Wort-und-Wissen-Info 4/2021
Inhalt
- Grußwort von Peter Trüb
- Stabübergabe in der Geschäftsstelle – Herzlichen Dank an Reinhard Junker
- „Glauben, lieben, hoffen“ – Ein Buch, vor dem gewarnt werden muss
- Neuerscheinung: „Wurzeln des neuzeitlichen Atheismus“
- Streiflichter aus der Wissenschaft
- Neues auf unseren Internetseiten
- Veranstaltungen
- Jetzt wird es wieder spannend …
- STUDIUM INTEGRALE JOURNAL
Grußwort von Peter Trüb
Liebe Freunde von Wort und Wissen,
vor einigen Wochen erhielt der italienische Physiker Giorgio Parisi eine Hälfte des Nobelpreises für Physik als Anerkennung für seine theoretischen Arbeiten zu der Rolle von Unordnung und Fluktuationen in physikalischen Systemen. In diesem Zusammenhang wurde er in einem Interview auch nach seinem Verhältnis zu Gott gefragt. In seiner Antwort betonte er, dass Wissenschaft und Religion zwei komplementäre Disziplinen seien. Die Wissenschaft versuche, die Welt zu erklären, während die Theologie über die Welt hinausgehe. Was Parisi davon hält, wenn sich die Theologie nicht nur zu jenseitigen Dingen, sondern auch zu Aspekten dieser Welt äußert, zeigte sich vor einigen Jahren in einer Kontroverse an seiner Universität La Sapienza in Rom. Im Jahre 2007 lud deren Rektor Papst Benedikt XVI ein, die Eröffnungsrede für das nächste akademische Jahr zu halten. Dies missfiel einem Physikprofessor derart, dass er einen Protestbrief mit schwerwiegenden Vorwürfen an den Papst und die katholische Kirche verfasste. Zusammen mit anderen Professoren unterstützte Parisi dieses Protestschreiben mit seiner Unterschrift, es kam zu Studentenprotesten und sogar zu einer Besetzung des Akademischen Senats und des Rektorats, sodass der Papst die Einladung schließlich ablehnte. Diese Ereignisse sind umso bemerkenswerter, weil La Sapienza im vierzehnten Jahrhundert durch einen Papst gegründet und während weiterer 500 Jahre durch die katholische Kirche gefördert und erweitert wurde. Damit erging es dem Papst nicht anders als unserem Herrn, über den Johannes im Prolog seines Evangeliums folgendes schrieb (Joh 1,11):
Er kam in sein Eigentum; und die Seinen nahmen ihn nicht auf.
Jesus hat seine Jünger vorgewarnt, dass sie nicht mit der Liebe der Welt rechnen können und es ihnen wie ihrem Herrn ergehen wird (Joh 15,18-21). Da die Welt den nicht kennt, der Jesus in diese Welt gesandt hat, stoßen auch seine Nachfolger auf Ablehnung. Wie Johannes weiter schreibt, werden der Heilige Geist und die Nachfolger Jesu trotzdem Zeugnis von Gott ablegen (Joh 15,26f). Auch wenn viele Wissenschaftler aus Furcht, sich einer höheren Instanz unterordnen zu müssen, um jeden Preis eine Trennung zwischen Glauben und Wissen aufrechterhalten möchten, wollen wir als Studiengemeinschaft weiterhin Gott als Schöpfer und Erlöser bezeugen. Obwohl wir im Gegensatz zur katholischen Kirche theistische Evolution nicht als mit dem Schöpfungsbericht vereinbar betrachten, teilen wir mit Papst Benedikt XVI die Überzeugung, dass die Wissenschaft nicht in der Lage ist, die beobachtete Ordnung in unserem Universum schlüssig zu erklären, dass die Eigenschaften des Lebens auf einen Schöpfer hinweisen und dass ein Ignorieren des Glaubens uns in der Fähigkeit, auf solche Fragen zu hören und zu antworten, stark einschränkt.
Herzlich, Ihr Peter Trüb
Stabübergabe in der Geschäftsstelle – Herzlichen Dank an Reinhard Junker
Prediger 11,1: Wirf dein Brot hin auf die Fläche der Wasser, denn nach vielen Tagen wirst du es finden.
Nun ist es soweit. Vielleicht erinnert sich die eine oder der andere noch daran. Auf der Mitgliederversammlung 2016, also vor 5 Jahren, haben wir es uns klar gemacht: Wort und Wissen steht vor einem tiefgreifenden Generationswechsel. Für einige hauptamtliche Mitarbeiter, die jahrzehntelang für die Studiengemeinschaft gearbeitet haben, steht in den nächsten Jahren die Pensionierung an.
So auch für Dr. Reinhard Junker, unserem Geschäftsführer, der am 30. 11. 2021 seinem letzten offiziellen Arbeitstag entgegensieht. Die Herausforderung lag auf der Hand! Wir benötigen unbedingt Nachfolger, die mit geistlicher und wissenschaftlicher Kompetenz beschenkt sich zukünftig den vielfältigen Arbeiten in der Geschäftsstelle, der wissenschaftlichen Forschungs- und Literaturarbeit, der Herausgabe von Publikationen, der Tagungs- und Öffentlichkeitsarbeit u.v.a.m. stellen. Wir hatten unsere Planungen und Strategien, um geeignete Mitarbeiter zu finden.
Aber Gott realisierte seine Pläne und Strategien durch individuelle Führungen, die wir niemals hätten vorhersehen können! Für mich ist es deshalb ein Wunder und eine Bestätigung unserer Arbeit, dass und wie Gott uns in den letzten Jahren Mitarbeiter geschenkt hat. Dr. Boris Schmidtgall (Chemiker), Dr. Peter Borger (Molekularbiologe), Johannes Weiss (Grafiker), Dr. Peter Trüb (Physiker) sind bereits an Bord und ab Februar 2022 wird Benjamin Scholl (Lehramt Biologie) die Crew komplettieren. (Mehr zu seiner Person im nächsten Info.)
Zum 1. 12. 2021 wird Dr. Boris Schmidtgall nun den Stab von Dr. Reinhard Junker übernehmen und kommissarisch die Funktion des Geschäftsführers ausfüllen. Wir wünschen ihm für diese Aufgabe von Herzen Gottes Segen, Weisheit und Übersicht, die vielen inhaltlichen und organisatorischen Arbeiten der Geschäftsstelle zu meistern und zu koordinieren. Im letzten Jahr erfolgte eine gründliche Analyse des Tätigkeitsspektrums in der Geschäftsstelle und eine gestaffelte Übergabe von Einzelaufgaben an Dr. Boris Schmidtgall und auch an unsere hauptamtlichen Mitarbeiter. Es war uns wichtig, Einzelkompetenzen auf mehrere Schultern zu verteilen, um bei personellen Engpässen handlungsfähig zu bleiben.
Dankenswerterweise stellt uns Reinhard Junker die bisher für die Geschäftsstelle genutzten Räumlichkeiten in seinem Haus bis auf weiteres zur Verfügung. Ohne Zeitdruck können wir so weiter nach geeigneten Räumlichkeiten für eine neue Geschäftsstelle suchen.
Es ist ein großes Geschenk in dieser Übergangsphase, dass Reinhard Junker nach 36 Jahren als hauptamtlich Angestellter die Arbeit der Studiengemeinschaft Wort und Wissen weiterhin als ehrenamtlicher Mitarbeiter unterstützen wird. 1985 begann sein Weg mit der Studiengemeinschaft. Während seines Studiums der Biologie für das Lehramt fand sich der gerade erst zum lebendigen Glauben an Jesus Christus gekommene Student schnell in der Auseinandersetzung von Wissenschaft und Glauben wieder. Seine Staatsexamensarbeit beschäftigte sich mit einem Unterrichtsentwurf zum Thema: „Kausale Evolutionsforschung: Wissenschaftliche Befunde und ihre Interpretation“.
Damit war die Spur für sein weiteres Leben, insbesondere für seine wissenschaftliche Arbeit, gelegt. Da nur sehr wenige Absolventen seines Jahrganges in den Schuldienst übernommen wurden, musste sich Reinhard Junker neu orientieren. Gott führte ihn zur Studiengemeinschaft Wort und Wissen, konkret in das von Prof. Dr. Horst W. Beck gegründete Studienkolleg nach Röt im Schwarzwald. Bereits Ende 1986 konnte nach intensiver Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Siegfried Scherer und weiteren Mitarbeitern die erste Auflage des evolutionskritischen Lehrbuches „Entstehung und Geschichte der Lebewesen“ vorgelegt werden. Mittlerweile sind davon sieben Auflagen erschienen, seit der 4. Auflage unter dem Titel „Evolution – ein kritisches Lehrbuch“.
Im Rahmen der Arbeit bei Wort und Wissen erhielt Reinhard Junker auch die Möglichkeit (insbesondere durch die Unterstützung von Prof. Dr. Horst W. Beck) zur Promotion, die er 1992 an der Evangelischen Theologischen Fakultät in Leuven/Belgien abschloss. Thema war eine kritische Auseinandersetzung mit Konzepten einer „theistischen Evolution“. Weitere wissenschaftliche Schwerpunkte seiner Tätigkeit waren (und sind) Themen u. a. aus dem Bereich der Paläontologie (z. B. fossile Pflanzen und Tiere, Vögel), der vergleichenden Biologie (z. B. Deutung von Ähnlichkeiten, Problematik der rudimentären Organe, EvoDevo) und zum „Design in der Biologie“.
Viele Artikel und Bücher für Laien und Spezialisten, gedruckt oder online, entstammen seiner Tastatur und bereichern unsere Büchertische. Neben den sich immer mehr ausweitenden Aufgabenstellungen in der Geschäftsstelle betreute Reinhard Junker zahlreiche Publikationen anderer Mitarbeiter der Studiengemeinschaft, zeigte sich redaktionell verantwortlich für die Herausgabe des „Info“ und des „Studium Integrale Journal“ und arbeitete daran, Wort und Wissen über das Internet und die sozialen Medien bekannt und attraktiv zu machen. Nicht zuletzt war es ihm als ausgebildeter Lehrer ein großes Anliegen, didaktische Hilfestellungen der Wissensvermittlung anzubieten, so zum Beispiel für Unterricht bei Seminaren und Vorträge in christlichen Gemeinden, in Schulen und Hochschulen.
Reinhard Junker prägte nachhaltig das Erscheinungsbild von Wort und Wissen und darf zu Recht als das offizielle Gesicht der Studiengemeinschaft bezeichnet werden. Diese herausgehobene Stellung traf auf eine Persönlichkeit, die in Demut, Fleiß und selbstloser Dienstbereitschaft ihrer Berufung folgte und diese segensreich ausfüllte. Dabei darf nicht vergessen werden, wie häufig er und seine Darlegungen durch zahlreiche Medien und von mehreren Vertretern aus christlichen Kirchen und Gemeinden entstellt und der Lächerlichkeit preisgegeben wurden.
Wir können und wollen an dieser Stelle von Herzen Reinhard Junker für seinen unbezahlbaren Dienst für die Studiengemeinschaft Wort und Wissen danken und ihn der Gnade und dem allesumfassenden Segen unseres gemeinsamen Herrn und Gottes Jesus Christus anbefehlen. Dieser Dank und die damit verbundenen Wünsche gehen auch an seine liebe Frau Christiane und seine fünf Kinder, die seinen Dienst mittrugen, vielfältig unterstützten und so manches Opfer dafür auf sich nahmen.
Ein großer Dank gehört ebenso Ihnen, unseren Mitgliedern und Freunden der Studiengemeinschaft. Ihre treue finanzielle Unterstützung machte den Dienst von Reinhard Junker möglich, motivierte uns den angesprochenen Generationswechsel zu vollziehen und stellt die weitere Arbeit unserer hauptamtlichen Mitarbeiter auf ein solides Fundament. Alles zur Ehre Gottes!
Henrik Ullrich
„Glauben, lieben, hoffen“ – Ein Buch, vor dem gewarnt werden muss
Kritische Kommentare von Markus Till und Reinhard Junker
Ein wesentlicher Charakterzug, der fast alle biblischen Vorbilder kennzeichnet, ist die Fähigkeit und Bereitschaft zur Konfrontation. Ob Abraham, Mose, die Propheten oder gottesfürchtige Könige und schließlich Jesus Christus, Petrus und Paulus – sie alle trauten sich, die Dinge beim Namen zu nennen, auch wenn es den Hörern nicht gefiel. In der späteren Geschichte der Christenheit gab es immer wieder Denker, die den Mut hatten, ausgehend von biblischem Gedankengut dem „Common Sense“ oder neueren Entwicklungen zu widersprechen. Auch gegenwärtig ergeben sich wiederholt Gelegenheiten, für klare biblische Positionen Stellung zu beziehen. Dies taten kürzlich der Internet-Blogger Markus Till und der bisherige Geschäftsführer der Studiengemeinschaft Wort und Wissen, Reinhard Junker, anlässlich des neu erschienenen Buchs „glauben, lieben, hoffen“.
Das Buch wurde mit dem Anspruch verfasst, Grundfragen des christlichen Glaubens verständlich zu erklären und ein Leitfaden für die junge Generation zu sein. Die einzelnen Beiträge, die als Antworten auf 103 wichtige Fragen zum christlichen Glauben verfasst wurden, stammen aus der Feder von einer Reihe an Verantwortungsträgern aus evangelikalen Gemeinden und Bildungseinrichtungen. Herausgegeben wurde das Buch vom Verlag Stiftung Christliche Medien (SCM). Es handelt sich also um einen Beitrag aus der Mitte der evangelikalen Bewegung.
Der verheißungsvolle Titel des Buchs steht jedoch in deutlichem Widerspruch zum Inhalt. Wie aus Markus Tills treffender Analyse hervorgeht, wird kaum eine grundlegende Lehre der Bibel stehen gelassen. Abgelehnt werden Grundlagen wie die Historizität der biblischen Inhalte, die Wirklichkeit der biblischen Zukunftsvorhersagen und sogar das stellvertretende Sühneopfer Christi. Die Schöpfung durch das Wort Gottes wird verworfen und das Leben stattdessen als „vermutlich einzigartiger kosmischer Glücksfall“ bezeichnet, der durch das Wechselspiel von Zufall und Notwendigkeit zustande gekommen sein soll. Das Endgericht als biblisch klar bezeugtes Ende der Menschheitsgeschichte wird nur als eine optionale Denkweise gesehen.
Der Diskussion um Wissenschaft und Glaube sind in dem Buch auch einige Kapitel gewidmet. Reinhard Junker zeigt auf, dass das Buch in diesem Bereich grob irreführend ist. Es werden falsche Vorstellungen bzw. weltliche Klischees über Wissenschaftler verbreitet, die von der Glaubwürdigkeit der biblischen Schöpfungsberichte überzeugt sind.
Längst überholte und unhaltbare Argumente wie der „Lückenbüßergott“ werden gegen die biblische Schöpfungslehre angeführt, wobei die eigentlich interessanten Fragen unbeantwortet bleiben. Außerdem wird von den vielen guten Argumenten für Schöpfung, die gerade mithilfe naturwissenschaftlicher Forschung in den vergangenen Jahrzehnten gewonnen werden konnten, seltsamerweise kein Gebrauch gemacht.
Spätestens mit dem Erscheinen von „glauben, lieben, hoffen“ dürfte inzwischen unübersehbar sein, dass die bibelkritische Denkweise nun auch in der evangelikalen Bewegung Eingang gefunden hat. Das Buch kann höchstens dazu empfohlen werden, sich mit vielen verbreiteten unbiblischen Denkweisen unserer Zeit bekannt zu machen, die es mit guten Argumenten zu entkräften gilt.
Boris Schmidtgall
Link zum Kommentar von Markus Till: Glauben, lieben, hoffen – aber was?
Link zum Kommentar von Reinhard Junker: Keine „Schöpfung“ im Buch „glauben lieben hoffen“
Neuerscheinung: „Wurzeln des neuzeitlichen Atheismus“
Mit diesem Buch für philosophisch Interessierte legt Edith Düsing ihr Lebenswerk vor. Es ist der Auseinandersetzung mit dem Atheismus und der Abschaffung des Menschen als Gottes Ebenbild und sittliche Person gewidmet.
Edith Düsing: Gottvergessenheit und Selbstvergessenheit der Seele. Religionsphilosophie von Kant zu Nietzsche. Fink / Brill, Paderborn 2021, 627 + XXIV S., 69,00 Euro.
Zentrales Thema des Buches ist der neuzeitliche Atheismus. Der Schwerpunkt der Darstellung liegt auf dem revolutionären Bruch im Gottes- und Menschenbild zwischen Kant und Nietzsche.
Die überzeugende argumentative Grundlage für eine Abwehr der Gottesleugnung findet sich in Kants Philosophie. Seine den Atheismus als begründbare Position widerlegende Kritik gewinnt ihre Leuchtkraft aus seiner Sympathie für die biblische Lehre, Gott sei Schöpfer der Natur und des Menschen. Die Vorstellung einer Schöpfung ohne Schöpfer, einer Eigenkraft der Materie zu organischen Erzeugungen, ist für ihn vernunftwidrig.
Im radikalen Zweifel an Gottes Güte und Gerechtigkeit gründet Nietzsches wirkungsvoller Atheismus und der von ihm ausgerufene „Tod“ Gottes. Folgelast ist gemäß seiner Vorausahnung: 1. der Verlust der Ehrfurcht vor dem Heiligen, 2. das um sich Greifen des „europäischen Nihilismus“, der die aus Gott entwurzelte Seele in lähmende oder trotzig anarchistische Hoffnungslosigkeit versetzt, 3. das Populärwerden eines Immoralismus, der Pflicht und Tugend entkräftet, kein „Du sollst“ anerkennt, sondern nur das eigensüchtige von Gott befreite „Ich will“. Diese ‚Umwertung der Werte‘ heißt, statt der Kardinaltugenden Demut, Keuschheit, erbarmende Liebe soll zwecks Erschaffung des „Übermenschen“ Herrschsucht, Wollust, Selbstsucht gelehrt werden.
Gegen das dargelegte Gefälle zum Nihilismus werden die antike, die biblische und die neuzeitliche Tradition der Geistseele des Menschen aufgerufen, die im jüdisch-christlichen Denken ihren einzigartigen Adel als Ebenbild Gottes, ihres Schöpfers, zum Ausdruck bringt. Dieser Hintergrund macht den Absturz deutlich, der im 19. Jahrhundert im Überwechsel von der Geistseele zur – vermeintlichen – „Tierseele“ Mensch geführt hat, der unvermindert auf das 21. Jahrhundert durchschlägt.
Hier wird das wahre Selbst des Menschen, dazu berufen, Gott zu suchen, unkenntlich gemacht durch die naturalistische Reduktion der Seele, die zum Anhängsel des Körpers herabgestuft wird. Nietzsche ist der entscheidende Denker, der durch Aufnahme des Darwinismus, von ihm selbst als Schock erlitten, dessen bittere Konsequenz zu Ende gedacht hat, der Mensch sei nichts als sein Leib.
Auf hohem fachlichem Niveau können ernst Zweifelnde in der Gottes- und Seelenfrage im Buch Orientierung finden und Christusgläubige argumentativen Rückhalt zur Klärung von Streitfragen.
Streiflichter aus der Wissenschaft
Dinos zu Vögeln evolviert?
In der Fachwelt gilt es als ausgemacht, dass Vögel von Dinosauriern abstammen. In Fachzeitschriften liest man sogar häufig den Satz „Vögel sind Dinosaurier“. Es gibt durchaus Befunde, die in dieses Szenario passen, vor allem Fossilien mit einer Kombination aus Vogel- und Dinosauriermerkmalen. (Für eine kritische Diskussion dieser Fossilfunde siehe Junker 2017.) Die Frage der Mechanismen eines Umbaus von einem Raubdinosaurier zu einem Vogel ist jedoch vollkommen ungeklärt und vorgeschlagene Modelle beruhen auf unrealistischen Vereinfachungen. Das gilt sowohl für die Entstehung von Federn als auch für die Entstehung des Fluges (vgl. Junker 2017).
In einer aktuellen Buchbesprechung weist Feduccia (2021, 412) auf einen fatalen Widerspruch hin: „Auch flugunfähig gewordene Vögel haben unseres Wissens nach nie wieder einen Flug entwickelt. Das wirft jedoch die Frage auf: Wie konnten die theropoden Dinosaurier mit ihren bereits verkürzten Vorderbeinen und stummeligen Händen stark verlängerte Flügel mit verlängerten Fingern neu entwickeln?“
Das ist ein starkes Argument gegen eine evolutive Entstehung der Flugfähigkeit. Der Verlust der Flugfähigkeit wird häufig bei heutigen Vögeln beobachtet und wird auch bei vielen fossilen Formen angenommen (s. Abb. 1). Es wäre sehr viel leichter, die Flugfähigkeit wieder zu erlangen, als sie von primär flugunfähigen Dinosauriern erstmals zu entwickeln. Denn bei sekundär flugunfähigen Formen sind sehr viel mehr anatomische Voraussetzungen für den Flugerwerb gegeben als bei zweibeinigen Dinosauriern. Wenn Ersteres trotz der Existenz zahlreicher potenzieller Ausgangsgruppen nicht vorkommt, ist Zweiteres noch viel unwahrscheinlicher.
Reinhard Junker
Quellen
- Feduccia A (2021) Contextualizing avian origins and evolution. Science 374, 411–412.
- Junker R (2017) Dino-Federvieh – Zum Ursprung von Vogelfeder und Vogelflug. Internetartikel
Molekularbiologie enthüllt weitere qualitative Unterschiede zwischen Schimpanse und Mensch
Dass sich das Erbgut von Mensch und Schimpanse um weit mehr als nur 1 % unterscheidet, steht nun außer Zweifel. Der Unterschied liegt vielmehr bei etwa 15% (Borger 2019). Die Differenz ist in der Regel nicht in Proteinen zu finden, die sich die verschiedenen Arten teilen, sondern im regulatorischen Teil des Genoms (früher als Junk-DNA bezeichnet).
In den letzten zehn Jahren haben Wissenschaftler mehrere hundert einzigartige Gene nicht nur im menschlichen, sondern auch im Schimpansengenom entdeckt. Es stellte sich heraus, dass eine große Zahl dieser humanspezifischen Gene die Entwicklung des Gehirns reguliert (Borger 2019). Die Entwicklung des Gehirns ist ein komplizierter Prozess, an dem viele Hunderte von Genen beteiligt sind, die in regulatorischen Netzwerken (einer Art „Bauplan“) zusammenarbeiten, in denen sogenannte Transkriptionsfaktoren eine wichtige Rolle spielen, um die richtigen Gene zum richtigen Zeitpunkt in den richtigen Zellen einzuschalten.
Dieser Prozess ist noch lange nicht verstanden, aber eine wichtige Familie von Proteinen, die die Gehirnentwicklung vorantreiben, heißt KZFPs (kurz für: Krüppel-associated box (KRAB) domain-containing zinc finger proteins). Es wird angenommen, dass die meisten KZFPs die Entwicklungs-Netzwerke regulieren, indem sie die Zugänglichkeit genetischer Programme durch epigenetische Mechanismen feinabstimmen.
Es war bereits früher bekannt, dass es große Unterschiede zwischen KZFPs bei Menschen und Schimpansen gibt. In einer neuen Studie wurden nun mehrere KZFP-Transkriptionsfaktoren entdeckt, die in neuralen Vorläuferzellen des menschlichen Vorderhirns stark ausgeprägt werden, nicht aber in denen von Schimpansen (Johansson 2021). Einer von ihnen, ZNF558, produziert ein Protein, das spezifisch ein einziges Gen reguliert, den so genannten Mitophagie-Regulator SPATA18. Die Hemmung dieses Gens verhinderte auch die Entwicklung von im Labor kultivierten zellulären Gehirnmodellsystemen (Hirnorganoiden). Die Autoren beschreiben viele weitere fein abgestimmte genetische Unterschiede, die beim Menschen zu einer zeitlich und räumlich genau koordinierten, frühen Gehirnentwicklung führen. In der Biologie ist nichts dem Zufall überlassen, alles ist exakt gesteuert und kontrolliert. Dies trifft ganz besonders für die einzigartige Entwicklung unseres Gehirns zu. Es wird deutlich, dass immer mehr Indizien gegen die gemeinsame Abstammung von Affen und Menschen sprechen.
Peter Borger
Quellen
- Borger P (2019) Das Erbgut von Mensch und Schimpanse. Wie groß ist die genetische Verwandtschaft wirklich. Stud. Integr. J. 27, 4-10.
- Johansson PA et al. (2021) A cis-acting structural variation at the ZNF558 locus controls a gene regulatory network in human brain development. Cell Stem Cell 29, 1–18.
- Artikel in Science Direct Cell Stem Cell
Wanderlibelle – eine Weitstreckenfliegerin über offenes Meer?
Die Wanderlibelle (Pantala flavescens) gilt weltweit als die am weitesten verbreitete Libellenart und gehört zur Familie der Segellibellen. In Deutschland war sie aufgrund der jährlichen Durchschnittstemperatur ursprünglich nicht bekannt, inzwischen wird sie – vermutlich aufgrund der klimatischen Veränderungen – häufiger gesichtet.
2009 haben Wissenschaftler vermutet, dass diese Libelle möglicherweise über offenes Meer (Indischer Ozean) vom Indischen Subkontinent aus an die Ostküste Afrikas fliegen könnte, eine Strecke von mehr als 2000 km. Dieser vermutete jährliche Hin- und Rückflug zwischen Indien und der ostafrikanischen Küste im Herbst bzw. darauffolgenden Frühling wird in einer Reihe von Veröffentlichungen zitiert, ohne dass dieser Interkontinentalflug über den Indischen Ozean bisher konkret bestätigt werden konnte. Nun hat ein internationales Team von Wissenschaftlern versucht, die Möglichkeit solch ausgedehnter Nonstop-Flüge zu bestimmen. Sie berücksichtigten die Windverhältnisse in verschiedenen Höhen zu bestimmten Jahreszeiten und die Energiereserven (Körperfett) der Wanderlibelle. Die verfügbare Energie des ca. 5 cm langen Insekts, mit einer maximalen Flügelspannweite von über 8 cm und einer Masse von ca. 300 mg, würde bei permanentem Flügelschlag für eine Flugdauer von ca. 4 Stunden ausreichen.
Laut den Untersuchungsergebnissen könnte P. flavescens den Indischen Ozean unter günstigen Bedingungen mit einer Kombination aus Gleitflug und aktivem Flügelschlag überfliegen. Die Autoren vermuten, dass günstige Windverhältnisse im Herbst und Frühjahr einen wesentlichen Beitrag leisten. Die Libellen müssten dazu günstige (Wind-) Bedingungen erkennen und für Fernflüge gezielt nutzen können.
Möglicherweise gelingt es in absehbarer Zeit durch Nutzung neu entwickelter Technologie und verbesserter Beobachtungsmöglichkeiten, diese ersten vorsichtigen Hinweise auf erstaunliche Interkontinentalflüge von Wanderlibellen über offenes Meer endgültig zu bestätigen.
Harald Binder
Quelle
Hedlund JSU et al. (2021) Unraveling the world´s longest non-stop Migration: The Indian Ocean crossing of the Globe Skimmer dragonfly. Front. Ecol. Evol. 9, 698128.
Neues auf unseren Internetseiten
genesisnet.info
- Evolution der Mehrzelligkeit im Labor: vorprogrammierte Anpassung gegen Fressfeinde? (Dr. Peter Borger)
- Fossile Mikroorganismen in sehr alten Sedimentschichten (Dr. Boris Schmidtgall)
- Athasis-Epos, Gilgamesch-Epos und die Sintflut (Michael Kotulla)
Veranstaltungen
Tagung für Pädagogen und Interessierte
25. – 28. Februar 2022
Für Lehrer, Studenten, Mitarbeiter in Gemeinden, Interessierte
Themen und Referenten:
- Dr. Boris Schmidtgall: Außerirdisches Leben? Hypothesen und Spekulationen im Rahmen der Astrobiologie
- Dr. Reinhard Junker: Ein roter Faden durch „Schöpfung und Evolution“. Basisargumente und Tips für den Unterricht
- Benjamin Scholl: 1. Das Verhalten von Menschen und Menschenaffen: Indizien für Schöpfung oder Evolution? 2. Das Verhalten von Menschen und Menschenaffen: Tips für den Unterricht
- Dr. Peter Trüb: 1. Schöpfungs-Indizien in der Astronomie 2. Licht, Raum, Zeit – warum sehen wir das Licht entfernter Galaxien?
- Martin Grund: Naturkundliche Führung auf dem Gelände des Campus Lachen
Ort: Haus Oase, 67435 Neustadt an der Weinstraße
Anmeldung und weitere Informationen: Tagung für Pädagogen und Interessierte
Online Schülertag
5. Februar 2022 (9:30 – 18 Uhr )
Themen:
- Schöpfungsindizien in der Biologie
- Schöpfungsindizien in lebenden Zellen
- Schöpfungsindizien in der Astronomie
- Konstruktionsfehler – Argumente gegen Schöpfung?
- Schöpfung und Evolution – geht das zusammen?
- Hinweise im Weltall auf eine junge Schöpfung
Referenten:
- Dr. Reinhard Junker, Dr. Peter Trüb
- Dr. Boris Schmidtgall
Anmeldung / Infos: Tagesseminar „Schöpfung / Evolution“
Tagungskosten: Freiwilliger Beitrag
Fachtagung Biologie
25. – 27. März 2022
Themen und Referenten u.a.:
- Dr. Marius Keute: Neuronale Oszillationen – Grundbausteine komplexer Hirnaktivität
- Dr. Stefan Koppi: Gehirn-Geist-Gott: Einsichten aus Neurologie und Bibel am Beispiel des visuellen Systems und der Sprache
Anmeldung und weitere Informationen: Fachtagung Biologie
Jetzt wird es wieder spannend …
… es geht auf das Jahresende zu. Mit welchen „Weihnachtsgeschenken“ dürfen wir rechnen? Als Studiengemeinschaft sind wir schon jetzt dankbar für die Treue Gottes, die wir in 2021 erleben durften. Es war wieder möglich, die Jahrestagung und einzelne Fachtagungen in Präsenz durchzuführen, Regionaltagungen und Gemeindevorträge finden aktuell wieder statt und die Umsätze der Medienstelle steigen wieder: Gott hat uns immer die Mittel zur Verfügung gestellt, damit wir unserem Auftrag nachkommen können. Dank sei dem Herrn.
Besonders dankbar sind wir dafür, dass es uns möglich war, weitere wissenschaftliche Mitarbeiter einzustellen, die in ihren jeweiligen Fachgebieten forschen, publizieren und Vorträge anbieten können. Auch freuen wir uns darüber, dass es uns möglich ist, neben den Projekten von Nigel Crompton zwei Archäologie-Stipendiaten zu unterstützen. Einen herzlichen Dank an alle Spender!
Das Jahresende wird aber auch deshalb wieder spannend, weil im Haushalt der Studiengemeinschaft Wort und Wissen noch ca. 250.000 € für ein ausgeglichenes Ergebnis fehlen, d. h. wir erhoffen ca. 33% der Jahreseinnahmen in den Monaten November und Dezember!
Ganz oben auf der „Wunschliste“ steht weiterhin vorrangig die Einstellung eines Geschäftsführers als Nachfolger für Reinhard Junker und danach die Prüfung von verschiedenen Möglichkeiten, die Arbeit von Wort und Wissen durch eine geeignete Geschäftsstelle mehr in die Öffentlichkeit zu bringen. Beide Entscheidungen benötigen Weisheit im Erkennen des Willens Gottes und Augenmaß hinsichtlich der finanziellen Möglichkeiten.
Gerne berichte ich Ihnen im nächsten Info, wie dieses Jahr (finanziell) ausgegangen ist.
Ihr Schatzmeister Stephan Schmitz
STUDIUM INTEGRALE JOURNAL
Das evolutionskritische Magazin
Themen Heft 2 / 2021
- B. Scholl: Verhaltensähnlichkeiten sind kein gutes Evolutionsargument.
- R. Junker: Vögel aus der Kreide – Busch statt Stammbaum
- M. Kotulla: Erdgeschichte: Die Erfindung der Zeit
- B. Schmidtgall: Die „Sauerstoffkatastrophe“. 2. Forschen nach den Ursachen des „great oxygenation event“
- H.-B. Braun: Inspiriert vom Zufall?
- R. Junker: Vogelflug mehrfach entstanden?
- H. Ullrich: Fossilien widersprechen dem Biogenetischen Grundgesetz
- P. Borger: Ganz oder gar nicht: Die sich teilende Zelle benötigt mindestens 492 Gene
- B. Schmidtgall: Ursprung der Bakterien – aktuelle Versuche „evolutionäre Bäume“ zu retten
- M. Brandt: Homo naledi einzigartig – aber ein Mensch?
Streiflichter: Gelbe Pilzblüte – täuschend echt • Gelenkschmiere in Beingelenken von Käfern • Dem Magnetsinn beim Rotkehlchen auf der Spur • Primitivität kein Wegweiser für Evolution • Sequentielle Mauser – „modernes“ Vogelmerkmal bei einem Dinosaurier • Die Frage nach der Entstehung der Arten • „Total unsichere“ Phylogenie an der Basis der Vögel • Das Urknallmodell unter Zeitdruck • Planeten ohne Stern • Kaum einzigartige DNA-Sequenzen im Erbgut des Menschen • 14 „computergesteuerte“ Glieder beim Wimpertierchen • Fischflosse als Inspiration für die Roboterhand
Jahresabo (2 Ausgaben; je 56–64 S.): 15,– € (außerhalb D: 19,–) / SFr 23,– (Studenten/Schüler: 10,– €; außerh. D: 12,– / SFr 15,–); Einzelheft: 8,50 €; älteres Kennenlernexem-plar € 4,– € / SFr 6,– (jeweils inkl. Versandkosten; Bestellung mit beiliegendem