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Wort-und-Wissen-Info 4/2010


Grußwort von Reinhard Junker

Liebe Freunde von Wort und Wissen!

in den letzten Jahren erfuhr die Studiengemeinschaft Wort und Wissen aufgrund der Medienkampagne um Schöpfung und Evolution ungewöhnliche und unerwartete öffentliche Aufmerksamkeit. Die Schlagzeilen waren aber – mindestens in den einflussreicheren Medien – immer deutlich negativ. Egal, Hauptsache, man spricht über uns? Ich habe meine Zweifel, nicht zuletzt, weil das Interesse an unserer Arbeit nicht nachhaltig belebt wurde.

Auch nach dem Abebben des Medienrummels um unser Thema sind noch Beiträge über „Evolution“ mit unserer Beteiligung entstanden, so zwei halbstündige Filme des Südwestrundfunks und des Bayerischen Fernsehens. Anders als in vielen anderen Beiträgen wurden dabei nicht aus langen Interviews ein paar wenige Sätze herausgepickt und gesendet, sondern nur wenige Sequenzen so lange gedreht, bis der gewünschte Inhalt prägnant und in der immer sehr knappen zur Verfügung stehenden Zeit im Kasten war. Man könnte denken, dass bei dieser Vorgehensweise der Willkür in der Auswahl des Gefilmten Grenzen gesetzt sind.

Doch es gibt eine andere, sehr wirkungsvolle Möglichkeit, trotz korrekter und ausgewogener O-Töne und trotz klar formulierter Einwände an Evolution die Botschaft von der „Tatsache der Evolution“ zu vermitteln. Man lässt deren Befürwortern durchgängig das letzte Wort. Das sieht dann zum Beispiel so aus: Im Beitrag „Adam, Eva und die Evolution“ erläuterte ich anhand des Beispiels des Blütenbaus der Lupine die Schwierigkeiten, denen eine evolutionstheoretische Erklärung gegenübersteht und dass der Befund auf einen Schöpfer hinweise. Ein Befürworter der Evolu­tionslehre durfte darauf antworten, dass ich „mich täusche“, die Natur sei designfähig, sprich: bringe von sich auch die kompliziertesten Einrichtungen der Lebewesen hervor. Argumente: Fehlanzeige. Die waren auch gar nicht nötig, denn der Befürworter war von den Filmproduzenten mit der nötigen Autorität ausgestattet. So ging dieses „Spielchen“ auch bei anderen Sequenzen weiter.

Nicht anders lief es ab bei dem jüngst vom Bayerischen Fernsehen ausgestrahlten Film „Wer erschuf Darwin? Evolution oder Kreation“. Es waren sechs 30-Sekunden-Statements von mir gedreht worden, die vor allem dazu gebraucht wurden, sie anschließend „widerlegen“ zu lassen. Hier kamen aber wenigstens Argumente zur Sprache. Gekrönt wurde das schließlich mit der Behauptung, wir von Wort und Wissen würden die Tatsachen „verschleiern“.

Diesen „Widerlegungen“ könnte man leicht begegnen, aber ein ausgewogenes Für und Wider war offenbar nicht das Ziel des Filmes. Man hätte diese Vorgehensweise natürlich auch umgekehrt machen können. Dann wäre die Botschaft, die beim Publikum ankommt, eine andere gewesen. Wer das letzte Wort hat, hat recht.

Macht es also überhaupt Sinn, bei solchen Filmen mitzumachen? Es gibt Argumente für ein Ja und ein Nein. Als Christen wissen wir aber, dass weder wir das letzte Wort haben noch die Evolutionsbefürworter oder Redakteure. Das letzte Wort hat derjenige, der auch das erste Wort hatte, der Herr, der Himmel und Erde durch sein Wort erschaffen hat. Dieses Wissen hilft uns, die Worte dieser Welt richtig einzuordnen. Wir wissen auch, wie es in einem alten Kirchenlied heißt, dass die Wahrheit unterdrückt und die Lüge „gar fein geschmückt“ wird (Evangelisches Gesangbuch 145). Wir müssen auch gar nicht argumentativ und demonstrativ gewinnen (manchmal könnten wir das wohl, oft aber auch nicht), sondern wir wollen in Gottes Auftrag Menschen gewinnen und ihnen Gottes lebendiges Wort nahebringen. Im Rahmen unserer eher bescheidenen Möglichkeiten wollen wir auch helfen, manches irreführende Wort zu entlarven. Danke, dass Sie als unsere W+W-Freunde dabei mithelfen.

Ihr Reinhard Junker

 

2010 und die Biblische Archäologie

Ein Rückblick von Peter van der Veen

Abb. 1: Ägyptisches Relief aus Berlin (Foto: P. van der Veen)

Bald geht ein weiteres Jahr mit einigen Aktivitäten der Arbeitsgruppe für Biblische Archäologie bei Wort und Wissen zu Ende. Rückblickend möchte ich hier von einigen Highlights berichten.

Seit längerer Zeit war geplant gewesen, einen ausführlichen Artikel über einen möglichen früheren Hinweis auf „Israel“ in Kanaan in einer Fachzeitschrift zu publizieren. 2001 hatte nämlich der Münchner Professor Manfred Görg eine ägyptische Statuensockelinschrift veröffentlicht, auf der er eine ältere Schreibung des Namens Israel vermutete. Die Inschrift (vgl. Abb. 1-2), die sich seit 1913 im ägyptischen Museum in Berlin befindet, besitzt drei Namensringe von besiegten Feinden aus dem vorderasiatischen Bereich: Die Stadt Askalon, das Land Kanaan (oder die Stadt Gaza als ägyptisches Tor nach Kanaan) und einen zerstörten Namen J-?-sch3-`l. Görg hatte beim letzten Namen rechts oben Überreste eines Schnabels eines Schmutzgeiers bzw. der Hieroglyphe 3/`aleph erkannt. Zudem deutete er die Hieroglyphe scha in der zentralen Zeile als schar  im Einklang mit einer bekannten Lesart und las somit Ischar-El oder Ischra-El. Seit 2006 haben wir als Arbeitsgruppe ebenfalls diese Inschrift unter die Lupe genommen.

Abb. 2: Rekonstruktion des „Israel-Namenrings“ (Foto: P. van der Veen)

Görgs Lesung konnte dadurch bestätigt werden. Während es sich rechts oben tatsächlich um den Schmutzgeier handelt (Überreste einer Klaue des Vogels konnten zum ersten Mal am Original identifiziert werden) konnten wir anhand zusätzlicher Beispiele die Lesung schar untermauern. Daraus folgte ein langer und teils rechts technischer Artikel, der sich inzwischen in der amerikanischen Ägyptologie-Zeitschrift Journal of Ancient Egyptian Interconnections im Druck befindet (Erscheinungsdatum bis 1. 12. 2010). Dort wird erklärt, wie sich der dritte Namensring durchaus auf das biblische Volk Israel in Kanaan beziehen kann, und zwar in einer Periode, die deutlich früher ist, als bisher von den meisten Wissenschaftlern akzeptiert wurde, d. h. um 1500 v. Chr. (revidiert um 1400 v. Chr.). Kurz vorher war die Stadt Jericho gegen Ende der Mittleren Bronzezeit durch ein Beben und durch eine Feuersbrunst zerstört worden, genauso wie es im Buch Josua beschrieben wird.

Abb. 3: Dr. David Ellis inspiziert eine antike (ägyptische?) Säule beim Garten Grab – Feldstudie 2010 (Foto: J. Bimson)

In August setzten wir unsere Feldstudie in Jerusalem fort (Abb. 3). Dort suchen wir nach Hinweisen auf eine ägyptische Siedlung, die vielleicht mit der ägyptischen Hauptkönigin Salomos zu tun haben könnte. Zudem interessieren uns Überreste aus der späten Königszeit, die es dort ebenfalls gibt. Beide Bereiche helfen uns weiter bei unseren chronologischen Forschungen. Obwohl es uns auch dieses Mal nicht gelang, einen definierbaren Kontext für die ägyptischen Funde zu finden, hatten wir dennoch die Gelegenheit, uns einen besseren Einblick in die archäologische Geschichte des Geländes zu verschaffen. Neben Scherben und Kleinfunden aus späterer (römischer und byzantinischer) Zeit fanden wir Gegenstände aus der Königszeit.

Abschließend sei noch die diesjährige Fachtagung Biblische Archäologie erwähnt, die vom 1.-3. Oktober in Schwäbisch Gmünd stattfand und mit ca. 150 Teilnehmern wieder gut besucht war. Das Thema „Auszug und Landnahme“ wurde kontrovers diskutiert. Da in den meisten Vorträgen von der Bibel als Gottes Wort ausgegangen wurde, wurden viele Argumente für die Zuverlässigkeit der Bibel vorgetragen, z. B. die Identifikation mehrerer Orte im Buch Exodus in ägyptischen Quellen des Neuen Reiches und auch des Schilfmeers, dessen Umrisse heute anhand von Satellitenbildern östlich des ägyptischen Deltas – tatsächlich in der Wüste! – noch sichtbar sind.

 

Kurzweiliger Überblick über biblische Archäologie

Aus der Sicht eines Schreibers am Jerusalemer Tempel werden die Geschichte des Alten Testaments und biblische Archäologie lebendig – von der Zeit Abrahams bis zu Jesus. Das Buch ist kurzweilig und amüsant geschrieben, zugleich aber auch lehrreich und mit Tiefgang. Es richtet sich an alle, die mehr über Leben und Glauben in biblischer Zeit wissen wollen. Es will zur Glaubwürdigkeit der Schilderungen des Alten Testament verhelfen und legt dem Leser die Botschaft der Bibel ans Herz. Nicht nur Bibelleser werden diese Broschüre mit Gewinn lesen.

Spurensuche. Zum Verhältnis von Datierung und biblischer Archäologie
P. van der Veen, U. Zerbst Von Ur bis Nazareth 4,95 *

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Glaubst Du wirklich alles zu wissen über….

Unter diesem Titel fanden an der TU Chemnitz von Mitte Oktober bis Anfang November im Wochenrhythmus vier Vorträge statt. Veranstaltet wurde die Vortragsreihe von einer kleinen Gruppe christlicher Studenten und Mitarbeiter der TU Chemnitz („etc.-Hochschulgruppe“). Seit einigen Jahren bietet die etc.-Hochschulgruppe im Foyer der Mensa regelmäßig einen Büchertisch an. Unter dem Motto „Ein Buch gratis“ (www.einbuchgratis.de) können sich dort Mensabesucher bei der angebotenen evangelistischen Literatur gratis bedienen. Sehr gerne wird dabei „Darwins Rätsel. Schöpfung ohne Schöpfer?“ mitgenommen, was nicht nur an der ansprechenden Gestaltung des Buchs liegt, sondern auch Interesse an dieser Thematik im akademischen Umfeld zeigt.

Ermutigt durch dieses Interesse und aus dem Anliegen heraus, Studienanfänger anzusprechen, entstand die Idee, zu Semesterbeginn eine Vortragsreihe zum Spannungsfeld Wissenschaft und Glaube zu organisieren. Trotz kurzfristiger Planung war das Programm rasch fixiert – nicht zuletzt wegen der unkomplizierten und hilfsbereiten Art der Referenten. Als Vortragende konnten Dr. Henrik Ullrich (Wunderwerk Auge – Testfall für die Evolution), Prof. Dr. Peter Imming (Der Stand der Forschung zur Entstehung des Lebens), Karl-Heinz Vanheiden (Entstehung und Überlieferung des Neuen Testaments) und abschließend nochmals Dr. Henrik Ullrich (Die Bedeutung der Wissenschaft für den christlichen Glauben) gewonnen werden.

Nach intensivem Gebet und interner Beratung kristallisierte sich der oben genannte Titel der Vortragsreihe heraus. Er sollte die Studierenden herausfordern, ihre Haltung zu verschiedenen Themen zu überdenken.

Ein geeigneter Veranstaltungsraum konnte durch das Entgegenkommen der Raumplanungsabteilung der Universität zügig gefunden und beantragt werden. An den meisten deutschen Hochschulen sollte es entsprechende Verwaltungsrichtlinien geben, die die (z. T. sogar kostenlose) Vergabe von Hörsälen, Seminarräumen und sonstigen Räumen an Dritte für Veranstaltungen mit kulturellem, sozialem, karitativem, hochschulpolitischem oder vergleichbarem Zweck ermöglichen. Unserem Antrag konnte daher problemlos stattgegeben werden – Gott sei Dank!

Plakate und Einladungsflyer, der Veranstaltungskalender der TU Chemnitz im Internet sowie eine kleine eigene Website(www.glaubenwissenzweifeln.de, nicht mehr erreichbar, Stand: 30.10.2019) dienten als Informationsträger. Die Plakate wurden 2 Wochen vor dem ersten Vortragstermin an dafür vorgesehenen Flächen am Campus ausgehängt und verblieben dort für die Dauer der Vorträge. An den meisten Universitäten ist hierfür eine Genehmigung des Studentenwerks erforderlich und/oder von Campus Direkt Marketing, Bayreuth, einer Firma, welche die Nutzung von Verkehrsflächen in Universitätsmensen deutschlandweit koordiniert. Außerdem wurden öffentliche Werbeflächen (durch Gottes Hilfe auch kostengünstig) an den campusnahen Bushaltestellen angemietet (ein Besucher war nach eigener Aussage eigentlich schon auf dem Heimweg, las dort das Plakat und entschied sich spontan, den Vortrag zu besuchen!). Sowohl in den Mensen als auch auf öffentlichen Flächen finden sich die Kontaktdaten der zuständigen Ansprechpartner (in der Regel am Rahmen der Werbeträger). Die Flyer wurden ab der Woche vor den Vorträgen täglich in der Mensa auf den Tischen ausgelegt (auch hierfür ist formell eine Genehmigung erforderlich). Ebenfalls ab einer Woche vor den Vorträgen fand der Büchertisch mittwochs an drei aufeinanderfolgenden Wochen statt (könnte im Rückblick gesehen durchaus öfter sein!). An den Tagen mit Büchertisch sowie an den Tagen der Veröffentlichung im Veranstaltungskalender erfolgten die meisten Zugriffe auf die Website.

Der Hörsaal war meist gut gefüllt (ca. 50-60 Personen, überwiegend Außenstehende). Die Vorträge waren wie erwartet fachlich fundiert und objektiv. Das Feedback der Teilnehmer war durchweg sehr positiv. Eingerahmt von einer kurzen einführenden und am Ende zusammenfassenden Moderation bestand jeweils nach einer allgemeinen Fragerunde noch die Möglichkeit für persönliche Gespräche mit den Referenten. Vor und nach der Veranstaltung stand den Besuchern der „Ein Buch gratis“-Büchertisch zur Weiterbildung zu Verfügung.

Ab Ende November wird ein weiterführendes Seminar angeboten, das interessierten Menschen Gottes Realität und Größe vor Augen stellen, Vertrautheit mit der Bibel und den persönlichen Austausch fördern soll.

Wir sind als etc.-Hochschulgruppe und auch als Ortsgemeinde sehr ermutigt, uns demnächst wieder an der TU Chemnitz in ähnlicher Weise zu engagieren. Gerne möchten wir zur Nachahmung an anderen Hochschulen anregen! Der Auftrag Jesu an seine Jünger: „Geht hin, sprecht: Das Reich der Himmel ist nahe herbeigekommen“ (Mt 10,7) ist denkbar einfach und gilt auch – und heute vielleicht in besonderer Weise – für Akademiker. Für viele Zeitgenossen bedeutet schon die Annahme der Existenz eines göttlichen Wesens eine intellektuelle Herausforderung. Die Arbeit von „Wort und Wissen“ stellt eine ausgezeichnete Hilfe dar, die Tatsache der göttlichen Realität, wie sie die Bibel beschreibt, auch Akademikern wieder nahe zu bringen. Die deutschen Hochschulen bieten hierfür eine (noch!) offene Tür, die es zu nutzen gilt.

Jutta Göderle-Odenwald & Christian Schieder

 

Füchse sind wie Hunde

Züchtung von Füchsen offenbart erstaunliche Erkenntnisse

Von interessanten Domestizierungsversuchen mit Füchsen berichtet eine Forschergruppe um Lyudmilla Trut vom Institut für Zellbiologie und Genetik der Universität Novosibirsk. In einem über etliche Generationen andauernden Zuchtexperiment sollte die frühe Domestikation von Säugetieren reproduziert werden. Dabei wurde versucht, Rotfüchse (Vulpes vulpes) zu zähmen. Bei einem Teil der Tiere gelang die Zähmung und es stellte sich heraus, dass Hand in Hand mit der Zähmung (gleichsam als Nebenprodukt) viele Merkmale auftreten, wie sie aus der Hundezucht bekannt sind: weiße Flecken, Hängeohren, Ringelschwanz (Abb. 1), aber auch Verhaltsmerkmale wie Kontaktsuche zum Menschen, Schwanzwedeln, Wimmern, Abschlecken. Diese Merkmale traten schon nach wenigen Generationen auf. Die Autoren schildern, dass in der sechsten Generation einige Welpen eifrig Kontakt mit Menschen suchten und die eben genannten Verhaltensweisen zeigten, und beschreiben das Verhalten als „sehr ähnlich“ dem Haushund (S. 352).

Abb. 1: Ein Beispiel von vielen Ähnlichkeiten bei Zuchtformen: Ringelschwanz beim Islandsk Farehund (rechts) und bei einem domestizierten Fuchs (links). (Foto aus Trut et al. 2009, Abdruck mit freundlicher Genehmigung)

Die Befunde der Arbeitsgruppe von L. Trut sind auch für den Ansatz der polyvalenten Stammformen von Grundtypen interessant. Damit ist gemeint, dass Stammformen von Grundtypen (die im Rahmen der Schöpfungslehre als geschaffene Arten interpretiert werden) ein flexibles und anpassungsfähiges Erbgut haben. Füchse und Hunde gehören zum selben Grundtyp und man kann daher annehmen, dass sie ein ähnliches Variationspotential besitzen. Dieser Ansatz wird dadurch bestätigt, dass nach Darstellung der Autoren die Variabilität sich „in immensen Raten“ angesammelt habe, die nicht durch Zufallsmutationen erklärbar seien (S. 349). Das Variationspotential hat offenbar andere Quellen. So können viele Merkmale durch Neotenie (Stehenbleiben auf Jugendstadium) erklärt werden (breitere Schädel, verkürzte Schnauzen, Hängeohren, Ringelschwänze; S. 353f.).

 

Daher wurde schon lange vor dem Aufkommen von „Evo-Devo“ (evolutionäre Entwicklungsbiologie) vermutet, dass Änderungen bei Regulationsgenen eine große Rolle bei der Erzeugung der Variabilität der Zuchtformen spielen (S. 350, 353). Die Untersuchungen zeigten, dass die Selektion Gene betraf, die den neurohormonalen Status kontrollieren. Einige dieser Gene, die für die Verknüpfung von Zähmbarkeit und dem Level von Hormonen und Neurotransmittern verantwortlich sind, dürften zusammengebracht und bereits nach 8-10 Generationen fixiert worden sein. Dies wiederum dürfte die Aktivität vieler nachgeschalteter Gene beeinflussen, was zur Veränderung im Timing der Entwicklung geführt haben könnte. Außerdem könnten auf diese Weise phänotypisch versteckte Potentiale freigesetzt worden sein (S. 358).

Die in kurzer Zeit erreichbare Variation der Körperformen und Farbmuster ist enorm, so dass die Unterschiede nach dem äußeren Erscheinungsbild für sich alleine betrachtet durchaus Unterschieden zwischen verschiedenen Säugerordnungen entsprechen, wie Trut und Mitarbeiter auf S. 349 vermerken.

Nicht alle Züchtungsmerkmale können jedoch als grundtypspezifisch betrachtet werden, so sind z. B. weiße Flecken an der Stirn oder Schlappohren auch von gezüchteten Arten vieler anderer Grundtypen bekannt. Solche Merkmale werden auch als „morphologische Marker  der Domestikation“ bezeichnet. Die oben genannten Verhaltensmerkmale scheinen jedoch spezifisch für die untersuchten Hundeartigen zu sein.

Reinhard Junker

Quelle: Trut L, Oskina I & Kharlamova A (2009) Animal evolution during domestication: the domesticated fox as a model. BioEssays 31, 349-360.

 

Alte Schichten mit Werkzeugen

Martin Ernst & Guy Gerard (2010) Die tertiäre Fundschicht der Eolithen von Aurillac. Geologie und Stratigrafie am Puy Courny in der Auvergne.

Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts war die Stadt Aurillac in der Auvergne (Frankreich) Schauplatz einer Streitfrage über zahllose Funde auffälliger Flint- bzw. Feuersteine aus dem Tertiär, sogenannter Eolithen. Unter den Forschern gab es unterschiedliche Auffassungen, ob es sich um menschliche Werkzeuge (Artefakte) oder Naturprodukte (Geofakte) handle. In den 1920er-Jahren kam die Diskussion fast zum Stillstand, sie wurde aber durch Recherchen von Cremo & Thompson („Verbotene Archäologie“) wieder aus der Versenkung geholt. Unser Mitarbeiter Michael Brandt hat sich in den letzten Jahren detailliert mit den Eolithen von Aurillac beschäftigt und kommt zum Schluss, dass es keinen Zweifel an ihrer Werkzeugnatur geben kann. Die Brisanz: Diese Werkzeuge werden tertiären Schichten des Obermiozäns zugeordnet, die auf etwa 7-8 Millionen Jahre datiert werden. Nach herkömmlichen Vorstellungen soll es zu dieser Zeit aber weder Menschen noch deren evolutionstheoretisch vermutete affenartigen Vorfahren gegeben haben. Damit sprengen diese Funde evolutionstheoretische Vorstellungen.

Allerdings hängt die „Sprengkraft“ der Funde davon ab, ob die stratigrafische Zuordnung ins Obermiozän korrekt ist. Dieser Frage haben sich die beiden Geologen Martin Ernst und Guy Gerard gewidmet, fast 100 Jahre nach dem Ende der Diskussion um die Eolithen von Aurillac und ihre Fundschichten. Unterstützt durch eigene geologische Untersuchungen legen sie in diesem Buch eine umfassende stratigrafische Bestandsaufnahme der Schichtenabfolge mit der Eolithen-Fundschicht am Puy Courny bei Aurillac vor. Die Fundschicht der Eolithen und ihre Begleitgesteine werden genau beschrieben und die korrekte Einordnung der Eolithen ins Obermiozän (Jungtertiär) wird bestätigt.

Außerdem zeigen die Autoren, dass die betreffenden Schichten durch schnelle und katastrophale Bildungsprozesse entstanden sind. Die Beobachtungen der Auswirkungen des Ausbruchs des Vulkans Mount St. Helens (USA) 1980 haben auch im Cantal zu einem neuen und überraschenden Verständnis der extremen geologischen Umstände bei der Entstehung der vulkanischen Ablagerungen geführt.

Die Debatte um die Werkzeugnatur wird in diesem Buch nicht geführt. Dazu ist eine umfangreiche Monographie von Michael Brandt in Vorbereitung, in der zahlreiche weitere Fälle von Werkzeugfunden vorgestellt und diskutiert werden, die gemessen an gängigen Vorstellungen zur (evolutiven) Entstehung des Menschen viel zu alt sind. Das Buch von M. Ernst und G. Gerard liefert aber eine wichtige ergänzende Untersuchung zur korrekten Einordnung dieser sensationellen Funde. Es wendet sich vor allem an Geologen und geologisch Interessierte und erfordert geologische Grundkenntnisse.

Guy Gerard, Martin Ernst Die tertiäre Fundschicht der Eolithen von Aurillac 9,95 *

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„Fingerabdrücke Gottes“ in China

Buchbesprechung von Rainer und Charissa Harnisch

Chan Kei Thong: Chinas Wahre Größe. Das geistige und geistliche Erbe Chinas – faszinierende Entdeckungen in der 5000 Jahre alten Schriftsymbolik.

Mit diesem Buch haben Sie die absolute Krönung dessen, was bisher auf dem christlichen Büchermarkt über China erschienen ist! Es erweckt in Ihnen eine tiefe Ehrfurcht für das Vorrecht, den heiligen, dreieinigen Gott durch Christus Jesus kennen zu dürfen und an dem Neuen Testament, dem neuen Bund, Teilhaber sein zu dürfen mit all seinen gewaltigen Verheißungen.

Dr. Thong vergleicht in seinem Buch die Wurzeln der hebräischen und chinesischen Glaubensgeschichte. Ausgehend von den chinesischen Klassikern und deren Zuverlässigkeit arbeitet er sich von der allgemeinen Offenbarung Gottes in Natur und Geschichte durch zur speziellen Offenbarung in Gottes Wort. Er zeigt anhand der Eigenschaften Gottes, dass bereits die alten Chinesen den einzigwahren Schöpfergott verehrten. „Shang-Di“ ist souverän, ewig, unveränderlich, allmächtig, allwissend, allgegenwärtig, unendlich, Liebe, heilig, gnädig, treu, gut, barmherzig, gerecht und weise.

Auch die chinesischen Opferriten und Zeremonien glichen denen des Volkes Israel. Vom großen Opfer auf dem Himmelsaltar bis hin zur Zeremonie der Grenzopfer lassen sich Analogien finden (Gott hat strenge Forderungen, das Prinzip der Stellvertretung, Anbetung mit reinem Herzen und Anbetung voller Freude). Dr. Thong erklärt den Ursprung von Blutsbünd­nissen, den Blutsbund selbst, wie wir ihn aus dem AT kennen (fehlerfreies Opfer, der Bundschwur, Bundesmahl, Bundesdenkmal, Erneuerung des Bundes), die Bedeutung des Blutsbundes in der antiken Welt und die ersten Folgen eines Bundesbruchs, hin zu China, das den Blick für den Blutsbund verlor. Auch der neue Bund kommt zur Sprache.

Ein weiterer spannender Aspekt ist der Einfluss der europäischen Missionare im 16. Jahrhundert, die als Weise aus dem Westen respektiert waren (Mattero Ricci, Johann Adam von Schall von Bell, Ferdinand Verbiest). Dieses Kapitel ist ein absolutes Muss für jeden, der China für Jesus erreichen will. Auch die Kaisergeschichte mit ihren wegweisenden Persönlichkeiten für den Monotheismus sowie die Ausführungen über die Drachenkultur und den damit verbundenen Dämonenkonflikt, Götzendienste, Totemismus und Versklavung geben einen tiefen Einblick in die historisch-kulturellen Hintergründe des Landes. Die Macht des Drachen ist für die heutige Auseinandersetzung mit China von größter Bedeutung.

Der Höhepunkt einer scharfsinnigen Apologetik für das Evangelium unter den Intellektuellen steht im letzten Kapitel unter dem Leitthema: „Die Wahrheit ist eine Person.“ Es folgen brillante Ausführungen zur uralten Frage des Pilatus: „Was ist Wahrheit?“ Zum Schluss kommt ein evangelistischer Teil mit einer persönlichen Herausforderung: Die Wahrheit verlangt eine Antwort.

Der Inhalt des Buches ist Vollkornbrot und kann nicht im Schnellverfahren gekaut werden. Aber die Investition lohnt sich und bringt großen Gewinn für einen selbst und das Gespräch mit anderen Christen und Nichtchristen.

Hinweis der Redaktion: Im 2. Kapitel geht der Autor auf die Entdeckungen ein, die auch Kang & Nelson in ihrem Buch „Erinnerungen an die Genesis“ bearbeitet haben: die Bedeutung von Worten und die graphischen Schnittstelle von Piktogrammen, Ideo­grammen und Phonetischen Zeichen. Nur diese Themen überschneiden sich mit dem Buch von Kang & Nelson.

Studium Integrale Journal

Themen Heft 2/2010

 

  • R. Junker: Über den Ursprung der Schildkröten (Teil 2)
  • H. Binder: Synthetische Biologie: Leben zusammenbauen?
  • H. Ullrich: Evolution und Evolutionstheorien. Irrtümliche Selbstverständnisse und Fehldarstellungen  naturalistischer Ursprungsmodelle
  • M. Ernst: Bildung eines Canyons  in nur 3 Tagen
  • M. Brandt: Neuer Australopithecus-Fund – Bindeglied zum Menschen?
  • R. Junker: Über den Ursprung des Insektenflügels
  • R. Junker: Plastizität: Quelle für evolutionär Neues?
  • N. Winkler: Waisengene – was Lebewesen unterscheidet
  • H. Ullrich: Die Netzhaut: Optimal konstruiert für ein scharfes Sehen
  • H. Binder: Fehler im menschlichen Erbgut?

Streiflichter:

  • Stichlinge: Vorprogrammierte Variabilität?
  • Chemische Überreste von Archaeopteryx nachgewiesen
  • Konnte Archaeopteryx doch nicht aktiv fliegen?
  • Geologisch nicht überlieferte Lebensräume bei Burgess-Fauna
  • Moderne Vögel in geologisch nicht überlieferten Lebensräumen?
  • Älteste Krebslarve erstaunlich modern
  • Fledermäuse und Wale: Überraschende Konvergenz eines Proteins
  • Einzigartiges Merkmal von Lederschildkröten konvergent
  • DNA aus fossilen Eierschalen
  • Bienenzucht in Israel zur Zeit der biblischen Könige
  • Ganzkörperaugen – wie Seeigel sehen

Rezensionen:

  • P. Trüb: S. M. Carroll: From Eternity to here
  • R. Junker: J. Fodor & M. Piattelli-Palmarini: What Darwin got wrong