Einsatz des Verstandes auf einen Urheber schließen lässt, ja sogar, dass man auf diesem Wege etwas über sein Wesen erkennen kann. Das alles hat nichts mit Lückenbüßer-Argumenten zu tun.
Autor: Reinhard Junker, 10.05.2008
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Schöpfung und Wissenschaft (Interessierte / Experten)
Einführung in „Intelligent-Design“ (Interessierte / Experten)
Kontroverse um „Intelligent-Design“ (Interessierte / Experten)
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Ist eine ursprüngliche Schöpfung ohne Tod überhaupt denkbar, da es doch eine Überbevölkerung geben würde?
Im Artikel Biblische Aussagen zur Existenzweise der Lebewesen wird aus einer Reihe von biblischen Texten gefolgert, dass es in der ursprünglichen Schöpfung vor dem Sündenfall keinen Tod von Tieren und von Menschen gab. Der Tod ist demnach erst durch den Sündenfall des Menschen in die Schöpfung gekommen (vgl. auch Die Bindung der Erdgeschichte an den Sündenfall des Menschen. Dagegen wird oft eingewendet, dass dies unmöglich sei, da eine Ökologie ohne Tod zu Überbevölkerung führen würde. Das wiederum müsste früher oder später unweigerlich doch den Tod von Tieren (und irgendwann auch des Menschen) zur Folge haben. Wenn es also Leben gibt, so müsse es auch Tod geben, und zwar unabhängig vom Auftreten des Menschen und vom Sündenfall.
Diese Schlussfolgerung ist zwar nachvollziehbar, beruht auf mindestens zwei Unbekannten:
- Unbekannt ist, wie die Fortpflanzungsweisen in der ursprünglichen Schöpfung (vor dem Sündenfall) waren. Im Artikel Modell für einen Umbruch in der Schöpfung wird erläutert, dass von einer weitgehenden Umgestaltung der Schöpfung im Gefolge des Sündenfalls ausgegangen werden muss. Vermutlich betraf dies auch die Fortpflanzungsstrategien. Massenproduktion von Nachkommen ist nur erforderlich in einer Welt des Todes, in welcher die meisten Nachkommen umkommen, ohne selber Nachkommen erzeugt zu haben. D. h.: hohe Fortpflanzungsraten sind an sich schon eine Begleiterscheinung des Todes in der Schöpfung. Wenn in der paradiesischen Ursprungswelt also viel geringere Fortpflanzungsraten verwirklicht waren, wäre eine Überfüllung der Erde nicht so schnell eingetreten. Damit kommen wir zur zweiten Unbekannten:
- Gott gab den Auftrag, fruchtbar zu sein, sich zu mehren und die Erde zu füllen. Wir wissen nun aber nicht, welchen Weg Gott mit seiner Schöpfung gegangen wäre, wenn dieser Auftrag erfüllt gewesen wäre. Gott hätte Möglichkeiten gehabt, den Kollaps zu verhindern, der durch eine Überfüllung eingetreten wäre. Allerdings; Wir können dazu nichts Konkretes sagen. Die Frage „was wäre, wenn…“ ist unbeantwortbar, da sie zu viele Unbekannte beinhaltet.
Es darf hier nicht der Fehler gemacht werden, heutige Mechanismen auf die ursprüngliche Schöpfung zu übertragen und dabei einfach nur den Faktor Tod wegzulassen. Die Schöpfung vor dem Sündenfall war in vieler Hinsicht anders als heute, nicht nur darin, dass es dort keinen Tod gab. Eine solche Schöpfung können wir uns genauso wenig anschaulich vorstellen, wie die in der Bibel verheißene neue Schöpfung, in der es ebenfalls keinen Tod und kein Leid mehr geben wird. Wir stehen hier vor dem sog. „protologischen Vorbehalt“, d. h. vor dem Vorbehalt, dass wir nicht in die Anfangssituation der Schöpfung hineinsehen können, auch nicht gedanklich. Ebenso gibt es den „eschatologischen Vorbehalt“, der die Zukunft (Eschaton) betrifft.
Autor: Reinhard Junker, 12.04.2005
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Daten zum Bevölkerungswachstum (Interessierte)
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Sind in der Schöpfungslehre konkrete, falsifizierbare Vorhersagen möglich?
Man hört immer wieder das Argument, dass das Schöpfungsparadigma keine konkreten Vorhersagen erlaube, sondern aus ihm beliebige Schlussfolgerungen gezogen werden können. Es mache keine Verbote an die Empirie; daher sei es nicht falsifizierbar.
Zunächst gilt: Vorhersagen und Falsifzierungen sind in historischen Rekonstruktionen allgemein sehr problematisch; die Schwierigkeit von Vorhersagen tut sich nicht nur in der Forschung im Rahmen des Schöpfungsparadigmas auf (vgl. Methodik der historischen Forschung), sondern generell bei Hypothesen über vergangene Prozesse und über die Ursprünge.
Des Weiteren muss auf einen wichtigen Unterschied hingewiesen werden: Schöpfungsparadigma als Grundlage und davon abgeleitete oder damit verträgliche konkrete Hypothesen (Genaueres dazu im Abschnitt „Begriffsklärungen“ im Artikel Schöpfung und Wissenschaft). Wenn das biblische Schöpfungsparadigma konkretisiert wird und darauf gründende Hypothesen formuliert werden, so kann man mit diesen verfahren wie man mit Hypothesen sonst auch umgeht: sie regen Forschung an, sind prüfbar und ggf. auch falsifizierbar. Wie solche Hypothesen entwickelt werden, wird im Artikel Biblische Schöpfungslehre und Grundtypenbiologie erklärt.
Dass man z. B aus der Gundtypenbiologie nicht alle möglichen Folgerungen ableiten kann und es Verbote an die Empirie gibt, wird anhand einiger Beispiele im Artikel Kritik an der Grundtypenbiologie gezeigt.
Autor: Reinhard Junker, 21.07.2005
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Methodik der historischen Forschung (Interessierte / Experten)
Evolutionsparadigma und Naturwissenschaft (Interessierte / Experten)
Schöpfung und Wissenschaft (Interessierte / Experten)
Nichtreduzierbare Komplexität (Interessierte / Experten)
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Ist die Schöpfungslehre forschungsfeindlich, weil alles mit dem Handeln eines Schöpfers erklärt wird?
Grundsätzlich muss gemäß der biblischen Schöpfungslehre zwischen dem jederzeit wirksamen erhaltenden Schöpfungshandeln und dem Erschaffen aus dem Nichts unterschieden werden. Die Theologie unterscheidet hier begrifflich zwischen der creatio continua und der creatio ex nihilo und als „Spezialfall“ davon die creatio originans (ursprüngliche Schöpfung). Nur um Letzteres geht es im Zusammenhang mit Wissenschaftsfragen und nur dazu soll an dieser Stelle etwas gesagt werden.
Wenn im Rahmen des Schöpfungsparadigmas eine creatio ex nihilo vorausgesetzt wird, wird damit nicht gesagt, dass alle heute beobachtbaren Phänomene direkt auf Gottes Schöpfungshandeln zurückgehen. Damit wären weitere Ursprungsfragen in der Tat überflüssig. Vielmehr hat die Schöpfung, nachdem sie geschaffen ist, eine relative Selbständigkeit; es gelten Gesetzmäßigkeiten, die erforscht werden können. Zudem wird in der Grundtypenbiologie davon ausgegangen, dass ein (schöpfungsgemäßes) Variationspotential in den Lebewesen steckt. Dies auszuloten ist Sache von Forschung und kein Inhalt von Offenbarung. Viele weitere Fragestellungen auch in anderen Disziplinen könnten hier genannt werden, denen man im Rahmen des Schöpfungsparadigmas durch Forschung nachgeht.
Im Schöpfungsparadigma steht nicht von vornherein genau fest, was genau durch Gesetzmäßigkeiten und Mechanismen erklärt werden kann und wo Grenzen natürlicher Prozesse liegen. Genau dies kann und soll nur durch (ergebnisoffene) Forschung herausgefunden werden. Der Ansatz der Schöpfungslehre motiviert also Forschung, statt ihr feindlich gegenüberzustehen. Nur ein willkürlicher Bezug auf das Schöpfungshandeln Gottes würde Wissenschaft ad absurdum führen. Daher ist es für wissenschaftliches Arbeiten im Rahmen des Schöpfungsparadigmas nötig, die hypothetischen Vorgaben der Forschung möglichst klar abzustecken. Wie das konkret aussieht, wird im Artikel Biblische Schöpfungslehre und Grundtypenbiologie erklärt.
Die Annahme von „Schöpfung“ kann empirische Forschung nur insofern verhindern, als bestimmte Fragestellungen als nicht lohnend betrachtet werden (vgl. im Artikel Schöpfung und Wissenschaft den Abschnitt „Forschung ohne Naturgesetze?“). Diese Einschränkung aber trifft nicht exklusiv auf das Schöpfungsparadigma zu, sondern auch auf das Evolutionsparadigma. Denn auch die davon geleitete Forschung geht manchen Fragestellungen nicht nach, weil sie als irrelevant betrachtet werden. Das liegt in der Natur der Sache, denn jede Forschung ist interessegeleitet und verfolgt daher manche Fragen eher als andere.
Aus der Vorgabe des Schöpfungsparadigmas ergeben sich viele interessante Fragestellungen, auch manche, denen im Rahmen des Evolutionsparadigmas nicht nachgegangen wird (vgl. Biblische Schöpfungslehre und Grundtypenbiologie).
Autor: Reinhard Junker, 21.07.2005
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Methodik der historischen Forschung (Interessierte / Experten)
Wissenschaft und Weltanschauung (Interessierte / Experten)
Schöpfung und Wissenschaft (Interessierte / Experten)
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Ist der Bezug auf einen Schöpfer in der Wissenschaft erlaubt?
Wenn Schöpfungsglaube mit Naturwissenschaft in Beziehung gebracht wird, stellt sich automatisch die Frage, welchen Bezug der Schöpfer zu den aufgestellten Hypothesen und Theorien hat. Häufig wird der Bezug auf einen Urheber abgelehnt, weil dessen Aktionen wissenschaftlich nicht fassbar seien. In der Tat kann Gott selber und sein schöpferisches Wirken aus genau diesem Grund nicht Teil von wissenschaftlichen Theorien sein, mit denen Gesetzmäßigkeiten beschrieben werden sollen. Wissenschaft im Rahmen des Schöpfungsparadigmas bedeutet demnach auch nicht, dass „die Hypothese Gott“ in ein Theoriengebäude eingebaut würde – das wäre ein Missverständnis. Im Rahmen des Schöpfungsparadigmas werden geoffenbarte Aussagen der Bibel über die Welt als Schöpfung paradigmatisch zugrundegelegt und unter diesen Vorgaben Hypothesen aufgestellt und Fragestellungen entwickelt, die Forschung anregen. Diese Forschungen und die Tests der aufgestellten Hypothesen erfolgen nach üblichen, bewährten Regeln, es gibt keine besondere „Schöpfungsforschungsmethode“. Die Ergebnisse müssen zeigen, ob sich die im Rahmen des Schöpfungsparadigmas aufgestellten Hypothesen bewähren. Eine Reihe konkreter Beispiele, wie im Rahmen des Schöpfungsparadigmas Hypothesen aufgestellt werden und wie diese getestet werden können, wird im Artikel Biblische Schöpfungslehre und Grundtypenbiologie erläutert.
Im Ansatz des „Intelligent Design“ Einführung in „Intelligent-Design“ geht es nur darum, anhand von sogenannten „Design-Signalen“ Hinweise auf das Wirken eines Urhebers zu entdecken. Die Untersuchungen von möglichen Design-Signalen und Versuche, deren Signalcharakter zu widerlegen, erfolgen auch hier ohne Bezugnahme auf einen Schöpfer. Erst die Ergebnisse dieser Untersuchungen können im Weiteren durch eine Grenzüberschreitung zu offenbarten Tatsachen in eine Beziehung zum Handeln Gottes gebracht werden.
Autor: Reinhard Junker, 24.10.2005
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Schöpfung und Wissenschaft (Interessierte / Experten)
Kontroverse um „Intelligent-Design“ (Interessierte / Experten)
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Kann man Wissenschaft betreiben, wenn eine Schöpfung dabei nicht in Frage gestellt wird?
Oder anders gefragt: Ist das Schöpfungsparadigma unrevidierbar und offenbart damit eine unüberbrückbare methodologische Kluft zu wissenschaftlichen Forschungsprogrammen, die alles auf den Prüfstand stellen, auch ihre weltanschaulichen Grundlagen.
Auch der Evolutionsforschung liegt ein feststehendes Paradigma zugrunde und man sucht nach passenden Beobachtungen bzw. versucht, die gewonnenen Daten entsprechend einzupassen, ohne dabei das Paradigma auf den Prüfstand zu stellen. Es gibt heute keine Evolutionstheoretiker, die mit dem Ziel forschen, das Evolutionsparadigma in Frage zu stellen. Damit wird das Evolutionsparadigma de facto nicht zur Disposition gestellt, sondern hat dogmatischen Charakter. Folglich ist das dogmatische Festhalten an paradigmatischen Grundlagen kein Spezifikum für Forschung und Theoriebildung im Rahmen des Schöpfungsparadigmas. Theorien hingegen, die im Rahmen der jeweiligen Paradigmen entwickelt werden, stehen jederzeit zur Disposition. Das gilt auch für die Grundtypenbiologie, die im Rahmen des Schöpfungsparadigmas betrieben wird (vgl. Heutige Grundtypen, Genetisch polyvalente Stammformen von Grundtypen und Kritik an der Grundtypenbiologie).
Autor: Reinhard Junker, 23.10.2010
© 2010, https://www.genesisnet.info/schoepfung_evolution/f70.php
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Welche Rolle spielen gefälschte Fossilien in der Evolutionslehre?
Außer dem bekannten Betrug mit dem „Piltdown-Menschen“ (ein Menschenschädel wurde mit einem Affenunterkiefer zusammengesetzt) spielen Fälschungen in der Forschungsgeschichte keine erwiesene Rolle. Auch hier lassen sich keine Argumente gegen Evolution konstruieren, und mit Vermutungen oder gar Unterstellungen sollte man zurückhaltend sein.
Autor: Reinhard Junker, 11.02.2004
© 2004, https://www.genesisnet.info/schoepfung_evolution/f58.php
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Gibt es überhaupt einen Unterschied zwischen Mikro- und Makroevolution?
Häufig wird bestritten, dass es einen grundlegenden Unterschied zwischen Mikro- und Makroevolution gebe. Viel Mikroevolution ergäbe zwangsläufig Makroevolution. Diese Behauptung wird häufig ohne angemessene Begründung vorgebracht. Die qualitative Gleichsetzung beider Begriffe missachtet die Tatsache, dass mit ihnen ganz verschiedene Fragestellungen verbunden sind. Bekannte Argumente sind z.B. folgende:
- Was in kurzer Zeit nicht abläuft, kann in langen Zeiträumen möglich sein. Dies ist kein substanzielles Argument. Betrachtet man z.B. den in unzähligen Varianten vorhandenen Vogelschnabel, so stellt man fest: Noch so viel Variation gibt keinerlei Hinweis darauf, wie dieser entstanden (bzw. umgebildet worden) ist. Der Zeitfaktor spielt hier keine Rolle. Die zur Verfügung stehende Zeit ist keine Begründung für die Möglichkeit von Makroevolution.
- Es gibt keine Hinweise auf besondere Mechanismen für Makroevolution; deshalb ist die Unterscheidung zwischen Mikro- und Makroevolution fehl am Platz. Die Frage nach den Mechanismen betrifft nicht die Frage des Unterschieds zwischen Mikro- und Makroevolution. Aus der Tatsache, dass keine besonderen Mechanismen für Makroevolution gefunden wurden, könnte ja auch geschlossen werden, dass Makroevolution nicht stattfindet. Die Tatsache, dass keine besonderen Makroevolutionsmechanismen gefunden wurden, kann also nicht als Beleg oder Hinweis dafür gewertet werden, dass für Makroevolution mikroevolutive Vorgänge ausreichend sind.
- Auch die Anwendung des in der Naturwissenschaft gebräuchlichen Aktualitätsprinzips („gegenwärtige Vorgänge liefern den Schlüssel zum Verständnis für Vorgänge in der Vergangenheit“) lässt nur den Schluss zu, dass evolutionäre Vorgänge auch früher im mikroevolutiven Rahmen verlaufen sind.
Autor: Reinhard Junker, 03.04.2006
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Mikro- und Makroevolution (Interessierte / Experten)
Entstehung der Vögel (Interessierte)
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Wurde die Entstehung neuer Arten jemals nachgewiesen?
Von Evolutionskritikern wird häufig behauptet, die Entstehung neuer Arten sei nie nachgewiesen worden. In dieser allgemeinen Form ist diese Behauptung nicht korrekt. Zunächst muss geklärt sein, was unter einer „Art“ verstanden wird. Wird die „biologische Art“ (Biospezies) zugrunde gelegt, so gibt es deutliche Hinweise darauf, dass neue „Arten“ in der Tat durch natürliche Prozesse entstehen können. Allerdings geht die Entstehung neuer Arten in der Regel mit einer Verarmung der genetischen Vielfalt der abgespaltene Arten einher. Artentstehung ist aber keine Höherentwicklung. Dazu wäre nämlich die Entstehung neuer Organe bzw. Bauteile erforderlich, was bislang nicht beobachtet wurde (dazu mehr in Artikel Mikro- und Makroevolution). Werden unter „Arten“ dagegen „Grundtypen“ verstanden, so trifft die Behauptung zu, dass die Entstehung neuer Grundtypen nicht beobachtet wurde.
Autor: Reinhard Junker, 13.01.2005
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Mikro- und Makroevolution (Interessierte / Experten)
Entstehung der Vögel (Interessierte)
Heutige Grundtypen (Interessierte)
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Wie kann man unterscheiden, ob eine Veränderung mikroevolutiver oder makroevolutiver Natur ist?
Diese Unterscheidung ist auf den ersten Blick manchmal nicht möglich. In Zweifelsfällen muss untersucht werden, welche Änderungen im Erbgut eingetreten sind. So kann – um ein einfaches Beispiel zu wählen – die Ausprägung einer neuen Farbe etwa einer Blüte den Eindruck erwecken, es sei etwas Neues entstanden. Diese Veränderung kann jedoch auf einen Gendefekt zurückgehen, so dass sich eine andere Farbe ergibt (es kann eine Farbe in der Mischung fehlen oder durch geringfügige Abwandlung eines Moleküls ändert sich der Farbeindruck). Oder: Die Fähigkeit mancher Insekten, Gifte zu tolerieren, beruht nicht auf dem Erwerb neuer Eigenschaften, sondern z. B. auf Stoffwechseldefekten, die einerseits das Überleben noch erlauben und durch die andererseits das Gift nicht in den weiteren Stoffwechsel eingreifen kann. Wirklich makroevolutionäre Veränderungen konnten bisher jedoch „auf den zweiten Blick“ nicht nachgewiesen werden.
Der Wert mancher vorteilhafter Mutationen, die das Überleben fördern, kann also oft nur mit Hilfe molekular-genetischer Untersuchungen ermessen werden. Dazu muss hier auf den Artikel über molekulare Mechanismen verwiesen werden.
Autor: Reinhard Junker, 06.10.2004
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Entstehung der Vögel (Interessierte)
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Spielt bei den Rekonstruktionen von Fossilien nicht die Phantasie eine größere Rolle als die Fakten?
Im Einzelfall mag das der Fall sein, wenn etwa nur wenig Fundmaterial vorliegt. Generell kann man aber nicht sagen, dass Rekonstruktionen stark von der Phantasie abhängen oder dass etwa Beweise erfunden werden, wo keine gefunden wurden.
Autor: Reinhard Junker, 11.02.2004
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Entstehung der Vögel (Interessierte)
© 2004, https://www.genesisnet.info/schoepfung_evolution/f59
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Warum gibt es nutzlose Organe?
Dazu eine Gegenfrage: Wie stellen Biologen fest, ob ein Organ funktionslos ist? Das können sie gar nicht. Man kann nur die Feststellung treffen, dass eine Funktion bisher nicht gefunden wurde. Der deutsche Anatom Wiedersheim stellte gegen Ende des vorigen Jahrhunderts eine Liste von über 100 sog. „rudimentären“ (rückgebildeten, mehr oder weniger funktionslosen) Organen beim Menschen zusammen (er meinte allerdings nicht von allen, dass sie ganz funktionslos seien, sondern teilweise nur, sie seien rückgebildet und hätten Restfunktionen). Von dieser Liste ist heute fast nichts mehr übriggeblieben. Ist also die Funktion eines Organs unbekannt, so wurden vielleicht bisher die falschen Fragen gestellt, um die Funktion herauszufinden.
Autor: Reinhard Junker, 28.03.2006
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Rudimentäre Organe (Interessierte)
© 2006, https://www.genesisnet.info/schoepfung_evolution/f14.php
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Stimmt es, dass bereits zahlreiche Übergangsformen gefunden wurden?
Es ist eine Bewertungsfrage, wann eine Form als Übergangsform angesprochen werden kann. Wie soll „Übergangsform“ genau definiert werden? Das ist kaum in objektiver Weise möglich. Hier kann daher keine kurze Antwort gegeben werden. Vielmehr kommt man nicht darum herum, im Einzelfall die Datenlage genau zu prüfen. Ist etwa der „Urvogel“ eine Übergangsform? Insofern, als er eine Mosaikform darstellt (mit vogel- und reptilientypischen Merkmalen) – ja. Insofern aber, als zwischen ihm und anderen Vogelgruppen deutliche Lücken klaffen nein. Mittlerweile entdeckte Dinosaurierfedern sind als Übergänge zwischen Schuppen und Federn zu wenig beweiskräftig. Einige dieser „Federn“ sind eher haarartig und als Federvorstufen zweifelhaft; bei anderen wird diskutiert, ob es sich um Rückbildungen handelt.
Autor: Reinhard Junker, 17.02.2004
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Entstehung der Vierbeiner (Interessierte / Experten)
Entstehung der Vögel (Interessierte)
© 2004, https://www.genesisnet.info/schoepfung_evolution/f33.php
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Ist das gelegentliche „Schwänzchen“ von Neugeborenen ein Beleg für die Abstammung von tierischen Vorfahren?
Bei den sehr selten vorkommenden „Schwänzchen“ an Neugeborenen handelt es sich um eine nicht-erbliche Störung. (Da sie nicht im Erbgut verankert ist, ist schon deshalb die Deutung als stammesgeschichtlicher Rückschlag fragwürdig.) Sie enthalten meist nur Fett und Bindegewebe, gelegentlich auch Wirbelkörper. Nur selten befinden sie sich an der „richtigen“ Stelle (d. h. an der Stelle der gedachten Fortsetzung der Wirbelsäule). Schwanzartige Bildungen ohne Wirbel sind auch an ganz anderen Körperstellen und als Zusatzbildungen bei geschwänzten Tieren bekannt. Ein Rückschlag in frühere Evolutionsstadien können diese Bildungen also nicht sein. Das gilt auch für solche Fälle, in denen auch Wirbel ausgebildet sind, da eine Homologisierung mit echten Schwänzen von Tieren nicht gerechtfertigt ist. Eine detaillierte Begründung wird in diesem Artikel gegeben: http://www.wort-und-wissen.de/index2.php?artikel=sij/sij112/sij112-1.html
Autor: Reinhard Junker, 17.06.2009
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Rudimentäre Organe (Interessierte)
© 2009, https://www.genesisnet.info/schoepfung_evolution/f12.php
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Ist die Biogenetische Grundregel von Haeckel widerlegt?
So wie Haeckel sich eine Wiederholung der Stammesgeschichte in der individuellen Entwicklung (von der befruchteten Eizelle bis zum erwachsenen Organismus) vorgestellt hat, ist sie von Biologen schon immer bestritten worden. Die heutige Argumentation zur biogenetischen Grundregel beruft sich schon lange nicht mehr auf Haeckel, sondern auf viele andere spätere Erkenntnisse, und ist erheblich differenzierter geworden, dadurch aber nicht mehr so leicht widerlegbar. Man geht heute nur noch davon aus, dass bei einzelnen Entwicklungsschritten einzelne Organanlagen auf eine Wiederholung der Stammesgeschichte hindeuten.
Autor: Reinhard Junker, 04.05.2006
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Biogenetisches Grundgesetz – Geschichte (Interessierte / Experten)
© 2006, https://www.genesisnet.info/schoepfung_evolution/f62.php
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Widerlegt die Tatsache, dass ein Großteil der Mutationen schädlich ist, die Möglichkeit einer Evolution?
Das ist nicht der Fall. Denn das Besondere am Darwinschen Selektionsmechanismus (Auslese) besteht gerade darin, dass nachteilige Mutanten ausgemerzt werden und auf längere Sicht keine Rolle spielen, wenn der Prozentsatz der nachteiligen Mutationen nicht zu groß ist. Andernfalls würde es zum Aussterben der Art kommen. Entscheidend ist nach den Vorstellungen der Evolutionstheoretiker, dass es einen kleinen Anteil vorteilhafter Mutationen gibt, die sich durchsetzen und sich aufsummieren. Dafür muss jedoch jede komplexe Struktur, die entstehen soll, in sehr viele einzelne überlebensfähige, ja sogar konkurrenzfähige Zwischenstufen zerlegbar sein, was aber höchst fragwürdig ist. Es wird zudem auch die Frage diskutiert, ob das heutige Ausmaß der geringfügig nachteiligen Mutationen nicht doch zu groß ist, um sozusagen rechtzeitig aus dem Verkehr gezogen werden zu können; anschaulich gesprochen: ob also die Auslese mit dem Ausscheiden der nachteiligen Formen in allen Fällen nachkommen kann (vgl. dazu Loewe L (2000) Geschwindigkeitsbegrenzungen für adaptive Evolution. Studium Integrale Journal 7, 31-33; http://www.wort-und-wissen.de/sij/sij71/sij71-6m.html).
Autor: Reinhard Junker, 14.07.2005
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© 2005, https://www.genesisnet.info/schoepfung_evolution/f26.php
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Ist die moderne Gentechnik ein Modell für Evolution?
Nein, denn in der Gentechnik wird in einer so gezielten Weise gearbeitet, dass dafür im Freiland kaum Ent-
sprechungen bekannt sind. Solche Prozesse wären ohne menschliche Eingriffe einfach viel zu unwahrschein-
lich. Dazu kommt, dass auch in der Gentechnik mit vorhandenem Genmaterial gearbeitet wird, das fremden Organismen „eingepflanzt“ wird. Die Entstehung neuer Erbinformation kann damit nicht erklärt werden.
Autor: Reinhard Junker, 13.01.2005
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© 2005, https://www.genesisnet.info/schoepfung_evolution/f28.php
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Es gibt doch auch ganz unterschiedliche Baupläne von Lebewesen – stellt dies das Argument der Schöpfungsverwandtschaft in Frage?
Beim Argument, aus der beobachtbaren Ähnlichkeit auf einen gemeinsamen Schöpfer zu schließen, geht es darum, Ähnlichkeit zu verstehen. Daraus kann nicht der Umkehrschluss gezogen werden, Gott würde nur Ähnliches schaffen. In der Schöpfung ist sowohl Ähnlichkeit als auch Vielfalt verwirklicht. Gott als Schöpfer ist der Urheber von beiden.
Autor: Reinhard Junker, 12.04.2005
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Ähnlichkeiten in der Morphologie und Anatomie (Interessierte / Experten)
© 2005, https://www.genesisnet.info/schoepfung_evolution/f20.php
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Wie geht man in der Cladistik mit Mosaikformen um?
Die Problematik um Übergangsformen und Mosaikformen gibt es in der Cladistik nicht. Vielmehr werden einfach alle Formen eines untersuchten Formenkreises nach erfolgter Merkmalsanalyse und evtl. Merkmalsbewertung nach vorgegebenen Regeln in ein Baumdiagramm gebracht. Dieses Verfahren ist in der Regel nur computergestützt möglich. Es werden Baumdiagramm ermittelt, die mit einem Minimum an Evolutionsschritten aus-
kommen sollen (Sparsamkeitsprinzip; oft gibt es mehrere oder sogar zahlreiche Varianten sparsamer Bäume). Im Idealfall ist ein Baumdiagramm so konstruierbar, dass keine Konvergenzen vorkommen. Diesen Idealfall gibt es praktisch nie, es sei denn, es werden nur sehr wenige Arten und sehr wenige Merkmale zugrunde gelegt. In vielen Fällen ist das Ausmaß an Konvergenzen erheblich. In der Cladistik wird dies jedoch nicht weiter problematisiert; der Computer kann immer die sparsamsten Baumdiagramme ermitteln, gleichgültig, welches Ausmaß an Konvergenzen vorliegt. In der Cladistik wird die Konvergenzproblematik und mit ihr die Problematik evolutionär nicht passender (bzw. schwer einordenbarer Mosaikformen) letztlich übergangen.
Autor: Reinhard Junker, 13.01.2005
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Definition von Mosaikform und Übergangsform (Interessierte)
© 2005, https://www.genesisnet.info/schoepfung_evolution/f24
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