Skip to main content

Wort-und-Wissen-Info 4/2000


Liebe Freunde von Wort und Wissen

Ich freue mich, daß Sie als unsere Mitglieder und Freunde hinter unserer Arbeit im Gebet und Geben stehen! Das stärkt uns alle.

Ein kleines Beispiel, wie etwas durch ihre Gebete im Hintergrund passieren kann, aus unserer letzten Fachtagung Geowissenschaften Ende September: In unserer Abschlußrunde hatten wir eine Gebetszeit, wo einer Teilnehmerin Gott ganz konkret aufs Herz legte, für einen Fachmann in einem ganz speziellen geowissenschaftlichen Bereich zu beten. Wenige Tage später hatte ich über E-mail eine Anfrage, ob wir genau solch einen ehrenamtlichen Mitarbeiter suchen. Und in seinem Schreiben hat er genau die Themen angeschnitten, um die unsere Schwester gebetet hatte. Sie war das erste Mal bei uns auf der Geo-Fachtagung mit dabei.

Als Studiengemeinschaft Wort und Wissen stehen wir in einer vielfältigen Auseinandersetzung, die sich grob gesprochen einerseits in der “ungläubigen”, aber auch andererseits in der “gläubigen” Welt abspielt (damit meine ich einerseits die Menschen, die ohne und andererseits die, die mit unserem Herrn Jesus Christus leben).

In beiden Fällen hilft mir ein Zitat von Peter Strauch: “Je größer unsere Abhängigkeit von dem lebendigen Gott ist, desto größer ist unsere Unabhängigkeit von Menschen.”

Als mitverantwortlicher Leiter unserer Fachtagungen für Geowissenschaften und Mitglied des Leitungskreises bei Wort und Wissen ist mir diese größere Abhängigkeit von unserem Gott wichtiger als die von Menschen, wenn diese auch vielleicht große und gute Vorbilder sind. Diese Reihenfolge sehe ich auch im Namen unserer Studiengemeinschaft Wort und Wissen.

Was nehmen Menschen als “Botschaft” aus Museen oder aus populären Darstellungen von Ursprungsfragen mit? (Hier ein Titelbild von “GEO”)

Als Beispiel für die vielfältigen Auseinandersetzungen mit der “ungläubigen” Welt reicht bereits ein Museumsbesuch aus, wenn uns dort ein Weltbild ohne den Hinweis auf einen Schöpfergott vermittelt wird. Sehr eindrücklich habe ich dies erst in den letzten Tagen auf der EXPO in Hannover erlebt, wo innerhalb des Themenparks “Wissen” der Besucher zunächst einmal entlang einer konventionellen Zeittafel mit der Entstehung und Entwicklung des Menschen und seiner Kultur geführt wird, bevor ihm viele ganz grundsätzliche Fragen gestellt werden, die dann durch ansprechende Schautafeln und Videoclips beantwortet werden, die namhafte Institute angefertigt haben. Da sind Fragen wie:

  • Wie kann sich Materie selbst organisieren?
  • Wie funktioniert Leben?
  • Nach welchen Plänen sind Organismen gebaut?
  • Wie geht die Evolution weiter?
  • Woher kommen wir?
  • Haben Affen Kultur?
  • Älteste Stadt Uruk?
  • Was macht Leben auf der Erde möglich?
  • Wie alt ist die Welt?
  • Wo ist unser Platz im Universum?

Die Frage, die sich mir hier stellt: Wie verlassen meine Zeitgenossen eine solche Ausstellung und was nehmen sie daraus für ihr Leben und ihren Alltag mit – welche Schlüsse ziehen sie für ihr Selbstverständnis und ihren daraus folgenden Umgang mit ihren Mitmenschen?

Hier hat Wort und Wissen einen großen Auftrag, unseren Mitmenschen aus ihrem vielfältigen Hintergrund auf ehrliche und taktvolle Weise zu begegnen. Dabei ist mir wichtig, auf die Fragen unserer Mitmenschen zu hören, bevor wir antworten, und ihnen erst dann Antworten von der Bibel und unserem vorläufigen Wissen her zu geben und sie auf Jesus Christus und das Schöpfungs- und Gerichtshandeln unseres Gottes hinweisen.

Die “innere” Auseinandersetzung, also mit unseren gläubigen Geschwistern erlebe ich persönlich oft als schwieriger. Besonders deshalb, weil einerseits bestimmte Bibelstellen und andererseits der persönliche Wissenshintergrund unterschiedlich stark gewichtet und in den Vordergrund gestellt werden. Problematisch wird das ganze noch, wenn sich dies mit persönlichen Vorlieben und vielleicht Streitfragen vermischt.

Tröstlich und hilfreich für mich ist, daß diese (besonders auch die geowissenschaftlichen!) Streitfragen nicht neu sind und Gott im Falle Hiobs einfach den Spieß herumgedreht hat und selbst einige Fragen an ihn und damit an uns gestellt hat, wobei die erste Frage:

“Wer verfinstert da Gottes Rat mit seinen unverständigen Reden?” (Hiob 38,2).

grundsätzlich für die folgenden Fragen ist (Hiob 38,4.6.16.18.33.36;40,1.2):

“Wo warst du, als ich den Grund der Erde legte? Sage an, wenn du es weißt!
Wer hat ihre Maße bestimmt? Weißt du das? Oder wer hat die Meßschnur über sie ausgespannt?
Bist du auch bis zu den Meeresquellen gekommen, oder hast du die Meerestiefe ausgeforscht?
Hast du die Breiten der Erde überschaut? Weißt du das alles, so sage es mir!
Kennst du die Gesetze des Himmels, oder bestimmst du seine Herrschaft über die Erde?
Wer hat Weisheit in die Nieren gelegt, oder wer hat dem Herzen Verstand verliehen?
Also antwortete der HERR dem Hiob und sprach:
Will der Tadler mit dem Allmächtigen hadern? Wer Gott zurechtweisen will, antworte nun!”

Für mich geht es deshalb bei unserer Arbeit immer mehr um ein klares Bekenntnis zu unserem Herrn Jesus Christus und dem Gott der Bibel als um den “Punktsieg” im Wissen und die besseren Argumente, weil dieses Bekenntnis ein Ziel hat, genauso wie Gottes Schöpfung ein Ziel hat. Aus unserem Zeugnis folgt das Bekenntnis einer jungen Schöpfung, die durch den Sündenfall des Menschen zu einer gefallenen Schöpfung geworden ist. Nur durch das Kommen, Leiden, Sterben und Auferstehen von Jesus Christus ist der Grundstein einer neuen vollkommenen Schöpfung gelegt, in der Leid, Krankheit, Schmerz und Tod mehr sein sein werden, weil das Erste vergangen ist und er selbst alles neu macht (Off. 21,4-5). Darin liegt der Schlüssel für die Hoffnung, die wir weitertragen wollen und die nur Jesus Christus selbst unserem Gegenüber geben kann. Die Schöpfung Gottes und sein Gerichtshandeln zu erkennen, kann zu einer Begegnung mit Gott selbst führen und schlußendlich dazu, Jesus Christus zu erkennen.

Es grüßt Sie herzlich
Ihr Martin Ernst
(Mitglied im Leitungskreis)

 

Ein neuer hauptamtlicher Mitarbeiter

Die Anfänge der Schöpfungsforschung innerhalb der Studiengemeinschaft liegen nun 20 Jahre zurück. In dieser Zeit wurde von ehrenamtlichen und wenigen hauptamtlichen Mitarbeitern sehr viel geleistet. Dennoch mußten wir immer wieder schmerzlich erleben, daß unsere Möglichkeiten sehr begrenzt sind. Unzählige drängende, aber auch lohnende Projekte konnten nicht in Angriff genommen werden. Gegenüber dem Potential an hauptberuflichen Evolutionstheoretikern ist unsere Arbeit trotz großen Einsatzes verschwindend gering. Dazu kommen die immer engeren zeitlichen Spielräume unserer ehrenamtlichen Mitarbeiter; diese sind zudem oft aktiv in der örtlichen Gemeindearbeit engagiert.

Manfred Stephan (mit Helm) zusammen mit einer Exkursionsgruppe (bei der Hauptkonferenz 1999); rechts neben ihm Dr. Martin Ernst.

Vor diesem Hintergrund ist es mir eine große Freude, Ihnen Manfred Stephan aus Kernen im Remstal (bei Stuttgart) als neuen geologischen Mitarbeiter der SG Wort und Wissen vorstellen zu können. Ab dem 1. Dezember wird er als hauptamtlicher Mitarbeiter in der Studiengemeinschaft Wort und Wissen arbeiten.

Manfred Stephan ist vielen Besuchern der Hauptkonferenzen und der geowissenschaftlichen Fachtagungen wohlbekannt. Er ist schon seit der Gründung der Studiengemeinschaft ehrenamtlich bei Wort und Wissen tätig und in den achtziger Jahren bei Joachim Scheven “in die Schule gegangen”. Dabei hat er in zahlreichen Exkursionen von Grund auf “Feldgeologie” gelernt, obwohl er aus einem sozialen Beruf kommt. Auf diese Weise hat er sich in vielen Jahren intensiver Beschäftigung ein umfangreiches Fachwissen angeeignet, das ihn prädestiniert, in der Forschungsarbeit von Wort und Wissen tätig zu sein. Er hat die Studiengemeinschaft über viele Jahre begleitet und wurde 1998 in den Leitungskreis gewählt. Wir waren überrascht und sehr erfreut, als der HERR Manfred Stephan sehr deutlich und sehr klar in den hauptamtlichen Dienst bei der Studiengemeinschaft berufen hat. Aus dem Stand hatten wir im Leitungskreis eine große Einmütigkeit, ihn in seinem Beschluß zu bestärken, eine sichere Lebensstellung aufzugeben und in ein – menschlich gesehen – unsicheres Spendenwerk einzutreten.

Dem einstimmigen Leitungskreisbeschluß, diesen weitreichenden Schritt zu tun, ging ein ebenso einmütiger Gedankenaustausch der Mitglieder auf der letzten Hauptkonferenz voraus, welcher uns als Leitungskreis sehr ermutigt hat. Denn unser Entschluß wird die Studiengemeinschaft bei gleichbleibendem Spendenaufkommen innerhalb von drei Jahren in die roten Zahlen führen – und das ist bei mehreren hauptamtlichen Mitarbeitern mit Familien eine ernste Sache. Dennoch sind wir ganz sicher, daß dies zum jetzigen Zeitpunkt der richtige Schritt ist. Wir wollen unserem HERRN vertrauen.

Bei unserer Entscheidung war besonders wichtig, daß wir für drängende Fragen der Zeitdauer geologischer Prozesse im Rahmen von Kurzzeitmodellen (Teil-)Antworten finden, die auch in Gemeinden und Schulen verbreitet werden können. Manfred Stephans Spezialgebiet ist die Geologie Süddeutschlands; dort wird auch der Hauptschwerpunkt seiner Arbeit liegen. Viele Projekte sind schon sehr klar umrissen und werden – wenn der Herr will und wir leben – zu wichtigen Publikationen auf wissenschaftlichem und allgemeinverständlichem Niveau führen. Ein wichtiger Teil des zukünftigen Arbeitsgebietes wird in der Geologie-Fachtagung sowie in der Durchführung von Geologischen Exkursionen für interessierte Mitglieder und Freunde der Wort und Wissen-Arbeit liegen. In einer der nächsten Info-Ausgaben wird er sich selber vorstellen.

So freue ich mich von Herzen, daß Manfred Stephan ab Dezember diesen Jahres mit seiner ganzen Zeit, Energie und Begeisterung in der Schöpfungsforschung mitarbeiten wird. Wir wollen für ihn und seine Familie beten. Das Gebet ist unverzichtbar, wenn wir in der geistlichen Auseinandersetzung bestehen wollen, in der wir uns als Studiengemeinschaft befinden.

Siegfried Scherer

 

Dresdner W+W-Frühjahrstagungen
Rückblick 2000 und Vorschau 2001

Noch vor 15 Jahren war Dresden für mich eine fast unerreichbare Stadt in einem Teil unseres Landes, der mit Hilfe eines sogenannten “antiimperialistischen Schutzwalls” von den westlichen Teilen Deutschlands hermetisch abgeriegelt wurde. Einige Assoziationen zu Dresden vor der Wiedervereinigung waren die Semper-Oper und die Tatsache, daß diese Stadt im zweiten Weltkrieg das gleiche tragische Ereignis erleben mußte wie z.B. meine Heimatstadt Darmstadt: Eine vollständige Zerstörung durch einen perfekt geplanten und mit Präzision ausgeführten Bombenangriff.

Semperoper

Hundertprozentig dicht scheint der zuvor genannte Schutzwall jedoch nicht gewesen zu sein: während im sich im westlichen Deutschland die Studiengemeinschaft Wort und Wissen die Schöpfungsforschung zur Aufgabe gemacht hatte, begann im östlichen Teil unseres Landes eine Gruppe mutiger Christen eine ganz ähnliche Arbeit unter dem Logo “Glaube und Wissen”. Letzteres sicherlich zur besonderen Freude von Staat und StaSi, wurde doch damit an den Grundfesten des atheistischen Weltbildes gerüttelt. Natürlich gab es Querverbindungen zwischen den Gruppierungen östlich und westlich des Zauns, die sich aufgrund der eingeschränkten persönlichen Bewegungsfreiheit jedoch nicht ganz einfach gestalteten.

Vor 15 Jahren wurde in Dresden der Startschuß gegeben zur ersten “Dresdner Frühjahrstagung” von “Glaube und Wissen”. Diese wurde sehr schnell zu einer festen Einrichtung und fand regen Zuspruch bei vielen Christen in der damaligen DDR. Dies blieb auch so nach der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten, die auch endlich den lang ersehnten Zusammenschluß von “Glaube und Wissen” mit “Wort und Wissen” ermöglichte.

Die Frühjahrstagung 2000 stand unter dem Thema “Naturgesetze und Wort Gottes” mit Prof. Dr. Werner Gitt als Hauptreferenten. Schon am frühen Samstag Morgen war der Saal in der Dresdner Bergmannstraße bereits voll besetzt und die letzten Besucher waren froh, gerade noch einen Sitzplatz im Foyer mit Blick auf den Redner ergattern zu können. Nach einer Begrüßung der Teilnehmer durch Dr. Henrik Ullrich, dem langjährigen Verantwortlichen der Tagung, hat Werner Gitt die Teilnehmer in seinem ersten Vortrag mit in die Thematik der Naturgesetze und ihrer Eigenschaften, sowie den Bezug zur Bibel eingeführt. Nach einem Mittagessen (ja, die netten Damen aus der Gemeinde in der Bergmannstraße haben es tatsächlich geschafft, alle satt zu bekommen!) ging es in dem Programm weiter mit einem Vortrag über die Arche Noah und deren optimaler Konstruktion in Bezug auf die Schwimmstabilität. Hierzu mußten zunächst einige “Nußschalen”-Vorstellungen über Bord geworfen werden. Werner Gitt zeigte mit Hilfe von Methoden der Physik/Schiffsbautechnik auf, daß die in der Bibel angegebenen Maße zu einer optimalen Schwimmstabilität führen – für die Zuhörer ein erstaunliches Ergebnis.

Nach einem Nachmittagskaffee gab es dann die Möglichkeit, einen Einblick in die Arbeit der Studiengemeinschaft Wort und Wissen zu nehmen. Verschiedene Mitarbeiter der Studiengemeinschaft stellten Angebote, Literatur und Arbeitsmaterialien vor.

In seinem Abendvortrag hat Werner Gitt es geschafft, die Besucher des überfüllten Vortragssaals mit mathematischen Überraschungen in der Schöpfung zu faszinieren. Anhand einer Vielzahl von Beispielen wurde die Genialität der Schöpfung anschaulich gezeigt. Werner Gitt blieb jedoch nicht bei dem Staunen stehen, sondern schlug die Brücke zu der Beziehung zwischen Mensch und Gott und dem Angebot der Versöhnung durch Jesus Christus.

Die Brücke die durch die Wiedervereinigung Deutschlands vor 11 Jahren zwischen Ost und West geschlagen wurde, hat die Dresdner Frühjahrstagung zu einer der Hauptveranstaltungen der Studiengemeinschaft Wort und Wissen in den neuen Bundesländern gemacht. Zur nächsten Frühjahrstagung, am 21. April 2001 erwarten wir als Hauptreferenten Richard Wiskin. Tagungsort ist wieder das Gemeindehaus der Evangelisch-Freikirchlichen-Gemeinde in Dresden, Bergmannstraße 19. (Einladungen und Themenübersichten werden Anfang des kommenden Jahres verschickt.)

Wenn Sie neue Eindrücke von Dresden gewinnen möchten und mit vielen interessierten Leuten in einer offenen Atmosphäre über die Anliegen von Wort und Wissen reden möchten, sollten Sie sich diesen Termin schon jetzt rot markieren.

SG Wort und Wissen

 

Evolutionspsychologie

Evolution als ein allgemeingültiges Leitmotiv (Paradigma) wird nicht nur für die Naturwissenschaften, sondern auch für die Psychologie vorausgesetzt. In Büchern und Zeitschriften bemüht man sich, heute beobachtbares menschliches Denken und Verhalten, Sprache, Moral, Geschlechtlichkeit und Aggression (wenigstens teilweise) mit der behaupteten stammesgeschichtlichen Entwicklung zu erklären. Außerdem will man heutiges Verhalten als von primitiven urzeitlichen Lebensbedingungen geprägt verständlich machen. Sogar die “Struktur des menschlichen Geistes” soll immer noch im wesentlichen auf die Lebensweise kleiner Gruppen von Sammlern und Jägern zugeschnitten sein. Die Impulse seines biologischen Erbes würden den Menschen zu fatalem Fehlverhalten disponieren. Ja, er erscheint in seinem Egoismus und in seiner Aggression als durch die Evolution zum Bösen vorprogrammiert!

Ein Beispiel: Der Artikel “Singles sterben früher” von Irene von Hardenberg (Oktober 2000 in bild der wissenschaft, S. 44 – 47) möchte aufklären: Eine durch Evolution “in zwei Millionen Jahren” erworbene Prägung lasse den Menschen, der einen “Instinkt nach Geborgenheit” habe, Halt in einer Kleingruppe suchen. “Im evolutionären Prozeß haben die Vorteile der Gemeinschaft körperinterne Mechanismen gefördert, die den Einzelnen automatisch zu Gruppen hinziehen – bis hin zum emotionalen Streß, wenn man allein ist”, wird der Psychologe Roy F. Baumeister zitiert. Einzelpersonen seien weniger belastbar, anfälliger für Krankheiten und stürben häufiger vorzeitig.

Wie sich dieser vermeintliche Evolutionsprozeß genau vollzogen haben soll, wird nicht beschrieben. Ein Beweis für eine Evolutionsabhängigkeit menschlichen Verhaltens in urgeschichtlicher bis gegenwärtiger Zeit liegt nicht vor. Es gibt jedoch eine im wörtlichen Sinne einleuchtendere Erklärung für die Gemeinschaftsbedürftigkeit des Menschen und zwar aus der Sicht der Bibel:

1. Gott ist Liebe. Er schuf den Menschen als Ihm ebenbildliches Gegenüber, das Seine Liebe empfangen und erwidern sollte. Denn Liebe strebt danach, einem personalen Gegenüber wohlzutun. Getrennt von seinem Schöpfer ist der Mensch ein Mängelwesen. Der Mensch braucht die Gemeinschaft mit Gott, um Mensch zu sein.

2. Gott schuf den Menschen als Mann und Frau und somit als Einzelmenschen gemeinschaftsbedürftig und -fähig und mit unterschiedlichen, auf gegenseitige Ergänzung hin entworfenen Gaben ausgestattet. Diese menschliche Bedürftigkeit in geistiger, emotionaler und leiblicher Hinsicht ermöglicht die Konkretion der Liebe.

3. Nach dem Sündenfall, dem Durchbruch des Bösen, der die grundlegende Trennung des Menschen von Gott zur Folge hatte, dient das Angewiesensein des Menschen auf Gemeinschaft und Liebe als Anstoß, die Erlösung, die Gemeinschaft und Liebe Gottes zu suchen. Im Glauben an Jesus Christus ist das Gesuchte zu finden.

Während die Evolutionspsychologie abhängig ist von den Denkkonstrukten “Zufall und Notwendigkeit” und deshalb die in der Gottesebenbildlichkeit gründende Würde des Menschen nicht wahrnimmt, kann das geoffenbarte Wort Gottes das Herz des Menschen ansprechen, Sinn erkennen lassen und ihm den Weg weisen, wie er Erfüllung findet im Empfangen und Weitergeben der Liebe in der Gemeinschaft.

In “Leben durch Sterben?” (2. Aufl. 1994) hat Reinhard Junker die Unvereinbarkeit des Konzepts einer Herkunft des Bösen aus der Evolution mit zentraler biblischer Lehre gezeigt und damit eine wichtige Grundlage gelegt. Trotzdem ist das Feld der Auseinandersetzung mit der Evolutionspsychologie zum großen Teil noch unbearbeitet. Es lohnt sich, an diesem den Menschen zutiefst betreffenden Thema denkerisch, forschend und in Gesprächen mitzuwirken.

Jethro Lamprecht

 

“Die Schöpfung – Ein göttlicher Plan”
Rezension von Wolfgang B. Lindemann

Johannes Grün: Schöpfung – Ein göttlicher Plan. Die Evolution im Lichte naturwissenschaftlicher Fakten und philosophisch-theologischer Grundlagen. Mit einem philosophischen Essay von Hermann Weinzierl. Verax Verlag Müstair/Graubünden Schweiz 2000, 543 Seiten, ISBN 3-909065-05-8.

Das kürzlich erschienene Buch “Schöpfung – ein göttlicher Plan” verdient die Aufmerksamkeit der Freunde der Studiengemeinschaft Wort und Wissen. Sein Autor Pater Johannes Grün ist katholischer Priester und es handelt sich um das erste deutschsprachige Buch eines katholischen Autors seit langem, in welchem eine allgemeine Evolution der Lebewesen ganz abgelehnt wird.

P. Grün, geboren 1960 in Aachen, studierte bis zum Physikum Medizin und trat dann einer Ordensgemeinschaft bei und wurde nach Philosophie- und Theologiestudium 1986 Priester. Neben seiner Arbeit als Pfarrer hat sich P. Grün seit über einem Jahrzehnt mit dem Thema “Evolution und Schöpfung” befaßt, sowohl naturwissenschaftlich als auch philosophisch-theologisch.

Sein Anliegen ist es zu zeigen, daß ein liebender Gott nicht durch einen Schöpfungsmechanismus von brutaler Gewalt und “survival of the fittest” schaffen kann. Der Christus der Evangelien, durch den nach dem Zeugnis der Bibel “alles geschaffen ist” (Joh. 1,3 u.a.) kann nicht der Schöpfer der Evolution sein. Auch unter Katholiken regt sich also Widerspruch.

Inhaltlich geht das Buch auf zahlreiche Aspekte von naturwissenschaftlicher Evolutionskritik ein. Nach einer Beschreibung des Evolutionsgedankens in der Geschichte der Menschheit – unter besonderer Berücksichtigung katholischer Theologen; Wort und Wissen Freunde werden dort manches ihnen Unbekannte finden – folgt als erstes naturwissenschaftliches Kapitel “Geologie und Evolution”. Die Sintflutproblematik wird erörtert, Fragen der Fossilbildung, des Erdalters und der Datierungsmethoden, das Schevensche Kohleentstehungsmodell und eine Einführung in die Geschichte der Geologie werden dem Leser vorgestellt.

Drei Kapitel sind der biologischen Evolution gewidmet, grundlegende Konzepte wie das Grundtypmodell werden eingeführt. Die Schwächen der Evolutionstheorie werden auf den verschiedensten Ebenen gezeigt, angefangen von der Ursuppenthematik über Einzeller, Mehrzeller und “höhere” Lebewesen.

Ein weiteres Kapitel befaßt sich mit der Stellung und den evolutionären Theorien über die Herkunft des Menschen. P. Grün zeigt die fachliche Unzulänglichkeit der evolutionistischen Theorien auf. Das letzte naturwissenschaftliche Kapitel behandelt die Urknallproblematik und das Alter des Universums.

Inhaltlich hat P. Grün in den naturwissenschaftlichen Kapiteln vor allem aus den Ergebnissen der Arbeit von Wort und Wissen geschöpft. Im Vergleich zu den Werken von Wort und Wissen liegt die Stärke von P. Grüns Buch in der umfassenden Behandlung aller Aspekte von wissenschaftlicher Evolutionskritik (Geologie, Paläontologie, Biologie und Astrophysik) in einem Werk. Die – bei einem in erster Linie rezipierenden Werk unvermeidliche – Schwäche liegt in der teilweise geringeren Aktualität und darin, daß aus einer komplexen Diskussion jeweils oft nur Streiflichter von Argumentationen herausgegriffen werden konnten.

Im theologischen Teil wird auf der Basis des traditionellen katholischen Glaubens gezeigt, daß die Evolutionstheorie nicht gleichgültig für den Christen ist. Es werden päpstliche Lehrschreiben angeführt – die neuesten sind aus der Mitte des 20. Jahrhundertes –, die die Irrtumslosigkeit der Bibel auch in naturwissenschaftlichen und historischen Fragen herausstellen. Es ist nicht mehr zu leugnen, daß sich die katholische Kirche in einer schweren Krise befindet, die sich auf allen Ebenen kirchlichen Lebens auswirkt und beileibe nicht vor den Amtsträgern haltmacht; neuere Dokumente beispielsweise der deutschen Bischofskonferenz bezüglich Evolution werden zitiert, die in schärfstem Gegensatz zu dem traditionellen katholischen Glauben stehen. Die Krise macht selbst vor der römischen Zentralautorität nicht halt, wie die Äußerung Papst Johannes Pauls II. vor der päpstlichen Akademie der Wissenschaften 1996 zugunsten von Evolution zeigt oder das vom selben Papst unter klarer Verletzung des 1. Gebotes veranstaltete “interreligiöse Gebetstreffen”. Ein Unterkapitel über Teilhard de Chardin rundet den theologischen Abschnitt ab und weist nach, daß dieser Jesuitenpater, der bis zu seinem Tode 1955 von der damals noch intakten kirchlichen Autorität mit Publikationsverbot belegt war (seine Werke wurden posthum herausgegeben), nicht als Vertreter des “Katholizismus” gelten kann – es stellt sich eher die Frage, ob er überhaupt noch Christ war!

Es ist das große Verdienst von P. Grün, umfangreiches Material zusammengetragen und den Mut gehabt zu haben, es trotz Unvollkommenheiten zu veröffentlichen, Unvollkommenheiten, deren er sich bewußt ist (S. 501). Ein grundsätzliches Problem ist das hohe fachliche Niveau des Buches. P. Grün bringt zahlreiche wichtige Argumente zu den einzelnen Bereichen – aus Platzgründen kann er darum nicht allgemeinverständlich sein. Ich denke aber, daß sein Ansatz richtig ist, existieren doch schon zahlreiche didaktisch hervorragende Werke namentlich bei Wort und Wissen – von denen aber keines ausdrücklich Katholiken ansprechen würde. Es sei jedem Wort und Wissen-Freund, der Evolutionskritik aus katholischer Perspektive kennenlernen möchte, wärmstens zur Lektüre empfohlen.