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Evolution – passend für Evangelikale ? – Anmerkungen zur Internetseite www.schoepfung-durch-evolution.de


Artikel als PDF-Datei (13 Seiten, 221 KB, Stand: 18.12.2012)

Zum Begriff „evangelikal“ siehe: Holthaus S (2007) Die Evangelikalen. Fakten und Perspektiven. Lahr/Schwarzwald. Bei allen Unterschieden ist Evangelikalen (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) wichtig, dass die Bibel Gottes inspirierte Offenbarung an den Menschen ist, dass Jesu Tod ein Sühnetod für die Sünde der Menschen ist, dass Jesus leiblich auferstanden ist, dass jeder Mensch Sünder ist und Jesus als Retter von Sünde und Tod braucht, dass dazu auf der menschlichen Seite eine wie auch immer geartete Bekehrung erfolgen muss; dass zum Christsein die verbindliche Zugehörigkeit zu einer Gemeinde gehört und dass es geboten ist, den Glaube anderen Menschen zu bezeugen und sie zur Nachfolge Jesu einzuladen.

In diesem Artikel werden die wichtigsten Argumente, die auf der Webseite www.schoepfung-durch-evolution.de präsentiert werden, dargestellt und kritisiert. Die Kritikpunkte lauten in Kurzform:

  1. Der Auffassung, in der Bibel würde eine falsche Wissenschaft der damaligen Zeit als Gefäß für theologische Wahrheiten genutzt, steht entgegen, dass die Historie in den neutestamentlichen Texten mit heilsgeschichtlichen und ethischen Aussagen untrennbar verquickt ist. Wird das alte „Gefäß“ durch die „moderne“ Evolutionsanschauung ersetzt, können wesentliche Aussagen über den Ursprung der Sündhaftigkeit des Menschen und der Notwendigkeit der Errettung durch Jesus Christus nicht mehr aufrechterhalten werden. Die Aussage, dass die theologischen Wahrheiten unabhängig von der Historie seien, wird nur behauptet, aber nicht begründet.
  2. Die Begründung dafür, dass den biblischen Texten ein falsches Weltbild zugrunde liege, ist fragwürdig. Viele weltbildhaft gedeutete Begriffe und Texte in der Heiligen Schrift erklären sich zwanglos als Ausdruck poetisch-bildhafter Sprache oder aus der Verwendung allgemeinverständlichen Sprache des Augenscheins, die wir auch heute benutzen und die Menschen aller Zeiten und aller Bildungsgrade leicht verstehen können. Darüber hinaus kann aus der Verwendung solcher Begriffe und Texte nicht gefolgert werden, dass das, worüber berichtet wird, gar nicht geschehen sei.
  3. Schöpfung und Erlösung werden weitgehend gleichgesetzt bzw. unsachgemäß miteinander verknüpft. Die Erlösung durch Jesus Christus wird auf einer Linie mit dem Schöpfungshandeln Gottes gesehen. Der Tod als Motor im Konkurrenzkampf der Evolution wird in eine Linie mit dem stellvertretenden Sterben Jesu Christi für die Sünde der Menschheit gestellt. In den biblischen Texten wird dagegen das Leiden und Sterben Jesu vor dem Hintergrund eines Bruches in der Schöpfung (Sünde) und nicht in der Kontinuität einer andauernden Schöpfung dargestellt. Dieser Bruch verschwindet faktisch in Ansätzen einer durch Evolution sich vollziehenden Schöpfung. Sünde kann dann nur als Evolutionsprodukt gesehen werden, für das der Mensch nicht zur Verantwortung herangezogen werden kann.
  4. Die Auffassung, dass mit Tod infolge der Sünde der geistliche Tod gemeint sei, ist exegetisch nicht haltbar.
  5. Wie die Sünde des Menschen und sein Fall in einem evolutionären Geschehen zu verstehen sind, ist unklar. Das Problem besteht darin, dass „Sünde“ als Folge von Evolution gesehen werden müsste, als notwendige und unvermeidliche Begleiterscheinung des schöpferischen Prozesses. In einen solchen Vorgang passt ein Bruch zwischen Geschöpf und Schöpfer nicht hinein. Das aber widerspricht dem biblischen Zeugnis. Die Heilige Schrift schildert das Hereinkommen der Sünde in die Schöpfung als eine Art „Einbruch“ (Röm 5,12), es erscheint willkürlich zu behaupten, ein allmähliches Hereinschleichen während der Evolution sei mit der Schrift kompatibel.
  6. Da die Schöpfungsaussagen in der Heiligen Schrift in Bezügen zur gegenständlichen Welt stehen, kann die theologische Botschaft nicht unabhängig von den Geschehnissen formuliert werden, auf die sie sich bezieht. Daher ist es in diesem Zusammenhang irrig zu meinen, es käme nur auf den Inhalt geistlicher Wahrheiten an, nicht aber auf das Gefäß, das sie transportiert.
  7. Die wissenschaftlichen Daten und Theorien aus Biologie und anderen Naturwissenschaften, so wie die Autoren sie einschätzen, bestimmen die Auslegung biblischer Texte und die hermeneutische Herangehensweise.
  8. Die Behauptung, die Bibel sage nicht wesentlich mehr über die Schöpfung als dass sie durch den Befehl Gottes geschehe, resultiert aus einer selektiven Betrachtung einzelner Bibelstellen. Die (anfechtbare) Auffassung, dass die Heilige Schrift offen lasse, ob Gottes Erschaffen graduell erfolgt sei oder nicht, erlaubt nicht die Schlussfolgerung, dass die Schöpfung sich evolutionär in einem natürlichen Prozess vollzog. Denn diese Schlussfolgerung hat Konsequenzen für das Verständnis von Sünde, Tod und Errettung, die im Widerspruch zur biblischen Heilsgeschichte stehen.