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Die Einzigartigkeit des menschlichen Kehlkopfes


Artikel als PDF-Datei (28 Seiten, 1435 KB, Stand: 31.03.2025)

Handelt es sich bei der menschlichen Stimme lediglich um eine „Einnistung“ in bereits bei Primaten vorhandene Anatomie, die evolutionär einfach und unproblematisch zu erklären ist – oder existieren deutliche Hinweise auf ein einzigartiges, komplexes und geniales Schöpfungsdesign der an der menschlichen Stimme beteiligten Kom­ponenten?

Ist die menschliche Stimme nur eine kulturelle Errungenschaft, die sich evolutionär in eine bereits bei Primaten bestehende Anatomie „eingenistet“ hat oder trägt der anatomische Bauplan einzigartige Merkmale in sich, die auf gezielte Planung einer vielseitigen und differenzierten Stimmfunktion hinweisen? Sind die anatomischen und physiologischen Eigenschaften der Stimmfunktion, welche die Grundlage für Sprache und Gesang bieten, ein den Menschen abgrenzendes Merkmal oder sind sie unerheblich? Letzteres würde die Rekonstruktion im Sinne der Phylogenese (Stammesgeschichte) deutlich erleichtern. Es stellt sich somit die Frage, ob es – entgegen der verbreiteten Meinung heutiger Evolutionsbiologen – neben allgemein anerkannten neurologischen Merkmalen auch wesentliche anatomische Merkmale gibt, die einen relevanten Unterschied zwischen Mensch und Primaten ausmachen.

Unbestritten liegt zwischen den Kommunikationsweisen von Tieren und Menschen der markante Unterschied in der Ausprägung der Sprachfähigkeit, da der Mensch Gedanken, Gefühle sowie komplexe Sachverhalte auf eine differenzierte Weise mitteilen kann. Das menschliche Stimmsystem ist im Gesamtsystem des menschlichen Wesens bestens vernetzt. Stimmeinsatz ist nur möglich durch Interaktion komplexer Körpersysteme. Die an der Stimme beteiligten Systeme verfügen jeweils über eigene, interne Funktionen, interagieren andererseits aber auch als Teil des Stimmsystems. Als Teilsystem der Stimme ordnen sie sich als ein Element in der Stimmerzeugung der gemeinsamen Funktion verbaler Kommunikation unter. Neben der mentalen Fähigkeit, komplexe Informationen zu durchdenken, wird für die vielfältigen Lautbildungen der menschlichen Sprachen ein anatomisches und neuronales System benötigt, das auf organischer Ebene die differenzierten Laute erzeugen kann. Das Gehirn, die Sinnes-Systeme und das Stimmsystem sind drei Teilbereiche, die in der Stimm- und Sprachfunktion in einer feinaustarierten Wechselbeziehung zueinander stehen. Menschliche Kommunikation ist nur im Trio von Wahrnehmen, Denken und Senden umfänglich gewährleistet. Auffallend ist, in welch hohem Maß sich im Stimmsystem Funktionalität, Variationsvielfalt und Ästhetik vereinen – auch wenn letzteres natürlich subjektiv ist. Auf vielfältige Weise kommen „Multitoolsysteme“ zum Einsatz, deren evolutionäre und rein zufällige Entstehung nach aktuellem Wissensstand nicht nachvollziehbar erscheint. Sowohl die internen Details als auch die Schnittstellen müssen gut durchdacht und funktional sein.

 

Inhalt

1. Einleitung
2. Der Kehlkopf von Mensch und Tieren im Vergleich
Das Doppelventil im Kehlkopf für Atmung und Lautäußerung
Ein „Multitool- System“
Unterschiede zwischen dem Atem- und Kehlkopfsystem von Vögeln, Säugern und Menschen
3. Die Diskussion um den gesenkten Kehlkopf
Kehlkopfabsenkung und Vokaltrakt
Weitere Unterschiede in der Anatomie
4. Der Zusammenhang von Gewebe und Klang
Der menschliche Kehlkopf
Die Stimmlippen
Die Lamina propria der Stimmlippe
Die komplexe Struktur des Stimmklangs
Was das komplexe Stimmsystem empfindlich stören kann
5. Die Vielseitigkeit des Systems und die Anbindung an das Gehirn
6. Laute von Affen und Menschen im Vergleich
7. Schlussfolgerungen
8. Literatur