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Wort-und-Wissen-Info 1/2001


Liebe Freunde von Wort und Wissen,

In der Februarausgabe der Zeitschrift GEO erschien ein vielbeachteter Beitrag über das Institute for Creation Research (ICR). Daß die “Kreationisten” darin nicht gut wegkommen, kann kaum überraschen. Die zahlreichen Facetten des Beitrags münden letztlich in den Gesamteindruck, das ICR verkaufe eine Ideologie unter dem Deckmantel von Wissenschaft, und nehme nur Fakten wahr, wenn sie ins eigene Konzept passen. Dies sei wohl nur mit schweißtreibender Verdrängungsarbeit möglich. GEO-online hat eine Leserdebatte zu diesem Beitrag begonnen. Darin finden sich manche “beeindruckende” Beiträge: Neben übelster Gotteslästerung auch ein klares, gewinnend vorgetragenes christliches Zeugnis.

Nach dem Lesen des GEO-Beitrags stellte sich mir die Frage, ob ich mich rundum hinter das ICR stellen könnte. Soll man angesichts eines solchen Beitrags aktiv werden und für das Anliegen der biblischen Schöpfungs- und Heilslehre kämpfen, Leserbriefe schreiben und sich in die Online-Diskussion einschalten? Mir kamen folgende Gedanken:

* Vorausgesetzt, GEO hat fair berichtet (was ich nicht so leicht nachprüfen kann1), kann ich nicht hinter allem stehen, was über das ICR berichtet wurde, auch wenn ich mich mit den Mitstreitern dort im Glauben und in gemeinsamen Zielen verbunden weiß. So scheint die Suche nach der Arche Noah einen viel zu großen Stellenwert einzunehmen – der Beitrag beginnt damit jedenfalls ausführlich. Oder: Sollte es korrekt wiedergegeben sein, daß ungelöste Fragen im Rahmen der biblischen Sicht unterdrückt werden, würde ich auch kritisch einhaken. Manches Weitere könnte aufgezählt werden, doch darüber müßte mit den amerikanischen Freunden direkt gesprochen werden.

* Was würde GEO schreiben, wenn einer ihrer Autoren über die Studiengemeinschaft Wort und Wissen informieren würde? Worin würde sich der Beitrag gegenüber der Darstellung des ICR unterscheiden – eine faire Dokumentation vorausgesetzt? In den biblischen Grundlagen jedenfalls nicht. Auch wir stehen zur biblisch bezeugten weltweiten Sintflut und zu einer zeitlich kurzen Geschichte des Lebens. Und dafür würden auch wir “Prügel beziehen”. Freilich würden wir versuchen, die Person und das Werk Jesu Christi in den Mittelpunkt zu stellen und von da aus zu den “Reizthemen” Sintflut und junge Schöpfung zu gelangen. Ob das ICR das auch macht, weiß ich nicht. Medienwirksam ist das nicht und daher für die Presse wenig interessant.

* Wir würden außerdem offen einräumen, daß viele Fragen, die sich aus unseren biblischen Überzeugungen ergeben, ungelöst sind (vermutlich würden wir uns hier vom ICR unterscheiden); daß die biblische Basis aber Motivation ist, auch scheinbar aussichtslose Aufgaben anzupacken. Wir würden deutlich machen, was Bekenntnis ist und was mit wissenschaftlicher Argumentation begründbar ist.

Die oben erwähnte GEO-online-Debatte zeigt übrigens einmal mehr und in aller Deutlichkeit, daß hinter der Auseinandersetzung um die Ursprungsfrage letztlich die Frage nach Gott steht. Wie schnell sind die Debattanden dazu übergegangen, über die Bibel im allgemeinen und über Gott selber herzuziehen! Genau diese Erfahrung mache ich auch regelmäßig, wenn ich an Schulen oder Hochschulen Vorträge halte.

Ein klares christliches Zeugnis, in Demut und Liebe vorgetragen, ist hier in erster Linie gefragt. Die Sachfragen, die sich daraus ergeben, werden wir nach bestem Wissen zu beantworten versuchen. Das gehört zum Auftrag von Wort und Wissen und ist ein wichtiger Dienst am Nächsten. Dennoch kommt das erst an zweiter Stelle. In diesem Sinne freue ich mich über Ihr Mitwirken in diesem Auftrag.

Ihr Reinhard Junker

Anmerkungen

  1. Aus einem Interview der Zeitschrift “factum” mit dem GEO-Redakteur Günter Mack geht hervor, daß durchaus medienwirksame Aspekte in einer Reportage im Vordergrund stehen.

Neuer geologischer Mitarbeiter: Manfred Stephan stellt sich vor

Manfred Stephan

Vor zwei Jahren haben Sie mich im “Info” als neues Mitglied des Leitungskreises kennen gelernt. Damals wäre es mir nicht in den Sinn gekommen, daß mein Weg mich in die vollzeitliche Mitarbeit bei der Studiengemeinschaft Wort und Wissen führen würde. Aber Gottes Wege sind vielfältig, und ich bin dankbar für seine Führung, die ich in meinem Leben oft erfahren habe. Ich freue mich, daß ich seit dem 1. Dezember 2000 hauptamtlicher Geologischer Mitarbeiter bei Wort und Wissen bin und mich Ihnen heute vorstellen darf.

Im Info 4/2000 hat unser 1. Vorsitzender, Prof. Siegfried Scherer, über meine Einstellung berichtet und darauf hingewiesen, daß der Hauptschwerpunkt meiner Arbeit in der Geologie Süddeutschlands liegen wird. Meine Aufgabe ist in erster Linie die Entstehung von Ablagerungsgesteinen (Sedimentgesteine), also ein “klassisches” Thema süddeutscher Geologie. Die Bildung von Gesteinen, die aus glutflüssiger Schmelze stammen (magmatische Gesteine) oder unter hohem Druck gebildet und umgewandelt wurden (metamorphe Gesteine), gehört hingegen nicht (oder höchstens am Rande) zu meinem Aufgabengebiet. Diese wichtigen Bereiche werden von anderen Mitarbeitern abgedeckt. Das gilt auch für Fragen, die damit im Zusammenhang stehen, wie das dringliche Problem der radiometrischen Datierungen. Ich möchte die Zeilen von Siegfried Scherer noch etwas ergänzen, damit deutlicher wird, um welche Inhalte es mir geht und was für Schwerpunkte ich zunächst in meiner Arbeit setzen möchte.

Wie Sie wissen, wird von der Schulgeologie die Entstehung der Gesteine, aus denen die Erdkruste aufgebaut ist, in ungeheure Zeiträume von vielen Hundert Millionen bis einige Milliarden Jahren gelegt. Die biblische Urgeschichte (1. Mose 1–11) dagegen verläuft von der Sechstage-Schöpfung über den Garten Eden, die Zeit nach dem Sündenfall, die Sintflut, den Turmbau von Babel bis zur Völkerzerstreuung und den abschließenden Stammbaum bis Abraham. Sie ist durch Abstammungsfolgen gegliedert, die nur einen sehr begrenzten zeitlichen Rahmen in der Größenordnung von lediglich Jahrtausenden erkennen lassen. Richard Wiskin hat das in seinem Buch Die Bibel und das Alter der Erde (Neuhausen-Stuttgart 1999; kann bei der Geschäftsstelle mit beiliegendem Coupon bestellt werden) leicht verständlich dargelegt. In dieses enorme Spannungsfeld ist jeder hineingestellt, der die zeitliche Größe der biblischen Urgeschichte ernst nimmt, der aber gleichzeitig mit fachlichem Anspruch den Fragen nachgehen will, wie die Erdoberfläche mit ihren Gesteinsschichten entstanden ist.

Damit ist ein erster Arbeitsschwerpunkt abgesteckt. Es soll in Auseinandersetzung mit den Vorstellungen der Schulgeologie sowie durch eigene Geländestudien untersucht werden, ob viele Sedimentgesteine nicht doch in wesentlich kürzeren Zeiten entstanden sein können.

Welche Sedimentfolgen sind nun während des Sintflutjahres entstanden, lautet eine weitere Frage, die viele bewegt. Dazu gibt es seit Jahren unter Schöpfungsforschern angeregte Debatten, vor allem im angelsächsischen Sprachraum. Auch Freunde von Wort und Wissen haben ein intensives Interesse an diesem Thema. Wie die Diskussion gezeigt hat und weiterhin zeigt, gibt es international unterschiedliche Positionen, in denen sich die erheblichen geologischen Schwierigkeiten des Themas wiederspiegeln. Teilweise widersprechen sich einzelne geologische Sintflutmodelle so stark, daß sie sich gegenseitig ausschließen. Aus diesem Grund können wir uns guten Gewissens derzeit für keines der heute diskutierten geologischen Sintflutmodelle entscheiden. Die Tatsächlichkeit der weltweiten Sintflut ist jedoch unter uns aufgrund des biblischen Zeugnisses unbestritten; die Flut selbst ist uns gewiß, weil sie durch die Heilige Schrift bezeugt ist.

Als Geo-Arbeitsgruppe setzen wir nun unseren Schwerpunkt so: Wir konzentrieren uns auf die Frage, welche Gesteine während kurzer Zeit entstanden sein können. Gleichzeitig hoffen wir, daß sich nach und nach herausstellt, welches (derzeit diskutierte oder neu zu erarbeitende) geologische Sintflutmodell dabei an Konturen gewinnt und sich (vielleicht) als tragfähig erweist. Weil das Thema “Sintflut und Geologie” bei den Freunden von Wort und Wissen auf großes Interesse stößt, haben wir es leicht verständlich in einem kleinen Buch behandelt: M. Stephan & T. Fritzsche, unter Mitarbeit von M. Ernst & R. Junker: Sintflut und Geologie. Schritte zu einer biblisch-urgeschichtlichen Geologie, Holzgerlingen 2000 (Hänssler), 179 Seiten. (Kann mit beiliegendem Coupon bei der Geschäftsstelle bestellt werden.)

In Süddeutschland gibt es weltbekannte Sedimentgesteine mit Fossilfundstellen, die auch vielen Nichtfachleuten ein Begriff sind. Und zwar einmal der Posidonienschiefer von Holzmaden (südöstlich Stuttgart) im Unter-Jura mit seinen zahlreichen, wohlerhaltenen Meersauriern (der Hauptfundort liegt an der Autobahn Stuttgart–Ulm, nahe der Ausfahrt unmittelbar am Fuß der Schwäbischen Alb). Zum anderen die noch berühmteren Solnhofener Plattenkalke bei Solnhofen und Eichstätt im Ober-Jura der südlichen Frankenalb, oberhalb des malerischen Altmühltals. In den Plattenkalk-Brüchen wurden zahlreiche wunderbar erhaltene Tierarten gefunden, und nur von hier kennt man den berühmten “Urvogel” Archaeopteryx. Die Entstehung dieser Fossillagerstätten ist ein vielbehandeltes und anspruchsvolles, aber auch lohnendes Thema. Seit einigen Jahren wird ein kleines, aber fossilreiches Plattenkalkvorkommen auf der südwestlichen Schwäbischen Alb wieder intensiv erforscht, der Nusplinger Plattenkalk. Mit seiner Entstehung beschäftige ich mich derzeit unter anderem.

Alle Mittelgebirgslandschaften sind von manchmal tief eingeschnittenen Tälern durchzogen. An ihnen kann man leicht sehen, daß in der Erdvergangenheit nicht nur Ablagerungsgesteine gebildet, sondern riesige Gesteinsmassen auch wieder abgetragen (erodiert) wurden. Ein ehrenamtlicher Mitarbeiter unserer Geo-Arbeitsgruppe bearbeitet zur Zeit das Neckartal, während ich mich mit dem Maintal befasse. Wir fragen: Können durch schnelle, gewaltsame Prozesse solche Täler ausgehobelt worden sein? Ein Indiz dafür sind bis kubikmetergroße (!) Buntsandsteinblöcke, die gelegentlich von den Talschultern oberhalb von Neckar und Main beschrieben wurden. Sie belegen, daß zumindest zu Beginn der Tälereintiefung im Jungtertiär – vor der Eiszeit – gewaltige Erosions- und Transportereignisse stattfanden, denn die (ausnahmsweise liegen gebliebenen!) Blöcke sind durch Wassermassen zum Teil von weit her transportiert worden.

Die biblische Urgeschichte stellt die Entstehung und Geschichte der Welt in einen kurzen Zeitrahmen. Gemäß dem Schöpfungsbericht wurde der Mensch gleichzeitig mit den Tieren geschaffen. Aus Römer 8,19-22 geht nun hervor, daß auch die außermenschliche Schöpfung durch den Sündenfall des Menschen zusammen mit dem Menschen unter das Todesgericht gestellt wurde1. Paulus setzt also voraus, daß die Tiere ebenso wie der Mensch seit dem Sündenfall dem physischen Tod unterworfen sind. Tierische Makro-Fossilien treten mindestens seit dem Kambrium auf2. Biblisch gesehen existierte der Mensch also gleichzeitig mit ihnen3. Menschliche Überreste werden jedoch so gut wie ausschließlich in den jüngsten, obersten Schichten (im Pleistozän oder Holozän) oder in eben so jungen Höhlen gefunden. Das ist auch vielen Freunden von Wort und Wissen bekannt, und oft wird die Frage gestellt, warum das so ist. Wenn ich nun das Problem geologisch angehe, könnte der folgende Weg meines Erachtens vielversprechend sein: Gibt es – und ich meine, das ist der Fall – geologisch-paläontologische Beobachtungen und vertretbare Arbeitsansätze, die (wenigstens teilweise) verständlich machen, warum menschliche Reste (fast immer) nur “ganz oben” auftauchen, obgleich sie biblisch gesehen auch in den unteren fossilführenden Gesteinen gefunden werden sollten? Diese wichtige Fragestellung ist ein weiteres Thema, das ich zur Zeit bearbeite und über das ich auf der kommenden Hauptkonferenz referieren möchte.

Über die eigentliche Forschungsarbeit hinaus würde ich viele von Ihnen gerne bei geologisch-botanischen Wanderungen und Exkursionen wiedersehen, die wir künftig mit einer hoffentlich gewissen Regelmäßigkeit anbieten möchten. Wie im vergangenen Jahr wollen wir im Mai diesen Jahres wieder ein “besonderes Wochenende” im landschaftlich und geologisch-botanisch einmalig interessanten Wutachtal (Südschwarzwald) durchführen. Es wäre schön, wenn viele von Ihnen, die im letzten Jahr verhindert waren oder wegen Überbelegung nicht teilnehmen konnten, diesmal dabei wären!

Zum Schluß möchte ich Sie herzlich bitten, für uns als Haupt- und nebenamtliche Mitarbeiter weiterhin fürbittend einzutreten. Wir sind auf Bewahrung, auf gute Gedanken und gute Ideen und nicht zuletzt auf hilfreiche Kontakte in unserer Forschungsarbeit angewiesen.

In herzlicher Verbundenheit,
Manfred Stephan

Anmerkungen

  1. Das wird in dem wichtigen Buch von R. Junker: Leben durch Sterben. Schöpfung, Heilsgeschichte und Evolution (Studium Integrale), Neuhausen 1994, S. 116-118, im Anschluß an die weitaus meisten Ausleger dargestellt. Es ist sehr erfreulich, daß jüngst in der (soweit ich sehe, bibeltreuen) Tübinger Doktorarbeit eines koreanischen Neutestamentlers dieser Sinn des Römerbrief-Abschnitts noch einmal umfassend herausgearbeitet wurde: H.-K. Chang: Die Knechtschaft und Befreiung der Schöpfung. Eine exegetische Untersuchung zu Römer 8,19-22. Bibelwissenschaftliche Monographien (BWM), Bd. 7, 398 Seiten. Wuppertal 2000 (R. Brockhaus).
  2. In beeindruckender Weise stellt das (leider naturalistisch orientierte) Buch von S.J. Gould: Zufall Mensch – Das Wunder des Lebens als Spiel der Natur, München-Wien 1991 (Hanser), anhand der hervorragend erhaltenen Burgess-Fossilien aus Kanada dar, daß bereits die Tierwelt des Kambriums ebenso wie die heutige von der Räuber-Beute-Beziehung beherrscht (und dem Tod unterworfen) war (S. 117-266).
  3. Vergleiche M. Stephan & T. Fritzsche: Sintflut und Geologie. Holzgerlingen 2000 (Hänssler), S. 18-22.

unterwegs notiert . . .

In dieser Rubrik berichten ab dieser Ausgabe regelmäßig Mitarbeiter von persönlichen Begegnungen, Erfahrungen und Erlebnissen, die sie im Zusammenhang mit Vortragstätigkeiten oder anderen Unternehmungen gemacht haben, um Sie als Freunde und Interessierte der Studiengemeinschaft Wort und Wissen daran teilhaben zu lassen. Wir beabsichtigen damit, Sie, liebe Freunde unserer Arbeit, direkter und persönlicher in die Arbeit Einblick nehmen zu lassen.

Dr. Harald Binder, einer der Referenten des W+W-Lehrdienstes

Im Herbst vergangenen Jahres war ich zu verschiedenen Vorträgen bei Gemeinden im Vogtland unterwegs. Eines Abends bei meiner Rückkehr nach dem Vortrag zu meinen Gastgebern lag eine Notiz für mich bereit, ich solle dringend meine Frau zurückrufen. Ich konnte sie dann erst am nächsten Morgen erreichen und habe von ihr erfahren, daß unser jüngster Sohn Benjamin (8 Jahre) mit Hirnhautentzündung im Krankenhaus lag. Ich hatte noch drei Tage Vortragstätigkeit vor mir und nach Terminplan kam ich dann nur für einige Stunden nach Hause um anschließend mit neu gepackten Koffern zur Tagung des DCTB zu fahren. Als ich am Abend kurz vor der Veranstaltung mit einigen Brüdern zum Gebet zusammen war, konnte ich nicht anders, als diesen Menschen, die mir persönlich bis dahin nicht bekannt waren, meine Not mitzuteilen und sie zu bitten, für meinen Sohn, meine Familie und mich zu beten. Ich konnte an diesem und an den folgenden Tagen meine Vorträge konzentriert und ohne abgelenkt zu sein halten. Es waren – auch im Rückblick – schwere Tage, zu wissen, in welchen Nöten meine Frau unseren jüngsten Sohn im Krankenhaus und die drei älteren Geschwister zuhause versorgen muß, ihre Ängste und Sorgen aus der Ferne wahrzunehmen. Aber wir haben in dieser Situation auch sehr ermutigende Erfahrungen gemacht. Menschen, Geschwister, die mir unbekannt waren, haben mit und für uns gebetet, uns getröstet, Nachbarn und Freunde – sogar die Freunde Benjamins aus seiner Jungschargruppe – uns besucht und hilfreich zur Seite gestanden. Als ich dann kurz zuhause war, konnte ich meine Frau wenigstens für einige Stunden entlasten – Benjamin war zwischenzeitlich nach einer Lumbalpunktion wieder zuhause, hatte allerdings trotz streng eingehaltener Bettruhe sehr starke Gelenkschmerzen – um die Familie dann fürs Wochenende wieder zu verlassen. Bei der DCTB-Tagung fand ich eine freundliche familiäre Situation vor, so daß ich den Mut fand auch dort einfach zu sagen, daß meine Gedanken oft zuhause bei Benjamin und der Familie sind. Es hat mir wohlgetan, daß ganz selbstverständlich dieses Anliegen in den Tagen in den Gebeten aufgenommen wurde und ich auch in manchen Gesprächen viel Anteilnahme und Trost erfahren habe. Benjamin ist inzwischen wieder ganz hergestellt, er kann allen Aktivitäten in Familie, Schule, Gemeinde und beim Handball ohne Einschränkungen und Nachwirkungen nachgehen. Wir als Familie sind dafür sehr dankbar. Es war für uns alle eine herausfordernde, schwere Lektion. Dankbar sind wir für alle Anteilnahme, Hilfe und Fürbitte, die wir sehr konkret erlebt haben. Das häufige Unterwegs sein habe ich in dieser Situation als Last erlebt und doch hat mir Gott gezeigt, daß er auch gerade in solchen Tiefen, seine Leute sieht und ihnen auch in Gestalt von persönlich bis dahin unbekannten Geschwistern Stärkung und Hilfe schenkt. Gott unser Schöpfer, Herr und Heiland hat uns gerade in diesen schweren Tagen durchgetragen, dafür loben wir ihn und geben ihm die Ehre.

Noch eine zweite mich in meinem Dienst bei der Studiengemeinschaft Wort und Wissen sehr ermutigende Erfahrung konnte ich im Spätherbst 2000 machen. Ich war zu Vorträgen (IVCG) im hohen Norden Deutschlands unterwegs und hatte mich für diese Gelegenheit mit einer Gruppe junger Akademiker/innen verabredet. Diese Verabredung war durch einen Doktoranden zustande gekommen, dem ich ein Jahr zuvor bei einer Fortbildungsveranstaltung für Lehrkräfte in Hamburg begegnet war. Wir hatten vereinbart, daß ich nach einem ersten Vortragsdienst am Freitagabend in Lübeck am Samstagvormittag mit etwa einem Dutzend junger Menschen – vorwiegend Akademikern – zusammentreffen würde, die sich im Vorfeld bereits mit dem Thema: “Schöpfung und Evolution, Entstehung des Lebens” beschäftigt hatten. Als ich in Lübeck eintraf, gingen wir zunächst gemeinsam essen und haben anschließend in einem zur Verfügung gestellten Zimmer (inkl. bester Versorgung) einer Teilnehmerin sehr konzentriert und engagiert über die Themen nachgedacht und miteinander diskutiert. Es war für mich eine große Freude und sehr mutmachend, zu erleben wie junge Menschen über dem gemeinsamen Bibellesen und Nachdenken auf Fragen stoßen und diesen mit erstaunlicher und bewundernswerter Konsequenz nachgehen und nach Anstößen, Impulsen und Antworten suchen. Wir mußten unsere Gespräche schließlich abbrechen und ich wurde zum Hotel gebracht, in dem die Abendveranstaltung stattfinden sollte. Es war ein gefüllter Tag, aber ich konnte den Vortrag am Abend sehr gestärkt und motiviert vor einem zahlreichen Publikum, darunter einige mir vom Nachmittag bekannte Gesichter halten. Ich freue mich, wenn ich miterleben darf, daß Menschen den Mut haben, die Herausforderung anzunehmen und sich den Spannungen zu stellen, die sich ab und zu dort ergeben, wo wir nachdenkend und unseren Verstand gebrauchend Gottes Wort studieren. Wo ich kann und gefragt werde, helfe ich gerne, dabei Antworten für unsere Tage, für uns und unsere Mitmenschen zu versuchen und an der Bibel zu prüfen.

Harald Binder

Natur entdecken und erleben: Die Wasseramsel

Wasseramsel, links die Jugendform (© Kosmos-Vogelführer, Franck-Verlag, Stuttgart)

An einem mit Erlen gesäumten wilden Bächlein spielt munter ein knapp drosselgroßer Vogel am Ufer. Oberkopf und Schultern sind schokoladenbraun, die restliche Oberseite mit den Schultern ist schiefergrau. Die rundliche Gestalt, der kurze und gestelzte Schwanz, sowie die kurzen Flügel verraten ihn: es ist die Wasseramsel (Cinculus cinculus). Schon von weitem sieht man ihre leuchtend weiße Brust und Kehle mit dem weißem Saum um das Auge. Mit ihrem schwarzen Schnabel stochert sie im Schlamm nach Insektenlarven, Würmern, Weichtieren, Gliederfüßern und kleineren Fischen. Dabei stellt sie sich sehr geschickt an. Von einem wasserumspülten Stein aus springt sie kopfüber ins Wasser, wo sie sich unter Wasser laufend ihre Nahrung sucht. Nach 14-15 Sekunden taucht sie wieder auf – sie hat noch nichts gefunden. Deshalb verbleibt sie schwimmend im Wasser. Gleich wird sie wieder tauchen. Dabei hebt sie den weitgehend geschlossenen Flügel langsam an und bewegt ihn kräftig gegen den Körper. Diesmal hatte sie Erfolg, sie fliegt aus dem Wasser auf ans Ufer, wo sie ihre Beute, eine Larve, kräftig schüttelt, um sie aus ihrer Hülle zu ziehen. Doch plötzlich hält sie inne. Aufgeregt beginnt sie zu knicksen und den Schwanz zu stelzen. Scheinbar wurde sie von einen neugierigen Beobachter oder einem Feind gestört. Sie flüchtet im niedrigem Flug knapp über dem Wasser, immer dem Bachlauf folgend.

Die Wasseramsel ist relativ standorttreu. Häufig konnten wir diesen seltenen Vogel bei uns im Herbst und Winter am Dorfteich beobachten, meistens bei der Futtersuche. Manchmal sang sie auch (vorwiegend in der Dämmerung) – ein munterer, gurgelnder, leiser Gesang. Waren einmal zwei oder drei Vögel da, verfolgten sie sich laut rufend über den Teich, bis sie über die Dock in Richtung Lehestenbach (Richtung Saale) verschwanden. Dort zeigte uns ein Ornithologe ihren Nistkasten, der unter einer kleinen Brücke angebracht war. Hier baute die Wasseramsel ihr Nest, eine festgefügte Mooskugel mit seitlichem Schlupfloch, welches in die Moosröhre führt. Dieses Nest, ein richtiges Kunstwerk, wurde von beiden Partnern gebaut. Normalerweise bevorzugen Wasseramseln Mauerlöcher in Brücken, doch da heutzutage meist nur noch mit Beton gearbeitet wird, muß der Mensch mit künstlichen Nisthilfen nachhelfen. Meistens legt das Weibchen 4 bis 6 Eier, aus denen dann nach ca. 16-17 Tagen die nackten Jungen schlüpfen, die nach weiteren 17 Tagen das Nest verlassen. Schon bevor sie fliegen, können sie bereits schwimmen. Das elterliche Revier verlassen sie im Alter von 6-7 Wochen. Sie suchen nun die Mausergebiete auf. Anschließend besetzen sie ein Revier, das sie lebenslang beibehalten.

1997 wurden im gesamten Saale-Orla-Kreis 30 Brutpaare gezählt, wozu auch unser Pärchen gehörte. Dies ist im Vergleich zu anderen Vogelarten, z.B. zum Buchfink, sehr gering. Eine mögliche Ursache könnte das Fehlen von geeigneten Nistplätzen, sowie die nicht sehr gute Wasserqualität sein. Die Wasseramsel benötigt rasch fließendes Gewässer, das gut durchlüftet und sauerstoffreich ist. Nur eine geringe Verunreinigung darf vorliegen, um ihr reichlich Nahrung zur Verfügung zu stellen. Daher ist es nötig, begradigte Flüsse zu renaturieren, um auch hier diesen seltenen Gast wieder begrüßen zu können.

E. Hempel

Das evolutionskritische Lehrbuch in neuer Auflage

Erfreulicherweise konnte das Standardwerk “Evolution – kritisches Lehrbuch” Anfang des Jahres in der 5. Auflage erscheinen. Die Autoren schreiben dazu in ihrem Vorwort:

“Zwei Jahre nach der Veröffentlichung der neu geschriebenen 4. Auflage war klar, daß eine Reihe von Abschnitten überarbeitet werden könnte. Wir mußten uns auf wenige, besonders wichtige Änderungen beschränken.

Abschnitt VI.13.5 wurde aufgrund von Funden befiederter Dinosaurier aktualisiert. Die aufregendste Entwicklung im Bereich der Paläanthropologie war die Reklassifizierung des “Zwischengliedes” Homo habilis in die Gattung Australopithecus. Kapitel VI.14 wurde auch aufgrund weiterer Fossil-Funde sehr stark überarbeitet. Die Modellierung der evolutiven Entstehung eines Proteins durch Exonshuffling (IV.7.3.3) sowie des Bakterienmotors (IV.7.4) erwiesen sich als nicht haltbar: Die in der vierten Auflage publizierten, extrem geringen Wahrscheinlichkeiten lassen sich eben doch nicht so leicht zahlenmäßig fassen. Diese Teile wurden mußten deshalb völlig neu geschrieben werden. Dies zeigt eindrücklich, wie schwierig es ist, ein kritisches Lehrbuch zu einem so umfassenden Gebiet wie der Evolutionslehre auf einem wissenschaftlich durchgehend einwandfreien Niveau zu publizieren. Unsere Begrenztheit als Autoren wurde uns damit wieder einmal deutlich vor Augen geführt.

Von einigen Lesern hat uns berechtigte Kritik erreicht, diese wurde generell berücksichtigt, hat aber meist nur zu kleineren Änderungen geführt. Das Buch wurde in der Fachwelt weitgehend mit Schweigen bedacht. Einige wenige Reaktionen waren stark emotional geprägt – dies überraschte nicht. Es war eine Erfahrung eigener Art für uns, daß man vernichtende Buchbesprechungen veröffentlichen kann, nach deren Lektüre wir uns ernsthaft fragten, ob es der Rezensent denn für nötig gehalten hat, das besprochene Werk auch zu lesen.”

Über Baumkronen spazieren gehen!?

Der sehenswerte Text/Bildband ist in Neuauflage erschienen.

Auf unserem Hütten-Urlaub hatten wir den W+W Bildband “Die ersten Gipfelstürmer – wie Blumen die Alpen erobern” dabei. Ein christlicher Bildband über die Alpenblumen, kann ja als Urlaubslektüre nicht schaden!

Wir haben das Buch es diesmal nicht, wie so manchen Naturführer, wieder ungebraucht mit nach Hause genommen. Schon das Inhaltsverzeichnis versprach Überraschungen, die vom ersten Kapitel bis zum letzten Kapitel durch Staunen und Bewunderung abgelöst wurden. “Das ist ja genial, wußtest du schon daß …?”, so und ähnlich die Äußerungen meiner Frau, während sie das Buch fast in einem Sitz (Liegestuhl) durchgelesen hat.

Bei unseren nächsten Wanderungen entdeckten wir neue Wunder am Wegesrand und sahen das, was wir schon oberflächlich gesehen haben, beim zweiten Mal erst richtig. Es entstand dabei so etwas wie “Begeisterung auf den zweiten Blick”.

Der “eingegrabene Baum”, die Kraut-Weide.

Dieser Bildband “mit Tiefgang” im wahrsten Sinne des Wortes, zeigte zum Beispiel, daß es einen Baum gibt, dessen Stamm mit fast dem ganzen Geäst im Boden versteckt ist. Dieser “kleinste unter allen Bäumen” die Kraut-Weide, der oberhalb der Baumgrenze wächst, wurde uns hier beim Thema “Flexibilität – eine Schöpfungsgabe” bekannt gemacht. Er veranschaulicht was ihm Rahmen eines Schöpfungsverständnisses Anpassung bedeutet und wie wunderbar die geschaffene Flexibilität Leben unter extremsten Bedingungen möglich macht. Über seine Baumkronen, von der nur die Blätter aus dem Boden ragen, können wir wirklich spazieren gehen.

Entdecken Sie selbst dieses Buch und noch mehr unseren Schöpfer, dessen Werke darin verständlich gemacht werden. Mir würde das Buch fehlen, wenn der ersten Auflage nicht diese Neuauflage gefolgt wäre.

Ich habe es schon häufig als Geschenk weitergegeben und möchte es weiterhin tun, in der Überzeugung daß es auch solche nicht unberührt läßt, die dem Gedanken an einen Schöpfer zunächst fernstehen.

“Die faszinierenden Fähigkeiten der hochalpinen Pflanzenwelt lassen die Vielseitigkeit und Genialität des Schöpfers erahnen. Hier sind Schönheit und Zweckmäßigkeitbesonders auffällig gepaart.” Diese Bemerkung aus dem Klappentext (Schönheit und Zweckmäßigkeit besonders auffällig gepaart) trifft für mich auch auf diesen Bildband zu. Eine Augenweide, (auf) mit der es sich ganz anders spazieren gehen läßt!

Christian Dreber, W+W-Lehrdienst

Die ersten Gipfelstürmer
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