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Design-Theorie

Worin unterscheiden sich Kreationismus und „Intelligent Design“?

Im „Wissenschaftlichen Kreationismus“ amerikanisch-australischer Prägung wird eine sogenannte „Creation Science“ betrieben, welche die Zielsetzung verfolgt, auch ohne Bezug auf biblische Aussagen ein Schöpfungsverständnis der Welt (junge Erde, keine Makroevolution, katastrophische Bildung aller geologischen Schichten) mit naturwissenschaftlichen Daten und wissenschaftlicher Argumentation zu begründen. Meist ist damit auch der Anspruch verbunden, eine bessere wissenschaftliche Antwort zu bieten als die konkurrierende Evolutionsanschauung. Nicht selten wird dabei die eigene Sicht als einzig wissenschaftlich plausible Theorie betrachtet. Diese Sicht firmiert auch unter dem Schlagwort „Scientific Creationism”, der von einem „Biblical Creationism“ unterschieden wird. Letzterer formuliert den biblischen Bezug in eindeutiger Weise, wobei die biblische Urgeschichte als historisch zuverlässig betrachtet wird.

Ob nun ein Bezug zur Bibel ausdrücklich formuliert wird oder nicht: Kreationismus beinhaltet folgende Sicht von der Geschichte der Schöpfung: Der Kosmos ist jung (größenordnungsmäßig um 10.000 Jahre alt), die Lebewesen sind als fertige Grundtypen geschaffen worden, und es gab eine weltweite Sintflut, die für die Entstehung des größten Teils der fossilführenden Schichtgesteine verantwortlich ist. Dies schließt ein, dass eine allgemeine Evolution der Lebewesen (alle Lebensformen stammen letztlich von sehr einfach gebauten Vorläufern ab; Makroevolution) abgelehnt wird.

Im deutschsprachigen Raum vertritt die Studiengemeinschaft Wort und Wissen eine biblische Schöpfungslehre. Mit dem Kreationismus im oben beschriebenen Sinne gibt es viele Gemeinsamkeiten: Die biblische Urgeschichte wird ebenfalls als historisch zuverlässig betrachtet, demnach wird auch hier davon ausgegangen, dass am Anfang der Geschichte der Lebewesen fertige, polyvalente Grundtypen standen (siehe Genetisch polyvalente Stammformen von Grundtypen). Der Kosmos (und damit auch die Erde auf ihr die fossilführenden geologischen Schichten) ist jung, und es gab eine erdweite Sintflut. Allerdings bleibt hier offen, welche Auswirkungen die Sintflut auf die Geologie hatte, und es wird (im Unterschied zum amerikanischen Kreationismus) mit der Möglichkeit umfangreicher geologischer Veränderungen auch vor und zum Teil nach der Sintflut gerechnet. In diesem Sinne wird eine sogenannte „biblisch-urgeschichtliche Geologie“ vertreten. (Näheres in Stephan & Fritzsche (2003) sowie in Stephan (2005).)

Die Evolutionsanschauung wird aus theologischen Gründen abgelehnt, weil sie mit der biblischen Heilsgeschichte nicht kompatibel ist (siehe hierzu Die biblische Urgeschichte im Neuen Testament). Der Evolutionslehre wird dennoch auf der Basis empirischer Befunde teilweise Plausibilität zugebilligt, besonders, was die Mikroevolution betrifft (vgl. dazu Evolutionsparadigma und Naturwissenschaft; zu „Mikroevolution“ siehe Mikro- und Makroevolution). Doch werden die Indizien für eine das gesamte Leben umfassende Evolution (Makroevolution) als nicht stichhaltig betrachtet. In verschiedenen Fachbereichen werden Daten und Sachverhalte, die einer evolutionären Interpretation entgegenstehen, publiziert und zur Diskussion gestellt. Eine zusammenfassende Darstellung bietet das Lehrbuch von Junker & Scherer (2001). Detailliertere Kritik findet sich in den Veröffentlichungen der Fachberichtsreihe „Studium Integrale“ (http://www.wort-und-wissen.de/si) und in zahlreichen Beiträgen von „Studium Integrale Journal“ (http://www.wort-und-wissen.de/sij). Die naturwissenschaftliche Argumentation wird nicht mit einem Absolutheitsanspruch vertreten, da sie – wie es generell bei Hypothesen im Rahmen der Wissenschaft der Fall sein sollte – nur hypothetisch formuliert werden kann (auch hierin liegt häufig ein Unterschied zum amerikanischen Kreationismus). Auch die theologische Position bezüglich des Verständnisses der biblischen Schöpfungsaussagen wird (ebenfalls im Unterschied zum amerikanischen Kreationismus) nicht verabsolutiert.

Der Ansatz des Intelligent Design (ID; siehe Einführung in „Intelligent-Design“) nimmt dagegen keinen Bezug auf die biblische Offenbarung, auch wenn die meisten (aber nicht alle!) ID-Vertreter Christen sind. Die ID-Bewegung will durch wissenschaftliche Analyse nachweisen, dass aus der komplexen Struktur des Kosmos und des Lebens auf das Wirken eines intelligenten Urhebers („Designers“) rückgeschlossen werden kann. Über Identität oder Attribute des Designers wird keine Aussage gemacht. Daher ist der ID-Ansatz mit sehr verschiedenen Gottesvorstellungen kompatibel und damit religiös ziemlich neutral. Der ID-Ansatz steht – geistesgeschichtlich gesehen – in der abendländischen philosophisch-theologischen Denktradition der „allgemeinen Offenbarung“ bzw. der „natürlichen Theologie“ (vgl. Kaiser 2005, S. 27f.). Viele ID-Vertreter akzeptieren eine allgemeine Evolution der Lebewesen und das damit verbundene hohe Kosmosalter ausdrücklich (womit sie sich klar vom Kreationismus und der oben beschriebenen biblischen Schöpfungslehre unterscheiden). Die Vorstellung einer ungelenkten, ausschließlich naturalistisch bzw. materialistisch zu deutenden Evolution wird jedoch eindeutig abgelehnt. Aufgrund der erheblichen Unterschiede zwischen ID und Kreationismus ist die häufig vorgebrachte Behauptung, es handle sich bei ID um versteckten Kreationismus, nicht haltbar. Die beiden Denkansätze von ID und Kreationismus sollten deutlich voneinander unterschieden werden.

Quellen

Junker R & Scherer S (2001) Evolution – ein kritisches Lehrbuch. Gießen, 5. Auflage. (http://www.wort-und-wissen.de/lehrbuch/main.html)

Kaiser B (2005) Studien zur Fundamentaltheologie, Bd. 1, Nürnberg.

Stephan (2005) Entgegnung auf einige Aspekte der Kritik an der biblisch-urgeschichtlichen Geologie. 66 S. http://www.wort-und-wissen.de/aufsaetze/a01/a01.pdf.

Stephan M & Fritzsche T (2003) Sintflut und Geologie. Schritte zu einer biblisch-urgeschichtlichen Geologie. Holzgerlingen, 2. Auflage 2003. (http://www.wort-und-wissen.de/buecher/geo/sintflut.html)

Autor: Studiengemeinschaft Wort und Wissen, 22.10.2005

Tiefergehende Informationen zu diesem Thema

Einführung in „Intelligent-Design“ (Interessierte / Experten)

© 2005, https://www.genesisnet.info/schoepfung_evolution/f80.php

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Ist „Intelligent Design“ wissenschaftsfeindlich?

Der nachfolgende Text ist eine leicht überarbeitete und gekürzte Version eines im November 2006 unter http://axonas.twoday.net/stories/2912241/ veröffentlichten Artikels. Auf den Text von „axonas” hat Martin Neukamm geantwortet; eine Entgegnung auf diese Antwort wurde am 13. 3. 2007 unter den „News” von Genesisnet veröffentlicht (Kontroverse über Wissenschaft und „Intelligent Design“).

Der Grundgedanke des „Intelligent Design” (ID) ist, dass an Strukturen der Lebewesen Eigenschaften erkennbar sind, die auf das Wirken eines intelligenten, willensbegabten Urhebers hinweisen und andere Möglichkeiten ihrer Herkunft unwahrscheinlich machen. Solche Eigenschaften können als „Design-Signale” bezeichnet werden; es gibt verschiedene Versuche, dies zu definieren (siehe Kontroverse um „Intelligent-Design”). Relativ stark beachtet, heftig diskutiert und kritisiert wurde beispielsweise das ID-Erkennungsmerkmal der sogenannten „nichtreduzierbaren Komplexität” (siehe Nichtreduzierbare Komplexität), das der Biochemiker Michael Behe im 1996 veröffentlichten Buch „Darwin’s Black Box” popularisiert hat. Zur Motivation für eine Forschung, die für ID offen ist, schreibt Phillip Johnson: „Intelligente Ursachen können bewirken, was nicht intelligente Ursachen nicht können, und eine naturwissenschaftliche Untersuchung kann diesen Unterschied aufzeigen.” Obwohl also von einer „naturwissenschaftlichen Untersuchung” die Rede ist, wird gegen den ID-Ansatz häufig der Vorwurf erhoben, sie würde Wissenschaft blockieren, weil bei offenen Fragen auf einen Designer oder Schöpfer verwiesen würde, anstatt weiter zu forschen. Damit aber sei der ID-Ansatz wissenschaftsfeindlich. Da unsere Gesellschaft auf den Errungenschaften der Naturwissenschaften basiere, sei ID daher intolerabel.

Dieser sehr schwerwiegende Vorwurf ist indessen eine Konstruktion auf der Basis einer falschen Voraussetzung, nämlich der gerade zitierten Behauptung, Anhänger von ID würden bei offenen Fragen nicht weiterforschen. Das Gegenteil ist der Fall: Argumente für Planung in der Natur können nur dann begründet vorgetragen werden, wenn der betreffende Forschungsgegenstand gut untersucht ist. Und diese Argumente können gegen Kritik wiederum nur durch weitere Forschung behauptet werden. Um die Plausibilität von Argumenten für Planung zu erhöhen, ist also Forschung notwendig, nicht deren Beendigung. Der oben erwähnte Michael Behe betont in seinem Bestseller Darwin’s Black Box gerade, dass durch die Zunahme des Wissens im biochemischen Bereich das Design-Argument der sogenannten „nichtreduzierbaren Komplexität” erst plausibel wurde. Weitere Forschung kann ID-Argumente natürlich auch schwächen. Die Forschung ist ergebnisoffen und ID verliert z. B. dadurch an Plausibilität, dass die Entstehung von Strukuren mit einer nichtreduzierbaren Komplexität durch natürliche Prozesse erklärt werden kann.

In Wirklichkeit stellen sich viele wissenschaftliche Fragen gerade dann, wenn „Schöpfung” oder „Planung” in der Natur vorausgesetzt wird. Es liegt in der Natur der Sache, dass verschiedene Weltsichten teilweise verschiedene Fragen an die Natur richten. (Details werden im Internetartikel „Wissenschaft im Rahmen des Schöpfungsparadigmas” diskutiert: http://www.wort-und-wissen.de/artikel/a02/a02.pdf) Die Forschungsmethoden und die Möglichkeiten des Erkenntnisgewinns sind aber im Grundsatz dieselben. Zudem zeigt ein Blick in die Wissenschaftsgeschichte, dass das christliche Weltbild die modernen Naturwissenschaft förderte. Denn aufgrund biblischer Schöpfungsaussagen wurde die Welt gerade nicht als von willkürlich agierenden Göttern beherrscht betrachtet. Vielmehr geht es gemäß christlicher Schöpfungsanschauung in der Welt mit regelhaften Abläufen zu, die erforschbar sind, weil die Welt von Gott geschaffen wurde und von ihm nach Ordnungen regiert wird; das garantiert Regelhaftigkeiten (biblische Grundaussagen dazu sind Genesis 8,22 sowie Jeremia 31,35f. und 33,25). Dieses Weltverständnis war geschichtlich der Ausgangspunkt für die Naturwissenschaft, wie wir sie heute betreiben.

 

Die Vermischung der Wie-Frage mit der Woher-Frage

Die Werkzeuge der Naturwissenschaft, mit denen empirische Forschung betrieben wird, sind vor allem geeignet, Fragen des Aufbaus und Funktionierens der Welt zu erforschen (in diesem Sinne „Wie-Fragen”). Z. B.: Wie sind die Lebewesen aufgebaut, wie funktionieren sie? Darüber hinaus ist die Wozu-Frage in der Biologie von großem heuristischem Wert: Z. B.: Welchen Zweck erfüllt das untersuchte Organ? Dagegen liegt die Woher-Frage – um die es beim ID-Ansatz geht – nur indirekt in der Reichweite empirischer Forschung. Sie kann zu ihrer Beantwortung zwar zahlreiche Indizien bereitstellen und ist daher eine unverzichtbare Hilfswissenschaft für Herkunftsfragen; dennoch sind Woher-Fragen ihrem Wesen nach historische Fragen.

Der Fortschritt der Wissenschaft in den Wie-Fragen geht nun nicht automatisch mit einem Fortschritt in der Beantwortung der Woher-Fragen einher. Es ist nicht so, dass zunehmendes naturwissenschaftliches Wissen unsere Kenntnislücken in Entstehungsfragen ohne weiteres verkleinern würde. Das Gegenteil liegt ebenso im möglichen Erkenntnisraum: Je mehr wir wissen, desto offenkundiger könnte unsere Unkenntnis in den Ursprungsfragen werden. Ob das zutrifft, muss von Fall zu Fall untersucht werden. Jedenfalls darf der Erfolg bei der Beantwortung von Wie-Fragen (im o. g. Sinne) keinesfalls unbesehen für Erfolge in Woher-Fragen reklamiert werden.

Wichtig ist in diesem Zusammenhang: Die Diskussion um Evolution, ID und Schöpfung berührt die Wie-Fragen, von deren Beantwortung unsere Gesellschaft in Medizin und Technik profitiert, überhaupt nicht. Die Behauptung, ID oder der Bezug auf „Schöpfung” bedrohten die Fundamente von Wissenschaft und Gesellschaft, sind daher abwegig.

 

Erkenntnisgewinnung in der Ursprungsforschung

Naturwissenschaftler verfolgen das Ziel, die Ursachen für die beobachteten Phänomene herauszufinden, welcher Art diese Ursachen auch immer sind, natürlich oder willensgesteuert. So muss ein Archäologe, der Artefakte von Naturprodukten unterscheiden möchte, bei einer Untersuchung von mutmaßlichen Steinwerkzeugen sowohl die Möglichkeit natürlicher Ursachen als auch das Vorliegen von zielorientierter Aktion einkalkulieren. Eine Beschränkung auf ausschließlich natürliche Ursachen wäre hier eine folgenreiche Vorentscheidung über das, was man überhaupt herausfinden kann. Das gilt für jede Ursprungsforschung. Eine solche Vorfestlegung könnte man nur philosophisch begründen, nicht durch empirische Forschung. Dazu kommt, dass es nach Auffassung von ID-Befürwortern schwerwiegende Verdachtsmomente für Planung gibt. (Sehr schön dargestellt und begründet wird dies von Markus Rammerstorfer in seinem Buch „Nur eine Illusion? Biologie und Design” (Marburg 2006); vgl. meine Rezension unter https://www.wort-und-wissen.org/rezension/nur-eine-illusion-biologie-und-design/.) Die Hinweise darauf, dass es noch andere als natürliche Ursachen für die Entstehung der beobachteten Phänomene gibt, sind überwältigend. Sogar Richard Dawkins – einer der größten Gegner des Gedankens an Planung in der Natur – definiert Biologie als „das Studium komplizierter Dinge, die so aussehen, als seien sie zu einem Zweck entworfen worden.” Bei einer in der Akzeptanz möglicher Ursachen nicht von vornherein eingeschränkten Suche werden verschiedene Wege der Erkenntnisgewinnung beschritten, darunter selbstverständlich auch der naturwissenschaftliche. Es wäre jedoch eine unbegründete Kanalisierung, in Ursprungsfragen nur die Suche nach natürlichen, durch Gesetze beschreibbare Ursachen zuzulassen – genauso wie es eine Vorfestlegung wäre, diese von vornherein auszuschließen, indem auf besondere Schöpfungsakte verwiesen wird. Eine ideologiefreie Vorgehensweise zieht von vornherein alle möglichen Ursachen in Betracht, insbesondere wenn es entsprechende Hinweise gibt.

Aus alledem folgt erneut: Die Annahme von „Schöpfung” behindert wissenschaftliche Forschung keineswegs, sondern regt sie an, und zwar insbesondere dadurch, dass sie verschiedenen Spuren (natürliche Mechanismen und Indizien auf Planung) nachgeht. Die naturwissenschaftliche Methode wird dabei uneingeschränkt verwendet.

Es kommt noch hinzu, dass es keine universell gültige Vorgabe einer Forschungsmethode gibt, wie Wissenschaft zu betreiben ist. Diese Feststellung gehört zum wissenschaftstheoretischen Allgemeingut. Noch nicht einmal im Bereich einer harten Wissenschaft, wie der Physik, gibt es eine universelle Methode, wie A. F. Chalmers in seinem Standardwerk „Wege der Wissenschaft” (Berlin, 4. Aufl. 2001) herausstellt. Denkmögliche Erklärungen nur mit Hinweisen auf Methodik abzulehnen, ist nicht zu rechtfertigen. Stattdessen sollten mögliche Erklärungsweisen für wissenschaftliche Untersuchungen greifbar gemacht werden. Genau das versucht der ID-Ansatz im Bereich der biologischen Ursprungsfrage.

 

Verfehlte Vergleiche

In der Auseinandersetzung um ID lautet eine vielfach kolportierte Argumentationsfigur, es sei genauso unsinnig, die Evolutionstheorie zu hinterfragen, wie es abwegig wäre, die Atomtheorie oder das Periodensystem der Elemente in Frage zu stellen. Vergleiche dieser Art sind grob irreführend. Zum einen handelt sich um einen Vergleich einer historischen Theorie mit einer Strukturtheorie, in welcher der Zeitaspekt keine Rolle spielt. Hier wird also der Unterschied zwischen einer Wie-Frage (hier: Aufbau der physikalischen Welt) und der Woher-Frage nicht beachtet. Doch davon abgesehen stellt sich ganz einfach die Frage: Gibt es empirische Gründe, eine Theorie – um welche es auch immer sich handelt – kritisch zu hinterfragen? Weshalb sollte Kritik an der Evolutionstheorie nicht zur Sprache kommen, nur weil es keine Kritik an der Atomtheorie oder dem Periodensystem der Elemente gibt? Was hat die eine Theorie mit der anderen zu tun? Vergleiche dieser Art dienen dem Schutz der Evolutionstheorie vor fundamentaler fachlicher Kritik; sie sind Teil einer Immunisierungsstrategie, die ideologische Züge trägt.

Zudem können auch bewährte Theorien aufgrund neuerer Erkenntnisse scheitern. Ein Beispiel ist die Geosynklinaltheorie in der Geologie, durch die bis zu Beginn der 1960er Jahre die Entstehung der Gebirge erklärt wurde. Diese Theorie galt lange Zeit als Lehrmeinung. Dennoch hat sie sich als falsch herausgestellt. Der Vergleich der Evolutionstheorie mit vermeintlich gesicherten Theorien könnte so zum Rohrkrepierer werden.

 

Schlussfolgerungen

Naturwissenschaft befasst sich primär mit dem Aufbau und dem Funktionieren der physikalischen und belebten Welt. Ihre Forschungsgebiete tangieren die Ursprungsfrage nur mittelbar. Naturwissenschaftliche Forschung ist daher bezüglich verschiedener Vorstellungen über Ursprung und Geschichte der Schöpfung weitgehend neutral. In den Wie-Fragen wird Naturwissenschaft durch schöpfungsbasierte Weltsichten in keiner Weise behindert – im Gegenteil: manche wissenschaftlich untersuchbaren Fragen werden gerade dann aufgeworfen, wenn die Option „Schöpfung” offengehalten wird. Der Vorwurf, ID sei ein „science stopper” erweist sich daher als unbegründet. In der Diskussion um Ursprungsfragen wird dieser Vorwurf vielmehr als „Kampfmittel” eingesetzt, um unliebsame Positionen als nicht diskurswürdig aus dem Wettbewerb konkurrierender Weltsichten zu werfen.

Autor: Reinhard Junker, 10.05.2008

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Kontroverse um „Intelligent-Design“ (Interessierte / Experten)

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Ist „Intelligent Design“ wissenschaftlich testbar und widerlegbar?

Ein Standardeinwand gegen das Konzept des „Intelligent Design“ ID ist, dass dieses Konzept nicht testbar und daher auch nicht falsifizierbar sei. Dieser Einwand ist berechtigt, solange ID unpräzise formuliert wird. Die allgemeine Behauptung „Ein Designer hat dies oder das gemacht” ist tatsächlich nicht widerlegbar.

Tatsächlich geht es beim ID-Ansatz aber gar nicht um die Frage, wie der Designer bei der Schöpfung vorgegangen ist (man kann höchstens simulieren, wie er vorgegangen sein könnte, s.u.). Vielmehr geht es darum, ob man Indizien festmachen kann, anhand derer man auf das Wirken eines Urhebers schließen kann (sog. „Design-Signale“).

Hier greift ein Analogieschluss: Lebewesen zeigen zielgerichtete Komplexität, sie sind zweckmäßig gebaut. Ihre Konstruktionen und Apparate bestehen oft aus vielen, synorganisierten (miteinander verschachtelten) Teilen und zeigen irreduzible Komplexität. Das heißt: Sie besitzen Bauteile oder biochemische Prozesse, die aus mehreren aufeinander abgestimmten Bestandteilen zusammengesetzt sind und die ihre Funktion vollständig verlieren würden, wenn ein beliebiges Element verloren ginge (zu einer genaueren Charakterisierung siehe Nichtreduzierbare Komplexität). Aus Erfahrung in anderen Wissensgebieten (Technik, Archäologie) wissen wir, dass solche zweckmäßigen Strukturen nur entstehen, wenn ein Urheber zielorientiert geschaffen hat. Irreduzible Komplexität kann daher als Design-Signal gewertet werden. (Es gibt noch andere Design-Signale, die hier aber nicht genannt werden sollen.) Vor diesem Hintergrund kann das Vorliegen eines Design-Signals z. B. dadurch getestet werden, dass man die Nicht-Reduzierbarkeit einer Struktur nachweist. Dies ist im Prinzip einfach möglich: Man muss testen, ob auf irgendein Bauelement verzichtet werden kann, ohne dass die bisherige Funktion verloren geht. (In der Praxis kann das allerdings aufgrund der Komplexität der Lebewesen schwierig sein.) Kann dagegen gezeigt werden, dass eine Struktur Schritt für Schritt durch bekannte Mechanismen aufgebaut werden kann, so dass jederzeit ein Selektionsvorteil besteht, wäre widerlegt, dass die betreffende Struktur irreduzibel komplex ist. Damit würde das Design-Signal, der Hinweis auf einen Urheber, erlöschen. Umgekehrt kann es aber sein, dass weitere Forschung und vertiefte Kenntnis über den Aufbau eines biologischen Apparats noch mehr als zuvor die Irreduzierbarkeit deutlich werden lässt.

Die Behauptung, ID sei nicht testbar, wird übrigens durch solche Kritiker widerlegt, die ID-Argumente entkräften oder zu widerlegen versuchen. Solche Versuche werden im Artikel Nichtreduzierbare Komplexität) diskutiert.

Wenn gar keine Design-Signale wie z. B. irreduzibel komplexe Strukturen nachgewiesen werden könnten, wäre die Existenz eines Urhebers allerdings nicht widerlegt, es gäbe dann nur keine nachweisbaren Anzeichen auf sein Wirken. Aber beim ID-Ansatz geht es eben nicht um den Nachweis oder die Widerlegung der Existenz eines Urhebers, sondern um den Nachweis von Design-Signalen, also von Spuren seines Wirkens. Dies ist vergleichbar mit der SETI-Forschung („Search for Extraterrestrial Intelligence“), bei der es ebenfalls nur darum geht, Spuren intelligenter Urheber im Weltall nachzuweisen, ohne eine Aussage über die Identität ihrer Urheber machen zu können.

Eine ganz andere Testmöglichkeit besteht darin, Strukturen, die nach gegenwärtigem Stand des Wissens Design-Signale aufweisen, im Labor nachzumachen. Man kann bei diesem Versuch testen, ob dies unter den jeweiligen Bedingungen ohne Planung möglich ist. Würde es beispielsweise gelingen, eine irreduzibel komplexe biochemische Stoffwechselkaskade künstlich herzustellen und wäre dies nur unter Einsatz von Know how möglich, wüsste man, dass auf dem Wege des intelligenten Design die Herstellung möglich ist. Ob in der Vergangenheit die betreffende Stoffwechselkaskade so entstanden ist, bleibt offen, es wäre nur eine simulierte Möglichkeit aufgezeigt worden. Das liegt in der Natur der Sache. Vergangene Prozesse können grundsätzlich nur simuliert werden. (Solche Simulationen könnten aber helfen, zu verstehen, wie man als Designer handeln könnte, um bestimmte Dinge zu erschaffen.)

Man kann umgekehrt auch die Frage stellen, ob die Behauptung, eine irreduzibel komplexe Struktur sei durch Evolutionsmechanismen entstanden, widerlegbar ist. Man kann nämlich bei jedem Scheitern eines Versuches, irreduzible Komplexität durch bekannte Evolutionsmechanismen zu erklären, auf noch unbekannte Mechanismen verweisen. So gesehen ist die Behauptung, irreduzibel komplexe Strukturen sprächen für ID, grundsätzlich leichter angreifbar als die Behauptung, natürliche Mechanismen hätten eine bestimmte Struktur hervorgebracht.

Die Schwierigkeit der Widerlegung liegt darin begründet, dass wir es mit vergangenen Prozessen zu tun haben. Im Artikel Methodik der historischen Forschung wird gezeigt, dass eine strikte Widerlegung von Theorien, die vergangene Prozesse beschreiben, nicht möglich ist, sondern nur Plausibilitätsbetrachtungen angestellt werden können.

Autor: Reinhard Junker, 10.05.2008

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Fördert der Ansatz der Schöpfungslehre und des „Intelligent Design“ Forschung?

Ein Standardeinwand gegen Forschung unter der Vorgabe von Schöpfung, aber auch gegen den Ansatz des „Intelligent Design“ (Einführung in „Intelligent-Design“ lautet, dass keine fruchtbare Forschung möglich sei. Denn zum einen werde beim Auftreten offener Fragen auf das wundersame Handeln eines Schöpfers verwiesen. Zum anderen ergäben sich gar keine Fragestellungen, denen man durch Forschung nachgehen könne, wenn die Ursprungsfragen mit dem Hinweis auf einen Schöpfer beantwortet werden. Dieser Einwand und die genannten Begründungen treffen jedoch aus folgenden Gründen nicht zu.

  1. Im Schöpfungsparadigma steht nicht von vornherein fest, wo die natürlichen Mechanismen nicht greifen. Genau dies kann und soll nur durch Forschung ausgelotet werden. Es werden nicht alle Ursprungsfragen pauschal mit „Schöpfung“ beantwortet. Ob für einzelne Gegenstände eine intelligente Schöpfung anzunehmen ist oder ob gesetzmäßig beschreibbare Mechanismen und ungelenkte Prozesse für deren Entstehung ausreichen, kann erst nach eingehender Forschung begründet werden.
  2. Um das Unvollkommenheits-Argument gegen Schöpfung (vgl. Argumente gegen Design) zu entkräften, ist Forschung notwendig. Die Suche nach Funktionen ist ein sinnvolles Forschungsprogramm und sie ist vor allem dann motiviert, wenn man von einer intelligenten Schöpfung ausgeht. Hier hat das Evolutionsparadigma in der Vergangenheit Wissensfortschritt teilweise verhindert (Rudimente-Problematik, Biogenetisches Grundgesetz: „funktionslose evolutionäre Relikte” etc.). Die Vorgabe von „Schöpfung“ kann in manchen Fällen also Forschung eher fördern als die Vorgabe von Makroevolution.
  3. Der Ansatz des „Intelligent Design“ (ID) strebt dadurch ein volles Verständnis vergangener Abläufe an, dass alle Möglichkeiten für den Ursprung biologischer Systeme – Zufall, Gesetzmäßigkeit und Intelligent Design – offengehalten werden. Dabei darf nicht vorschnell auf ID geschlossen werden, sondern erst nach eingehender Prüfung. Ohne Forschung kann es keinen begründeten Schluss auf ID geben. Michael Ruse (2003, 268) stellte fest, dass die Erforschung der Lebewesen auf eine Art und Weise erfolgt, als seien diese erschaffen worden. Es dürfte kaum einen besseren Beweis dafür geben, dass die Annahme von Schöpfung Forschung nicht verhindert, sondern motiviert.

Im Artikel Biblische Schöpfungslehre und Grundtypenbiologie wird anhand einer Reihe von Themen gezeigt, dass und wie im Rahmen des Schöpfungsparadigmas Forschung angeregt wrid.

Literatur

Ruse M (2003) Darwin and Design. Does Evolution have a purpose? Harvard University Press.

Autor: Reinhard Junker, 21.09.2005

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Ist das Fehlen eines Mechanismus ein Argument gegen „Intelligent Design“?

Kritiker bemängeln, dass im Rahmen des „Intelligent Design“ (ID)-Ansatzes auf mechanismische Erklärungen verzichtet werde. Es werde keine Aussage darüber getroffen, wie ID funktioniere, also mit welchen Mechanismen ID wirke. So schreibt Thomas Waschke (2003): „Es gibt weder Aufstellungen von allgemeinen Gesetzesaussagen noch Erklärungen, wie Design mechanismisch funktionieren soll …“ ID-Vertreter würden auch gar nicht den Anspruch stellen, mechanismische oder auch nur kausale Erklärungen zu liefern.

Darauf kann entgegnet werden, dass jede Ursprungsforschung lange vergangene Prozesse nur simulieren kann. Die seinerzeit abgelaufenen Mechanismen können nicht direkt erforscht werden. Auch die Evolutionsbiologie wird grundsätzlich nie demonstrieren können, durch welche Mechanismen z. B. erste Lebewesen auf der hypothetischen frühen Erde entstanden sind. Vielmehr könnte allenfalls durch Simulationsexperimente gezeigt werden, unter welchen Randbedingungen auf welche Weise Leben entstehen könnte. Und nun wird es spannend: Welche Schlussfolgerungen werden gezogen werden, wenn sich wiederholt zeigt, dass Leben oder wenigstens wichtige Makromoleküle oder Apparate heutiger lebender Zellen nur durch Einsatz von Planung, durch einen geordneten Versuchsaufbau und durch ein kontrolliertes Timing entstehen? Damit hätte man eine Erklärung gefunden, wie Leben entstehen kann; man würde einen Vorgang kennen, der zu Leben oder wenigstens von Teilstrukturen von Lebewesen führt. Man hätte demonstriert, dass und wie mit „Design“ Lebensstrukturen erzeugt werden können.

Natürlich hätte man auch damit nicht gezeigt, wie Leben auf unserer Erde in der Vergangenheit tatsächlich entstanden ist. Aber es wäre demonstriert worden, wie es möglich gewesen sein könnte. Mehr kann grundsätzlich nicht geleistet werden, weil es um ein Ereignis in der Vergangenheit geht – in dieser Hinsicht sitzen alle Ursprungsforscher im selben Boot.

Indizien für ID sind darüber hinaus nicht von der (sicheren) Kenntnis eines „Design-Mechanismus“ abhängig. Dies entspricht der oft erhobenen Forderung von Evolutionstheoretikern, die Mechanismenfrage nicht mit der Deszendenzfrage zu vermischen. Denn – so wird argumentiert – selbst, wenn man nichts über die speziellen Evolutionsmechanismen wüsste, bliebe die Tatsache der allgemeinen Deszendenz der Lebewesen unangetastet. Dies kann man zwar hinterfragen (siehe dazu Evolutionsparadigma und Naturwissenschaft, dort Abschnitt „Die Plausibilität der Abstammungslehre ist vom Stand der Ursachenforschung abhängig“), doch wenn man diesen Satz gelten lässt, so würde er für ID gleichermaßen zutreffen (Ratzsch 2002, 10): „Indeed, the commonplace distinction between the fact of evolution and the mechanism of evolution may apply equally well to design – recognition of a fact of design need not be anchored to an understanding of the mechanisms by which design is introduced into natural phenomena.“

Grundlagen zum Thema „Intelligent Design” werden im Artikel Einführung in „Intelligent-Design“ dargestellt, auf Kritik wird in Kontroverse um „Intelligent-Design“ eingegangen.

Literatur

Ratzsch D (2002) Design Theory and its critics. Monologues passing the night. Ars Disputandi 9, www.ArsDisputandi.org/publish/articles/000079/article.pdf

Waschke T (2003) Intelligent Design. Alter Wein in neuen Schläuchen. Skeptiker 4/2003, 128-136. www.gwup.org/skeptiker/archiv/2003/4/intellegentdesigngwup.html.

Autor: Reinhard Junker, 06.08.2005

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