Prof. Dr. Kutschera verbreitet falsche Tatsachenbehauptungen über die Studiengemeinschaft Wort und Wissen e.V. im „Stern“
Die Zeitschrift „Stern“, Ausgabe 13/2007 vom 22. März 2007, druckte auf S. 178 einen Beitrag unter der Überschrift „Der Schöpfer ist ein Käfermacher“, in dem unrichtige Behauptungen, über die Studiengemeinschaft Wort und Wissen e.V. verbreitet werden. Prof. Ulrich Kutschera behauptet, die Kopie eines Briefes in seinen Unterlagen zu haben, in dem ein Wort-und-Wissen-Mitglied einem Schulleiter anbiete, „Geldspenden an die Schule zu geben, unter der Auflage”, dass das Buch ‚Evolution – ein kritisches Lehrbuch’ von der Schule „doch bitte schön benutzt wird“. Ein Brief mit diesem Inhalt existiert nicht. Richtig ist, dass ein emeritierter Physik-Professor dieses Buch in einer privaten Aktion als Geschenk angeboten hat. Der entsprechende Brief liegt der Studiengemeinschaft inzwischen vor. Darin wird keine Geldspende in Aussicht gestellt und es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass das Geschenk keinerlei Verpflichtung für die Schule beinhaltet. Mitglieder der Studiengemeinschaft haben nie die Überlassung privater Spenden an die Verwendung des genannten Lehrbuches geknüpft.
Das „Stern“-Interview enthält weitere unrichtige und tendenziöse Behauptungen über Evolutionskritiker, auf die im Folgenden ebenfalls eingegangen wird.
In der aktuellen Ausgabe des „Stern“ (13/2007 vom 22. März) äußert sich Prof. Dr. U. Kutschera, (Biologieprofessor an der Universität Kassel und Vorsitzender der AG Evolutionsbiologie des Verbandes Deutscher Biologen) in einem Interview zum Kreationismus in Deutschland. Da außer der SG Wort und Wissen e.V. keine andere evolutionskritische Gruppierung in dem von Christoph Koch geführten Gespräch genannt wird, müssen alle Aussagen Kutscheras aus der Perspektive des Lesers eine Bewertung der Studiengemeinschaft darstellen. Dieser Eindruck muss auch deshalb entstehen, weil Kutschera auf das von Wort und Wissen herausgegebene Buch „Evolution – ein kritisches Lehrbuch“ eingeht.
Wir verwahren uns dagegen, wenn ein Nachrichtenmagazin wie der „Stern“ sich benutzen lässt, um erfundene Geschichten und unbegründete Unterstellungen mit dem Ziel zu kolportieren, Ängste zu schüren und Christen der Lächerlichkeit preiszugeben. Die kritische Haltung gegenüber dem Alleinerklärungsanspruch der Evolutionstheorie als Ausdruck „deutlicher Bildungsdefizite“ zu werten, beleidigt eine Vielzahl von Wissenschaftlern, Lehrern, Schülern und Studenten, die auch aufgrund ihrer naturwissenschaftlichen Kenntnisse diesem Deutungsansatz ablehnend gegenüberstehen.
Entgegen der Behauptung Kutscheras hat die Studiengemeinschaft „Wort und Wissen“ e.V. niemals Versuche unternommen oder gefördert, das Buch „Evolution – Ein kritisches Lehrbuch“ dadurch in Schulen einzuführen, dass den betreffenden Schulen Geldspenden angeboten werden. Der als Beleg dafür zitierte Brief dokumentiert ein solches Vorgehen in keiner Weise. Das Buch wurde von einem emeritierten Professor der Physik Gymnasien zur Schenkung angeboten. Bei dem uns von Herrn Kutschera inzwischen zugesandten Brief, auf welchen sich seine Aussagen im Interview bezogen, handelt es sich um das Bestätigungsschreiben für Interessenten im Raum Thüringen, die sich das Buch im März 2004 gewünscht haben. Dort steht u.a. ausdrücklich, dass mit dem Buchgeschenk keinerlei Verpflichtungen verbunden sind. Von Geldspenden als Auflage ist nirgends die Rede.
Prof. Kutschera gibt im „Stern“-Interview als Strategie unserer vermeintlichen Angriffe gegen die Wissenschaft die Nutzung akademischer Titel von Evolutionskritikern an. Wir stellen fest, dass Prof. Kutschera seinen Professorentitel ohne Bedenken in den Dienst seiner religionskritischen Aktivitäten als Mitglied des wissenschaftlichen Beirates der atheistisch orientierten Giordano Bruno Stiftung stellt. Vor diesem Hintergrund wird vielleicht verständlich, dass Herr Kutschera es im o.g. Interview „in der Tat beunruhigend“ findet, dass 40% der Studienanfänger der Psychologie an die Existenz einer „höheren Intelligenz“ glaubt.
Entgegen der Darstellung von Prof. Kutschera existieren in den von der Studiengemeinschaft Wort und Wissen herausgegebenen Schriften keine Passagen, in denen Andersdenkende „arrogant und polemisch“ als „überheblicher Materialist“ oder gar als „Terrorist“ bezeichnet werden. Wir bitten Prof. Kutschera, uns entsprechende Nachweise zu nennen, damit wir uns ggf. von solcher Art der Auseinandersetzung distanzieren können. Selbst wenn unsere Kritiker mit unsachlichen Argumenten auf unsere Darstellungen eingehen, darf und wird es derart unwürdige Reaktionen unsererseits nicht geben. Eine uns kürzlich zugestellte, Prof. Kutschera grob beleidigende Reaktion eines Lesers des „Stern“-Interviews bedauern wir sehr. Wir haben diese uns unbekannte Person aufgefordert, sich bei Prof. Kutschera in aller Form zu entschuldigen.
Ein völliges Rätsel bleibt uns die von Prof. Kutschera vorgetragene Behauptung: „Die Schöpfungsgläubigen wollen die wissenschaftlichen Denk- und Arbeitsweisen neu definieren.“ Wir haben wiederholt, ausdrücklich und unmissverständlich deutlich gemacht, dass wir die in den Naturwissenschaften üblichen Methoden der Erkenntnisgewinnung ohne Abstriche akzeptieren (Studiengemeinschaft Wort und Wissen akzeptiert und nutzt Naturwissenschaft“). Nur so lernen wir die Regelhaftigkeiten, die Möglichkeiten und Eigenschaften der Natur verstehen. Jedes Detail, das auf diesem wissenschaftlichen Weg herausgefunden wird, ist uns willkommen. Prof. Kutschera sollte das sehr genau wissen. Wir lehnen es jedoch ab, der Naturwissenschaft Antworten in den Mund zu legen, die sie bisher (noch?) nicht gegeben hat, und Hypothesen voreilig in den Rang von Tatsachen zu befördern. Weiterhin gibt es – und das ist philosophisches Grundlagenwissen – keine plausible Begründung dafür, die Existenz und das Wirken Gottes zu leugnen, nur weil dies mit dem methodischen Inventar der Naturwissenschaften nicht erfasst werden kann.
Was die Wissenschaftlichkeit unserer Publikationen anbelangt: Der Leser ist eingeladen, sich mit dem genannten Lehrbuch selber zu befassen. Er wird feststellen, dass es sich um eine sachliche Auseinandersetzung mit der Evolutionstheorie handelt, welche auf dem Boden gegenwärtigen biologischen Wissens ausgetragen wird. Wir verstehen Prof. Kutscheras Zugeständnis, dass wir uns „sogar krampfhaft an alle Fakten“ halten, als Anerkennung des wissenschaftlichen Niveaus unserer Publikationen.
Es bedeutet für Wissenschaft und Gesellschaft keineswegs den Untergang, wenn Erklärungen für das Sein und Werden unserer Welt und des Menschen auch auf übernatürliche Aspekte Bezug nehmen. Die moderne Naturwissenschaft wurde bekanntlich zum großen Teil von schöpfungsgläubigen Wissenschaftlern begründet. Die biblisch begründete Weltanschauung war und ist ein Fundament unserer Gesellschaft und ihrer wissenschaftlichen Erfolge. Fehlentwicklungen und der Missbrauch dieser Weltsicht sind uns dabei durchaus schmerzlich bewusst.
Prof. Kutscheras Interview ist schließlich geeignet, christliche Ärztinnen und Ärzte in Misskredit zu bringen. Das beschämende Szenario, welches von ihm konstruiert wird, um eine hypothetische, lebensgefährdende Vorgehensweise eines „strenggläubigen“ Oberarztes zu karikieren, ist nicht nur tendenziös, sondern dokumentiert einmal mehr Kutscheras bedauerliche Unkenntnis des christlichen Glaubens.
Die differenzierte, sachlich begründete sowie solide recherchierte Darstellung von Informationen und Meinungen gehört zum Rechtsanspruch des Lesers gegenüber der Wissenschaft und den Medien. Das „Stern“-Interview mit Prof. Kutschera ging leider in die falsche Richtung.
Dr. Henrik Ullrich
1. Vorsitzender der Studiengemeinschaft Wort und Wissen e.V.