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Stammt der Mensch von einem bayerischen Menschenaffen ab? – Funktionsmorphologische und evolutionstheoretische Spekulationen


Artikel als PDF-Datei (11 Seiten, 1680 KB, Stand: 04.04.2020)

Zusammenfassung

Madelaine Böhme und ihre Kollegen haben Ende 2019 mit Danuvius guggenmosi eine neue fossile miozäne Menschenaffenart beschrieben, die nach den Merkmalen der Zähne und der Knochenüberreste des Schädels aus dem Formenkreis der Dryopithecinen stammt. Der Affe aus dem bayerischen Allgäu wird auf 11,62 Millionen Jahre datiert. Die Körperproportionen Danuvius sind ähnlich denen des Zwergschimpansen. Im Bereich des Körperstamm- und Extremitätenskeletts zeigt der neue Primat aber eine bisher unbekannte Kombination von Merkmalen, die auf eine unbekannte Fortbewegungsweise schließen lässt. Böhme et al. (2019) vermuten, dass es sich dabei um eine Kombination von Hangeln in Bäumen und einer zweibeinigen Fortbewegung mit gestreckten unteren Gliedmaßen gehandelt hat. Danuvius könnte nach den Autoren ein mögliches Modell der Fortbewegung des letzten gemeinsamen Ahnen von Großaffe und Mensch repräsentieren.

Viele fossile Großaffen aus dem Miozän weisen einen Mix von Skelettanpassungen auf, der unähnlich dem der lebenden Großaffen ist. Es lässt sich kaum näher bestimmen, wie sich diese Großaffen fortbewegten und wie viel Zeit sie dabei in Bäumen oder auf dem Erdboden verbrachten. Diese Einschätzung dürfte angesichts der einmaligen Merkmalskonstellation auch auf Danuvius zutreffen.

Falls Danuvius sich tatsächlich biped mit gestreckten unteren Extremitäten in Bäumen fortbewegt hat, wie Böhme und ihre Kollegen vermuten, entstand gemäß Evolutionsmodell der zweibeinige Gang schon bei den Menschenaffen lange vor Abspaltung der Homininen vom gemeinsamen Großaffe-Mensch-Vorfahren und dies geschah auch nicht in Afrika wie bisher postuliert, sondern in Europa. Die Bipedie wäre damit nicht mehr das entscheidende Identifikationskriterium von Homininen. Die im Evolutionsmodell als frühe Homininen klassifizierten Primaten mit Kletteranpassungen könnten deshalb auch Großaffen mit einem heute nicht mehr zu beobachtenden Fortbewegungsmix gewesen sein.

Im Grundtypkonzept der Schöpfungslehre repräsentiert Danuvius guggenmosi eine ausgestorbene Art eines Menschenaffen-Grundtyps. Innerhalb von Grundtypen sind aufgrund angelegter (latenter) genetischer Programme zahlreiche Skelettmerkmalskombinationen zu erwarten. Menschenaffen, die sich in Bäumen hangelnd und mit gestreckten Beinen biped auf Baumzweigen abstützend fortbewegten wie Böhme et al. (2019) vermuten, sind in diesem Modell gut denkbar.

Böhme M et al. (2019) A new Miocene ape and locomotion in the ancestor of great apes and humans. Nature 575, 489-493.